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Ausgabe:

1963

Spalte:

236-237

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Huddleston, Trevor

Titel/Untertitel:

Weine, du geliebtes Land 1963

Rezensent:

Brennecke, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 3

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scheint es so, als ob die Unterrichtssprache auch für den BD
die Provinzsprache sei, und doch wird gleich gesagt, daß dafür
das Englisch vorgesehen sei. Die Eile erkennt man auch daran,
daß ein in der Mission so bekannter Name wie der des
Dr. Ranson falsch geschrieben ist (S. 46). S. 49 muß der Name
Chengia durch die üblich - richtige Schreibweise Chenchiah ersetzt
werden. Theologisch interessant wie auch bedenklich ist
auf S. 67 die Aussage, im kath. Brasilien habe sich kein lebendiges
geistiges (geistliches?) Leben entwickeln können, weil die
kath. Kirche „keinen Gegner hatte, mit dem sie ihre Kräfte
echt messen konnte": aus sich heraus, aus den ihr eigenen Kräften
„kann" das eine Kirche nicht? S. 103 dürften nicht alle
Personalangaben ad Leipziger Mission unter (b) autorisiert,
also zutreffend sein.

Die wertvollen Aufsätze bringen den letzten Rückblick
über die Arbeit der deutschen ev. Mission aus der Feder de9
früheren, so früh verstorbenen Herausgebers Jan Hermelink,
und ebenso, als Frucht seiner Afrikareise, eine Darstellung der
„Neuen Wege der Verkündigung im Umbruch Afrikas". Heinrich
Meyer schreibt über „Politische Verantwortung und afrikanische
Theologie". Erich Ramsauer bietet Streiflichter über
das japanische Gemeindeleben; Erich Fülling unterrichtet über
die außerkirchlichen Strömungen im heutigen Brasilien; Otto
Waack interessiert sehr mit seinen Ausführungen übeT die
Probleme theologischer Ausbildung in den jungen Kirchen
Indiens; G. Jasper sen. fragt: Kann es ein echtes Gespräch zwischen
Christen und Juden geben? Der nach Delhi nun wohl aktuellste
Beitrag ist der von Heinrich Lohmann über das Verhältnis
von Kirche und Mission mit den sehr tiefgreifenden
und praktischen Erfahrungen, die man in einem westfälischen
Kirchenkreis bei kräftigem Zupacken hat machen können.

Die Statistiken, die Bibliographie und das Adressenwerk
verdienen, wie immer, Beachtung.

Nach Delhi 1961 gewinnen auch die Jahrbücher der
Mission als Informations- und Überblickshilfen für die kirchliche
und die theologische Arbeit an Bedeutung. Im Jahrbuch
1962 gilt dies außer von der Statistik und von der
Bibliographie mit ihren 565 Nummern mindestens von den
ersten vier Beiträgen. Der Bericht des Herausgebers über den
Stand der deutschen Missionsarbeit 1960/61 rührt dauernd an
theol. Fragen: bei einer Bischofseinführung in Afrika sah man
darauf, daß bei der Handauflegung kein Anglikaner beteiligt
wmr (S. 7); „ .Mission' kann nicht einfach durch .ökumenische
Beziehungen' ersetzt werden" (S. 11), und das heißt, daß die
theol. Frage nach dem Proprium der Mission neuer Klärung bedarf
; die ganz akute Nothilfe hat die reiche soziale und karitative
Arbeit zu einem Schwergewicht werden und zu einer
doch fragwürdigen Überbetonung kommen lassen, wie übrigens
auch in der röm.-kath. Mission (S. 11 f., 36), wodurch die theol.
Verhältnisbestimmung von Mission und ökumenischer Diakonie
und damit die Frage nach dem Proprium der Mission in den
Vordergrund rücken; mehr und mehr zeigt sich unter Theologe
« eine .theol. Verlegenheit', wenn man statt Mission nur
.Begegnung' haben und dem NichtChristen eine Entscheidung ersparen
möchte (S. 20). Diese herausgegriffenen Dinge zeigen,
welch eine allgemein-theologische Relevanz ,die Mission' hat
und wie sehr die Mitarbeit der Theol. Fakultäten mehr denn
je gefordert ist.

Martin Pörksen verbreitet sich über die Folgerungen aus
Delhi für die Kirche und die Gemeinde, wo sich Sinn und
Recht der in Delhi erfolgten Integration erweisen müssen und
wo eine Strukturveränderung hin zur missionarisch bewegten
Kirche und Gemeinde erwartet werden muß.

Georg Vicedom verfolgt Stand und Entwicklung der röm.-
kath. Mission. Obwohl der deutsche Anteil an der kath. Weltmission
verhältnismäßig gering ist, stellen die deutschen
Katholiken mit ihren 2585 Theologen, von denen die meisten
in Südamerika arbeiten, aber von denen eben doch Ii05 im
eigentlichen Missionsdienst stehen, doch mehr Theologen für
den außereuropäischen Dienst als alle ev. Kirchen Deutschlands
zusammen — nur 306 ordinierte Missionstheologen. Der Leser
erfährt, wo die gleichen Probleme liegen wie auf der evang.
Seite und wie sich die Eigenart der kath. Mission auswirkt, so

Z. B. immer wiedeT auch in Einbrüchen in rein protestantische
Arbeitsgebiete.

Theodor Müller-Krüger referiert als Fachmann für Indonesien
über die allgemeine und die religiös-kirchliche Lage de»
Inselreiches, das die spärlichste missionarische Besetzung aufweist
, und das doch nicht weniger Aufgaben und theologische
Fragen stellt.

In dem Beitrag von Joh. Althausen über den „Missionar
in Südafrika", wo ca. ein Drittel aller deutschen Missionskräfte
eingesetzt sind, ist die Besprechung der Bekenntnisfrage von
allgemeinem Interesse, wie auch die Feststellung, daß „die
afrikanischen Stammesreligionen außerhalb und auch in der
Missionskirche kräftig weiter leben".

Der letzte Beitrag „Vom Katecheten zum Bischof", von
Arno Lehmann, bietet einen gedrängten Überblick über die
Entwicklung des Amtes in den jungen Kirchen, spricht also von
„der schreiendsten Not der Kirche" und bringt zu deren Verständnis
das nötige Sach- und Zahlenmaterial. Da dem Verf.
das Lesen der Korrektur nicht vergönnt worden war, haben sich'
sinnentstellende Druckfehler eingeschlichen: im Kriege wurden
nicht afrikanische Pastoren, sondern Missionare abgeführt,
S. 66; bei der Theologenausbildung sind „der Landes- und der
Religions (nicht: Regierungs)hintergrund" zu beachten, S. 74;
auf der 10. Z. v. o. auf S. 78 muß es heißen: „Day" (statt May);
und auf der vorletzten Zeile wird den Pastoren und Bischöfen
„die Einfalt (statt: Einheit) des Glaubens" angewünscht.

Halle/S. Arno Lehma ■■

H«ddle«ton. TreTor: Weine, in geliebtes Land. Südafrika. Mit
einem Geleitwort Ton H. Gollwitzer. Im Deutsche über», toi»
D. Pfeiffer. Mönchen: Kaiser 1959 u. Berlin: Evang. Verlags-
amtalt 1961. 347 S., 1 Kte. S*.

1956 erschien die erste Auflage dieses Buches in London
unter dem Titel „Naught for your Comfort" (wörtlich übersetzt
: „Nichts zu deiner Bequemlichkeit"). Schon im nächsten
Jahr übernahm eine englische Taschenbuchreihe dieses Werk und'
machte es hunderttausenden von Lesern zugänglich. 1959 erfolgte
die Übersetzung ins Deutsche. Ende 1961 erschien auch in
der DDR eine eigene Ausgabe dieser Übersetzung (in der Evangelischen
Verlagsanstalt). Der deutsche Titel stammt von Alan
Patons erstem, weltweit bekannt gewordenen Buch: „Cry th«
belowed Country" — Weine, du geliebtes Land". Und in der
Tat haben Alan Paton und Trevor Huddieston viel Gemeirt-
sames. Huddieston ist vielleicht noch leidenschaftlicher, noch
bohrender, geht noch stärker auf den Grund, ist noch einseitiger
als Paton. Er schreibt im Vorwort: „Dieses Buch kommt rotglühend
aus dem Schmelztiegel Südafrika ... es ist zugestandenermaßen
einseitig". Aber dieses Buch mußte wohl geschrie»
ben werden — auch wenn es die Schärfen hat, die immer au»
der Einseitigkeit kommea Es ist keine wohlabgewogene Darstellung
der verwickelten Problematik von Südafrika. Eine
gründliche Auseinandersetzung mit ihm forderte viele Seite».
Es sind sogar Bücher dagegen geschrieben worden (so von
Alexander Steward: You are wrong, Father Huddieston — Sie
haben Unrecht, Vater Huddieston). Die Wogen der Auseinande»-
setzung sind hochgegangen, besonders in Südafrika. Und noch
heute ist der größte Teil der südafrikanischen Weißen auf
Huddieston nicht ansprechbar. Man wird zugeben müssen: Manches
von dem. was Huddieston berichtet, ist heute überholt.
Sophiatown gehört der Vergangenheit an. Die „Shanty towns".
die er anprangert, sind im Verschwinden. Seiner Beurteilung der
Umsiedlungsaktion kann mancherlei — auch von NichtVertretern
der Apartheidsideologie — entgegengesetzt werden. Aber für
Huddieston ist das nicht entscheidend. Ihm geht es um die
schonungslose Durchleuchtung der Rassentrennung. Entscheidend
sind seine beschwörenden Worte an die Kirchen — nicht nur an
die sog. Burenkirche, sondern auch an seine eigene, die anglikanische
: Handelt, helft, überwindet diesen Gegensatz, ehe es zu
spät ist. „Die Antwort auf die Frage: wird der Afrikaner auch in
kommenden Jahren christlich bleiben? hängt mehr als alles andere
von der Antwort ab, die jetzt auf die lebenswichtige Farbenfrage
innerhalb der Kirche gegeben wird." Darum geht es in der
Tat. Die negativen Reaktionen auf die ökumenische Kirchen-