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Ausgabe:

1963

Spalte:

261

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Voeltzel, René

Titel/Untertitel:

Das Lachen des Herrn 1963

Rezensent:

Campenhausen, Hans

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261

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 4

262

und Querverbindungen untereinander sind nun bloßgelegt, so
daß sich die ganze geistige Bewegtheit der Lexikonarbeit im
Sachregister spiegelt. Neben ihm steht ein bibliographischer Anhang
im Umfang von 650 Spalten. Ein dreibändiges Werk kann
nicht alle geschichtlich bedeutenden Personen aus Vergangenheit
und Gegenwart in eigenen Artikeln behandeln. So kurz es
geht, ist dem Bedürfnis jetzt im Nachtrag entsprochen. In ihm
findet man auch in großem Umfang die Theologen und Kirchenführer
der Gegenwart genannt. Der weite ökumenische Horizont
, in den das EKL seine Arbeit gestellt hat, öffnet sich uns
im Nachtrag aufs neue. Aufgenommen sind auch Namen, die im
Lexikon bisher keine Erwähnung fanden. Die Theologen der
letzten Generationen werden mit einer Auswahl ihrer Schriften
aufgeführt. Das Abkürzungsverzeichnis und die Mitarbeiterliste
eröffnen den Band. Während das verdienstvolle Werk den
guten Abschluß findet, bereitet der Verlag bereits die 2. durchgesehene
Auflage vor.

Rostork « ... . ■ u Ii.

Gottfried H o 11 r

Voeltzel, Rene: Das Lachen des Herrn. Über die Ironie in der
Bibel. Übers, v. B. M a r x - S c h 1 u n k. Hamburg: Reich 1961.
126 S. gr. 8° = Theologische Forschung, hrsg. v. H. - W. Bartsch,
F. Buri, G. Harbsmeier, XVII. Kart. DM 10.—.

Die französische Originalausgabc dieses Buches wurde in der
ThLZ 1957, Sp. 354 f. angezeigt. Wir begrüßen die deutsche Ausgabe
mit Freuden. Sie ist inhaltlich unverändert, obgleich der Verfasser, wie
er im Vorwort bekennt, nicht nur bibliographisch manches nachtragen
könnte, sondern auch in seinen Gedanken fortgeschritten ist. ,,Aber
das Werk unter diesem doppelten Gesichtspunkt korrigieren, würde
zu einer völligen Neufassung führen." Der Untertitel (Enquetes et
remarques sur la signification theologique et pratique de l'ironie
biblique) ist in der deutschen Ausgabe gekürzt, das ursprüngliche
Motto des Buches (Jes. 57, 4a) in Wegfall gekommen. Erfreulicherweise
sind jetzt aber nicht nur das vermißte Stellenrcgister, sondern noch
drei weitere Register (der Begriffe, der modernen Autoren und der
Eigennamen) hinzugekommen. Der Text ist von Barbara Marx-Schlunk
gefertigt und von H.-W. Bartsch durchgesehen. Man fühlt es ihm noch
an, daß es sich um eine Übersetzung handelt; aber er hat die volle
Billigung des Autors gefunden und ist zuverlässig.

Heidelberg Hans v.Camp en h a u se n

CV isser't Hooft, W. A.:] Oecumene in 't vizier. Aangeboden
aan Dr. W. A. Visser't Hooft, Secretaris-Generaal van de Wereld-
raad van Kerken op zijn zestigste Verjaardag op 20 September 1960
emder Rcdactie van Dr. W. F. G o 11 e r m a n en Prof. Dr. J. C.
Hoekendijk. Amsterdam: Ten Have [i960]. 166 S., 1 Porträt
8°- Kart. hfl. 9.-; geb. hfl. 10.90.

Ein Jahr nach der bedeutenden Walter Freytag-Festschrift
(..BASILEIA", ed. Jan Hermclink (f) u. Hans Jochen Marguli,
Stuttgart 1959, 1961") haben die Holländer ihrem großen Landsmann
dem Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirnen
, Pastor Dr. Willem Adolf Visser 't Hooft - ebenfalls zum
60. Geburtstag — eine Festschrift gewidmet. Der Herausgeber
Prof. Dr. J. C. Hoekendijk bezeichnet sie einleitend als ein
"Werkbuch"; und wirklich ist über manch persönliches Dankes-
w°rt hinaus (das 10 Jahre früher in der Sonder-Nr. der holl.
Monatsschrift Wending, 1950, 5.Jhrg. Nr. 8 von Suzanne de
Dietrich, H. Kraemer, H. van der Linde u. a. noch deutlicher hörbar
wurde) hier in 16 Beiträgen Wesentliches zum aktuellen
Arbeitsprogramm des Weltrates der Kirchen gesagt. Nur der
zweite Beitrag „Erinnerungen" von Prof. Dr. S. F. H. J. Berkelbach
van der Sprenkel wirft Schlaglichter auf das Herkommen
Dr. Visser 't Hoofts — von Juristen — und auf seine Berufung
in immer größere Verantwortung - nach der 2. Faith & Order-
Konferenz 1937. Ein einziges glaubensentschiedenes Vorwärts
zu neuen Ufern ist dieses Leben bisher (S. 27).

Der erste Beitrag spricht von der anfänglich starken Zurückhaltung
der kleineren, zweiten ref. Kirche Hollands, der Gercfor-
meerde Kerk, gegenüber der oek. Bewegung. Wir erfahren jedoch
, daß i960 ein Verhandlungsausschuß zur größeren Schwesterkirche
hin, der Nedcrlandse Hervormde Kerk, gebildet ist, der
b*r erfolgreich arbeitet (S. 13/14). - Dr. J. P. van Heest
* f rt d'C 1956 zustandc gekommene Abendmahlsgcmein-
senaft der Reformierten mit den Lutheranern in Holland

(S. 81 ff.). Hier steht der nachdenkliche Satz: „Bekenntnisschriften
geben Gesichtspunkte, keine Standpunkte, Perspektiven
und keine Fundamente" (S. 83). Das Gewicht der Bibelexegese
zum Problem wird betont (S. 8 5). Stimmen wie Walter Kreck
und Bischof Meyer - Lübeck im deutschen Abendmahlsgespräch
werden sorgsam angeführt (S. 87), ebenso wie die Holländer
Pr:. C. W. Mönnich und Dr. G. C. van Niftrik, die hierüber
Gründliches aus ihrem Land veröffentlichen (1958). Überhaupt
Jst jedem Beitrag ein Nachweis neuster Literatur mitgegeben.

Es ist nicht möglich, alle Beiträge hier anzuführen. Prof. Dr.
H- Berkhof schildert von ökumenischer Warte die konfessionelle
„Landkarte der Niederlande". Hierbei „ist eines nötig: die
Kenntnis von Jesus Christus und von der umfassenden Fülle
seines Heils für Mensch und Welt, die in Ihm beschlossen ist"
3 8). „Offenherzigkeit ist dem Wesen nach freundschaftlicher
als Freundlichkeit" (S. 38). - Beachtlich ist Dr. W. F. Golter-
mans reale Wertung der Taufe als Begabung mit dem Heiligen
Geist (S. 64). Auf Dr. Lukas Vischers (des heutigen Faith and
Urder- Sekretärs in Genf) Buch über „Die Geschichte der Kon-
rmation" (1958) wie auf die „Zusammenfassung der Ergebnisse
des Taufgesprächs der A. G. Christlicher Kirchen in Deutschland
(vgl. Oek. Rundschau 1958, Nr. 2) wird verwiesen (S. 69/
2). _. Dr a. H. van den Hcuwcls Beitrag über das christliche
Jugendwerk (S. 91 ff.) verlangt nach praktischen klaren Auflagen
zum Einsatz dieser Jugend, während Dr. H. van der Linde
>e „corpus Christi"-Theologie eines Charles Brent mehr ins
entrum der ökumenischen Bewegung heute wieder gerückt
senen möchte. „Die brausende Dynamik der ursprünglichen Bergung
... hat durch die Kanali sierung ohnehin gelitten"
^•130). Taize ist vorbildliches Modell, ein „Mikrokosmos der
Oekumene'' (S. 134). Das Heil. Abendmahl schenkt dem Heil.

Ju* im Einzelnen Kontinuität (S. 136). Hier werden zweimal
auch katholische Quellen positiv gewertet (S. 139). Theologisch
scheint mir hier ganz Wesentliches gesagt zu sein.

Zu zwei Weltfragen ergreifen zwei vorbildliche ökumeni-
jer das Wort: Prof. Dr. Henrik Kraemer untersucht Probleme
es engeren Zusammenrückens der Weltreligionen heute — bis
zum Sagorskcr Friedensappell der Religionsgemeinschaften
unter Patriarch Alexius (1951) und einer UNESCO-Forschungsgruppe
, die „the role of Religion in Eastern and Western cul-
tures" feststellen soll und sicher überfordert ist (S. 127/128).
tot. Dr. C. L. Patijn spricht aus engster Mitarbeit sehr besdiei-
en von der .Kirchen-Kommission für Internationale Angelegenheiten
' (CCIA). Postuliert H. Kramer - ähnlich wie schon
■ Söderblom 1925 —die Notwendigkeit christlicher Zusammen-
1 IM Um so etwas w'e c'ne Stimme des „Weltgewissens" zu
bilden (S. 129), so will Dr. Patijn Rom. 13 international ausgeweitet
sehen auf die „Familie der Menschheit, aus einem
B'ut und unter einem Völkerrecht" (S. 146). — Wir können hier
aus Raumgründen nur die weiteren Autoren und ihre Probleme
aufführen: es schreiben Prof. Dr. W. F. Dankbaar über geschichtliche
Vorstufen von Oekumene, Dr. E. Emmen über Dia-
konat in oek. Sicht, Dr. H. J. Heering über die .Basis', Prof.

J- C. Hoekendijk über „Proselytismus" als Umkehr der
„zentrifugalen" Ausrichtung echter Mission, Frl. S. M. Holsteijn
über „Stadt und Land", S. G. Graf van Randwijk über „Erneuerung
" als Voraussetzung jeder Mission, Prof. Dr. E. de Vries
über die bedeutsame Saloniki-Tagung 1958 zu Problemen des
•raschen sozialen Umbruchs'.

Das Buch, einem der kundigsten Theologen unserer Zeit
dargebracht, ist eine Schatzkammer oekumenischen Denkens.
Es zeigt, wie beträchtliche Pionierarbeit an ihrem Teil von der
Heimatkirche Dr. Visser 't Hoofts geleistet wird im Konzert der
Oekumene der Gegenwart. Hier wurde nicht nur die erste
christliche Weltjugendkonferenz 1939, sondern auch die Konstituierung
des Oek. Rates in Amsterdam 1948 möglich. Das Buch
wäre wirklich wert, in deutscher Übersetzung einem größeren
Leserkreis zugänglich gemacht zu werden.

Berlin Günter Gloede