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1962

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Neues Testament

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Neuerscheinungen

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Sachinterpretation kann das hier nur noch summarisch festgestellt
werden) und auch im ganzen — den möglichen Auswirkungen
nach vielleicht in einer neuen Richtung — ein Stück
vorangetrieben.

Hulle/Saale Gerhard Delling

N c u g e b a u e r, Fritz: In Christus h> Xijimö,. Eine Untersuchung
zum Paulinischen Glaubens Verständnis. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
u. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht [1961]. 196 S. gr. 8°.

Die nun im Druck erschienene Hallenser Dissertation aus
dem Jahre 1957 — eine knappe Zusammenfassung wurde bereits
in den New Testament Studies 4 (1957/58) S. 124—138
vorgelegt — nimmt erneut das Problem auf, wie die paulinische
Wendung „in Christus" zu verstehen sei. Mit Recht wird festgestellt
, daß eine formelhafte Wendung vorliegt, die daher auf
eine einheitliche Grundbedeutung zurückzuführen ist. Gegen
die 6eit Deißmann vielfach vertretene Auffassung, es handle
sich um einen Ausdruck der Christusmystik, grenzt sich der
Verf. eindeutig ab und führt über ältere Arbeiten hinaus, indem
er zunächst die Elemente der Formel einzeln bespricht und
dann erst die Gesamtaussage der Formel zu erheben sucht: die
Präposition ev werde bei Paulus durchweg in der Bedeutung
„bestimmt von" gebraucht, ähnlich dem hebräischen 2; daher

6ei nicht von einer lokalen Grundbedeutung der Wendung auszugehen
, sondern es werde ein geschichtliches Bestimmtsein bezeichnet
. Worauf aber gründet sich dieses Bestimmtsein? Die
Betrachtung des zweiten Teils der Formel — Jesus, Christus
bzw. Kyrios — führt zu dem Ergebnis, daß zwischen Christus
bzw. Christus Jesus einerseits und Kyrios andererseits unterschieden
werden müsse. Während erstere vornehmlich auf den
Träger des Heilsgeschehens hinweisen, werde durch den Titel
Kyrios nicht das Wesen einer Person sichtbar gemacht, sondern
ein Verhältnis zu einem zweiten anderen angezeigt (S. 5 5 f.):
,'lrjaovg Xqkixoq verhält sich zum xvgioq wie der Indikativ zum
Imperativ" (S. 61). Die Begründung dieses Satzes und seine
Anwendung auf die Formeln iv Xqioto) sowie iv xvgkp wird
6odann vorgenommen, indem die Bedeutung der Formel evXgi-
ot<p anhand einer kritischen Durchmusterung der einzelnen
paulinischen Aussagen aufgezeigt wird und anschlließcnd die
Stellen, an denen sich die Formel iv xvQÜp findet, befragt werden
. Das Ergebnis lautet: „iv Xquitg) will als Umstandsbe-
zeichnung ausdrücken, daß das eschatologische Heil geschehen
ist, geschieht und geschehen wird; ev Xoiarco weist zurück
auf das Geschehen von Kreuz und Auferstehung und will darin
die Endvollendung jetzt schon ergreifen, ev xvqi'o) aber ruft
dazu auf, da6 ev Xqi.otcp Empfangene in dieser Welt zu bewähren
. .. iv Xqioto) und ev HVQUfi verhalten sich also
wesentlich wie Indikativ und Imperativ" (S. 148 f.). In einem
letzten Abschnitt wird die Formel ev Xqioxv) zum paulinischen
Begriff der niarig in Beziehung gesetzt: „Iv Xqiotoj determiniert
den Indikativ, und die nimig selbst ist ganz und gar
Indikativ" (S. 174). Anhangsweise wird der Befund in den
Deuteropaulinen untersucht und der Zusammenhang der sog.
Korrespondenzformeln mit der Formel ev XpiOTO) erörtert.

Der Verf. i6t ohne Zweifel im Recht, wenn er ein mystisches
Verständnis der Formel ev XQl<rtq> so nachdrücklich abwehrt
, und hat durch seine Untersuchung der einzelnen Elemente
der Formel eine umsichtige Darlegung de6 Problcm-
kreises vorgenommen. Seiner Grundthesc, daß mit SV XqiotÖ)
die Bestimmtheit durch das Christusgeschehen ausgedrückt
wird, ist durchaus zuzustimmen. Hier und da wird freilich in
den Einzelexegesen etwas „umständlich" verfahren, wenn etwa
zu Rom. 8,39 bemerkt wird: „bestimmt von dem Umstand, daß
Jesus Christus gestorben ist" (S. 91) oder zu Rom. 8, 2: „In
dem Umstand des Christusgeschehens liegt es ako beschlossen,
daß das Gesetz des Geistes des Lebens den Menschen von dem
Gesetz der Sünde und des Todes befreit hat" (S. 92), oder zu
1. Kor. 4, 15: „In dem Umstand, daß Jesus Christus als Apostel
den Paulus berufen hat, durch ihn wirkt, indem er von ihm
verkündigt wird, ist die Gemeinde von Paulus gezeugt"

(S. 124 f.). Schwerer ins Gewicht fällt die Abneigung des Verfs.
gegen religionsgeschichtliche Fragestellungen, die z.B. bei seiner
Erörterung des Leib-Christi-Gedankens (S. 96 f.) und der Wendung
vom Anziehen Christi (S. 103) deutlich in Erscheinung
tritt. Hätte sich der Verf. an diesen Stellen nicht der religions-
geschichtlichen Untersudiung verschlossen, so hätte er prüfen
müssen, ob eine lokale Bedeutung des ev wirklich so rundweg
abgelehnt werden darf, wie er es behauptet. In welchem Zusammenhang
steht die Formel ev Xgcarq) mit der Wendung
eis Xqiot6v7 Wird nicht eben durch die Taufe eic XqiozÖv
die Christuszugehörigkeit begründet, die aber zugleich das Eingefügtsein
in den Leib Christi bedeutet? Und wie ist das ev
Xniarqj gegenüber dem seltener begegnenden ovv Xgtmöt
abzugrenzen? Nur beiläufig wird das Problem erörtert, in welchem
Verhältnis xrgtoc und nve.vj.ia bei Paulu6 zueinander
stehen (S. 63 f.; 149). Da diese Frage die Diskussion über den
Sinn der Formel ev Xgimü) so stark bestimmt hat, hätte man
gern noch etwas mehr dazu gehört. Vor allem aber möchte man
den Verf., der ein wenig zu schematisierenden Gegenüberstellungen
neigt, fragen, ob wirklich seine Differenzierung zwischen
ev XQioxq) und ev xvqUi) in der Weise aufrecht erhalten werden
kann, wie er sie durchzuführen versucht. Sicherlich ist es
richtig beobachtet, daß innerhalb ermahnender Aussagen vornehmlich
die Wendung ev xvqioj begegnet, weil durch den
Kyriostitel deutlich bezeichnet ist, daß der Christ unter der
Herrschaft de6 erhöhten Herrn steht und ihm Gehorsam schuldet
. Aber es ist doch nicht möglich, er Xqiou7> allein den
indikativischen und ev xvqi'o) ausschließlich den imperativischen
Aussagen zuzuordnen. Daß Phm. 20 ohne Bedeutungsunterschied
iv xvqixi) und ev Xpiarq) aufeinander folgen, hat der Verf.
selbst richtig bemerkt (S. 125). Hinzuweisen wäre aber auch
z.B. auf 1. Kor. 7, 22, wo von dem in dem Herrn Berufenen die
Rede ist, und Phil. 3, 14, wo von der Berufung Gottes in
Christus Jesus gesprochen wird, ev Xqiotw wie auch ev XVQÜp
können in gleicher Weise verwendet werden, um auszusagen,
was wir mit dem Adjektiv „christlich" bezeichnen. Je stärker
überhaupt der formelhafte Charakter der Wendungen iv
Xgtarcl) und iv xvqLo anerkannt wird, um so weniger wird
man einen Bedeutungsunterschied annehmen dürfen.

Kiel Eduard Lo Ii s p

Dietzfelbinger, Christian: Paulus und das Alte Testament.
Die Hermeneutik des Paulus, untersucht an seiner Deutung der
Gestalt Abrahams. Mündien: Kaiser 1961. 41 S. gT. 8° = Theologische
Existenz heute, eine Schriftenreihe, hrsg. v. K. G. Steck u.
G. Eichholz, N. F. Nr. 95. DM 3.-.

Edel, Reiner-Friedemann, Dr. theol.: Griechisch-Deutsches Vokabcl-
Lcrn- und Repetitionsheft der 1132 zehnmal und öfters im Neuen
Testament enthaltenen Wörter, geordnet nach der Häufigkeit ihres
Vorkommens. Marburg/Lahn: Edel [1962]. 31 S. 8°. DM 2.40.

Enslin, Morton Scott: The Prophet from Nazareth. New York-
Toronto-London: McGraw-Hill Book Company [1961]. IX, 221 S.
8°. Lw. $ 4.95.

Zimmermann, Karl: Der Apostel Paulus. Ein Lebensbild. Zürich-
Stuttgart: Zwingli-Verlag [1962]. 148 S., 1 Kte. kl. 8*. Kart, sfr/
DM 7.80.

KIRCHEN GESCHICHTE: ALTE KlIiCIlE,

Rcallcxikon für Antike und Christentum. Sachwörterbuch zur
Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt. Begründet
von Frz. Jos. Dölger, Th. Klauser, H. Kruse, H. Lietzmann-
J. H. Waszink, hrsg. v. Theodor Klau« er. Lfg. 36—39. Stuttgart:
Hiersemann 1961/62. Sp. 641—1126. 4°.

Mehr als eine Lieferung füllen die Artikel über zwei antike
Philosophen, „Epiktct" von Spanneut und „Epikur" von Wolf?-
S c h m i d. Beide sind besonderer Beachtung wert, insofern sie auch
die Wirkungsgeschichte dieser Lehrer in einer bisher nie erstrebten
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Epiktct wirkt zunächst vor allem in der römischen Welt, wird dann
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