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Ausgabe:

1963

Spalte:

294-296

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Rohrmoser, Günter

Titel/Untertitel:

Subjektivität und Verdinglichung 1963

Rezensent:

Pannenberg, Wolfhart

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Theologische Literaturzeitung 8 8. Jahrgang 1963 Nr. 4

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^J^^t^^l^t^Z^ PHILOSOPHIE UND RELIGIONSPHILOSOPHIE

Einführung, wie sie etwa Heinz Kraft 1953 in Heft 174 jener „ , ....... ^, ,

Reihe gegeben hat. Vielleicht ist solche Einführung für später k*jtjr m°" Gunter: Subjektivst und VerdmghAung Theologie
„„„i ° . * j, . , , ., „ ., 6 t r _„ und Gesellschaft im Denken des jungen Hegel. Gütersloh: Gerd

geplant, wenn (hoffentlich) in der gleichen Reihe Texte zur Mohn [i96i]. iiöS gr 8° Lw DM 15.80.
Marienfrömmigkeit der Reformationszeit und der Neuzeit vor- n, ' ' ' ' . '. '

gelegt werden evangelische Theologie ist der wahren Bedeutung des

„„.,„„,, ' _ . „ _ .. Hegeischen Denkens bis heute nicht gerecht geworden. Sie ist

Uostock Gert Hacn (1 lcr Airi* -i i j t. m i i 1 i. 1 n . . i

uarin nur teilweise durch die Tatsache entschuldigt, daß sie sich
Volk, Hermann: Die Einheit der KitAe und die Spaltung der Chri- ln ihrem Mißverständnis Hegels mit der nachhegelschen Philo-
stenheit. Münster/W.: Aschendorff 1961. 31 S. gr. 8°. Kart. Sophie trifft. Die geläufigen Vorurteile, Hegels Philosophie sei
DM 2.40. pantheistisch, verkenne den Ernst des Bösen, verletze die Parson-

Diese Studie des bisherigen Dogmatikers in Münster (seit haftigkeit sowohl Gottes wie des Einzelnen und entleere die
neuestem Bischof von Mainz) beginnt mit Überlegungen über Ke%on zu einem rationalen Vorgang - diese Vorurteile ver-
das Problem der einen Kirche und der Zerspaltung der Christen- «teilen bis heute den Weg zu einer gerechten Würdigung des
heit, die allerdings dadurch problematisch werden, daß — wenn Dienstes, den Hegel der christlichen Überlieferung leisten wollte
auch zunächst unausgeprochen — immer das Leitbild der "nd geleistet hat, unbeschadet der kritischen Fragen, die seiner
römisch-katholischen Kirche im Hintergrunde steht. Erst im Konzeption gegenüber zu stellen bleiben. Die Kritik an Hegel
Schlußabschnitt wird das Visier gelüftet: ,,Es ist für uns eine kann aber nur dann wahrhaft über ihn hinausführen, wenn man

Glaubensaussage, daß die Wiedervereinigung der Christenheit sich zunächst die Mühe macht, sein Denken aus ihm selbst zu
Wiedervereinigung in der römisch-katholischen Kirche als der verstehen und sein Wahrheitsmoment aufzunehmen, statt die
einen und wahren Kirche Jesu Christi bedeutet" (21). Die kurzschlüssigen Vorwürfe von Autoren, die den Gedanken

,.Wiedervereinigung der gespaltenen Christenheit in der einen Hegels nicht auf deren geistigem Niveau zu folgen vermochten,

Kirche" ist somit auch „eine Aufgabe dieser einen Kirche" und gedankenlos zu wiederholen.

eine Frage an jeden Einzelnen wie auch an die gesamte Kirche, Der Kölner Privatdozent für Philosophie, dessen Habili-
ob sie in der Lage ist, diese eine Kirche überzeugend darzu- tationsschrift hier vorliegt, hat sich die Revision der Vorurteile,
stellen (21 f.). Diese Aufgabe macht der Verf. sich selbst und die das Verhältnis zu Hegel belasten, zum Ziele gesetzt. Das
der Kirche nicht leicht, weil er den Protestantismus ganz ernst kommt außer in diesem Buch auch in Rohrmosers Beiträgen zur
nimmt. Er wertet ihn nicht einfach als Häresie ab, sondern er- Neuen Zeitschrift für Systematische Theologie zum Ausdruck,
kennt an, daß die Reformation mit ihren Thesen „sola fide, in dem i960 erschienenen Artikel „Die Religionskritik von
sola gratia, sola scriptura" „in die Mitte des Christlichen selbst Karl Marx im Blickpunkt der Hegeischen Religionsphilosophie"
vorgestoßen ist" (19) und daß „die reformatorische Frage selbst und besonders entschieden in dem Aufsatz über „Die theolo-
notwendig und keine Verirrung ist" (21). „In dem reformato- gische Bedeutung von Hegels Auseinandersetzung mit der
tischen Ansatz handelt es sich um wesentliche Fragen, in wel- Philosophie Kants und dem Prinzip der Subjektivität" (1962).
chen eine verschiedene Überzeugung mit Recht kirchentrennend Es geht Rohrmoser dabei nicht nur um historische Gerechtigkeit
ist. Denn es gibt so große Verschiedenheit, daß die Trennung für die Gestalt Hegels Vielmehr erkennt er, daß die gegen-
Redlichkeit und nicht etwa Härte oder gar Bösartigkeit ist" wärtige Theologie im Gefolge Kants und Kierkegaards eben dem
(19). Weiter kann ein römisch-katholischer Theologe wohl Subjektivismus verfallen ist, den Hegel durch die Versöhnung
kaum gehen, doch bleibt ihm eine Lösung verschlossen. Er hat von Vernunft und Offenbarung zu überwinden sich bemühte,
einige Hoffnung auf die Modifizierung des Selbstverständnisses Rohrmoser sieht, daß auf diesem Wege „gegenwärtiger Theodor
Kirche, die sich schon in der Tatsache der Einberufung eines logie der Grund christlicher Glaubensgewißheit fragwürdig und
Konzils nach der Definition des Primates zeigt (4), und meint tief problematisch geworden ist" (ZsyTh 1962, 90). Daher
auch, daß es „in der Kirche durchaus Verschiedenheiten (gibt), urteilt er mit Recht, die Theologie habe ihre Lektion bei Hegel
die nicht von der Kirche trennen" (25). Immerhin bleibt aber bis heute noch nicht gelernt. Theologische Kritik an Hegel ist
die Frage offen, ob die Verschiedenheiten, die Verf. im Auge nur sinnvoll und fruchtbar, wenn sie sich das theologisch be-
nat (Riten, Orden, theologische Schulen), in ihrer Grundstruk- gründete Ungenügen Hegels an der geistigen Situation seiner
rar so beschaffen sind, daß sie eine Analogie bieten können, Zeit, in der die Wurzeln unserer eigenen Situation liegen, zu-
mit deren Hilfe die reformatorische Grundfrage „katholisch eigen gemacht hat. Solange das nicht geschieht, kommt die
aurgefangen werden kann. Man könnte noch andere Fragen Theologie nicht über Hegel hinaus sondern fällt hinter ihn zustellen
, z. B. ob vom römisch -katholischen Kirchengedanken her rück. Und Ähn]ic}les wärg ja woH auch yom Wege der Pnilo_
Oer Begriff der Christenheit ehrlich und ausreichend zu er- sophie in dgr nadlh lsAen perio<le zu sagen.

»ullen ist, oder ob das in dem oben angeführten Zitat aner- r) ft > r, , ,., ,„;„ -,|0

],.„„. t) j ^ • v i -i • k» j e.,;» ,^ ü der Glaube weltlos geworden ist, wie Hegel es als

Kannte Recht zu einer Kirchentrennung nicht eine Modifiz e Konsequenz Arr TW™;, A„r (rnmmm Subjektivität seiner

*nnte Recht zu einer Kirchentrennung „.cht eine Mod.hzie Konsequenz der Theologie der frommen Subjektivität seiner

ung des römisch-katholischen Kirchenbegr.ffes nötig macht. ^eit voraussah, das ist nur die eine Seite des Sachverhaltes,

llhT^l Lf^M ^t TA* U AUf flS- är?Cn andere Seite sich in der Gottlosigkeit der modernen

gchscher Seite sich ernsthaft mit dieser kleinen Arbeit beschaf We,t ..^ GIaubenslosigkeit der modernen Gesellschaft

t'gen denn sie bietet Ansatzpunkte zu einem echten Gespräch. kann yQn ^ Th , j die ihrerseits auf der Trennung von

Hcppenheim/Bergstr. _ Kurt N 11, . c h k e G,aube ^ ^ überwunden werden, sondern

p wird im Gegenteil durch sie immer von neuem mit hervorge-

rog Itasso, Emilie: II Concilio Ecumcnico Vaticano Secondo nelia bracht. Die Theologie des weltlosen Glaubens ist selbst nur ein

Silesiln'um'xxiV d?,S«; ^ der Zerrissenheit der modernen Welt, so sehr sie sich

b lesunum XXIV 1962 S 567-79?v als orthodox gebärden mag. Darum hat das Problem der christ-

ua'lizia, Ugo: Riflessioni sulla „Veterum Sapientia . i,4,„„ -r ,. &VL""U5-" "laB- r _ , ,

Salesianum XXIV, 1962 S. 367-402. „ n Trad'tion und das der modernen Gesellschaftsstruktur

Heyer, Friedrich: 300 Jahre evangelisch-katholischer Dialog. nesel v°n Anfang an als ein einziges Ganzes vor Augen geZeitwende
XXXIII, 1962 S. 730-738. standen. Darum steht das politische und soziologische Denken

Persson, Per Erik: Glaube und Werke in der Ostkirche. Der Bei- der Gegenwart nicht weniger als Theologie und Philosophie

trag der orthodoxen Theologie zum Problem des Synergismus als im Schatten Hegels, und darum hat Rohrmoser mit Recht sein

kritische Frage an die reformatorische Theologie. Thema in der Weite des Zusammenhanges von Theologie und

Matcrialdienst d. Konfcssionskundlichcn Instituts 13, 1962 S. 81—87. Gesellschaft gesucht

Deut AI "d Rcinhard: DaS evang€lisdl-katIlolisdle Gesprädl in Das Werk setzt ein mit knappen Charakteristiken der

v Zeitwende XXXIII, 1962 S. 8! 5-82 5. EAerfÄ" Dcstru,ktjfn durdl Kierkegaard (als deren

V°n der „Gegen-Reformation" zur „Mit-Reformation"7 ™°V* Bultmann und Barth genannt werden), der an hropolo-

Matcrialdienst d. Konfessionskundl. Instituts 13, 1962 S. 101-102. gisenen Hegelkritik Feuerbachs (auf deren Linie R. heute A.