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1962

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Neuerscheinungen

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in seiner faktischen Situation begegnet. Sic zeigt ihm drittens, wie er
in dieser Lage und kraft der so bestimmten Begegnung mit Gott für
Gott verpflichtet und in einen bestimmten Lebenswandel gewiesen
ist. . . Die Akzente mögen freilich in verschiedenen Predigten verschieden
verteilt sein ... Ihr Zentrum liegt in dem mittleren Stück, in
der Proklamation der Tat Gottc6. Aber diese Proklamation bedarf, um
verständlich und also wirksam zu werden, der beiden andern Stücke . ..
Der Aufweis der Situation muß tatsächlich ein Aufweis sein und nicht
eine bloße Behauptung..." (50).

Aber läßt sich wirklich aufweisen und nicht nur behaupten, „daß
.all unser Tun umsunst' ist" (108)? Und wenn nicht, was ist es dann
mit der Wirksamkeit der Proklamation der Tat Gottes und überhaupt
mit unserer Dogmatik. die „durchwegs in allen ihren Sätzen das
Prinzip der .drei Stücke' beachten muß" (51)1

Der II. Hauptteil ist überschrieben: „Die Erläuterung des
Programms anhand der Lehre von der Sünde". Hier verdient besondere
Beachtung, daß sich Ott sehr darum bemüht, die Schwierigkeiten
und Anstößigkeiten, die die Fragen 3—11 des Heidelberger
Katechismus dem heutigen Menschen bereiten, zu mildern
und hinter scheinbar Absurdem Sinn und Richtigkeit aufzuweisen
; und zwar besonders an folgenden Problemen: dem Erbsündengedanken
(wieso Schuld auch für „angeborene" Sünden?, 137ff.,
wieso ist der natürliche Mensch sündig und haßt Gott? 76 f.),
dem Gedanken des Sünden f a 11 e s („Wir selbst sind Adam und
Eva!", 82), dem Problem des unfreien Willens und einer Unausweichlichkeit
zum Sündigen sowie der Vorstellung vom Gericht,
vom Zorne Gottes und seiner Personalität.

So hilfreich indes Otts Ausführungen hierüber dem Katecheten
6ein können, die Knappheit des Raumes wohl — und das
Wagnis, „programmatisch und in bewußter Vorläufigkeit etwas
zu sagen" (7) — brachten es mit sich, daß die Argumentation über
Andeutungen und oftmals 6ehr allgemeine oder zu glatt-rhetorische
Formulierungen nicht hinauskam. Verschiedentlich glaubt
man Ott auch auf falschem Weg; nämlich wenn bspw. zum Problem
der Erbsünde eigentlich nur indirekt argumentiert
wird: Verzichte man auf diese Lehre, so würde man. . . Ehre und
Tranßzendenz Gottes schmälern, die Radikalität der Sünde verlieren
und d. h. bloß noch auf der juristischen und moralischen
Dimension sich bewegen (83 f., 92 f., 96, 100), „die Bahn zur
Selb6terlösung des Menschen" wäre frei (104), „Gott ist eben
kein menschlicher Partner" (138). — Außerdem muß einmal gesagt
werden, daß man die Sünde nicht von der Moral lösen kann
(60), wenn die Alternative nur allgemeine Formulierungen 6ind
wie: die Sünde sei ,,da6 Sein ohne Gott" (116) und bedeute
„Heimatlosigkeit" und „Elend" (57) sowie „Uneigentlichkeit
des Daseins" (122). Wie konkret hat doch die Orthodoxie am
Problem der Sünde zugepackt! (Heute nennt man das „Kasuistik"
und will man nur noch eine Sünde, ja, „eine wesentliche Forderung
an den Menschen" kennen, 72 ff.), und wie erfrischend
konkret entfaltet Barth wieder in den Bänden IV seiner KD die
Vielgestalt der Sünde. Sollte das nicht vielleicht die
heutige Aufgabe sein!

Zur abschließenden Gcsamtcharakteristik des als Demonstration
der Aporien in der heutigen Lehre von der Sünde äußerst
interessanten Buches von Ott noch folgendes Zitat:

„Der Prediger muß wagen, aufzuzeigen, daß ,all unser Tun umsunst
' ist, .auch in dem besten Leben'. Er muß seinen Hörern aufdecken.
:um Bewußtsein bringen können, daß sie sich — sei es denn: in ihrer
ganzen Rechtlichkeit und moralischen Anständigkeit — in der Lage des
verlorenen Sohne6 befinden. Er muß so predigen, daß dies gerade dem
•inständigen Menschen zum Bewußtsein kommt. ... Es soll so von der
Sünde gepredigt werden, daß keiner heimgehen und sich selber ausnehmen
kann" (108). — Am Buch Otts gewinnt man das Empfinden,
daß die entscheidende Frage der Lehre von der Sünde heute die «ein
könnte: ob und wie man auch sie als Evangelium darstellen
kann. Wegweisung hierfür aber bei „Barth selber".

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