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1962

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Allgemeines

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das Judentum, Piper (Princeron) das Neue Testament, Lieselotte
Richter (Berlin) die Religionsphilosophie (mit sehr positiver
Schätzung der Psychologie und des Existentialismus), und zuletzt
kommt Gerhard Gloege mit vielen gelehrten dogmatischen Aussagen
. Die allgemeine Atmosphäre ist kühl, kritisch, „post-
barthianisch".

Andererseits behält Karl Barth noch seine Position in solchen
Artikeln wie „Natürliche Religion und Theologie" (Mis-
kotte) und „Christliches Naturrecht" (Ernst Wolf), die in Einseitigkeit
miteinander wetteifern. Miskotte steht doch zuletzt als
Sieger in diesem Zweikampf (siehe besonders Punkt 8, Sp. 1 325).
Für Wolf gibt es am Ende noch Probleme.

Der Artikel „Mensch" könnte bei dem Leser ähnliche Reflexionen
wie der Artikel „Offenbarung" erwecken. Keine dialektische
Schule herrscht in den Spalten, wo der Begriff „Offenbarung
" analysiert wird; keine anthropologische oder cxistentiale
Interpretation hat im Artikel „Mensch" das Wort bekommen.
Der größte Teil des Artikels „Mensch" ist in Oslo geschrieben:
Kapelrud behandelt den nlttestamentlichen und N. A. Dahl den
neutestamentlichen Aspekt. Aber vor ihnen steht C. H. Ratschow,
der dasselbe Thema vom Gesichtspunkt der Religionsgeschichte
behandelt. Man vergißt ja leicht, daß der Systematiker in Münster
von Haus aus Religionshistoriker war — hier ist er wieder
ein Weilchen zu Hause.

Hier gibt es indessen auch ein „andererseits". Was man
unter „Mensch" nicht findet, das steht in vollem Reichtum unter
„Hermeneutik", wo Gerhard Ebeling in der Nachfolge von Bultmann
, Gogarten und E. Fuchs und im Anschluß an Heideggers
Philosophie die Auslegungskunst behandelt. Alles mündet zuletzt
in die Unterscheidung von Gesetz und Evangelium. Nachher
gibt uns Ebeling fünf Spalten von Literaturhinweisen (die bibliographische
Abteilung ist in den Artikeln von Ebeling immer ungewöhnlich
ausführlich und wertvoll). — Es kann hinzugefügt
werden, daß der Artikel „Heidegger, Martin" von Professor
W. Schulz in Tübingen geschrieben ist. Der Artikel ist kurz, aber
klärend. Die verschiedenen Phasen in Heideggers Werk werden
berücksichtigt.

Von besonderem Interesse sind die zwei Artikel „Israel"
und „Judentum". In beiden wird die Linie vom Alten Testament
bis zur Gegenwart gezogen. Professor W. Holsten (Mainz) hat in
beiden Artikeln die Abteilung von der Gegenwart geschrieben.
Er berichtet vom modernen Staat Israel und vom neuzeitlichen
und heutigen Judentum. Danach folgt in beiden Artikeln eine
Rückkehr zu der urchristlichen Periode, also zu der einzigen
Periode, wo der christliche Glaube und die christliche Kirche in
ihrer täglichen Existenz ein Verhältnis zu Israel und zum Judentum
hatten. Von „Israel im NT und in der alten Kirche" schreibt
Marcel Simon (Strasbourg) und vom „Judentum und Christentum
in nt. Zeit" K. Grobel (Nashville). Diese Disposition ist überraschend
, aber sie scheint mir gut begründet zu sein.

Zuletzt sollen zwei Artikel über Personen erwähnt werden,
..Luther" und „Melanchthon". Die Darstellung von Luther ist in
zwei Unterabteilungen geteilt, eine biographische von Heinrich
Bornkamm und eine theologische von Gerhard Ebeling. Beide
sind mit großer Sorgfalt ausgearbeitet und geben auch dem
Spezialisten viel. Dazu treten Sonderartikel über „Lutherausgaben
" (H. Volz), „Lutherbilder" (O. Thulin) usw., alle sehr lehrreich
. Die Linien in den Artikeln über Luther werden teilweise
wieder verwischt, wenn Holsten Fagerberg (Uppsala) bald nachher
im Artikel „Luthertum" Luther der nachfolgenden lutheriechen
Kirche näherbringt und dabei auch gegen „die heutige
kerygmatische Theologie" und deren Deutung von Luther polemisiert
. Aber solche Schwankungen gehören, wie wir gesehen
haben, sozusagen zu den Spielregeln in dieser Auflage von der
RGG. Dies ist auch ein Verdienst des Werkes. Keine Schule
herrscht.

Der Artikel über „Melanchthon" ist außerordentlich wertvoll
, reich an neuen Ergebnissen. Die Differenz zwischen Luther
und Melanchthon wird — wie der Zusammenhang — klar herausgestellt
. Verfasser ist W. Maurer in Erlangen, und die Lieferung
wurde gerade im Jubiläumsjahr (1960) veröffentlicht.

Laad Gustaf Wi Dgren

Blanke, Fritz: Aus der Welt der Reformation. Fünf Aufsätze. (Festschrift
z. 60. Geburtstag v. Prof. Dr. Fritz Blanke.) Mit einer Liste
der Veröffentlichungen des Verfassers. Zürich - Stuttgart: Zwingli-
Verlag [i960]. 112 S. gr. 8°. Pp. sfr. 14.50.

Seit einiger Zeit ist es üblich geworden, zum Festtag im
Leben eines Gelehrten — mag es der 60. oder der 70. Geburtstag
sein — eine Sammlung 6einer eigenen Aufsätze erscheinen zu
lassen. Um des Jubilars und um der Sache willen ist es erfreulich,
daß dieses auch zum 60. Geburtstag von Fritz Blanke geschehen
ist. Nach dem Vorwort zu schließen, ist die Auswahl der in dem
schmalen Bande vereinigten Aufsätze vom Verfasser selbst getroffen
oder von ihm gebilligt. Man hätte sonst gern noch einige
weitere Beiträge aus dem beigegebenen Schriftenverzeichnis des
Verfassers in dieser Sammlung vertreten gesehen. Die ausgewählten
fünf Aufcätze sind nach Thema und Behandlungsart
für den Verfasser besonders kennzeichnend. Sie behandeln Probleme
der Reformationsgeschichte, insbesondere der Zwingli-
und Täuferforschung, denen 6idi der Verfasser vornehmlich gewidmet
hat. Neben drei kleineren Beiträgen „Zwingiis Urteile
über sich selbst" (1936), „Reformation und Alkoholismus" (1949)
und „Täufertum und Reformation" (l957) 6tehen zwei gewichtige
Abhandlungen „Das Reich der Wiedertäufer zu Münster 1534/35"
(1940) und „Calvins Urteile über Zwingli" (1959). Im wesentlichen
werden die Aufsätze so wiedergegeben, wie sie erstmalig
erschienen waren. Nut gelegentlich werden kleine Zusätze
gemacht oder neuere Literatur angegeben. Es ist ein Beweis für
Blankes gründliche und umfassende Arbeitsweise, daß diese Aufsätze
noch teilweise nach 25 Jahren unverändert wieder ersdici-
nen können. Da die Zeitschriften, in denen sie erstmalig erschienen
, nicht immer leicht zugänglich 6ind, wird jeder, der für die
Reformationsgeschichte Interesse hat, sich freuen, die für die
Forschung wichtigen Aufsätze in der neuen Sammlung zu besitzen
.

MUnster/Westf. Robert Stupperich

[Köberle, Adolf:] Die Leibhaftigkeit des Wortes. Theologische und
. seelsorgerüche Studien und Beiträge als Festgabe für Adolf Köberle
zum 60. Geburtstag, hrsg. v. O. M i c h e 1 und U. M a n n. Mit einem
Bildnis von A. Köberle. Hamburg: Furche-Verlag [1958]. 516 S. 8°.
Lw. DM 14.80.

Eine Festschrift, zumal in dem Umfang wie die für A. Köberle,
ist nicht zu besprechen. Die Vielfältigkeit des Inhaltes und die
Disparatheit der Stoffe verbieten die Besprechung und machen
nur eine Anzeige möglich. Die Menge der Autoren und die Breite
der durch sie repräsentierten theologischen Fächer und Richtungen
sagen mehr als die Beiträge, denn an den Autoren ist die weitreichende
Freundschaft und Verehrung des Jubilars zu ermessen.
AbeT auch die Fächer, die zu Worte kommen, sind wichtig, denn
es ist wohl so, daß A. Köberles Wirksamkeit über die systematische
Theologie weit hinaus geht, und daß die angesprochenen
Bereiche der Kunst und der Psychologie ebenso zum Bilde gehören
wie Luther und ötinger. In A. Köberle repräsentiert sich
die Schule seines großen Lehrers, und das „theologische Programm
Adolf Köberles", das in einem Beitrag so charakterisiert
ist, „die Erscheinungsfülle der Welt heimzuholen unter die
Segensherrschaft Jesu Christi", findet in dieser Festschrift seinen
beredten Niederschlag. Gerade wegen der Weite der Wirksamkeit
A. Köberles ist die angehängte Bibliographie von Wichtigkeit.

Münster/W. Carl Heinz Ratschow

Baaren, Th. P. van: De plaats van de theologie in de godsdienst-
wetenschappelijke faculteit.

Nedcrlands Theologisch Tijdschrift 14, 1960 S. 321-328.
Israel und die Kirche. Eine Studie, im Auftrag der Generalsynode der
Niederländischen Reformierten Kirche zusammengestellt von dem
Rat für das Verhältnis zwischen Kirche und Israel. Aus dem Holland,
übers, v. Hinrich Stoevesandt. Zürich: EVZ-Verlag 1961. 93 S. 8°.
Kart. DM 5.60.

Kitagawa, Joseph M.: Some Reflections on Theology in Japan.

Anglican Theological Review 43, 1961 S. 375-393.
Thiel icke, Helmut: Ortsbestimmung der Gegenwart — der Weg

und das Lebenswerk Alexander Rüstows.

Univereiras 16, 1961 S. 967—978.
Z u u r d e e g, W. F.: Nieuwe Theologie in Oxford?

Nederlands Theologisch Tijdschrift 14, 1960 S. 175—186.