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Ausgabe:

1963

Spalte:

263-264

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Domine dirige me in verbo tuo 1963

Rezensent:

Zimmermann, Hildegard

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263

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 4

264

[Mitzenheim, Moritz:] Domine dirige me in verbo tuo. Herr,
leite mich nach Deinem Wort! Festschrift zum 70. Geburtstag von
Landesbischof D. Moritz Mitzenheim. Hrsg. v. d. Pressestelle d.
Evang.-luth. Kirche i. Thüringen i. Auftr. d. Landeskirchenrates.
Red.: H. v. Hintzcnstern. Berlin: Evang. Verlagsanstalt (zu
beziehen durch: Wartburg Verlag Max Keßler, Jena) [1961]. 350 S.,
10 Abb. a. Taf., 1 Porträt, gr. 8°. Kart. DM 12.—.

„Domine, dirige me in verbo tuo" — dieser Leitspruch aus
der Reformationszeit ist der Titel der Festschrift, die dem
Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Thüringen, D. Mitzenheim, zum
70. Geburtstag am 17. August 1961 gewidmet wurde. Die
Autoren dieses Sammelbandes gehören oder gehörten alle der
Thüringer Kirche an und sind mehr oder weniger zum engeren
Mitarbeiterkreis des Jubilars zu zählen. Diese Tatsache prägt
den Charakter der Festgabe, deren Beiträge zumeist aus dem
Bereich der Praktischen Theologie erwachsen sind und zum Teil
in enger Beziehung zu Leben und Geschichte der Thüringer
Kirche stehen.

Da es unmöglich ist, jeden der 23 Beiträge ausführlich zu besprechen
, soll zunächst eine kurze Inhaltsübersicht gegeben werden
ehe auf einzelne Aufsätze eingegangen wird. Nach der Widmung, die
Oberkirchenrat Lötz im Namen aller Mitarbeiter ausspricht, folgt die
Vertonung des Leitspruches und des dazugehörigen Chorals von Caspar
Bienemann (einem Thüringer Theologen, 1540—1 591) „Herr, leite
mich nach deinem Wort. . ." von Erhard Mauersberger, dem ehemaligen
Landeskirchenmusikdirektor in Eisenach. Die darauf folgenden
„Forschungen und Untersuchungen" sind in fünf Abschnitten zusammengefaßt
: 1. Bibelwissenschaft, 2. Grundlagen der Gemeindearbeit
, 3. Formen der Verkündigung, 4. Beiträge zur Thüringer Kirdicn-
geschichte und 5. Neugestaltung der Kirchenverfassung und Neuordnung
des Verhältnisses von Kirche und Staat. Ihre Themen sind im
einzelnen:

Hans J. Hamann: Deutsche Bibeln vor Luther.

Karl Brinkel: Die Wiedergabe von „nephesch" in Luthers Übersetzung
des Alten Testaments. Ein Beitrag zu Luthers Anthropologie.

Otto-Adolf Scriba: Via dolorosa. Zur theologischen Auslegung des
139. Psalms.

Otto Glombitza: Das Kreuz. Eine neutestamentliche Studie.

Gerhard Schulze -Kadelbach: Das Bild der paulinischen Gemeinden im
Spiegel der Briefe des Apostels.

Erioh Friede!: Der neutestamentliche Oikos-Begriff in seiner Bedeutung
für den Gemeindeaufbau.

Heinz Erich Eisenhuth: Die Bedeutung des Rechtfertigungsglaubens
für die Kirche heute, seine Wiederentdeckung und Begründung
durch Luther.

Oskar Ziegner: Welche Stellung hat Luther dem Vaterunser im

Kleinen Katechismus gegeben?
Wolfgang Schanze: Die Sprache der Liturgie.
Erich Hertzsch: Predigt und Seelsorge.

Hans Prautzsch: Rudolf Alexander Schröder und das Lied der Kirche.
Walter Grundmann: Die biblische Geschichte im kirchlichen Unterricht
Waldemar Wucher: Dienst im Dialog.

Herbert v. Hintzenstern: Die „Bilderschule" des Sigismund Evenius.
Reinhold Jauernig: Johann Muthmann. Zur Geschichte des Pietismus

im Herzogtum Coburg-Saalfeld.
Ernst Köhler: 50 Jahre Evangelisches Mädchen werk in Thüringen. Ein

Beitrag zur Frage „Kirche und Werk".
Walter Pabst: Die illegalen Gemeinden der Bekennenden Kirche in

Thüringen 1933—1945.
Ingo Braecklein: Predigt zu der durch Landesbischof D. Mitzenheim

erfolgten Wiedereinweihung der Stadtkirche St. Peter und Paul in

Weimar am 14. Juni 1953.
Rudolf Lötz: Die Synode der Ev.-Luth. Kirche in Thüringen. Ihre

Geschichte und ihr rechtliches Verhältnis zu Landesbischof und

Landeskirchenrat.

Erich Stegmann: Möglichkeiten und Grenzen der Synode, dargestellt

unter besonderer Berücksichtigung der Thüringer Verhältnisse.
Erich Dörre: Die Finanzverwaltung der Kirchgemeinden in Thüringen.
Gerhard Lötz: Die Bedeutung des Kommuniques vom 21. Juli 1958.

Am interessantesten — auch für den Nichtthüringer — sind
ohne Zweifel die Beiträge von Rudolf Lötz, dem Präsidenten
der Thüringer Synode, und Superintendent Erich Stegmann,
die uns mit der Verfassungsgeschichte, der neuen Verfassung nach
1945 und ihren Änderungen und dem besonderen Verhältnis
von Synode und Kirchenleitung in der Ev.-Luth. Kirche in
Thüringen bekanntmachen. Gerade am Beispiel der Thüringer
Kirche, die als Landeskirche noch keine fünfzig Jahre alt ist
und unter der Herrschaft der Deutschen Christen einer überaus
schweren Belastungsprobe ausgesetzt war, läßt sich deutlich

zeigen, welch große Bedeutung eine Kirchenverfassung, auch in
theologischer Hinsicht, hat. Ebenso instruktiv ist der Aufsatz
des Finanzreferenten im Landeskirchenrat, Erich Dörre, der in
aller gebotenen Kürze gründlich über Entwicklung und Aufbau
des kirchlichen Finanzwesens in Thüringen berichtet.

Unter den kirchengeschichtlichen Arbeiten bieten vor allein
die beiden ersten Aufsätze Interessantes und weisen über die
Territorialkirchengeschichte hinaus. Herbert v. Hintzenstern
entwirft auf zwölf Seiten ein Bild des Theologen Sigismund
Evenius. Dieser war ein Mann der Reformorthodoxie des

17. Jhdts. und fand wie mehrere seiner Gesinnungsgenossen ein
Betätigungsfeld im Dienst Herzog Emsts des Frommen, der mit
Hilfe dieser Theologen, Pädagogen und Juristen im Zeitalter
der Frühaufklärung und des beginnenden Pietismus in seinem
Lande eine vorbildliche kirchliche und kulturelle Aufbauarbeit
leistete. Reinhold Jauernigs Beitrag führt uns zwar ins

18. Jhdt., gehört aber sachlich in den gleichen Bereich kirchen-
und geistesgeschichtlichcr Entwicklung, wenn man beide Arbeiten
etwa auf dem Hintergrund der profangcschichtlichcn Forschungen
von Othmar Feyl sieht, der die wichtige Rolle Thüringens
im 17. und 18. Jhdt. in zahlreichen Veröffentlichungen
herausgearbeitet hat. Genau wie Feyl befaßt sich auch Jauernig
dabei mit den Beziehungen, die in jener Zeit zwischen Thüringen
und den Ländern Ostmitteleuropas — in diesem Falle
Schlesien — bestanden. Aus den übrigen Beiträgen sollen die
drei markantesten herausgegriffen werden, die in ihrer Verschiedenartigkeit
zeigen, daß im Bereich einer Landeskirche das
theologische Denken nicht uniform zu sein braucht. Durch die
Aufsätze von Wolfgang Schanze, Erich Hertzsch und
Walter Grundmann sind Liturgik, Homiletik, Poimenik
und Katechetik mit lesenswerten Beiträgen in der Festschrift
vertreten. Schanzes „Die Sprache der Liturgie" ist in leicht verständlicher
Form Erklärung und Rechtfertigung der Arbeit an
der neuen lutherischen Agende, die in Thüringen an die Stelle
recht unterschiedlicher Agenden aus den acht alten Thüringer
Kirchen tritt. Im Aufsatz „Predigt und Seelsorge" macht
Hertzsch klar, daß jegliche Predigttätigkeit — vor allem aber
die an Kirchenentfremdeten — durch rechte Seelsorge vorbereitet
werden muß und dadurch eine Erneuerung und Belebung
erfährt. Daß der seelsorgerische Dienst der Kirche selbst einer
Erneuerung bedarf, wird nicht verschwiegen. Am „thüringischsten
" dürfte der Beitrag von Grundmann sein. Im Aufsatz über
„Die biblische Geschichte im kirchlichen Unterricht" werden die
theologischen Grundlagen und -linien der Thüringer Katechetik
, die bekanntlich mit eigenem Lehrplan innerhalb der christlichen
Unterweisung in den Kirchen der DDR eine Sonderstellung
einnimmt, abrißartig dargestellt. Dieser Aufsatz ist
nicht nur aufschlußreich, sondern auch anregend; seine Grundgedanken
werden aber — ebenso wie der Thüringer Christen-
lchrplan — weder innerhalb noch außerhalb der Thüringer
Kirche uneingeschränkte Zustimmung finden.

Zum Schluß sei noch auf die reizvollen Ausführungen von
Hans J. Hamann über „Deutsche Bibeln vor Luther" hingewiesen
, die dem Buch zu einer Reihe guter Abbildungen verhelfen
. Leider wurden die Abbildungen 8 und 9 vertauscht;
dieser Irrtum und einige Druckfehler in den Aufsätzen hätten
sich wohl vermeiden lassen. Im ganzen gesehen ist das Buch
nicht nur eine wertvolle Gabe für den Jubilar und von Interesse
für die Glieder der Thüringer Kirche, sondern es informiert
auch den Nichtthüringer über die derzeitige kirchliche
und theologische Arbeit in der Ev.-Luth. Kirche in Thüringen.

Berlin Hildegard Zimmermann

Antweiler, Anton: Die Studienpläne der katholisch-theologischen

Fakultäten in der Bundesrepublik Deutschland.

Theologie und Glaube 52, 1962 S. 325—349.
Glueck, Nelson: A Bibliography.

Hebrew Union College — Jewish Institute of Religion 1962,

VI, 18 S.

Harbsmeier, Götz: Ernst Wolf zum 60. Geburtstag.

Junge Kirche 23, 1962 S. 441—445.
Hromädka, J. L.: The Responsibility and Hope« of a Theologian.

Communio Viatorurr. 5, 1962 S. 79—87.