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1962

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Neuerscheinungen

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eindringlich deutlich, daß Luther mit seiner Aussage von der
Ubiquität Christi die Einordnung Christi in ein weltbildhaftes
Denken durchbricht. Das Denkschema einer deistisch-supranaturalistischen
Transzendenz ist ebenso gesprengt wie das
einer pantheistisch- naturalistischen Immanenz. In der Betonung
der Bedeutung der Aussage von der Ubiquität Christi berührt
sich Verf. mit Erwin Metzke „Sakrament und Metaphysik.
Eine Lutherstudie über das Verhältnis des christlichen Denkens
zum Leiblich-Materiellen", Stuttgart 1948, jetzt in Metzke,
Coincidentia oppo6itorum, Ges. Studien zur Philosophiegeschichte
, Luther-Verl. Witten 1961. Rez. hält gerade diese
Ausführungen des Verfs. für besonders wichtig. — Im III. Kapitel
, „die Art und Weise der Gegenwart des
Herrn im Sakrament" (S. 86—113), legt Verf. u.a. dar, daß zur
Gegenwart des Herrn noch etwas hinzukommen muß, damit
sie zur Gegenwart für uns wird, nämlich sein Wort, die verba
testamenti. Durch sie wird der Herr uns gegenwärtig, und zwar
als Erlöser. Die Einsetzungsworte bringen also nicht den Leib
des Herrn unter das Brot, sondern der gegenwärtige Herr wird
hier offenbart. In dieser Offenbarung bindet der gegenwärtige
Herr sich an die Elemente an und wird in ihnen für uns greifbar
. In sorgfältiger Analyse geht der Verf. der Frage nach der
Gegenwart des Leibes und Blutes Christi und der Gegenwart
des totus Christus nach. Er kommt zu dem Ergebnis: „Es geht
nicht um ein Gegeneinander von Präsenz der Person und Präsenz
des Leibes der Person, sondern um die Aussage, die
Gegenwart der Person Christi, die Gemeinschaft mit ihr, kann
nach 1. Kor. 11, 26 f. nicht nur „geistig", sie muß „leiblich"
gesehen werden" (S. 108). „Christi Leib ist nicht von Christi
Person zu trennen" (S. Iii). — Das IV. Kapitel, „das Zueinander
von „leiblicher" und „geistlicher"
Gegenwart" (S. 113—139), behandelt die Frage, wie sich
das leibliche zum geistlichen Essen verhalte. Die Gegenwart
des Herrn im Herzen des Glaubenden ist eine Gegenwart des
ganzen Christus, ist also Realpräsenz des leiblichen Christus,
aber nicht auf eine leibliche Weise. Die Gegenwart des Herrn
in Herz und Leib der Kommunikanten ist ebenfalls Realpräsenz
des leiblichen Christus. Der Mund nimmt Brot und Wein zu
6ich und in ihnen Leib und Blut des Herrn; das ist ein leiblicher
Vorgang. Dies leibliche Geschehen erfährt seine Qualifizierung
im Hören auf das Wort und im gläubigen Empfangen.
Darum ist das Wort dem leiblichen Essen vorgeordnet und das
leibliche Essen ist dem Hören auf das Wort zugeordnet und
nicht umgekehrt. In dieser Frage gilt der Leitsatz Luthers:
„Objectum non est Semper spirituale, Sed usus debet esse
spiritualis" (S. 128). - Aus dem V. Kapitel, „die Wirkung
der Gegenwart des Herrn" (S. 140-164),
heben wir die Gedanken über Sündenvergebung und leibliche
Abendmahlsfrucht heraus. Sündenvergebung durch das Wort
einerseits und unmittelbare Einwirkung des empfangenen
Christusleibes auf unsere leibliche Existenz andererseits —
widerspricht sich das nicht und zeigt uns, daß neuer reforma-
torischer Ansatz und antik-mittelalterliche Substanzmetaphysik
als unversöhnlicher Dualismus in Luthers Abendmahlslehre
enthalten sind? Der Verf. führt uns aus solchen Verlegenheitsauskünften
heraus, indem er darauf hinweist, daß die Sündenvergebung
aus der Isolierung und Verengung befreit werden
muß, in der sie weithin durch die Forschung gefangengehalten
wurde. Vergebung der Sünden enthält in sich Leben und Seligkeit
. Luther gebraucht Vergebung der Sünden oft als eine Art
Chiffre für die Schätze, die Christus bringt: Überwindung des
Todes, Teufels und der Hölle, Herrschaft über alle Kreaturen,
göttliche Weisheit, Gerechtigkeit, Tugend. Der Christus in uns
wirkt nicht nur Vergebung der Sünden, sondern zugleich neues
Leben. Christus ist der Herr nicht nur der Seele, sondern des
ganzen Menschen einschließlich des Leibes. Luther hat eine
Grenze scharf eingehalten: Das Sakrament ist niemals ein Pflaster
für unsere leiblichen und zeitlichen Nöte. Es geht immer
um die Errettung aua den Klauen des Widersachers. Luther
kann hier Sünde und Not, leiblichen und ewigen Tod zusammenschauen
. Sündenvergebung darf nicht spiritualistisch verengt
werden. Aber Luther sieht alles in der eschatologi6chen
Kampfsituation zwischen Gott und Satan. Es geht nicht um

physiologische Fragen, sondern um die Heiligung des leiblichen
Menschen. — Im VI. Kapitel handelt Verf. vom „Verhältnis
zwischen dogmatischer und exegetischer Begründung
der Sakramentsgegenwart Christi"
(S. 164—190). Luthers Bekenntnis zur Realpräsenz ist nicht
dogmatische Voraussetzung, sondern exegetische Erkenntnis.
Wohl aber ist Luthers Sakramentsverständnis eingeordnet in
seine Gesamtschau der Gegenwart Gottes wie Chri6ti.

In einem dritten abschließenden Teil „Zusammenfassung
und Ausblick" (S. 191-202) formuliert der Verf. die
Ergebnisse seiner Untersuchung und betrachtet die Arnolds-
hainer Abendmahlsthesen im Lichte der Abendmahlslehre
Luthers.

Wer dieses Buch durcharbeitet, wird nicht nur historisch
tief in Luthers Theologie hineingeführt, sondern auch zu einer
systematischen Besinnung genötigt. Dafür gebührt dem Verf.
Dank.

Rostock Heinz Pflugk

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