Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1962 Nr. 10

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

773

Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 10

774

schem Verständnis durch. (Hierzu wäre zu fragen, ob die erste-
ren nicht etwas überbewertet werden, indem doch der Ökumenische
Rat nicht eigentlich selbst ein kirchlich repräsentatives
Gebilde 6ein will, vielmehr lediglich eine dienende Funktion
für die getrennten Kirchen, daß durch ihre Initiative die Einheit
der Kirche in ihren Verhältnissen zueinander wirksam zum
Ausdruck komme!) — Den Beschluß bildet eine bisher unveröffentlichte
Predigt über Hes. 37,1 — 14 unter dem Titel „Die
Auferstehung des Gottesvolkes", in der Sch.s Anliegen noch
einmal sprechend deutlich werden. (Auf S. 276 finden sich
Nachweise des Orts, an dem die einzelnen Beiträge des
Bandes bisher veröffentlicht waren.)

Wir haben in dieser Besprechung mehr Sch.s Frage- und
Aufgab enstcllung in bezug auf das ökumenische Ringen und
seine Methodik deutlich zu machen versucht und sind auf seine
überreichen inhaltlichen Beiträge nicht mehr im einzelnen eingegangen
. Das würde den Rahmen einer Rezension gesprengt
haben. Die einzelnen Beiträge wollen genau und ernsthaft studiert
werden, Sie nehmen kraft ihres Eigengewichts von 6elbst
in das theologische Ringen um die rechte Sichtbarwerdung des
Einsseins der Kirche an entscheidenden Punkten hinein. Helfende
Beiträge hierzu sind von deutscher akademisch-theologischer
Seite bedauerlicherweise selten. Hier ist ein besonders
fruchtbarer und förderlicher. Mag man in Einzelfragen auch
manchmal anderer Meinung als Sch. sein, so muß man ihm auf
jeden Fall dankbar dafür sein, daß er so nachdrücklich auf die
theologische Verantwortung im ökumenischen Ringen
hinweist und diese 6elbst exemplarisch wahrnimmt und ausübt.
Das Buch fordert mehr engagierte Nachfolger als beiseitestehende
Kritiker.

Münster/W. Ernst Kinder

Brunner, Peter: The Ascension of Christ — Myth or Reality?

Dialog — A Journal of Theology 1, 1962 Nr. 2, S. 3 8—39.
Burtness, James H.: Immortality and/or Resurrection.

Dialog — A Journal of Theology 1, 1962 Nr. 2, S. 46— 52.
Kimtnerle. Heinz: Hermeneutische Theorie oder ontologische

Hermeneutik.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 59, 1962 S. 114—130.
Kloost er, Fred H.: Karl Barth's Doctrine of the Resurrection of
Jesus Christ.

The Westminster Thcological Journal 24, 1962 S. 137—172.
Künncth, Walter: The Easter Message as the Essence of Theology.

Dialog — A Journal of Theology X, 1962 Nr. 2, S. 16—21.
Pannenberg, Wolfhart: Was ist eine dogmatische Aussage?

Kcrygma und Dogma 8, 1962 S. 81—99.
Persson, Per Erik: Romerskt och evangeliskt om kyrka och

ämbete.

Norsk Teologisk Tidsskrift 63, 1962 S. 82—110.
Prent er, Rcgin: Die Grundfunktionen der Kirche nach lutherischer
Tradition.

Luther — Zeitschrift der Luther-Gesellschaft 33, 1962 S. 52—64.
*charlemann, Robert: Shadow on the Tomb — Motifs in German
Theology of the Resurrection.

Dialog — A Journal of Theology t, 1962 Nr. 2, S. 22—29.

Sm'ts, Edmund: The Blesscd Immortality.

Dialog — A Journal of Theology 1, 1962 Nr. 2, S. 40-45.

Steiger, Lothar: Offcnharungsgcschichte und theologische Vernunft
. Zur Theologie W. Pannenbergs.
Zeitschrift für Theologie und Kirche 59, 1962 S. 88—113.

ETHIK

E'ert, Werner: Das christliche Ethos. Grundlinien der lutherischen
J^hik. 2., erneut durchges. u. ergänzte Aufl., hrsg. v. E. Kinder.
Hamburg: Furche-Verlag [1961], 624 S. gr. 8°. Lw. DM 39.-.
Da6 letzte der vier großen Hauptwerke von W. Eiert, sein
^Das christliche Ethcw", erschien 1949, rezensiert in ThLZ 1951,
■107-10*. Bald nach dem Tode des Verfassers 1954 war das
uch vergriffen. Erst kürzlich erschien eine zweite Auflage, bc-
*0rgt von Prof. E. Kinder. Hauptsächlich ist es ein unveränder-
teT Neudruck der ersten Ausgabe, auch die Seitenzählung ist

beibehalten, nur Druckfehler und offensichtliche Irrtümer sind
richtiggestellt worden. Die Literaturangaben sind aber recht
sorgfältig ergänzt. Und der Herausgeber hat ein achtseitigeß
„Nachwort" hinzugefügt, wo er kurz auf kritische Einwände
von H. H. Schrey, G. Hillerdal und mir eingeht, immer als Verteidiger
des Buches.

Obwohl bekanntlich in den vergangenen zwölf Jahren sehr
eifrig an den ethischen Fragen gearbeitet worden ist, muß es
unbedingt begrüßt werden, daß das Elertsche Werk wieder vorhanden
ist. Es hat in mancher Hinsicht sein eigenes Gesicht und
ist nicht durch das, was später erschienen ist, überflüssig geworden
. Richtig stellt der Verlag fest: „Die Einzigartigkeit
dieser Ethik liegt darin, daß sie von einer tiefgründigen
reformatorisch-lutherischen Lehre vom Menschen aus entfaltet
wird. So wird eine Anthropologie als Bild des Menschen unter
dem Handeln und Urteil Gottes entworfen." Die lutherische
Unterscheidung von Gesetz und Evangelium gibt dem Buch sein
Gepräge, und der einzigartige dritte Hauptteil des Buches über
das „Objektive Ethos" verdient immer noch besondere Beachtung
, m. E. auch besondere Kritik.

Gentofte N. H. Sae

Walt her, Christian: Typen des Reich-Gottes-Verständnisses. Studien
zur Eschatologie und Ethik im 19. Jahrhundert. München: Kaiser
1961. 176 S. gr. 8° = Forschungen z. Geschidite u. Lehre d. Protestantismus
, hrsg. v. E.Wolf, 10. Reihe, Band XX. Kart. DM 10.—.

Dem Verfasser geht es in seiner Studie darum, den für das
19. Jahrhundert typischen Prozeß der Säkularisierung der Botschaft
vom Reich Gottes nachzuzeichnen. Das geschieht an Hand
von Referaten über Kant, Fichte, Hegel, Schleiermacher, R. Rothe
und A. Ritschl. Für Kant ist der Gedanke des Reiches Gottes
die sittliche Zentralidee überhaupt; es kommt in dieser Welt
durch das Streben der Menschen nach sittlicher Vollendung zur
Verwirklichung. Bei Fichte verbindet 6ich die mystische Schau
mit dem revolutionären Drang nach Weltveränderung und der
Hereinnahme der geschichtlichen Zukunft in die Verfügung der
Menschen. In Hegels Identifizierung des Reiches Gottes mit der
sittlichen Entwicklung der Vernunft im Staate tritt die Säkularisierung
des Reich-Gottesbegriffs am deutlichsten hervor; wenn
alle Welt vernünftig und das heißt zugleich christlich geworden
ist, bedarf es nicht mehr einer besonderen Darstellung des Reiches
Gottes neben und außer der Welt. Anders als bei Hegel
geht bei Schleiermacher die Kirche nicht im Kulturstaat auf,
sondern bleibt eine Form der Verwirklichung des Reiches Gottes
auf Erden; freilich ist auch für ihn das Sittlich-Personale
ausschlaggebend wie allgemein im Idealismus. — Bei Rothe stellt
Walther eine Verbindung von Gedanken Schleiermachers und
Hegels fest; die vollkommene Verchristlichung der Welt, wobei
diese von der Idee der Erlösung durchdrungen wird, macht
schließlich die Sonderexistenz einer Kirche in der Welt überflüssig
. — Der letzte, der den Reich-Gottes-Gedanken im Sinne
des Idealismus durchdacht hat, war A. Ritschi. Für ihn ist das
Reich Gottes eine ausschließlich sittliche Größe, der ewige
Zweck Gottes in der Welt, der mit dem Kommen Jesu wirklich
wird. Als wirkungsvoller Gegensatz zu Ritsehl folgt ein Referat
über Joh. Weiß, woraus deutlich wird, daß in der Predigt Jesu
das Reich Gottes niemals Objekt menschlichen Handelns ist,
sondern etwas völlig Transzendentes, eitel Gnade Gottes. Abschließend
sieht Walther diesen idealistischen Reich-Gottes -
Begriff im Zusammenhang der neuzeitlichen, vom Subjektivismus
beherrschten Metaphysik, versteht ihn als Ausdruck der
Eigenmächtigkeit des Menschen und also als entscheidende
Deutungskategorie des modernen Säkularismus. Die kommende
Richtung sieht Walther in der Überwindung des modernen
Subjektivismus. Es bleibt dann allerdings die Frage, ob ein
eschatologischer Objektivismus nicht ebenso eine Verkürzung
der NT-Botschaft ist wie das idealistische Verständnis, denn im
rein eschatologischen Reich-Gottes-Verständnis wird die Nachfolge
, also eben das ethische Moment, das der Idealismus überbetont
hatte, problematisch, vgl. Albert Schweitzers Begriff der
Interimsethik. Deswegen erscheint auch die generelle Subsump-
tion der beschriebenen Reich-Gottes-Begriffe unter die Kategorie
des Säkularismus als allzu summarisch. Kann wirklich das, was