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Ausgabe:

1963

Spalte:

292-293

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Texte zur Geschichte der Marienverehrung und Marienverkündigung in der Alten Kirche 1963

Rezensent:

Haendler, Gert

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 4

292

Päkozdy, Ladislaus Martin: Die evangelische Christenheit in Ungarn
zwischen Ost und West in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
.

Tradition und Gegenwart (Fünf Vorlesungen anläßlich des 150jähri-

gen Bestehens der Berliner Theologischen Fakultät). Berlin: Ev.

Verlagsanstalt 1962 S. 65—84.
Rowdon, H. H.: A Nineteenth-Century Nestorius.

Vox Evangelica — Biblical and Historical Essays. Edited by Ralph

P. Martin. London 1962 S. 60—75.
Scherffig, Wolfgang: Die Entscheidung der Jungen Generation im

Kirchenkampf.

Kirche in der Zeit 17, 1962 S. 394—398.

Schmidt, Kurt Dietrich: Eine folgenreiche Episode (Der Staatskommissar
für die Kirche in Mecklenburg).
Evangelische Theologie 22, 1962 S. 379—392.

Schul tze, Harald: Toleranz und Orthodoxie. Johan Melchior
Goeze in seiner Auseinandersetzung mit der Theologie der Aufklärung
.

Neue Zeitschrift für Systematische Theologie 4, 1962 S. 197—219.
Schwaiger, Georg: Römische Briefe des Regensburger Weih-
bischofs Sebastian Denich (1654—55).

Zeitschrift für Kirchengeschichte LXXII1, 1962 S. 299-326.
Torrell, Jean-Pierre: Les grandes lignes de la theologie de lepis-

copat au Concile du Vatican: le point de vue officiel.

Salesianum XXIV, 1962 S. 266—282.
Walle, Albertus Van de: Die Supplicatio „Pervenit ad has" der

Kölnischen Ordensprovinz aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Franziskanische Studien 44, 1962 S. 44—74.

KIRCHEN- li/VD KONFESSIONSKUNDE

Härder, Johannes: Kleine Geschichte der orthodoxen Kirche.

München: Kaiser 1961. 246 S„ 2 Ktn. 8°. Kart. DM 9.80.

Dieser historische Abriß in kurzer Fassung umschließt eine
Spanne von der alten (beim Verf. „jungen") Kirche bis zur
Jetztzeit der russisch-orthodoxen Kirche. Dabei wird auch der
Sonderkirchen des Orients, der Orthodoxie auf dem Balkan
und der kleineren orthodoxen Kirchen in Osteuropa gedacht.
Das Hauptinteresse liegt aber bei der russisch-orthodoxen Kirche.
Der Verf. zeigt sich im allgemeinen gut orientiert, besonders
auf dem Gebiet des Verhältnisses von Protestantismus und
russischer Orthodoxie. Die Darstellung der Zeit nach der
Revolution von 1917 ist sachlich und ohne Emotionen gehalten
. Es kann nicht ausbleiben, daß in der Auswahl des großen
Stoffes man manchmal anderer Meinung ist als der Verf. So
wird z. B. das Schisma um der Kürze willen allzu schnell abgehandelt
. Neben dem Papst Nikolaus hätte unbedingt Photios
erwähnt werden müssen. Michail Kerullarios erscheint überhaupt
erst S. 134, wo er auch nur Michail genannt wird. Ebenso
finden sich im Abschnitt über Kyrill und Method (S. 36-38)
einige Ungenauigkeiten. Rostislav erbat die Slavenmissionare
vom Kaiser und nicht vom Patriarchen. Kyrill erfand nicht das
Kyrillische, das erst später erscheint, sondern die sog. Glago-
lica. Ob man die Staatsform in Kiev nach der Christianisierung
als „Theokratie im orthodoxen Gewände" bezeichnen kann
(S. 69), wird man stark bezweifeln müssen. Es bleibt selbst beim
Zarentum Moskaus fraglich, ob es en bloc „byzantinisch" gewesen
ist. Auch zur Darstellung der altrussischen Volksfrömmigkeit
wäre kritisch zu sagen, daß der heidnische Slave sich vor
den Naturmächten nicht nur in Demut ergab, sondern sich
ihrer auch im Ritus bemächtigte. Die „Rusalka" geht auf die
griechische govadha oder auf die lateinische rosalia zurück
und hat mit „russy = grell, hell" nichts zu tun (S. 75 f.).
Wichtiger noch, wenn man eine Auswahl zu treffen hat, als
Pavel Obnorskij erscheint mir neben Sergej Radonzeskij Kirill
Beloozerskij (S. 81). Ob Nil Sorskij ein Bojar gewesen ist,
bleibt auch nach den neuesten Forschungen sehr umstritten
(S. 83). So ließen sich noch einige Korrekturen an der Darstellung
anbringen. Etwas verwirrend ist die Verwendung russischer
Worte und Begriffe. Eine Anzahl von Neutra werden vom Verf.
als Feminina behandelt, so Shitije (Zitie) auf S. 115, Bogois-
kateljstvo und Bogostroiteljstvo. Geradezu eine besondere Vorliebe
hat Verf. für die Pravoslavije, statt für das Pravosla-
vije. Warum statt „pravoslavische" nicht schlicht und einfach
russisch-orthodoxe Kirche? Den des Russischen nicht mächtigen

Leser wird vielleicht die fremdartige Sonorität dieser Worte begeistern
. Aber man sollte ihn nicht verführen, sich ungeschützt
einen Pseudowortschatz anzulegen. — Bei einer wünschenswerten
Neuauflage des Buches wären also einige wichtige Korrekturen
anzubringen. Das Spiel mit dem sonoren pravoslavischen Wortschatz
, jedenfalls in der Form, wie er jetzt dasteht, müßte ganz
fortfallen. Die Bibliographie könnte ohne wesentlichen Verlust
um eine Reihe von Titeln erleichtert werden, um neueren und
besseren Spezialarbeiten Platz zu machen.

Halle/Saale Konrad Ooaich

Wendland, Joann, Bischof: Wesen und Wirken des Hochheiligen
Patriarchen Alexius von Moskau und ganz Rußland im Jahrzehnt
1950 bis 1960, hrsg. v. G. Gloede, übers, v. G. Wettig.
Berlin: Evang. Verlagsanstalt [1961]. 52 S. m. Abb. 8°. Pp. DM 3.—.

Dieses vom (jetzigen) Erzbischof Ioann Wendland, Exarchen
des Moskauer Patriarchates in Nordamerika geschriebene
, von Günter Gloede hrsg. und von Gert Wettig übersetzte
Büchlein ist eine sympathisch konzipierte Charakterzeichnung
des Patriarchen von Moskau, Alexius. Wir erhalten
ein Bild von 6einer Tätigkeit und Bedeutung innerhalb der
russischen Orthodoxie, der Gesamtorthodoxie und schließlich
auch einen Überblick über seine Beziehungen und Bemühungen
um Kontakte mit nichtorthodoxen Kirchen. Ebenso wird
auf die aktive Teilnahme des Patriarchen, bzw. der von
ihm delegierten Hierarchen an den Bemühungen um den Weltfrieden
eingegangen, — ein Faktum, das immer wieder für den
rein „literarisch" bleiben wird, der niemals den echten Friedenswunsch
der russisch-orthodoxen Gemeinden und der Menschen
in der SU erlebt hat. Diese Darstellung liegt außerhalb der
wissenschaftlichen Rezensionsarbeit unserer Zeitschrift. Wer es
aufmerksam liest, wird auf eine Reihe von Problemen stoßen,
die zwischen Protestantismus, vor allem in Deutschland, und
der russischen Orthodoxie über kurz oder lang für ein gründliches
Gespräch akut werden dürften. Deshalb sollte es jeder
lesen, der sich mit dieser Kirche beschäftigt.

Halle,Saale Konrad Onasch

Delius, Walter: Texte zur Geschichte der Marienverehrung und
Marienverkündigung in der Alten Kirche ausgewählt. 34 S.

— Texte zur Mariologie und Marienverchrung der mittelalterlichen
Kirche ausgewählt unter Mitarbeit von Adolf Kolping. 63 S.
Berlin: de Gruyter 1956 u. 1961. 8° = Kleine Texte f. Vorlesungen
u. Übungen, hrsg. v. K.Aland, 178 u. 184. DM 3.80 u. DM 7.—.

In der bewährten Quellenreihe erschienen zwei Hefte zur
Geschichte der Marienfrömmigkeit, denen in Anbetracht der
neueren katholischen Mariendogmen besondere Bedeutung zukommt
. Das erste Heft umfaßt 46 Nummern; es beginnt mit
dem NT, zieht die Linie im Abendland bis zu Augustin (Nr. 36)
und reicht in der Ostkirche bis zu Johannes Damascenus und
Theodor von Studion. Das zweite Heft umfaßt 40 Nummern
ausschließlich aus dem abendländischen Raum; es setzt ein mit
dem Decretum Gelasianum und Gregor von Tours, um bei Sixtus
IV. und Bernhardinus de Busti (f 1500) zu enden. Während
das zweite Heft sämtliche im Inhaltsverzeichnis angekündigten
Autoren zu Wort kommen läßt, werden im ersten Heft bei den
Nummern 1, 5, 21, 22 und 23 nur Stellen angegeben, denen
dann nachzugehen ist. Da in der Praxis des Seminarbetriebes in
einem Semester ohnehin nur ein Teil des Quellcnmatei ials
durchgearbeitet werden kann, ist dieser gelegentliche Verzicht
auf den Textabdruck durchaus vertretbar. Im Literaturverzeichnis
vermißt man Hinweise auf kunstgeschichtliche Arbeiten zum
Thema, so etwa Hans Walter Bähr, Die Mutter des Erlösers,
Tübingen, 1952, oder Aenne Bäumcr, Maria — die Mutter des
Heils, München 1954; auch speziellere Arbeiten über die Ikonographie
des Marientodes (Hans Rudolf Peters, Diss. phil. Bonn
1950), die Marienkrönung (Erika Langnick, Diss. phil. Marburg
1949) oder die Marienklage (Curt Gravenkamp, Aschaffenburg
1948) könnten den Leser auf die Weite des Themas hinweisen.
Für ein Selbststudium können die Hefte nur ganz besonders
begabten Studenten empfohlen werden, da eine Einführung in
die Problematik fehlt. Zwar sagt D. mit Recht, er habe die
Texte „teilweise nach idecngeschichtlicher Zusammengehörigkeit
geordnet, um dem Benutzer einen Überblick über die Ent-