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Ausgabe:

1962 Nr. 10

Spalte:

783

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Piesik, Heinz

Titel/Untertitel:

Bildersprache der Apostolischen Vaeter 1962

Rezensent:

Piesik, Heinz

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783

Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 10

784

AP VIII 104; 205; 234). Aber audi der Tote selber muß sich gegen
die Dämonen schützen. Sie zu vertreiben und daran zu hindern, dem
Toten zu schaden, ist ja der ursprüngliche Sinn unserer Benediktion
des Kirchhofs.

Weit verbreitet ist auch die Austreibung von Dämonen aus
Lebenden. Eine 6olche Magierbeschwörung bietet u. a. SEG VII 234
aus dem 4. Jhdt. n. Chr. Immer wieder beklagen die Kirchenväter,
daß noch Christen sich dieser Magie bedienen. Zu deren Trägern zählen
vor allem Angeloi, gefallene Engel, und Dämonen, die den Christen
im wahren Glauben erschüttern. Ohne also die Existenz von
Dämonen zu leugnen, bezeichnen sie die Kirchenväter als Mächte, die
dem einen Gott entgegenstehen. An ihren Opfermahlen kann und
darf ein Christ nicht teilnehmen. Denn niemand kann zugleich Tischgenosse
des Herrn und der Dämonen 6ein (AP VIII 175).

Je weiter sich das Christentum ausbreitete, um so eher mußte
der Kult der antiken Theoi der Verehrung des Christengottes weichen
. Die christlichen Apologeten erklärten diese wie alle heidnischen
Daimones überhaupt zu Feinden Gottes und der Menschen (DittOr
610; Greg. Naz. nr. 30 b. Migne 38. 99) und gaben so dem Daimon-
Begriff der Griechen seine letzte, noch heute gültige Färbung.

Piesik, Heinz: Bildersprache der Apostolischen Väter. Phil. Diss.
Bonn 1961. 188 S.

Thematisch steht die Arbeit in «einer Reihe ähnlicher Untersuchungen
über die Bemühungen einzelner Autoren, ihr Anliegen
durch Verwendung bildlicher Elemente zu verdeutlichen. Doch glaubt
der Verfasser, ein klassischer Philologe, das Hauptaugenmerk auf die
Quellen — im weitesten Sinne — der jeweiligen bildlichen Aussagen
richten zu müssen. Die häufig zu beobachtende Art, von den verwendeten
Bildern her zu Aussagen über den Charakter des Autors zu
kommen, mußte dabei wegfallen. Anstelle einer eingehenden Untersuchung
über die theoretische Bestimmung des Begriffs „Bildersprache"
konnte auf eine neue, ausführliche Behandlung dieser Fragen verwiesen
werden (P. Calasanctius).

Die Notwendigkeit, gerade die Apostolischen Väter zu behandeln
, ergibt sich aus der einzigartigen Stellung dieser Autoren zwischen
NT und den Väterschriften. Der Verzicht auf eine charakterlichpsychologische
Auswertung der Bilder ließ eine einfache Einteilung
des Stoffes zu, wie sie sich ganz natürlich anbietet: 1. Allgemeine
Beziehungen und Eigenschaften, besonders räumlicher Art. 2. Der
Mensch in seinen körperlichen Verhaltensweisen und seinem Verhaftetsein
in der Gesellschaft. 3. Die Natur, dreifach gegliedert in Tierwelt,
Pflanzenwelt und meteorologische Verhältnisse.

Einige markante Punkte seien hervorgehoben: Das ausführlich
gestaltete Bild von der Ordnung der Natur als eines Vorbildes für
friedliches Verhalten der Menschen im 1. Klemensbrief (c. 20). Hier
stehen stoische Gedanken im Hintergrund, besonders die Erkenntnis,
daß der gemeinsame Logos in Natur und Menschengeist gleiches Verhalten
fordert. Daneben zeigt sich in dem Hinweis, daß göttliche
Macht für die Naturordnung konstitutiv ist, jüdischer Einfluß, wie
der Verfasser eingehend begründet (S. 134 ff.). Zu ausführlichen Bemerkungen
über antike und jüdische Vorbilder Anlaß gab das bekannte
Bild von den zwei Wegen des sittlichen Verhaltens, besonders
in Verbindung mit den Tugend- und Lasterkatalogen. Dabei
konnte auch mit Gewinn auf die neuen Texte von Qumran zurückgegriffen
werden (S. 52 ff.). Die erstmalige ausführliche Behandlung
der Sage vom Phönixvogel im Dienste der Auferstehungsargumentation
durch Klemens (c. 25 f.) gibt der Folgezeit Anlaß zu überaus häufigem
Gebrauch. Diese Beispiele mögen für andere stehen.

Insgesamt ergibt jeder Autor eine nicht geringe Anzahl an Bildern
, obwohl spätere Homileten, etwa J. Chrys., unsere Autoren darin
weit übertreffen. Es zeigt sich eben, daß die Behandlung drängender
Tagesprobleme, z. B. bei Klemens die Beilegung des Streites unter den
Christen zu Korinth, keine ausgedehnte Verwendung bildlicher Sprache
gestattet. Eine Ausnahme bestätigt das: Hermas. Ohne erkennbaren
äußeren Anlaß wird eine breite Erörterung über die Christenbuße gegeben
, und somit ist auch die Verwendung der Bildersprache viel
reichhaltiger.

In der Themenstellung, und besonders in der Durchführung,
glaubt der Verfasser einen Weg beschritten zu haben, der zu ähnlichen
Forschungen grundsätzlicher Art (Quellen der Bilder) anregen
möge. Der fachlichen Heimat des Verfs. entsprechend tritt die philologische
Fragestellung stark hervor. Im Vorwort betont daher der
Verf., daß fördernde Kritik besonders aus den Reihen der AT-, NT-
Forscher sowie der Religionswissenschaft weiterhelfen möge.

R ü g e r, Hans Peter: Das Tyrusorakel Ez 27. Di6s. Tübingen 1961.
VII, 123, 85 S.

Das Tyrusorakel Ez 27 zerfällt in zwei sich deutlich voneinander
abhebende literarische Schichten: das mit einer prosaischen Einleitung
(v 1 —3a«. ba) versehene prophetisdie Leichenlied (v 3 b/J— 9a. 10.
25b. 26. 27*. 28—32. 34a. 35 [Metrum: 3 + 2]. 36 [Metrum: 2 + 2[)
und die sekundären Erweiterungen (v 3aa—<5. 9b. 11. 12—24. 25a.
27'. 33. 34b).

Das prophetische Leichenlied schildert die Pracht und den Untergang
der als phönikisches Schiff (s. A. Köster, Das antike Seewesen,
Berlin 1923, Abb. 7 und Tafel 17) vorgestellten Inselstadt Tyrus. Der
geographische Hintergrund des Leichenliedes wird bestimmt durch die
geographische Lage dieser Stadt: Die „Gestade der Kittäer" und die
„Gestade Elischas" bezeichnen den phönikischen und den achäisch-
griechischen Herrschaftsbereich auf Zypern um Larnaka(?)- Kition bzw.
Enkomi-Alasia. Statt Päras ist Ez 27,10 und 38,5 P'-Tös oder Peres,
vgl. ägypt. p3.rs/ und kopt. npHc, „Oberägypten" zu lesen. Mit Lud
sind die 6eit 665 v. Chr. in Ägypten stehenden lydischen Söldner gemeint
. Put ist Name der Libyer in der Kyrenaika. Die Abfassungszeit
des Leichenliedes läßt sich unter der Voraussetzung ezechielischer
Verfasserschaft auf Grund von Josephus, Contra Apionem I 21 (§156
und 159) auf einen nicht genauer bestimmbaren Termin zwischen
586/85 und 574/73 v.Chr. (Belagerung von Tyrus durch Nebukadne-
zar) festlegen.

In der Mitte der sekundären Erweiterungen, die das Bild vom
Schilf verlassen und Tyrus als Stadt sehen (vgl. z.B. v. 11 — lie»
behelek — mit v. 10), steht die „Liste der Handelsbeziehungen"
(v. 12—24). Sie geht auf eine Importstatistik nach Warengruppen zurück
, deren Urform sich in v. 14aba und v. 19 a« (streiche wl'dän
wujäwän und lies meüzäl; l9a/( bildet den Abschluß von 18) ba noch
erhalten hat. In dieser Statistik erscheinen die verschiedenen Orte
und Länder mit den ihnen eigentümlichen Waren in der Reihenfolge,
in welcher sie bei der Reise auf folgenden vier Handelsstraßen zu
erreichen waren:

1) der persischen Königsstraße: (Thar6chisch: Tartessos in Südwestspanien
) — Jawan: Ionien — Thubal: Tabal: Tibarenoi — Meschede
Musku: Moschoi — Beth-Thogarma: Tegaramma: Til Garimmu:
Gürün — (Rodan: Rhodos);

2) der großen Straße längs der Hauptwasserscheide des westjordanischen
Gebirges und ihrer Fortsetzung nach Damaskus und Nordsyrien
: Edom — Juda und das Land Israels — Damaskus (Heibon =
helbün 18 km nördl. von Damaskus, Sahar = das Plateau es-sahra
zu beiden Seiten der Straße Damaskus - Beirut);

3) der Weihrauchstraße mit dem Hochland- und Tieflandweg:
Uzal : san'a — Dedan :el-'öla — Arab — Qedar — Saba — Ra'ma :
asa. Rgmt : uchdüd;

4) der harrän Jarri : Haran : Harränu : eski harrän — Kanne :
Kannu' — Eden : Bit Adini/Til Barsib : teil ahma'r — Assur : kal'at
scherkät (kilmad ist Verschreibung von rökaltek und als solche zu
streichen). Diese Hauptstraßen waren durch Nebenstraßen miteinander
verbunden.

Als Entstehungszeit der Importstatistik kommen auf Grund von
Erwägungen über die Geschichte der Juden in Arabien zwischen
549/40 v. Chr (Aufenthalt Nabonids in tema) und 525 n.Chr. (Tod
des Jusuf As'ar dü-Nuwäs) und in Anbetracht der Tatsache, daß
Ägypten und Babylonien in dieser Statistik keine Rolle spielen, die
Jahre kurz nach den ägyptischen und babylonischen Aufständen von
486 bzw. 482 v. Chr. in Frage.

Sc hall er, J. Berndt: Gen. 1.2 im antiken Judentum. Untersuchungen
über Verwendung und Deutung von Gen. 1.2 im antiken Juden'
tum. Diss. Göttingen 1961. VIII, 238 S.

Die Auslegung alttestamentlicher Texte im antiken Judentum I**
ein weithin noch unbeachtetes und unbearbeitetes Gebiet der historisch
-exegetischen Forschung. In der vorliegenden Arbeit ist der Versuch
unternommen, diese Lücke für Gen. 1.2 zu schließen und den
Spuren der Verwendung der biblischen Schöpfungsgeschichte im altjüdischen
Schrifttum nachzugehen und so einen Überblick über die in1
antiken Judentum herrschenden Auslegungstraditionen zu Gen. 1.2 Z°
gewinnen. Das ganze ist gedacht als eine Vorarbeit für die Frage na<h
der Verwendung und Auslegung von Gen. 1.2 im Neuen Testament
und erstreckt sich dementsprechend vornehmlich auf die Quellen de*
vorchristlichen und den neutestamentlichen Schriften zeitgenössischen
Judentums.

Die beiden ersten Hauptteile gelten der Überlieferung des hebräischen
Textes, der Eigenart und dem Verhältnis der masoretischen und
außermasoreti6chen Überlieferungen, sowie den alten Übersetzung^1
(Septuaginta, Targumim einschließlich Peschitta, Aquila, Theodotion