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Ausgabe:

1962

Spalte:

65-67

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Jaspers, Karl

Titel/Untertitel:

Rechenschaft und Ausblick 1962

Rezensent:

Gloege, Gerhard

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65

G6

E s s i n g e r, H.: Die Lehre von der Rechtfertigung in der [römischen]

Theologie der Gegenwart.

Pastoralblätter 101, 1961 S. 268—282.
Etüde 6 Catholiques (I): Avant le Urne Concile du Vatic.ui.

Etudes Theologiques et Religieuses 36, 1961 S. 141—162.
Herde, Anna: Anthroposophie in katholischer Sicht.

Theologie und Glaube 51, 1961 S. 259—294.
Ho ff mann, Klaus: Die Konfirmationsfrage im Gesichtskreis der

Methodistischen Kirche.

Pastoralblätter 101, 1961 S. 332—336.
K r o n h o 1 z. Thomas: Zweierlei Gewissen.

Deutsches Pfarrerblatt 61, 1961 S. 341—346.

Lehmann, Kurt: Lebensäußerungen der Una-Sancta-Bcwegung in der
Gegenwart.

Deutsches Pfarrerblatt 61, 1961 S. 390—394.
Louvaris, Nikolaus: Die Kirche Griechenlands und die Wirklichkeit
der Welt.

Universitas 16, 1961 S. 231—242.
M a c k, Fritz: Zerstreuung und Aussaat. Wesen und Bedeutung der

Diaspora, aufgezeigt an der ,,Ober6chwäbischen Diaspora".

Die evangelische Diaspora 32, 1961 S. 5—12.
Mann, Ulrich: Patmos. Begegnung mit der Kirche des Ostens.

Zeitwende 32, 1961 S. 515—523.
Maron. Gottfried: Reform und Reformation. Zur Beurteilung neuerer
Reformbewegungen im römischen Katholizismus.

Matcrialdienst d. Konfessionskundlichen Instituts 12, 1961 S. 41—49.
Nitzschke, Kurt: Generalprobe für das Konzil? Die Statuten der

römischen Diözesansynode.

Materialdienst d. Konfessionskundlichen Instituts 12, 1961 S. 23—27.

Och ler, Harald: Kirche zwischen Palme und Pagode. 75 Jahre evan-
gelisdie Kirche in Japan.
Die evangelische Diaspora 32, 1961 S. 1—4.

Pietz, Rcinhold: Der röm.-kath. Ordensgedanke und das protestantische
Sektentum.

Deutsches Pfarrerblatt 61. 1961 S. 3 80—3 82.
Reimer, Hans Dieter: Die „Schule für praktisches Christentum".

Deutsches Pfarrerblatt 61, 1961 S. 373—378.
Reiss, Heinrich: Aktuelle Unionsprobleme.

Kirche in der Zelt 16, 1961 S. 300-302.
S a r t o r y, Thomas: Die Benediktiner und die Wiedervereinigung der

getrennten Christen.

Erbe und Auftrag 37, 1961 S. 195—210.
Saß, Gerhard: Römisch-katholische Kontroversliteratur — Zur theologischen
Vorarbeit für das 2. Vatikanische Konzil.

Kirche in der Zeit 16, 1961 S. 355—358.
Selge, Kurt-Victor: Zum jüngsten Bibclstreit in Rom.

Materialdienst d. Konfessionskundlichen Instituts 12, 1961 S. 49—51.
S t ö v c r, Heinz: Die Evangelische Kirche im Rheinland.

Im Lichte der Reformation. Jahrbuch des Evangelischen Bundes IV.

1961 S. 109—124.
Volk, Hermann: Kirche und Konzil.

Theologie und Glaube 51. 1961 S. 321—335.

PHILOSOPHIE UNI) RELIGIONSPHILOSOPHIE

Jaspers. Karl: Rechenschaft und Ausblick. Reden und Aufsätze.
München: Piper [1958]. 432 S. kl. 8°. Kart. DM9.80; Lw. DM 11.80.

Von den 21 Reden und Aufsätzen, die erstmalig 1951 erschienen
und nach 7 Jahren nochmals aufgelegt wurden, sind nur
3 bisher ungedruckt: die Vorträge „Das radikale Böse bei Kant"
(1935), „Kierkegaard" (1951) und „Mein Weg zur Philosophie"
(1951). Der Kenner der Monographien wird es begrüßen, die
verstreuten, bei sehr verschiedenen Anlässen dargebotenen Arbeiten
, zusammengefaßt zu sehen. Der Fernerstehende wird 6ich
durch die in Aufbau und Stil gleich edle Ausgewogenheit ermuntern
lassen, über die Brücke dieser Darstellungen an das
Ufer des Denkers zu gelangen.

Eine besondere Gruppe (II) bilden die Reden zu Uni -
versitäts fragen aus dem ersten Jahrfünft nach 1945
(161—271), die nach Aussage des Verfs. „nur noch historisches
Interesse haben können" (160). Immerhin wird gerade hier bleibend
Gültiges gesagt: über die beiden Pfeiler „Wahrhaftigkeit"
und „Ehrfurcht vor dem Mcnschscin" oder „Wissenschaft und

| Humanität" (167). Mit starker Aussagekraft wird der „lebendige
Geist der Universität" beschworen (186—217) und im Blick auf
die Überlieferung des Geistes davor gewarnt, „das historische
Kleid nicht zu dem unseren zu machen, nicht doktrinär zu wer-

1 den, vielmehr das Vergangene als vergangen, das Unrichtige als
unrichtig zu erfassen, im Vergangenen aber das ewig Wahre für

j uns zu retten" (214). Hier findet sich auch die wackere „Antwort
an Sigrid Undnet", deren abstrakt verallgemeinernder
Programmatik zur „Umerziehung der Deutschen" (1945)
niemand berechtigter als Jaspers die Forderung der „Verwandlung
durch Selbsterziehung" entgegenhalten konnte (178—185).

Kabinettstücke des wissenschaftlichen Essays finden 6ich in
Gruppe I, in denen Denker ihre Würdigung finden. Die Frage,
vvarum gerade die frühe Gedenkrede auf Max Weber aus dem
Fahre 1920 (9—29) den Band einleitet, wird in der späteren
Selbstdarstellung von 1951 beantwortet: „Seine universale
Kenntnis der Realitäten war umgriffen von der Klarheit über
die Grenzen seines Wissens. Im Strome der Ereignisse sagte er
von Augenblick zu Augenblick, was das Wesentliche war. Er
kannte keine feierliche Zurückhaltung und kein Raunen: der
Mann stand gleichsam auf der Straße, jeder Frage sich aussetzend.
Er wurde für mich der leibhafte Philosoph unserer Zeit. Er
führte zur Orientierung in allem Wißbaien und war zugleich der
wunderbar wirkende Anspruch zu tun, was man kann" (389). —
Ks folgen die beiden Festreden auf Goethe 1947 und 1949
(30—80) sowie die kurze Interpretation Solons (81—94), der
unter Verschmähung der Gewalt — einen „sittlichen Geist des
Ganzen erzeugend" — die Gedanken des Rechts und der Freiheit
zur Grundlage des Gemeinwesens machte. — Dagegen ließe sich
die pathographischc Studie „Der Prophet Ezechiel"
(95—106) entbehren, die die überholten Diagnosen von Kloster-
üiann (1877!), Baentsch (1907!) und E. C. Broome (1946) um
eine solche auf Schizophrenie bereichert. (Vgl. dazu neuerdings
W. Zimmerli, Ezechiel, in: RGG', II, 844 ff.).

Erleuchtend ist wiederum die Analyse Kants, die am
l eitbegriff des ..radikalen Bösen" vorgenommen wird (107—136).
Dit Eigenart dieser Kantdeutung liegt darin, daß Jaspers mit
seinen eigenen Kategorien Kant und mit denen Kants sich selbst
interpretiert. „Kant zwingt im Denken an den Punkt, wo der

j Ursprung selbst in uns sprechen muß, den der Gedanke zu berühren
, aber nicht in Gewißheit zu verwandeln vermag, den
Punkt, wo allein die Revolution der Denkungsart entspringen
kann" (124). Die Bedeutung des radikalen Bösen „für die zweideutig
so genannte philosophische Religion" wird mittels der
Begriffe „Grenzbewußtsein" und „Umgreifendes" herausgehoben.
Grenze der Vernunft sei für Kant die „Religion", die ihm
keineswegs „als .Gebiet' in der Systematik der Vernunftfunktio-
nen" gilt: „Ihm ist noch fremd die spätere Weise, Religion als

j eine Kultursphäre anzusehen. Religion ist ihm noch allumgreifend
oder gar nicht." Freilich ist diese „Religion" nicht mit der
geschichtlichen [dem „Kirchenglauben"] zu verwechseln, da sie
in etwa mit dem „Umgreifenden des Philosophierens" 6elbst

I identisch ist (128). Kant vollzieht die „Erhellung des Ursprungs",
indem er „an den eigenen Ursprung des Selbstseins appelliert"
(133).

Ein schärferer Wind durchweht die kleine Studie über
Kierkegaard (137—157). Bei aller positiven Würdigung —
" B.: K. habe „über die Ehe vielleicht das Tiefste geschrieben,
das es in der Weltliteratur gibt" (145) — führt doch die Gesamt-

i beurteilung seiner Wirkung zu schroffer Distanzierung. Sein

; „Angriff auf die Kirche scheint uns ebenso wie seine Deutung
des Christentums schlechthin ruinös. Christentum, das Dauer in

' der Zeit, Bestand in der Welt haben soll, ist auf Kirche angewiesen
. Wenn K.s Christentumsdeutung die wahre wäre, so hätte

; dieses Christentum keine Zukunft. K.s Arbeit zu seinem Schutze
wäre in der Tat eine Arbeit an seiner Zerstörung, — in anderer
Art, als die Täuschungen und Anpassungen es zerstören" (150).
Schließlich zieht Jaspers, K.s Gc6talt und Auswirkung mit der
Nietzsches vergleichend, ein ebenso klares wie ausgewogenes
f: a z i t — unübertrefflich in seiner Prägnanz und Treffsicherheit
und daher „merk-würdig": K. und Nietzsche wollen zweideutig
bleiben: „Sie sind die Erhellenden und zugleich die Verführer.
Sie werden Läuterung für den Ernst und lassen sich als Zeugen