Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1963

Spalte:

273-276

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Das Evangelium 1963

Rezensent:

Zabel, Kurt

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

273

Theologisdie Literaturzeitung 8 8. Jahrgang 1963 Nr. 4

274

Das Buch vollzieht, wie es scheint, zunächst nur eine Flur- Als weiteres Charakteristikum dieser Ausgabe finden wir die

bereinigung. Auch Aufräumungsarbeiten 6ind indessen mit- Herrenworte in Rotdruck gesetzt und damit ,,als Herzstück des

unter nötig. Tatsächlich hat W., jetzt Associate Professor am Evangeliums auch visuell aus dem Kontext deutlich heraus-

Baptist Theological Seminary Rüschlikon-Zürich, mit dieser gehoben" (Nachwort).

solide gearbeiteten Dissertation nicht nur von der religionsge- Hinter diesen wenigen Angaben verbirgt 6ich bereits eine Fülle
schichtlichen Seite aus den Weg freigemacht für eine Exegese von praktischen und theologischen Fragen. Eine „Arbeitsbibel", bei
des Abschnittes Rom. 6, 1 ff. von der Paulinischen Theologie ^Lr wir eine Stelle mit der andern vergleichen, zu der wir andere
her, sondern durch die zusammenhängende Behandlung des Hin?etTgen heranz'ehen' aus der ™r df€n oder iene,n £™ V"ter
Themenkreises des entscheidenden Teils 2 auch das Verständnis ™°* . von Kommentaren besonders eingehend ktra«hten.
j n i- • j.j , ,, , ; vT . Kann die vorliegende Ubersetzung nicht sein, denn die Auffindung
der Keligionsgeschichte der Umwelt des Neuen Testaments über- eines einzelnen Verses bereitet naturgemäß einige Sdiwierigkeiten. In
naupt ein gutes Stück gefördert (denn wo er das falsche Ver- den Anmerkungen kommt Dr. Streicher selbst ohne Verseinteilung
ständnis abbaut, baut er weithin audi das rechte auf). ni*t aus. Aber was nützt es z.B. dem Leser, zu Joh. 10,40 die AnHalle
/Saale Gerhard Delling merkung zu finden: „Rückverweis auf Joh. 1, 28", wenn er nun aus

der gebotenen Perikope Joh. 1, 19—34 erst mühsam den Vers 28

Streicher, Friedrich, S.J.: Das Evangelium Matthäus Markus heraussuchen muß? Wer gewohnt ist, die Alttestamentlichen Zitate

Lukas Johannes. Aus dem Urtext in Sinnzeilen übers. Freiburg- ™*m ursprünglichen Zusammenhang nachzulesen, wird darauf

Basel-Wien: Herder [1961]. 384 S 8° Lw DM 24— ebenfalls verzichten müssen, denn es ist kaum möglich, die übersetzten

, , , , i i ' ', , i i Zitate mit Hilfe einer Konkordanz aufzufinden. Aber die vorliegende

Im kommenden Jahre kann das Katholische Bibelwerk Ausgabe will auch keine Arbeitsbibel sein, sondern ein Buch zum Vor-

Deutschlands auf die ersten dreißig Jahre seines Bestehens lesen und zur eigenen kursorischen Lektüre. Zu diesem Gebrauch aber

zurückblicken. Es wurde 193 3 in Stuttgart gegründet und hat geben auch die Evang. Bibelgesellschaften in zunehmendem Maße Neue

sich die Aufgabe gestellt, die Bibel unter das katholische Testamente und Bibelteile in fortlaufendem Druck ohne Kapitel- und

deutsche Volk zu bringen. Vor einigen Jahren schrieb der Lei- Versangaben heraus.

ter dieses Werkes, W. Th. Auer, in 6einer „Katholischen Bibel- Natürlich kann man über die richtige Abteilung der Sinnzeilen

künde" (1956, S. 147): „Wir müssen bekennen, daß noch kein °ft verschiedener Meinung sein. Stellenweise sind sie ganz kurz, z.B.

Jahrhundert so fruchtbar war in der Übersetzung und Heraus- 10-45 (wobei wir, um Raum zu sparen die Sinnzeilen hier

oik» Aar U.ili cj. ■(» • l .j. 1.- j. r> n * ui„„Ac 01 elnen Schrägstrich trennen): „Denn auch der Menschensohn ist

gäbe der Heiligen Schrift im katholischen Raum Deutschlands. njdn gekommen bedienen m , sondern zu djcnen , und

Haben wir doch in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts bereits 6ein Leben hin2Ugeben j a]s Lös€g€|d für (so) viele". Dagegen wird die
neun Ubersetzungen des Alten und achtzehn des Neuen Testa- Weihnachtsbotschaft der Engel aus Luk. 2, 14 nicht in drei, sondern
ments gesehen". nur in zwei Sinnzeilen wiedergegeben: „Ehre sei Gott in der Höhe /
Nachdem die katholische Kirche bis vor kurzem die Evan- "nd auf der Erde Friede den Menschen seines Wohlgefallens". Ob diese
gelischen Bibelgesellschaften, die mit dem gleichen Ziel: „Stär- Textaufgliederung immer einen ruhigen Satzspiegel ergibt, bleibt
kere Verbreitung der Heiligen Schrift" angetreten waren, be- etwa in Joh. 12 25: „Wer sein Leben liebt -^verliert
kätnnff oi-U „ J i u u » Ai*crm ' 1 wer aber sein Leben verachtet / in dieser Welt — / wird es bekämpft
hatte, hat sich in den letzten Jahrzehnten an diesem hren ^ Leben„ könnt£n geradc auf diesem Ge_

funkte eine grundsätzliche Wandlung vollzogen. Vor allem das biet manche pralftische Erfahrungen der Leser bei einer zweiten Auf-
Neue Testament wird jetzt von kirchlicher Seite den gläubigen lage Berücksichtigung finden.

Katholiken als besonders lesenswertes Buch empfohlen. Ein Schwerwiegendere Probleme ergeben sich aus der Absetzung der

symptomatisches Zeichen für die steigende Wertschätzung mo- Herrenworte durch den Rotdruck. Besonders im Johannesevangelium

derner Bibelausgaben in der katholischen Kirche war das Erschei- ist die Abgrenzung der direkten Rede Jesu keineswegs immer sicher,

nen der Übersetzung des Neuen Testaments von Franz S i g g e So schließt z. B. nach dieser Übersetzung in Joh. 3 Jesu letzte Anrede

als 200. Jubiläumsband der Fischerbücherei im Jahre 1959. S" Nikodemus im Rotdruck mit Vers 15 ab, so daß V. 16 ff. als

r i * i . , ... ■..„„„.„ Worte des Evangelisten gelten. Dafür meint der Verfasser aber, von

Vergleicht man jene Ausgabe mit der jungst erschienenen V. 31 ,fa bis zum Schluß des Kapitels wieder Worte Jesu zu erken-

Ubersetzung von Dr. Fnedr. Streicher SJ. aus St. Blasien im nen wie er |n dner bejgegebenen Anmerkung auch ausdrücklich er-

ochwarzwald, so fällt besonders das unterschiedliche Druckbild klärt.

auf. Der Fischerband hatte einen fortlaufenden, geradezu er- Gewöhnen muß man sich zunächst an die Großschreibung aller

müdend engen Druck, um dadurch Platz und Kosten zu sparen. Pereonal- und Demonstrativpronomina, wenn sie sich auf Gott oder

Streichers Werk zeichnet sich durch eine betont gute Aufma- Jesus beziehen, z. B. „Wer sich aber Meiner und meiner Worte

*ung und ein tadelloses Druckbild aus. Ein weinroter Ganz- schämt" (Mark. 8, 38) oder .....den Willen Dessen zu tun, der Mich

leineneinband mit einem Schutzumschlag, der den thronenden £«"dt^hat" (Joh. 4,34) oder „Wer mein Wort hört und Dem glaubt,

Christus, umgeben von den vier Evangelisten in ihrer symbo- ^sandt hat (Joh. 5,24).

lischen Darstellung als Mensch, Löwe, Stier und Adler, zeigt, Die Ubersetzung erfolgte aus dem griechischen Urtext. Sie

birgt eine Übersetzung, die - wie der Herausgeber ausdrücklich beruht auf einer ausgezeichneten Beherrschung des Griechischen.

betont - weniger der Wissenschaft, als der Frömmigkeit dienen Jie schone Sprache wirkt bei Rede und Gegenrede oft geradezu

soll. Das Buch möchte den Leser „zum lauten, langsamen und dramatisch An vielen Stellen kann man dieser Ubersetzung den

besinnlichen Lesen und zum Anhören des Wortes Gottes im Vorzug geben auch vor dem revidierten Text des Neuen Testa-

engeren Familien- und Freundeskreise anregen" (aus dem Nach- me"ts der Lutherbibel NTr). Daß sie hin und wieder durch die

wort). Übertragung in Sinnzeilen einen etwas zu gehobenen Charakter

Tv ~r- i i- l j •• i j. . „ u j„„ Ver- annimmt, wird sich wohl schwer vermeiden lassen. Nur an weni-

Diesem Ziel dient neben der möglichst weitgehenden Ver ai wo verbesserungs-

meidung von Fremdwortern in erster Linie die Übersetzung bedürft- 8

und Anordnung des Textes in Sinnzeilen. Der Verfasser weist «g zu sein. i„„„„„„ flK*«^™n<,- i^h

rlo„ c i_• j n j_ tt- t + i i j. /■» Ji u„„,.i-7te Einige Beispiele für besonders gut gelungene Übersetzung. Joseph

darauf hin daß schon Hieronymus lateinische Codices benutzte, flber £ ^ ^ *on *hr zu trennen" (Matth. 19)

aie per cola et commata abgeteilt waren, und seinen Vulgär«» ist hesser a]s Lutbers ^ sie heimlich zu verlassen", „Selig die

text zum besseren Verständnis für den Leser ebenfalls in Sinn- Friedensstifter" (Matth. 5, 9) deutlicher als ,die Friedfertigen". „Wie

Zeilen abgefaßt habe. Erst in späteren Jahrhunderten sind diese ]ange bat er sdi(jn nfä]Ul" (Mark. 9, 21) verdient den Vorzug

Sinnzeilen in den Handschriften infolge des zunehmenden gegenüber NTr: „Wie lange ist's, daß ihm das widerfährt?" Gerade

Schreibstoffmangels durch Punkte oder Kreuze voneinander ge- bei diesem Bericht wird die lebendige Sprache sehr gut wiedergegeben:

trennt worden. Der Herausgeber erhofft durch die bewußte ..Hn lauter Schrei - ein krampfhaftes Zucken - und er fuhr aus'

Rückkehr zur Kolometrie eine wesentliche Erleichterung für den Mark. 9, 26). In Luk. 17, .0 werden f"^™™™*

1«„ A , ,. v u , , ■■, ,, • , • r.vt wee- h%e Knechte übersetzt, der aQXMQUtlivog in Joh. 2,8 wird „latel-

Le er. Auch die Kapitel- und Verszahlen md im Text _ weg meist£r„ ^ ^ g ^ aJworM Jesus: Wozu rede idl über.

gelassen und finden sich nur am Kopf jeder Seite 60Wie a haupt ^ eU(j,7" un(j ;n Joh. 13, 10: „Wer ein Bad genommen,

Rande jeder Perikope zusammen mit der Inhaltsangabe. ^em" muß nur mehr die Füße waschen, dann ist er ganz rein",

selben Ziel, einen möglichst ruhigen Satzspiegel zu erreichen, Beispiele für etwas zu gehobenen Sprachstil: „Besser wäre es für

dient die Andeutung der Alttestamentlichen Zitate unter Ver- ihn. / wenn er ni&t geboren wäre - selbiger Mensch" (Matth. 26,24).

zieht auf die Stcllenangabe durch einfache Anführungsstriche. „Es pilgerten aber zu ihm hinaus das ganze Judenland / und die Leute