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Ausgabe:

1963

Spalte:

353-355

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Betz, Otto

Titel/Untertitel:

Offenbarung und Schriftforschung in der Qumransekte 1963

Rezensent:

Bertram, Georg

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 5

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tion with Gen XXV1I1 19 LXX, where most mss have OvXafi/taovi Die einzigartige Bedeutung des großen Lehrers hat wohl seine
(for OvXa/4(jt)kovt Rahlfs) is uncertain. Acts ii 47 is a possible Gemeinde rückschauend betont, vgl. die Damaskusschrift. Er
example (von Soden and others have posited a Tatianic edition oi selbst mag mit einer selbständigen, schöpferischen Priesterschaft
Acts): ?mövxoo/iov D, ie 'ammä read as 'älmä (similarity of aym ^ -T;räger der Offenbarung gerechnet haben, wie das der
and lamedh again). The variety in the old latin tradition atLR Sektenkanon( dne vkl|eicht von irlm selbst verfaßte Schrift,
xxiv 32 may also be best explained on the same basis: *oi<y««-*j vorauszus£tzen ^ ^ sdwift k£mnte auch ffr die engere

*exaXv„ D - d coopertum. . ^Zlatvm Qumrangcmcinde bestimmt gewesen sein, während die Damas-

c : excecatum kusschrift für die in der Welt lebende Diaspora der Sekte Gül-

Syr (vet pe) : yaqir (heavy) tigkeit hatte. Die damit begründete Ordnung bleibt aber doch

A is uncertain since the Eastern witnesses agree with peshittä and eine Interimsordnung vor der letzten Zeit. Der Neue Bund als
the Western with vg (ardens). The sense of Dd is in the Eastern Gottes Wirkung steht noch aus. Der Gemeinde ist das Gesetz
tradition, but influenced by 2 Cor iii 15 xMv/t/m im tip xuodiav nidl(. infi ^m g^ujLt^eo (Jer 31,33 f.). sondern auf Rollen,
avzwv ««freu. The other variants can all be explained as misreaa- und Be]eh dcr Sektenrnitglieder darf nicht aufhören,
ing. of a suPPosed I yaqid - Tf*-* W U'bY Diese Gemeinde erfährt Gottes Wahrheit, d.h. seine Treue und

-aq,r (c) v„ (c),a Se„esonly possbkm Sy lac. Zuverlässigkeit in dem Ringen um die rechte Deutung der

Vogels and von Soden made much of the harmonisi ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^

readings in D, as showing As influence ™c.r Claims are ^ ^ Aus, der Tora macht das gottwohlgefällige

exaggerated, but where D's reading can also be shown to dc Handeln möglich. Der Lehrer selbst tritt ganz in das Licht der
that of A, it would be wrong to claim D as an mdependent Mosetradition; er ist der geistliche Schöpfer und Führer des
witness. Heilsvolkes.

Thus Mt xiii 20 = Mk iv 16 = Lk viii 13. Mt and Mk read Neben ^ offenbar der Tora die si(jl auf das bezieht,
ei&v, but Vtjmi A (Lii*e. P«*an) onüt 41 . *^™JZ was Gott im Gesetz bestimmt hat, steht die prophetische
scen in Mk where D minn pauc c ff- d l q syr(sin) omit (in Mtoniy Offenhan,.,,. J l •• u- rv r>„ „„U» Ai* „,-,r
e syr(sin) omit). And Mt xv 32 - Mk viii 2, in both cases oyj.ov] ~*£°arun8 ^er zukunftigen Dinge. Da geht es um die nor-
+xovzov D al pauc - (Liege, Arab., Pers.) Those characteristics o rnative Auslegung der prophetischen Überlieferung (Habakuk-
the 'Western' text that can be traeed back to Tatian himself will Kommentar!) und die Deutung der Geheimnisse von Schöpfung
not for that rcason be valueless, for, although he may have taken und Geschichte für die Frommen. Der Lehrer selbst erscheint
liberties with his text. Tatian is still a second Century witness not als Priester und Prophet in einer Person, und die prophetischen
to be dismissed lightly. Gestalten des Alten Testaments Elia wie Jeremia oder Deutero-
The problem of the Scmitisms in the 'Western' text has jeeaja (der Gottesknecht) erscheinen als Vorbilder nach Erwäh-
come into prominence reccntly, and the question of their lung und Berufung wie nach Schicksal und Erfahrung. Aber für
original or secondary nature is vital. Yet is must be remembered den Lehrer kommt Offenbarung nicht unmittelbar von Gott,
that they constitutc but one of the many strata of which the sondern sie wird durch das Wort der Schrift vermittelt. Am
'Western' text, as it has come down to us, is formed (Zuntz s nächsten steht das Buch Daniel Audi Daniel ist kein Prophet,
revival of Jeromc's and Valla's metaphor of the stream is sondern ein Deuter der Geheimnisse Gottes,
illuminating in this context). There are certainly some valu- Der Offenbarung durch den Menschen, wie
able Clements, but much is demonstrablv secondary, and this ihn d P»g der ^ ? ^ ^
must be str pped off before any discussion of the original text Sdirifff« 'y,IIIll-n vün V 1 n j u c „,
' : _ v , . , , n f vi "•rirtrorschunt» snndrrn ist reine Gnadcnenbe Oottes. tr er-
of the Gospe s and Acts can take place. Professor Yoder cer- j "f; sonaern lsc rel"L u"uu „i„»j,.„_
. . .. , , ,r. . , i ■ ii leucntet den Menschen- der Aufeane der Sonne ist gleichsam
ta nly earns our gratitude for his painstaking labours in täpliVK» tu • i,£ T~l .„ rr„mm^n
... ,. [ , ., . j. . j £ .i b. . »t... lu^nche Theophanie Aber die innere Erleuchtung des hrommen
providin? this useful aid to the study of the text of this st k . ?c ■ o„f M„ Tnri
c i l Kelne mystische Erfahrung, sie ist vielmehr aut die lora
tamous codex. . bezogen und die so in verschiedenen Bildern dargestellte Er-
Cambndge Seb.st.an Brock kenntnis ist keine andere als die Offenbarung, die das Schrift-
Betz, Otto: Offenbarung und Schriftforschung in der Qumransekte. ^f""1 von Gesetz und Propheten vermittelt. Als reinigende
Tübingen: Mohr 1960. XII, 202 S. gr. 8» = Wissenschaftl. Unter- "nd 0ffenbarende Kraft fungiert der Geist Gottes. Damit kommt
suchungen z. Neuen Testament, hrsg v. J. Jeremias u. O. Michel, 6. ma" «« anthropologische Probleme. Es besteht ein Spannungs-
DM 24.20. Verhältnis in den Qumranrexten zwischen dem heiligen Geist
Otto Betz ist bereits durch eine Reihe von Aufsätzen zur Gott« Ina Menschen, den er bei seiner Geburt als Lebensodem
Qumranforschung bekannt geworden, die die vorliegende Ar- prangen hat, und dem heiligen Geist, der spezitische Oahc
beit vorbereiten, entlasten und ergänzen. Die Arbeit ist von ?5r Erwählten ist. Nicht nur hier ist die Terminologie in den
Karl Elliger inauguriert worden, der mit seinem Werk zum Hymnen eine andere, als etwa in der Damaskusschritt. Et ist
Habakukkommentar eines der grundlegenden Werke zur Er- ^«chen einer Geistlehre, nach der Gottes heiliger Oeist in
forschung der Schriften aus dem Höhlenfund vom Toten Meer de" Offenbarungsträgern zum Heil der Gemeinde wirksam wird,
geschaffen hat. Otto Betz stellt die Frage nach Offenbarung und und einer Geisterlehre, nach der die Geister der Wahrheit und
Schriftforschung, wie sie in diesen Schriften formal zum'Aus- der Lüge einander gegenüberstehen, zu unterscheiden. Uiese
druck kommen. Geisterlehrc läßt auch die Menschen auf der einen oder an-
Die Sekte beruft sich auf eine besondere ihr zuteil ge- deren S«te in das Ringen metaphysischer Mächte h.ne.ngezo-
wordene Offenbarung. Denn die Tora ist zwar Offenbarung des werden. Darin zeigen sich wohl Einflüsse des Dualismus der
Gotteswillens, aber es bedarf zur Erfüllung der Tora nTchf nur hellenistischen Weltanschauung, die sich allerdings auf dem
des reinen Wollens, sondern auch der rechten Erkenntnis. Diese Boden alttestamentlicher Glaubensvoraussetzungen nicht durchErkenntnis
wird denen, die sich in unablässiger Forschung um Betzen vermögen. „.„ärhet in der
die Schrift mit ihren verborgenen Schätzen bemühen, offenbart. Die vorliegende Arbeit hat ihren Wert zunächst n der
Aber die Tora war überhaupt als Ganzes zeitweise verborgen. khren, übersichtlichen, fein gegliederten Darstellung des Pro-
Ais der .Zadokide' Hilkia (621) aufstand, oder später zu Esras b ems von Offenbarung und Schriftforschung, das man wohl
Zeiten und schließlich durch den großen Lehrer der Sekte als das theologische Zentralproblem der C
wurde sie geöffnet. Dabei stehen Offenbarung und Schrift- «lehnen könnte. Denn in derj inneren Verbundenheit de^
Studium nebeneinander und durchdringen einander. Die Erfor- den Grundbegriffe zeigt sich die «7'/";™™
schung ist Sache des einen begnadeten Lehrers, des priesterlichen der Propherie der alttestamenthchen Zeit wie' ^e"u~_ d"
Lehrers der Gerechtigkeit, der das Lehramt des Moses und des spateren pharisäischen und ^ms^J^hgZ^Z
Esra wiederaufnimmt, das Einüben der von ihm offenbarten Er- und erst recht gegenüber dem selbständigen O^nba ung
gebnisse aber ist Sache aller. So hat das Bild vom Brunnen- anspruch der neutestamentlichen Gemeinde mi: ihrem Christus
graben Nu 2, 18 doppeIte a„ ^ Bedeutung: es weist so- glauben in seinen verschiedenen Pragunger Der Verfasser „4
wohl auf die Erforschung der Tora durch den Lehrer als auch tet sein Augenmerk ganz auf die Darstellung der Theologie
auf die Erfüllung der Tora im Wendel tr Sektenangehörigen. der Sekte. Nur nebenbei und nur soweit es für seine Aus-