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Ausgabe:

1962 Nr. 1

Spalte:

70

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Paulsen, Anna

Titel/Untertitel:

Geschlecht und Person 1962

Rezensent:

Rössler, Dietrich

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Seite 1

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68

Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 1

70

Nicht in allen Punkten seiner Untersuchung kann ich dem
Verfasser folgen. So kann ich seiner These, da« Christentum sei
für Schleiermacher die absolute Religion gewesen und aus der
Religionsgeschichte herausgefallen, nicht zustimmen. Das Christentum
war und bleibt für Schleiermacher die höchste Religion
in der Religionsgeschichte, aber nicht die absolute. Absolute
Fakten kann es für Schleiermacher nicht geben, da alles Leben in
der oszilierenden Spannung verbleibt zwischen Idealem und Realem
. Und will der Prediger Schleiermacher nicht letzten Endes
immer auch Philosoph sein? Gewiß hat Schleiermacher Philosophie
und Religion sauber getrennt, aber er war doch auch der
Ansicht, daß beide Bereiche sich in ihrem letzten Anliegen nicht
widersprechen können, da man gleichzeitig mit dem Herzen ein
Frommer und mit dem Kopf ein Philosoph sein könne. Dennoch
sehe ich in dem Werk des Verfassers eine so erfreuliche Erscheinung
in der großen gegenwärtigen Auseinandersetzung mit dem
„Kirchenvater des 19. Jahrhunderts", daß ich seinem Buch nur
weiteste Verbreitung und Beachtung wünschen möchte.

Daß ein amtierender Theologe mit großem wissenschaftlichen
Ernst und innerer Hochachtung dem Werk Schleiermachers
begegnet, sollte denen zu denken geben, die — mit den Worten
des Verfassers — heute der Meinung sind, daß mit Schleiermacher
..theologisch kein Staat zu machen sei".

Kiel Werner Schal t z

I n n o c e n t i. Umberto dcgl': Ritorniamo a San Tommaso.
Salesianum 23, 1961 S. 340—3 52.

Leist, Fritr: Gesundheit und Krankheit — Eine philosophische Betrachtung
.

Wege zum Menschen 13, 1961 S. 272-279.

PRAKTISCHE THEOLOGIE: ALLGEMEINES

Kirche und Verkündigung. Aufsätze zum Kerygma der Gegenwart.
Eingeleitet u. zusammengestellt von Helmuth Burgert u. Helmut
Ristow. Berlin: Evang. Verlngsanstalt [l<>60]. 428 S. gr. 8°. Lw.
DM 15.-.

Es ist eine verdienstliche Aufgabe, wichtige und im tieferen i
Sinne aktuelle Aufsätze zum heutigen Selbstverständnis von |
Kirche und Verkündigung zusammenzustellen und bleibend zugänglich
zu machen. Vierzig Themen, zumeist zur Frage des j
SchriftveTStändnisses, der Exegese der urchristlichen Quellen und
einer gegenwartsnahen Verkündigung, aber auch theologische
Sonderfragen, etwa von Fascher, Hat das Christentum ein eigenes
Weltbild?; von Ebeling, Theologie und Wirklichkeit; von
Je6chke, Seelsorge um die Taufe; von Runestam, Der moderne
Mensch und die Rechtfertigung, insgesamt von 37 Verfassern aus
Ost und West wurden ausgewählt (Bultmann, Ebeling und Fascher
je zwei Beiträge). Drei bisher unveröffentlichte Arbeiten sind enthalten
, sonst stammen die Arbeiten aus 22 verschiedenen Quellen
und sämtlich aus den Jahren 1956 bis 1959. Damit ist ein
Querschnitt durch den Gang der theologischen Debatte nach
der ersten Wirkung der mit der Zuspitzung in der formgeschichtlichen
Exegese des Neuen Testaments teilweise verbundenen
Krise in der Predigt der Kirche gelegt. Insofern hat die Wahl
es nicht allzu schwer gehabt. Alle theologisch in vorderer Front
arbeitenden Autoren von Format zeugen für die Situation, wenn
auch }e von ihrer Sicht her, sei es Bultmann, Diem, Ebeling,
F- Fuchs, Fascher, Guardini, Hromädka, O. Karrer, Käsemann,
Michel, 6ei es E. Schweizer, Sou2ek, H. Vogel, H. Wagner oder
O. Weber, um die bekanntesten zu nennen. Ob die Auswahl in
den einzelnen Beiträgen der genannten und der übrigen Verfasser |
glücklich gelungen ist, das näher zu erwägen und zu begründen i
kt in einer Kurzanzeige nicht Aufgabe des Rezensenten. Für die
Möglichkeit eines solchen Zugangs zu den verschiedenen Stimmen
, auch zu drei römisch-katholischen, ist den beteiligten Verlagen
und überhaupt zu danken.

Jena llorat B e i n t k e r

P a n I s e n, Anna: Geschlecht and Person. Das biblische Wort über
die Frau. Hamburg: Furche-Verlag (i960]. 182 S. 8°. Lw. DM 12.80.

Es handelt sich hier um die Neubearbeitung de6 Buche»
„Mutter und Magd", mit dem die Verfasserin 6chon vor 25 Jahren
bekannt geworden ist. In 10 Kapiteln wird der Leser im Alten
und Neuen Testament mit allen Texten vertraut gemacht, in
denen Frauen als Einzelgestalten oder allgemeiner Erwähnung
finden. So entsteht eine bunte Reihe von erbaulicher Auslegung,
historischer Belehrung und theologischer Betrachtung, die überall
um leichte und einprägsame Verständlichkeit bemüht ist. Es
werden z. B. aus dem Alten Testament neben Sara, Rebekka,
Mi rjam und Debora ebenfalls größere Zusammenhänge behandelt
, wie „Die Stellung der Frau im Kult" (4. Kap.), „Da6 prophetische
Wort über die Frau" (5. Kap.), „Die Frau im Spiegel
der Dichtung" (6. Kap.), und aus dem Neuen Testament neben
Maria und Maria Magdalena „Das Evangelium Jesu in seiner
Bedeutung für die Frau" (8. Kap.) und „Das neutestamentliche
Wort über den Stand, Ehe und Ehelosigkeit" (9. Kap.). An
einigen Stellen bleibt die Frage, ob die Erörterungen dem Eigenthema
und dem Charakter der Texte ganz angemessen sind, und
der Eindruck einer gewissen Gezwungenheit läßt sich nicht ganz
verleugnen. Mit Gewinn zu lesen sind dagegen vor allem die
historisch-sachlichen Darstellungen, aus dem Alten Testament
„Die rechtliche und soziale Stellung der Frau in Alt-Israel"
(2. Kap.) und aus dem Neuen Testament der Exkurs über die
Mariologic (7. Kap.) und „Die Frau in der Urgemeinde"
(10. Kap.). Sie geben nicht nur eine gute und leicht faßliche
Orientierung, sondern wecken auch das Verständnis für die spezifischen
Probleme der biblischen Welt. Ein leider nur kurzes
Schlußkapitel („Person und Geschlecht") versucht, den Anschluß
an heutige Fragen zu profilieren.

Im ganzen aber teilt das Buch die Schwierigkeiten aller Versuche
, eine so durchaus moderne wie die „Frauenfrage" im Horizont
biblischer Texte stellen und beantworten zu wollen. So ist
es nicht zufällig, daß ein von dem im Vorwort ausdrücklich genannten
Kierkegaard sich herleitender Personalismus teils mehr
und teils weniger deutlich die Erörterungen durchzieht und prägt.

Böttingen Dietrich H öss lc r

Ebbing, P. J. R.: Grundlinien zu einer theologischen Lehre vom
Diakonat.

Monatschrift für Pastoraltheologie 50, 1961 S. 348—3 59.
Danielsmeyer, Werner: Was erwarten wir von der Praktischen

Theologie an den Theologischen Fakultäten?

Kirche in der Zeit 16, 1961 S. 313—315.
Frick, Robert: Hundert Jahre Kaiserswerther Generalkonferenz.

Monatschrift für Pastoraltheologie 322—325.
Hoch, Fritz: Hundert Jahre Kaiserswerther Gcneralkonferenz.

Die Innere Mission 51, 1961 S. 290—298.
Klevinghaus, P.: Die evangelische Gemeindeschwester.

Monatschrift für Pastoralthcologie 50, 1961 S. 337—348.
Marxsen, Willi: Was sollen wir predigen? — Homiletische Erwägungen
zur gegenwärtigen Diskussion über den historischen Jesus.

Kirche in der Zeit 16, 1961 S. 284—292.
Padberg, Rudolf: Humanismus und christliche Bildung.

Theologie und Glaube 51, 1961 S. 358—367.
Riedel. Heinrich: Wandlungen in der Evangelischen Diakonie.

Die Innere Mission 51, 1961 S. 129—133.
Saß, Gerhard: Dienst und Existenz des Pfarrers heute.

Kirche in der Zeit 16, 1961 S. 249—251.
Schieder. Julius: Die Predigt zum Reformationsfest.

Ev.-Luth. Kirchenzeitung 15, 1961 S. 313-318.
Schütz, Werner: Die Stellung der Praktischen Theologie im theologischen
Studium.

Kirche in der Zeit 16, 1961 S. 310—313.
S i c a r d. Theodor von: Krankense*!sorge heute.

Monatschrift für Pastoraltheologie 50, 1961 S. 365—374.
- Der Schmerz und die Scelsorge.

Wege zum Menschen 13, 1961 S. 257—271.
Weber, Helmut: Natürliche und Geistliche Familie. — Ein Beitrag zur

biblischen Begründung der Mutterhaus-Diakonie.

Monatschrift für Pastoraltheologie 50, 1961 S. 325—336.