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Ausgabe:

1963

Spalte:

312-314

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Arens, Anton

Titel/Untertitel:

Die Psalmen im Gottesdienst des Alten Bundes 1963

Rezensent:

Leivestad, Ragnar

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 4

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Stellungen de« Kirchenliedes und der Kirchenmusik oder Artikel
in Enzyklopädien und anderen Nachschlagewerken manchmal
schon in ihrem Erscheinen z. T. überholt, so daß man sich
scheut, derartige Gesamtdarstellungen abzuschließen, und mit
einer gewissen Sorge jede neu enscheinende Spezialarbeit daraufhin
prüft, ob 6ie uns nicht zwingt, mehr oder minder einschneidende
Korrekturen vorzunehmen" (S. 65). Angesichts
dessen, daß es auf dem Gebiet der Hymnologie zu einer weitgehenden
Gemeinschaftsarbeit mit den verschiedensten Grenzwissenschaften
wie Sprach- und Liter?turforschung, Musikwissenschaft
und Kulturgeschichte, aber auch Bibliographie, Paläogra-
phie, Geschichte des Buchdrucks usw. kommen muß, die oft unterschiedliche
wissenschaftliche Untersuchungsmethoden praktizieren,
und daß andererseits infolge der Ausdehnung des Forschungsgebietes
auch Gemeinschaftsarbeit der Hymnologen selbst unerläßlich
ist, muß jede Systematik und Methodik der Hymnologie
als improvisiert und nur vorläufig erscheinen. Die Lage
auf diesem Forschungsgebiet erfordert trotzdem diesen Versuch.
Ich gebe davon nur die großen Sachgebiete an, die Ameln noch
inhaltlich genauer umreißt: I. Theologie des Kirchenliedes.
II. Ursprung und Geschichte des Kirchenliedes, III. Inhalt und
Gehalt des Kirchenliedes, IV. Form und Stil des Kirchenliedes,
V. Theoretische Grundlagen der Kirchenliedweisen, VI. Praxis
des Kirchengesanges, VII. Leben und Werk der Dichter und
Melodienschöpfer, VIII. Geschichte der Hymnologie. Leben und
Werk bedeutender Hymnologen und Theoretiker. Als dringende
Sonderaufgaben, die auch genauer umrissen werden, erscheinen:
A. Systematische Erschließung der Quellen, B. Berichtigung und
Ergänzung der Standardwerke, C. Möglichst schnelle Veröffentlichung
neuer Funde und Forschungsergebnisse, D. Erschließung
älterer Arbeiten, besonders der an schwer zugänglicher Stelle
veröffentlichten. —

Da mir die genauere Darstellung von zwei Hauptbeiträgen
diesmal vordringlich erschien, kann ich die Fülle und Vielseitigkeit
des in den „Kleinen Beiträgen und Miscellen" Gebotenen
nur eben nennen. Das meiste daraus bedeutet bereits ein Stück
Verwirklichung der Forderungen K. Amelns. Es handelt sich um
folgende Titel: „Laus tibi Christe" - „Ach du armer Judas".
Untersuchungen zum ältesten deutschen Passionslied (W. Lipphardt
). „Ach Gott, vom Himmel sieh darein" (K. Ameln). „Be-
girlich in dem Herzen min." Ein Vorschlag zur Interpretation
der Weise (U. Aarburg). Die beiden Weisen zu Luthers Vater-
unscrlied (M. Jenny). Das älteste evgl. Gesangbuch der Schweiz
wiedergefunden (M.Jenny). „Venus, du und dein Kind" (S.
Fornacon). „Zwingt die Saiten in Cythara" (W. Metzger). Das
„Große Hymnusbuch" des Kantors Christoph Schultze (W.
Braun). „Sieh hier bin ich, Ehrenkönig" (S. Fornacon). Joh.
Seb. Bachs erstes Gesangbuch (C. Freyse). Zur gottesdien6tlichen
Musik in einer mitteldeutschen Kleinstadt im 18./19. Jhdt.
(E. Schmidt). Deutscher Einfluß auf die erste Ausgabe der Hymns
Ancient and Modern 186l/l868 (Maurice Frost). Kirchenlied
und Kirchenmusik in der deutsdien reformierten Schweiz im
Jahrhundert der Reformation. Ein Literaturbericht (K. Ameln),
wichtig für die Frage nach dem Verhältnis Zwingiis zu Kirchengesang
und Kirchenmusik! — Ein neues Handbuch der Gregoria-
nik (W. Lipphardt). Zwei Liederschlüssel zum Gesangbuch der
Gemeinden. Ein Literaturbericht (M. Schaefer). Hymnologische
Notizen aus Nordamerika (W. E. Buszin). —

Der Literaturbericht zur Liturgik befaßt sich im 1. Abschnitt
mit der Liturgieforschung in Deutschland und ist aufgegliedert
in I. Sammelwerke und Gesamtdarstellungen, II. Religionsgeschichte
, III. Geschichte des Predigt- und Abendmahlsgottesdienstes
(A. Altorientalische und jüdisch-israelitische Religion
, B. Spätjudentum und Urchristentum, C. Reformationszeit
, D. Neuzeit und Gegenwart), IV. Die Predigt, V. Taufe.
Im Urchristentum. Wieder werden von besonderen Fachkennern
nicht nur die Titel, sondern bei allen wichtigeren Neuerscheinungen
auch kurze Ausführungen zum Inhalt gegeben. Im 2.
Abschnitt über die Liturgieforschung in fremdsprachigen Ländern
wird aus der Liturgieforschung in Schweden 1959 — 1960 und
aus der Liturgieforschung in Dänemark 1959 berichtet. Dieser
Bericht von S. Borregaard befaßt sich ausführlicher mit den drei
einzig noch existierenden und 1959 veröffentlichten dänischen

Meßbüchern aus der Reformationszeit, in deren Geschichte sich
zugleich der Kampf zwischen dem damals noch zu Dänemark
gehörenden Bischof von Lund und dem von Kopenhagen auswirkt
. Ein Literaturbericht über die Jahre 1959/60 wird für das
Jahrbuch 1962 in Aussicht gestellt. Es folgen Berichte über die
Liturgieforschung in Norwegen, Frankreich und England; die
ersten beiden interessieren besonders durch ihre Ausführungen
zur allgemeinen Lage (Helge Fehn und Ernest Muller zeichnen
als Verfasser). Den Literaturbericht zur Hymnologie erstattet
für Deutschland K. Ameln unter Mitarbeit von J. Heinrich und
W. Reich, sowie gelegentlichen einzelnen Mitarbeitern. Dieser
Bericht wird in folgenden Abschnitten dargeboten: I. Theologie
und Musik (A. Grundsätzliche Besinnung, B. Kirchenmusik und
Musik in der Ordnung des Gottesdienstes), II. Hymnologie
(A. Geschichte und Bibliographie der Quellen, B. Ursprung und
Geschichte des Kirchenliedes, C. Kirchenlied und Gregorianik,
D. Kirchenlied, Volkslied und weltliche« Lied, E. Leben und
Werk der Dichter und Melodienschöpfer, F. Untersuchung und
Auslegung einzelner Lieder, G. Gesangbücher und Liedersammlungen
, H. Beiträge zur Forschung und Lehre vom Kirchenlied),
III. Kirchenmusik (A. Geschichte und Bibliographie der Kirchenmusik
, B. Werke und Formen, C. Leben und Werk der Meister
, D. Zur Theorie und Praxis der Kirchenmusik, E. Wichtige
Neuausgaben), IV. Allgemeine Musikgeschichte. Auslandsberichtc
werden gegeben aus Frankreich (1959), Großbritannien und den
USA, Schweden (1958 — 1960), Norwegen, Tschechoslowakei.
• Es folgen ein Bericht über Hymnologie und Kirchenmusik in
Nordamerika von W. E. Bii6zin und der Bericht über ein neues
Gesangbuch der luth. Kirche in Amerika von J. Riedel.

Das Verzeichnis der Lied- und Strophenanfänge und der
Personennamen erleichtern die Auswertung des Jahrbuchs. —

Man kann sich liturgische und hymnologische Forschungsarbeit
im evangelischen Deutschland heute kaum mehr ohne
die Hilfe dieses Jahrbuches vorstellen. Möchten alle am Zustandekommen
dieses Jahrbuchs Beteiligten, auch die finanziell
es mittragenden Kreise, in der dankbaren Aufnahme, die die6
Buch nun schon zum sechsten Male finden wird, ihren Lohn
sehenl

Greifswald William N n gc I

Arent, Anton, Dr. theo].: Die Ptalmen im Gottesdienst de» Alten
Bundes. Eine Untersuchung zur Vorgeschichte de« christlichen Psalmengesanges
. Trier: Paulinus-Verlag 1961. XIX, 228 S. gr. 8° =
Trierer Theologische Studien, hrsg. v. der Theol. Fakultät Trier,
11. Bd. Kart. DM 13.80.

Diese liturgiegeschichtliche Abhandlung 6etzt voraus, daß
die kirchliche Verwendung der Psalmen bei den kanonischen
Gcbetstunden und dem Le6cgottesdienst der Meßfeier eine Fortsetzung
der kultischen Tradition des Tempels und der Synagoge
sei. Der aktuelle Zielpunkt des Verfassers ist es, ein Material
vorzulegen, das man bei der geplanten Revision des Breviers
in Betracht ziehen muß. Das Buch hat aber auch als ein Beitrag
zu der alttestamentlichen Forschung einen besonderen Wert.

In einem „allgemeinen Teil" wird „die Funktion der Psalmen
in den Entwicklungsphasen des alttestamentlichen Kultus"
dargestellt. Es sind 3 Kultstufcn, die einander ablösen, doch so,
daß jede neue Stufe auf den früheren aufbaut. Die erste Phase
ist durch das Bunde6opfer (Ex 24) und die Zeltweihe (Ex 40)
gekennzeichnet, mit Moses als Begründer und dem heiligen
Zelt als Inhalt, die zweite durch das Opfer Davids (1 Chr21)
und die Tempelweihe (2 Chr 5—7), mit David als Begründer und
dem Tempel als Inhalt, die dritte durch die Altarweihe in Esr 3
und die Feier Esras (Neh 8), mit Esra als Begründer und Tempel
mit Synagoge als Inhalt. In prophetischer Schau wird auch eine
vierte Stufe angedeutet: der cschatologische Gottesdienst.

Der Psalmengesang ist (auf den älteren Stufen in Verbindung
mit materiellen Opfern) die menschliche Antwort auf die
heilschaffende Offenbarung Gottes, die sich in den kultischen
Gedenkfeiern alljährlich und alltäglich erneuert. Der Verfasser
ist der Meinung, daß „die Urversammlung am Sinai" für die
ganze Kultentwicklung normierend gewesen sei (und immer
sein dürfe). „Das kultische Leben aller späteren Jahrhundertc
hat sich am Urbild der heiligen Versammlung am Sinai orien-