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Ausgabe:

1962

Spalte:

114-115

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Filson, Floyd V.

Titel/Untertitel:

A commentary on the Gospel according to St. Matthew 1962

Rezensent:

Nepper-Christensen, Poul

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kennt der Christ die in Jesus Christus erschienene neue Wirklichkeit
. ,,As the truly obedient man Jesus is the new existence
in its füllest and most concrete form" (S. 104). Von hier aus
bestimmt sich der Zusammenhang zwischen den beiden biblischen
Testamenten 60, daß Jesus Christus in dem Maße im Alten
„gegenwärtig" i6t, als dort das Neue Israel, die neue Wirklichkeit
des glaubenden und gehorsamen Menschen, erscheint.

Sicher läßt sich das von Childs gezeichnete Bild um viele
Einzelzüge bereichern, mag man an die mit dem vorexilischen
Herbstfest verbundenen Vorstellungen denken, wie sie seit
Mowinckels Psalmstudien II immer wieder der Gegenstand ausführlicher
Untersuchungen geworden sind, oder an die verschiedenen
Entwürfe alttestamentlicher Geschichtsschreibung. Aber
man wird die selbstgesteckten Grenzen des Autors respektieren
müssen und den Wunsch nach einem Gesamtentwurf einer alt-
testamentlichen Theologie unter den hier entwickelten Gesichtspunkten
nur als Zeichen grundsätzlicher Zustimmung anmelden
dürfen. Der Rezensent empfindet die Arbeit als eine wertvolle
Ergänzung der vorliegenden Untersuchungen zum Thema, nicht
zuletzt seiner eigenen, der Apperzeption der Meeresmythen
durch Israel gewidmeten. Die vorgelegte Studie wird auch dem
Systematiker nachdrücklich zur Kenntnisnahme und Auswertung
empfohlen.

Marburg/Lahn Otto Kaiser

Baumgärte 1. Friedrich: Die Formel n'-' um jahwe.

Zeitschrift für die alttestamcntl. Wissenschaft 73, 1961 S. 277—290.
Beardslee, William A.: The casting of Lotsat Qumran and in the

Book of Acts.

Novum Testamentum 4, 1960 S. 245—252.
Donner, Herbert: Der „Freund des Königs".

Zeitschrift für die alttestamcntl. Wissenschaft 73, 1961 S. 269—277.
F i c h t ne r, Johannes: Seele oder Leben in der Bibel.

Theologische Zeitschrift 17, 1961 S. 305—318.
Gemser, B.: Humilitas of Dignitas. De signatuur van het Oudtesta-

mentisch mensbeeld.

Nederlands Theologisch Tijdschrift 14, 1960 S. 161—174.
G 1 o m b i t z a, Otto: Betende Bewältigung der Gottesleugnung —

Versuch einer existentialen Interpretation der drei Psalmen 79, 94, 137.

Nederlands Theologisch Tijdschrift 14, i960 S. 329—349.
Hempel, Heinz-Ludwig: Zum Problem der Anfänge der AT-Illu-

etration.

Zeitschrift für die alttestamcntl. Wissenschaft 73, 1961 S. 299—302.
Hoftijzer, J.: Enigc opmerkingen rond het Israelitische 12-
«tammensysteem.

Nederlands Theologisch Tijdschrift 14, 1960 S. 241—263.
Hulsbosch, A.: Sagesse creatrice et educatrice (I. lob. 28).

Augustinianum 1, 1961 S. 217—235.
Kapelrud, Arvid S.: D0dehavstckstene og urkristendommen.

Norsk Tcologisk Tidsskrift 62, 1961 S. 113—127.

Krinetzki, Leo: Psalm 30 (29) in stilistisch-exegetischer Betrachtung
.

Zeitschrift für katholische Theologie 83, 1961 S. 345—360.
— Der anthologische Stil des 46. Psalms und 6eine Bedeutung für die
Daticrungsfragc.

Münchener Theologische Zeitschrift 12, 1961 S. 52—71.
Mowinckel, Sigmund: Zwei Qumran-Miszellcn.

Zeitschrift für die alttestamentl. Wissenschaft 73, 1961 S. 297—299.

Nötscher, F.: Qumranstudien aus Israel.

Augustinianum 1, 1961 S. 364—368.
Ott, N., Gram s.A. und R.Becker: O Säbado.

Igreja Luterana XXII, 1961 S. 84-97.
Robinson, T. H.: New Light on the Text and Interpretation of the

Old Testament supplied by Recent Discoverie«.

Zeitschrift für die alttestamentl. Wissenschaft 73, 1961 S. 265—269.
S c h e d 1, Claus: Aus dem Bache am Wege — Textkritische Bemerkungen
zu Psalm 110 (109), 7.

Zeitschrift für die alttestamcntl. Wissenschaft 73, 1961 S. 290—297.
Stamm. Johann Jakob: Dreißig Jahre Dekalogforschung.

Theologische Rundschau N. F. 27, 1961 S. 189—239.
Stinespring, W. F.: Eschatology in Chronicl«.

Journal of Biblical Literaturc LXXX, 1961 S. 209—219.
Weinfeld, M.: The Origin of the Humanism in Deuteronomy.

Journal of Biblical Literatlire LXXX, 1961 S. 241—247.

NEUES TESTAMENT

Filson, Floyd V., Dean, Prof. Th. D.: A Commcntary on the Gospd
tAAccording to St. Matthew. London: A. & Ch. Black, [i960]. VII,
319 S. 8° = Black's New Testament Commentaries, ed. by H.Chadwick
. Lw. 28 s.

In der Serie, deren Hauptredakteur Henry Chadwick ist und
die den Titel trägt: „Black New Testament Commentaries", ist
jetzt ein Kommentar zum Matthäusevangelium von Floyd F.
Filson, Professor am McCormick Theological Seminary in Chicago
, erschienen.

Es wäre nicht sinnvoll, verheimlichen zu wollen, daß die
vorliegende Arbeit die Erwartungen nicht erfüllt, die man —berechtigterweise
— an das Werk heranträgt. Natürlich ist begrenzt,
was auf 319 nicht besonders eng bedruckten Seiten stehen kann,
wenn außerdem auch die Übersetzung des griechischen Textes auf
diesen Seiten Platz finden soll. Ebenfalls wünscht ein Verfasser
in nicht geringem Grade auf seine Leser Rücksicht zu nehmen.
In diesem Falle hat der Verfasser — mit Recht oder Unrecht —
gemeint, an seine Leser nicht sehr große Anforderungen stellen
zu können.

Auch wenn wir dies in Rechnung ziehen, muß z. B. festgestellt
werden, wie wenig befriedigend es ist, wenn der Behandlung
der Perikope vom Hauptmann zu Kapernaum nicht mehr
als 1 Seite geopfert wird und noch dazu der größte Teil dieser
Seite zur bloßen Nacherzählung des Berichtes benutzt wird. Filson
berührt z. B. das zentrale Problem, das sich in Matth. 8, 11 f. findet
, nur mit der Bemerkung, daß die Aussage, dem Wortlaut
nach, besagen will, daß alle Juden verloren sind, daß aber dieser
Ausspruch „undoubtly excepts those who respond to the Gospel"
(p. 111). Filson bleibt aber seinen Lesern eine nähere Erklärung
für diese letzte Bemerkung schuldig. Ähnliches ist über die Behandlung
der Erzählung von dem kanaanäischen Weibe zu sagen.
Filson äußert, daß „Jesus had no commission from the Father to
open a ministry among Gentile6" (p. 180). Er gibt aber keine Erklärung
dafür, mit welchem Recht Jesus in diesem Fall dennoch
dem kanaanäischen Weibe helfen konnte. Filson hat nur die Bemerkung
, daß „God's chosen people must first hear and respond
to his message. .." (p. 180), nichts aber darüber, woher er dieses
„first" hat. Markus hat es ganz gewiß in der Parallelerzählung
, aber gerade Matthäus nicht. Die Behandlung der angeführten
Texte ist also unbefriedigend. Eine entsprechend oberflächliche
Beurteilung wird dem Gleichnis von den ungetreuen Weingärtnern
zuteil. Es heißt zwar, daß des Weinbergbe6itzers Übertragung
des Weinberges an die ungetreuen Weingärtner nicht
bedeutet, daß „God abandoned Israel" (p. 228), wir erfahren
aber nichts darüber, was es wirklich bedeutet.

Filson geht z. B. auch nicht auf das ganze numerische Problem
ein. Wenn man weiß, welche Rolle dies Problem in der
Forschung der letzten Jahrzehnte gespielt hat, ist es unbegreiflich,
warum den Lesern praktisch gesprochen keinerlei Aufklärung
darüber gegeben wird.

Im Zusammenhang hiermit muß auch das trinitarisdie Problem
berührt werden. Filson weiß, daß die dreigliedrige Taufformel
„surprising" ist, auch ist ihm klar, daß „the complete
lack of other evidence for the use of this formula in the Aposto-
lic Church raises a serious question whether Jesus explicitly
commanded its regulär use" (p. 305), abgesehen aber von dem
Hinweis auf 1. Kor. 12, 4—6; 2. Kor. 13, 14 und 1. Pet. 1. 2
wird den Lesern keine Erklärung oder eine Lösung des Problems
gegeben.

Verwunderlich ist auch, daß Filson in großem Maße sich begnügt
, Behauptungen aufzustellen, wo man mit Recht Beweisführungen
erwarten dürfte. Z. B. konstatiert er lediglich, daß das
Matthäusevangelium, das seiner Auffassung nach ursprünglich
für Judenchristen bestimmt war, ohne weiteres von heidenchrist-
lichen Gemeinden übernommen wird. Seine Bemerkung, daß das
Evangelium von „a Jewish-Christian circle friendly to neigh-
bouring Gentile Christians" gekommen sein muß (p. 14), kann
von den Lesern unmöglich als eine Argumentation aufgefaßt
werden. Er behauptet weiter, daß Papias Matth in einer griechischen
Ausgabe gekannt haben muß (p. 17). Es wäre ganz inter-