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Ausgabe:

1962 Nr. 2

Spalte:

125

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Schneemelcher, W.

Titel/Untertitel:

Bibliographia Patristica ; III: Erscheiungen des Jahres 1958 1962

Rezensent:

Fischer, Joseph Anton

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125

Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 2

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ferurtg derselben zufrieden, sondern er erläutert 6ie und macht
sie dem Le6er abendländischer Askese lebendig. Schließlich stellte
er aus dem tradierten Stoff Regeln für die Lebenshaltung einer
neuen abendländischen Mönchsgeneration auf. Dabei läßt er den
Leser in den Prozeß der Bildung der Mönchsregel schauen, aber
stellt selbst keine Regel auf. Das hat im 8. Jahrhundert ein Mönch
auf Grund der vier ersten Bücher von De institutis in der sog.
,,Regula Cassiani" versucht, ohne daß diese in der Praxis zur
Geltung gekommen ist.

H. O. Weber weist am Schluß seiner Untersuchung auf eine
Reihe weiterer Probleme hin, die sich aus seiner Arbeit ergeben.
Eine Frage ist allerdings in der Arbeit nicht beantwortet worden,
welche asketische Anschauungen des Abendlandes auf Cassian bei
der Übernahme und Bearbeitung der orientalischen Mönchstradition
Einfluß gehabt haben. Mit dieser Feststellung soll jedoch
keineswegs die positive Beurteilung dieser sorgfältigen und für
das abendländische Mönchtum und seine Mönchsregeln wichtigen
und weiterführenden Untersuchung beeinträchtigt werden.

Berli» Walter Delhis

Schncemclcher, W.: Bibliographia Patristica. Internationale pa-
tristisebe Bibliographie, unter Mitarbeit von K. Aland, H. D. Altendorf
, L. Bieler, F. L. Cros6, O. Cullmann, J. Danielou, E. Dekkers,
G. Garitte, W. Gastpary, M. Harl, J. N. D. Kelly, J. Kirchmeyer,
G. Kretschmar, G. Mayeda, B. M. Metzger, G. Morize, L. Pak6zdy,
J. N. Parijskij, M. Pellegrino, A. Pinchcrle, R. Rican, H. Riesenfeld,
M. A. Siotis, W. C. van Unnik, J. Vives, hrsg. III: Die Erscheinungen
des Jahres 1958. Berlin: de Gruyter k Co. 1960. XXXI, 119 S.
gr. 8*. Lw. DM 23.—.

Diese neue Bibliographie schreitet rüstig voran. (Inzwischen
liegt bereits Band IV vor.) Gegenüber Band I und II hat sich der
Kreis der Mitarbeiter wieder um einige Namen vergrößert, auch
der Umfang ist etwas gewachsen. Der Jahrgang ist noch wie die
beiden ersten aufgebaut und gestaltet; der Herausgeber bittet
um Verständnis dafür, daß Verbesserungsvorschläge „wahrscheinlich
erst" für den V. Band berücksichtigt werden können. Rez. erinnert
daher an seine in der ThLZ 1960, 673 f. geäußerten Anregungen
.

Die Berichterstattung ist gewissenhaft. Stichproben ergaben
jedoch immer noch einige Lücken. So fehlt etwa zu „Barnabas":
Barnard L. W., The Date of the Epistle of Barnabas — a Docu-
ment of Early Egyptian Christianity, in: The Journal of Egyptian
Archaeology 44 (1958) 101—117. Zu Cyprian wäre nachzutragen
: Portioli A., L'epi6Copalismo di S. Cipriano, in: StPad 5
(1958) 3—27. Vermißt wird unbegTeiflicherwcise auch: Delahaye
K., Erneuerung der Seelsorgsformen aus der Sicht der frühen Pa-
tristik (Untersuchungen zur Theologie der Seelsorge 13), Freiburg
, Herder, 1958, XII, 196 S. Des Unterzeichneten Apostolische
Väter (vgl. 1956, 677) erschienen 1958 in Darmstadt, Wissenschaft
!. Buchgesellschaft, in 2. Aufl.

Preising Joseph A. Fi s che r

Andrc6cn, Carl: Zur Entstehung und Geschichte des trinitarischen
PersonbegrifTcs.

Zeitschrift für die neutcstamentl. Wissenschaft 52, 1961 S. 1—39.
Beukcrs, Cl.i "For our Emperors, Soldiers and Allies". An attempt

at dating the twenty-third Catechesis by Cyrillus of Jerusalem.

Vigiliae Christianae XV, 1961 S. 177—184.
Del salle, Lucien-Rene: Comparaieon, datation, localisation relatives
des rcgles monastiques de Saint Cisairc d'Arles, Saint Fcrreol

d'Uzcs et de la „Regula Tamantensis Monastcrii".

Augustiniana 11, 1961 S. 5—26.
D u 1 i e r e, W. J.: Lcs Chcrubins du troisieme Temple ä Antiochc.

Zeitschrift für Rcligions- und Geistesgeschichte 13, 1961 S. 201— 219.
Fraigncau-Julicn, B.: Un traite anonyme de la Sainte Trinitc

•ittribui ä saint Cyrille d'Alexandric (fin).

Recherches de science religieusc 49, 1961 S. 386—405.
G a n t a r, K.: Kaiser Justinian als kopfloser Dämon.

Byzantinische Zeitschrift 54, 1961 S. 1—3.
H a n s o n, R. P. C: The Liberty of the Bishop to improvise Prayer in

the Eucharist.

Vigiliae Christianae XV, 1961 S. 173—176.
Karpp, Heinrich: Die Zahl der Scilitanischen Märtyrer.
Vigiliae Christianae XV, 1961 S. 165—172.

Mitchell, Leonel L.: The Baptismal Rite in Chrysostom.

Anglican Theological Review 43, 1961 S. 397—403.
Plinval, George de: Anticipations de la Pensee Augustinienne dans

l'Oeuvre de Piaton.

Augustinianum 1, 1961 S. 310—326.
Rief, Josef: Liebe zur Wahrheit. Untersuchungen zur Ethik des jungen

Augustinus.

Tübinger Theologische Quartalschrift 141, 1961 S. 281—318.
S a n c h i s, Dominique: Samaritanus ille. L'exegese augustinienne de
la parabole du Bon Samaritain.

Recherdies de science religieuse 49, 1961 S. 406—425.
Saumagne, Charles: Tertullien et l'Institutum neronianum.

Theologische Zeitschrift 17, 1961 S. 334—355.
W a s s m e r, Thomas A.: The Trinitarian Theology of Augustinc and

his Debt to Plotinus.

Scottish Journal of Theology 14, 1961 S. 248—255.

PHILOSOPHIE UND RELIGIONSPHILOSOPHIE

Kamiah, Wilhelm: Wissenschaft, Wahrheit, Existenz. Stuttgart:
Kohlhammer [i960]. 73 S. 8°. Kart. DM 4.80.

Was Kamiah in diesen drei Vorträgen will, macht er in der
Vorbemerkung deutlich, die er dem Band vorausschickt: der
Oberflächlichkeit wehren, die 60 wenig darüber beunruhigt ist,
daß wissenschaftliche und existentielle Wahrheit auseinanderklaffen
und daß dadurch die so erfolgreiche Wissenschaft bodenlos
geworden ist. Die Wahrheit, nach der Wissenschaft fragt, ist
Teilwahrheit oder Satzwahrheit in bestimmten Sachbereichen,
aber dabei bleibt die Frage nach der Wahrheit als einer die
Existenz des Forschenden umkehrenden Grundbestimmung offen.
Es ist zur Doppelung der Wahrheit gekommen, einer solchen
der Existenz und einer solchen der Wissenschaft, wobei das
Christentum bei diesem Prozeß insofern mitgeholfen hat, als es
die Lebenswahrheit durch den Glauben in Anspruch genommen
und die wissenschaftliche Wahrheit in den Bezirk der Profanität
eingewiesen hat. Kamiah will sich nicht beruhigen bei der üblichen
Scheidung von Glauben und Wissen, wobei ihm allerdings
klar ist, daß die Rückkehr zur vorchristlichen Wirklichkeit der
Wahrheit nicht vollziehbar ist. Er befindet sich in einem Zwiespalt
, der typisch sein dürfte für denjenigen, der unserer Situation
heute wach nachdenkt: einerseits ist er skeptisch gegenüber
der Möglichkeit, es bei der Trennung von Glauben und Wissen
zu belassen, andererseits aber auch gegenüber der Tragfähigkeit
einer Tradition, die zwar verschwiegen noch nachwirkt, aber
offen kaum mehr anerkannt wird. Für den Theologen wichtig
6ind besonders die Ausführungen über den notwendigen Zusammenhang
von Satzwahrheit und existentieller Wahrheit. Gegenüber
der Unabhängigkeitserklärung erfahrener Existenzwahrheit
von Sätzen, die etwas über die Wirklichkeit jenseits von Existenz
aussagen, wie dies in der Theologie der Entmythologisierung
geschieht, betont er, daß der christliche Glaube stets Sätze als
wahr bekundet hat, die keineswegs nur „Existenzcrhellung" entfalten
, sondern Sachverhalte betreffen, so die Wcltschöpfung, die
Auferstehung, den Jüngsten Tag. Eine extrem verinnerlichende
Sublimierung aller Glaubenswahrheiten würde zwar der intellektuellen
Verlegenheit des modernen Menschen entgegenkommen,
aber gleichzeitig die Auflösung des Christentums bedeuten.
Wahrhafte Existenz ist immer Hingabe an eine Wahrheit außer
ihr, die also auch in irgendeiner Weise metaphysisch oder weltbildlich
konkret werden kann. Wahrheit als existenzgründende

I muß zugleich universal sein, d. h. Existenzarhellung gibt es nicht

I ohne Welterhellung.

Ich glaube, daß Kamiah einer echten Sorge Ausdruck verleiht
, die nicht überhört werden darf. Gewiß hat alle Wahrheit
des Glaubens existentiellen Charakter, insofern es immer Wahrheit
„für mich" ist, aber das schließt nicht aus, daß der Glaube
seinen Ursprung extra nos hat und zugleich Aussagen über Ursprung
und Ende enthält, die unbeschadet ihrer „mythologischen
" Form nicht unmittelbar existentiell erfahrbar sind. Trotzdem
glaube ich, daß es außer der Möglichkeit einer konstitutiven
Zuordnung von Weltbild und Glauben, die nach Vollzug der
neuzeitlichen Freisetzung von Wissenschaft kaum mehr zurückgenommen
werden kann, noch ein anderes Verhältnis von Zu-