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Ausgabe:

1963

Spalte:

269-271

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Zabim (Die mit Samenfluß Behafteten) 1963

Rezensent:

Meyer, Rudolf

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Theologische Litcraturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 4

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sondere Aufmerksamkeit gezollt werden, da 6ie sich ja aus dem Manne und bei der Frau" (S. 98—101). Hierauf folgt der textexegetischen
Verständnis des Autors ergeben. Arnos wird mit kritische Anhang (S. 102—112) nebst dem vierfach geteilten ReElia
in Parallele gestellt, obwohl nach meiner Meinung die gister (S. 113 —118) und einem Verzeichnis der Abkürzungen
Parallele zu Elia besser in Hosea gefunden werden dürfte. und Umschriften (S. 119—122).

Arnos bewahrt in seiner Jahweauffassung nomadische Traditio- Die Übersetzung darf als gut gelungen und allgemein ver-
nen, ein Gesichtspunkt, der Beachtung verdient. Von da aus ständlich bezeichnet werden, ebenso wird man gern zu dem
macht es Morgenstern verständlich, daß Arnos vor allem Kritik ausführlichen Kommentar greifen, der nicht nur laufende Worten
den Reichen übt, die diese nomadischen Traditionen in und Sacherklärungen bietet, sondern auch über mehrere größere
Lebensweise und Anschauungen nicht bewahrt haben. Darüber Exkurse verfügt. Allerdings fällt auf, daß gerade bei diesem
hinaus war Arnos der erste Universalist in der Religions- Traktat, der weniger für die neutestamentliche Exegese in Frage
geschiente Israels. Jahwe ist der Wohltäter der Völker, stellt kommt, dagegen kultur- und religionshistorische Bedeutung hat,
sie aber zugleich in seinen Dienst und unter den Gehorsam der Medizingeschichtier — soweit ich sehe — kaum oder gar
gegen seine von ihm geforderten menschlichen Beziehungen nicht zu Worte kommt. So habe ich weder im Verzeichnis
untereinander. Arnos vertritt den verrechtlichten Bundesbegriff „Mehrfach zitierte Literatur" (S. 121), noch in der „Einleitung"
(Begrich), rechnet aber auch mit der völligen Annullierung des oder der „Beilage" sowie in einzelnen Exkursen ein Standard-
Bundesverhältnisses durch Jahwe. Eine völlige Verwerfung des werk wie: J. Preuß, Biblisch-Talmudische Medizin, Berlin 1911,
Kultus hat er nicht ausgesprochen. Sekundäre Stücke in Arnos feststellen können, ganz abgesehen von den modemeren Versind
1,9-12; 2,4-5; 3, lb; 3,14-15, 4,13; 5, 8 f.; 9, 5 f.; offentlichungen zur orientalischen Medizin1. Dementsprechend
5, 6. 13-15; 5. 19. 25. 6, 9 f.; 8,8; 9,9bß; 9,11-15. - bedürfte ein Satz wie: „Nach altorientalischer Auffassung ist
Ehezer X. Finkelstein, brjjt' dbjt djn sl Iskt hgzjt (S. 1-25 des Krankheit u. U. auf Einwirkung von Dämonen zurückzuführen,
hebräischen Teiles). - Uer Kranke ist also dämonisiert. Diese Vorstellung ist wohl
Leipzig HansBardtke "rsprünglich in Babylonien beheimatet . . .; sie wurde von

i annaiten und Amoräern übernommen" (S. 4), der geschichtlichen
Präzisicrung.

Bunte, Wolfgang, Dr. theol.: Zabim (Die mit Samenfluß Behafteten). Eine Richtigstellung sei zu Zabim 3,2a (S. 46 f.) erlaubt.
Text Ubersetzung und Erklärung nebst einer Einleitung Berlin: Die hakamim sind ebensowenig wie die soferim von Haus aus
Toharot™ T9küt DM?6- = ••S*riftgelehrte" im Sinne der Tora-Auslegung, wie dies Verf.
. o aro . ra a . . . auf Grund älterer Auffassungen vorzuschweben scheint. Schrift-
Im Rahmen der Abzweckungen der „Gicßcner Mischna , bzw. Tora-Interpretation war ursprünglich Priesterangelegcn-
vorab dem Neutcstamentlcr das rabbinische Rcligionsgesctz zu heit. Die hakamim waren als die „Weisen" zunächst einfach die
erschließen, erfüllt auch die Herausgabc und kommentierte Uber- Lehrer des Volkes — griechisch aorpimai —, die als Bildungsgut
Setzung des Traktats Zabim, der sich mit der religionsgesetz- die „Weisheit" vermittelten. Die Übernahme der Interpretation
liehen Problematik krankhafter Genitalausscheidungen beschaf- der Tora durch die hakamim, die in der Regel nicht dem prie-
tigt, ihren guten Zweck. sterlichen Stand angehörten, erstreckt sich auf einen längeren
In der Einleitung (S. 1-11) zum eigentlichen Traktat be- ^eitraum; dieser Prozeß kam erst durch den Untergang des
spricht Verf. zunächst dessen Titel und seine Stellung inner- 1 empelstaates unter Vespasian zum Abschluß,
halb der Mischna. Er geht hierbei auf den Namen des VI. Seders Hinsichtlich der Gestaltung des hebräischen Textes werden
„Toharot" ein und betont m. E. im Anschluß an Nchcmia 12, die Grundsätze der „Gießener Mischna" verfolgt, so daß prin-
45 mit Recht, daß es sich hierbei nicht um einen Euphemismus zipiell die Mischnahandschrift Kaufmann (K) der Ungarischen
für Tum'ot „rituell Unreines", sondern um „Reinigungsvor- Akademie der Wissenschaften in Budapest ediert wird. Ist hier-
schriften" handelt, in deren Rahmen auch der vorliegende Trak- gegen nicht das geringste einzuwenden, so wird man doch hintat
zu begreifen ist, der auf ursprünglich priesterlichen Vor- sichtlich der Behandlung dieser Handschrift fragen dürfen, was
Schriften fußt und für die Diaspora ohnehin nur theoretische folgender Satz bedeuten soll: „Die Piene - Schreibung bei K ist
Bedeutung hat. Anschließend werden sehr kurz die geschieht- durchweg beibehalten worden, jedoch wurde sie aufgegeben, wo
liehen Voraussetzungen für das in Zabim konzipierte Religions- eine Verdoppelung des folgenden Konsonanten (dagesch forte)
gesetz besprochen, wobei mit Recht betont wird, daß sich Zabim dieser Piene-Schreibung Schwierigkeiten bereitet" (S. 103). Der
zwar an Lev. 15 und Num. 15, 2 anlehnt, jedoch keineswegs Gebrauch von Vokalbuchstaben war zur Zeit der Mischna-
eine Auslegung darstellt. Außerdem betont Verf., daß vorliegen- Redaktion mehr als eintausend Jahre alt; man drückte hierdurch
der Traktat keine direkte Beziehung zum Neuen Testament hat, in erster Linie nur die Vokalqualität, nicht aber die Quantität
insofern als Mt. 9, 20; Mc. 5, 25 und Lc. 8, 43 in den Bereich aus . Diesem ursprünglichen Sachverhalt entspricht auch noch die
des Traktats Nidda gehören. In einem weiteren Abschnitt wird lineare Vokalisation der Handschrift K. Dagegen ist die Punkta-
die Komposition des Traktates besprochen, die — abgesehen tion wiederum um rund ein halbes Millennium jünger als der
von traditionsbedingten Uncinheitlichkciten und den auch in Abschluß der Mischna. Bei K liegt es also so, daß man einen
anderen Traktaten üblichen Abweichungen vom Thema — alteren, teilweise linear vokalisierten Text zusätzlich punktiert
einigermaßen durchsichtig ist. Bei der anschließenden Besprechung hat, so daß sich öfter Vokalisierungen in doppelter Weise fin-
des Verhältnisses von Zabim zum gleichnamigen Toscftatraktat den; es sei etwa auf -'"de"'!-; „er hat unterbrochen" und SIe^D
findet man leider nur eine leere Seite mit dem gleichzeitigen „Abtrocknen" (Zabim 1 4) verwiesen. Schwierigkeiten bereitet
Verweis des Verf.s auf seinen Aufsatz: Der Mischnatraktat dne sol(hc Voka]isatjon nur dort w0 man von der ganz späten
£abim in seinem Verhältnis zu dem gleichnamigen Traktat der Regd unseTer E|ementargrammaril<en ausgeht, wonach ein plene
losefta. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischcn Gesell- geschriebener Vokal zwangsläufig gedehnt werden müsse. Geschäft
107, 1957, S. 31-36. Da wohl nur einem Bruchteil des rade das ^ ^ ^ ursprungiidle Sinn der linearen
Benutzerkreises der „Gießener Mischna" die ZDMG zugänglich Vokalisation und auch nicht der Sinn der plene-Schreibung in
ist. vermißt man eine entsprechende Synopse von Mischna und der Budapester Handschrift. Man sollte daher künftig diese
I osefta hier nur ungern. Handschrift - abgesehen von offensichtlichen Fehlern - in ihrer
Die Textausgabc 6amt Übersetzung ist nach den Haupt-----

welchen "^niSen f0lS.CJ;dc/maßcn A- D'TZndtu *> Vg'- «wa die umfangreiAe Literatur, die J. Hempel in seinem

Richen Fallen es s,ch bc. e.ner Krankheit um z.ba handelt ,„^4^ 4 Symbol und WirkMkeit im

U. -6 ; B. Untersuchung des Kranken und Prüfung der ziM biblischen Schrifttum. Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in

n n4 ■ VcrunreinigunS durch einen zab O-1-4'7*' Göttingen. I. Phil.-hist. Klasse, Jahrg. 1958, Nr. 3, S. 237-314,

y- Unreinheit und daraus folgende Untauglichkeit der Hebe anführt: besonders S. 237, Anm. 3.

' 1_-12). J) Vgl. hierzu meinen Aufsatz in der Festschrift für A. Alt: Die

Eine Beilage, die sich an die Ausgabe anschließt, behandelt Bedeutung der linearen Vokalisation für die hebräische Sprach-

das Thema „Krankheitsbild geschlechtlicher Ausflüsse beim geschichtc. WZU Leipzig 3, 1953/54, S. 85-94.