Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1963

Spalte:

307

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

Autor/Hrsg.:

Stelzenberger, Johannes

Titel/Untertitel:

Das Gewissen 1963

Rezensent:

Birkner, Hans-Joachim

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

307

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 4

308

Stelzenberge r, Johannes: Das Gewissen. Besinnliches zur Klarstellung
eines Begriffes. Paderborn: Schöningh 1961. 72 S. gr. 8°.
Kart. DM 6.40.

Die Schrift des Tübinger Moraltheologen wendet sich an
einen breiteren Leserkreis. Sie zeigt im Untertitel ihre nähere
Absicht an — angesichts des inflatorischen und nicht selten
verworrenen Gebrauchs, den der Gewissensbegriff heute erlebt,
soll eine begriffliche Klärung zu kritischem Hören wie zu besonnenem
Reden helfen. Die Untersuchung geht vom heutigen
Sprachgebrauch aus, bezieht dann aber auch die Geschichte des
Gewissensbegriffs in die Betrachtung ein. Zahlreiche Zitate aus
Autoren aller Zeiten werden zur Erläuterung der Darstellung
aufgeboten.

Der Verfasser unterscheidet beim Gewissensbegriff drei
Bedeutungsbereiche, die er nacheinander skizziert und sorgsam
gegeneinander abgrenzt: 1) „Gewissen" als Sammelwort für
innere Vorgänge, als Synonym für Bewußtsein, Gesinnung,
Denkart; 2) „Gewissen" als Wertgefühl, das in seiner inhaltlichen
Bestimmtheit eine große Variabilität aufweist; 3) „Gewissen
" als „aktuelle Funktion einer personalen ethisch-sittlichen
Entscheidung" (38). Diese bei der Vielfalt der Bedeutungen
einsetzende Analyse bedeutet in sich eine elementare
Klärung. Sie zielt überdies darauf, den Gebrauch des Begriffs
auf den dritten Bedeutungsbereich, auf das eigentliche Gewissenserlebnis
zu beschränken. Gegen eine ganze Reihe von gängigen
Wendungen und Begriffen werden kritische Bedenken geltend
gemacht, etwa gegen Prägungen wie „Weltgewissen", „christlichabendländisches
Gewissen" oder gegen die — in der Tradition
der katholischen Moraltheologie beheimateten — Begriffe des
irrenden, des zweifelnden, des skrupulösen Gewissens. Die Beschreibung
des eigentlichen, des „funktionellen" Gewissens
lehnt sich dann an die traditionelle Untersdieidung von vorausgehendem
und nachfolgendem Gewissen und von gutem und
bösem Gewissen an, sie hebt den Totalitätscharakter des
Gewissenserlebnisses hervor und macht energisch Front gegen
die (thomistische) Deutung des Gewissens im Sinne eines logischen
Schlusses. Auffällig ist die starke Akzentuierung, die
immer wieder das Moment der Entscheidung und der Wahl in
dieser Beschreibung erfährt. „Eigentliches Gewissen in strengem
Sinn ist das Erleben des Funktionsablaufes in einer persönlichen
Entscheidung" (71). Darin liegt wohl doch eine Einengung,
die — vor allem im Blick auf das „nachfolgende" Gewissen —
das Spezifische des Phänomens geradezu verdecken könnte.

Göttingen Hans-Joachim B i rk n e r

A b e n d r o t h,. Wolfgang: Zur Eigentumsdenkschrift der EKiD.
Junge Kirche 23, 1962 S. 376—3 84.

A 1 d u n a t c, Jose: Pio XII y la Teologia Moral.
Teologia y Vida III, 1962 S. 69—80.

Bartsch, Hans-Werner: Die Quellen der christlichen Sozialcthik
[Bericht über die IV. Puidoux-Konferenz].
Junge Kirche 23, 1962 S. 521-524.

Bismarck, Klaus von: Sozialpolitik als menschliche und internationale
Aufgabe.

Zeitschrift f. ev. Ethik 6, 1962 S. 193—204.
Bornkamm, Liselotte: Ist Tierschutz ein Thema für die Kirche?

Deutsches Pfarrerblatt 62, 1962 S. 344—348.
Bouman, P. J.: Sozialethische Probleme moderner Betriebsführung.

Zeitschrift f. ev. Ethik 6, 1962 S. 204—212.
Britton, K. W.: Philosophische Ethik der Gegenwart in England.

Zeitschrift f. ev. Ethik 6, 1962 S. 101—115.
Bromm, Dieter: Beruf und Berufung. Ein Beitrag zur Entwicklung

des Berufsbegriffs.

Zeitschrift f. ev. Ethik 6, 1962 S. 212—231.
Bruch, Richard: Die Geselligkeit als Gegenstand christlicher Sittenlehre
.

Theologie und Glaube 52, 1962 S. 362—376.
Cereceda, Raul: Iglesia y Estado demoerätico.

Teologia y Vida III, 1962 S. 3—13.
Cordes, Cord: Mater et Magistra.

Lutherische Monatshefte 1, 1962 S. 346—3 55.
— Zur Orientierung im pluralistischen Gemeinwesen.

Zeitschrift f. ev. Ethik 6, 1962 S. 77—101.
Dan t ine, Wilhelm: Die Geschichtlichkeit des Rechtes als ethisches

Problem.

Zeitschrift f. ev. Ethik 6, 1962 S. 321-340.

Egen t er, Richard: Der Lebensstandard als Aufgabe christlicher
Lebensgestaltung.

Münchener Theologische Zeitschrift 13, 1962 S. 99—106.
Ermecke, Gustav: Zur wissenschaftlichen Diskussion über die

kirchliche und theologische Lehre von den „Ehezwecken" und über

die „Natur des ehelichen Aktes".

Theologie und Glaube 52, 1962 S. 350—361.
F r i c k, Robert: Bekenntnis zur Demokratie [zu: Helmut Gollwitzer,

Forderungen der Freiheit].

Kirche in der Zeit 17, 1962 S. 344—346.
Fuchs, Josef: Moraltheologisches zur Geburtenregelung.

Stimmen der Zeit 170, (87. Jg. 1961/62) S. 3 54—371.
G i 1 e n, Leonhard: Neuere Forschungen über das Gewissen.

Scholastik XXXVII, 1962 S. 395-398.
Gordan, Paulus: Von Freiheit und Gehorsam.

Erbe und Auftrag 38, 1962 S. 355—360.
G ü n t h ö r, Anselm: Eucharistie und christliches Leben.

Erbe und Auftrag 38, 1962 S. 294—305.

— Christliche Sittlichkeit: Leben aus den Sakramenten.
Erbe und Auftrag 38, 1962 S. 193—203.

HamcL Edouard: La vertu d'epikic.

Sciences Ecclcsiastiques XIII, 1961 S. 35—56.
Hartmann, Albert: Die ethische Indikation.

Stimmen der Zeit 171, (88. Jg. 1962/63) S. 116—137.
Heinke, Siegfried: Die Neuordnung der sozialen Selbstverwaltung

als gesellschaftspolitisches und sozialethisches Problem.

Zeitschrift f. ev. Etik 6, 1962 S. 18—31.
H i 1 d, Gottlob: Die „ethische Indikation" — ein konfessionelles

Problem?

Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts 13, 1962 S. 106
— 109.

Hillmann, Willibrord (t): Perfectio evangelica. Der klösterliche

Gehorsam in biblisch-theologischer Sicht.

Wissenschaft und Weisheit 25, 1962 S. 163—168.
[Howe, Günter:] Zum theologischen Problem der Technik.

Lutherische Monatshefte 1, 1962 S. 422—429.
Karrenberg, Friedrich: Die Diskussion über Mater et Magistra.

Zeitschrift f. ev. Ethik 6, 1962 S. 294—307.

— „Mater et magistra" in der Diskussion.

Matcrialdienst des Konfessionskundlichen Instituts 13, 1962 S. 41
—51.

Krockow, Christian Graf von: Der Wetteifer in der industriellen
Gesellschaft und im Sport.
Neue Sammlung 2, 1962 S. 297—308.

LirVRGlEWISSEJS SCHAFT

Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie. 6. Band 1961. Hrsg. v.
K. Ameln, Ch. Mahrenholz u. K. F. Müller. Kassel:
Stauda 1962. XVI, 276 S. m. 24 Notenbeisp., 4 Abb. i. Text u. 26
Abb. auf 12 Taf., 1 Farbtaf. gr. 8°. DM 36.—.

Gedenkworte für den am 13. 7. 61 in Frankfurt am Main
im Alter von über 8 5 Jahren heimgegangenen Hymnologen
Pfarrer D. Wilhelm Lueken, der noch in seinen hohen Jahren
eine Reihe hymraologischer Artikel zur 3. Auflage der RGG beigesteuert
und vor allem Bd. II, 1 des „Handbuch zum EKG"
bearbeitet hat, eröffnen diesen Band. Er gliedert sich wieder in
Hauptbeiträge, sowie „Kleine Beiträge und Miszellen", die diesmal
ausschließlich dem hymnologischen Gebiet gelten. Die für
das Jahrbuch wesentlichen Literaturberichtc behandeln bis auf
einige weiterreichende Ausnahmen die Literatur des Jahres
1959. Verhinderungen einzelner Mitarbeiter ließen auf dem
Felde der Liturgik diesmal gewisse Arbeitsgebiete unberücksichtigt
; das Geleitwort verspricht den Ausgleich dieser Lücken
im nächsten Band. Dagegen haben zusammenfassende Berichte
über ausländische Literatur zur Hymnologie früher Vermißtes
nachgeholt. Mit Recht vermerken die Herausgeber, daß „eine
möglichst vollständige Erfassung der einschlägigen Literatur mit
zu den wichtigsten, aber auch schwierigsten Aufgaben unseres
Jahrbuchs gehört". Angesichts der im Literaturbericht geforderten
Ökonomie sollten freilich gleichzeitig zwei Berichte
über dieselben Erscheinungen spätestens bei der Redaktion ausgeschaltet
werden (vgl. die Berichte über die Bücher von Bornkamm
, Mühlhaupt, von Thadden und Zahrnt).

Die Reihe der „Hauptbeiträge" eröffnet eine umfassende,
dem Gedächtnis Hans Iwands gewidmete Arbeit von Konrad
Onasch mit dem Titel „Der Funktionalismus der orthodoxen