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1963

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitimg 88. Jahrgang 1963 Nr. 3

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kraft", die von diesem Buche ausgehe, und er zitiert: „Ein gesteigerten
Christentum ist kein weltflüchtiges Christentum, ein tragisches, kein
griesgrämiges ... und ein strenges ... kein reaktionäres Christentum"
(213 ff.). Mouniers Anruf klingt zusammen mit Gabriel Marcels
„Philosophie der Hoffnung", auf die das „Intermezzo IV" (290 ff.)
«ich gegenüber einer zur Doktrin verhärteten nihilistischen Selbstabwertung
des Menschen beruft. „Es ist die Größe des Glaubens und
der Liebe, daß beiden die Fähigkeit eignet, vom Grund der Welt her
. . . gegen ihr Widerspiel recht zu behalten und je zuweilen hellauf
darüber zu triumphieren" (292).

Diese christliche Zuversicht, die stärker «ein müßte als das
„Zeitalter der Angst" (220 ff.), erweist sich nach Ihlenfeld am
reinsten in dem Mut zur Liebe, zu weitem Sich-Öffnen für die
„Situation des Ungläubigen" (234, zu J. Green) zur Vorurteilslosigkeit
gegenüber den Nichtchristen (87, zu Bruce Marshall).
Etwas von diesem „heiteren Glauben" findet I. wieder bei J. P.
Hebels „wunderbarer Unbefangenheit in der Verbindung des
Religiösen mit dem Weltlichen" (403), nicht minder in den
Briefen H. W. Seidels (442), denen dies Charisma einen Platz
ganz vornean in der Reihe der deutschen Briefschreiber anweist
(444). Die beste Gegenwehr gegen die doktrinal-ideologische
Selbstverkapselung des christlichen und des kirchlichen Bewußtseins
ist die Übung im Verstehen der „anderen", die, vielleicht
durch unsere Schuld, vielleicht im Banne der „Gottesfinsternis"
(M. Buber) das christliche Botenwort nicht als Gottes Wort
hören. Eindringliche Beispiele solchen Verstehens gibt I. in der
Beschreibung von G. Benns Grenzposition oder in der liebevollen
Nachzeichnung von Th. Fontanes redlicher Skepsis gegen
„Personen, denen irgendetwas absolut feststeht" (424/31).

Eben diese Herzenskraft verstehender Solidarität mit dem
„anderen" unterscheidet Ihlenfelds Literaturkritik wohltuend
und fruchtbar von dem zünftigen kritischen Betrieb. Sie steht in
unterirdischem Zusammenhang mit dem besonderen konservativen
Kulturethos, das sich z.B. in seinem Paul-Gerhardt-Buch
und durchgehends in seiner Unabhängigkeit von der Maßstabstyrannei
des Augenblicks und der Schule als reife Frucht evangelischer
Libertät erweist. Sie schafft dem Kritiker ebenso wie
dem Dichter Ihlenfeld freilich nicht die breite und laute Resonanz
, mit der eine parolenhörige Gesellschaft ihre Mandatare
belohnt. Desto aufmerksamer sollte die evangelische Theologie
um ihrer eigensten Sache willen auf das Wort dieses weisen und
freien Christenmenschen hören.

Göttingen Martin Doerne

Haufe, Eberhard: Deutsche Mariendichtung aus neun Jahrhunderten

hrsg. u. erläutert. Berlin: Union-Verlag [i960]. 424 S. m. färb. Taf.
8°. Lw. DM 10.50.

Eine Sammlung deutscher Marienlieder fehlte; die Lücke ist
jetzt in erfreulicher Weise geschlossen. Die Auswahl beginnt bei
Frau Ava, führt in wohldurchdachter Ordnung durdi die verschiedenen
mittelalterlichen und nachreformatorischen Gattungen,
endlich durch die Romantik und Moderne und endet bei Ruth
Schaumann. Bei der Wiedergabe der Texte ist auf philologische
Genauigkeit Wert gelegt; die lautlichen und orthographischen
Änderungen sind geringfügig. Der Anmerkungsteil gibt die
Quellenangaben und die Erläuterungen, soweit sie notwendig
waren. Die Lieder aus der Zeit vor dem 14. Jahrhundert werden
im Urtext und in moderner Übersetzung geboten. Das geschichtliche
Kapitel (S. 353—381) verdient besondere Hervorhebung.
Der Leser findet hier viele gute Iiterargeschichtliche, liturgische
und dogmatische Information, auch über die vorangehende oder
parallel laufende lateinische Dichtung. Die Unterschiede der
Epochen werden so gut herausgearbeitet, daß das anfängliche Unbehagen
über die Zusammenfügung der Kult- und Glaubenslieder
der alten Zeit mit der Nur - Kunstpoesie der Neuzeit
(Goethe, Rilke, Hesse u. a.) 6<hwindet. Die kurzen Bemerkungen
über Luther und die Reformationszeit sind leider falsch. „Am
Feste von Maria Himmelfahrt hat Luther stets gepredigt, wie
denn gerade dieses Fest noch im 17. Jahrhundert in der protestantischen
Kirche gefeiert worden ist" (369). In Wirklichkeit hat
Luther an diesem Marientag 1523 zum letztenmal gepredigt, und
die allermeisten Kirchenordnungen schafften den Festtag schon im
16. Jahrhundert ab. Wo er ausnahmsweise beibehalten wurde,
geschah es wegen des Evangeliums des Tages Luk. 10, 38 ff., das

zu evangelischer Predigt einlud, ohne zum selbstverständlich abgelehnten
Festinhalt beizutragen (Robert Lansemann, Die Heiligentage
in der Reformationszeit, 1939, S. 132 f.). Damit sind
auch die Behauptungen über die konsequentere Ablehnung der
Marienverehrung durch den Calvinismus richtiggestellt. Auch die
Frühgeschichte des Marienkultes (S. 354) befriedigt nicht, weil 6ie
nicht differenziert genug dargeboten ist. Die Ausstattung und die
Bildbeilagen sind vorzüglich.

Rostock Gottfried Holti

Baden, Hans Jürgen: Ernst Jüngers christliches Zwischenspiel.
Neue Zeitschrift für Systematische Theologie 3, 1961 S. 328—345.

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— Ernst Wiechert.

Stimmen der Zeit 86 (Bd. 168), 1960/61 S. 270—286.

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B u c k, August: Dantes „Göttliche Komödie".
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Stelzmann, Rainulf: Religiöse Sehnsucht im amerikanischen Roman.
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Wellershoff, Dieter: Gottfried Benn - Realitätszerfall und Artistik
.

Universitas 16, 1961 S. 605—618.