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Ausgabe:

1962 Nr. 1

Spalte:

53-55

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Forck, Gottfried

Titel/Untertitel:

Die Königsherrschaft Jesu Christi bei Luther 1962

Rezensent:

Sundby, Olof

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53 Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 1 54

ist die Nachtragung ausländischer, meist für deutsche Benutzer j der Königsherrschaft Jesu Christi gehe über die Frage nach der

überaus schwer zugänglicher LiteratuT aus den Jahren des Krieges '< Auffassung der Zwei-Reiche-Lehre hinaus und habe ihren Platz

bis hin in das Jahr 195 3. Eine geringe, behutsame Umgestaltung '. in der Mitte der Theologie Luthers: „Die Frage nach der Herr-

dieser wichtigen Bibliographie hat ihre Benutzung erleichtert. I schaff Christi ist also auch von Luthers christologischem Ansatz

Ein starker Anstieg des Mitarbeiterstabes hat sich ebenfalls zum j her durchaus legitim und eigentlich zur Überprüfung des bis-

Vorteil der Bibliographie ausgewirkt. Besonders interessant ist j herigen Verständnisses der Zwei-Reiche-Lehre längst fällig ge-

hierbei, daß es dem Herausgeber gelungen ist, feste Mitarbeiter ! wesen" (S. 13). Der Verfasser will klarlegen, welche Konsequen-

für die lateinamerikanischen^Länder zu verpflichten. ~en die Rechtfertigung durch Christus für alle Bereiche der Herr-

Der zahlreichen Zinzendorf-Literatur des vergangenen Jah- : schaft Christi nach sich zieht,

res aus Anlaß des 200-jährigen Todestages des Grafen folgt nun Die Arbeit beginnt mit einer Darstellung der Bedeutung, welche

auch das Luther-lahrbuch mit einer Gegenüberstellung Zinzen- dic «W» Christi nach Luther für sein königliche* Amt hat. Chn.fi»

dorfs und Luthers von E. B e y r e u t h e r (1-12), in der B. nach « ™hrer ?°r A V,t ™d Hdli« Geht

j„ a . . ' -7. j c » u •<. „ cr dieselbe Macht und Gewalt wie der Vater und der Heilige oeist.

der Auseinandersetzung mit wesentlichen Zinzendorf-Arbeiten c^ne Mensdlwcrdu ist zu unscrer Eriösung geschehen. Seine wahre

das einzig mögliche Verständnis Zinzendorrs vom Luthertum Gottheit und volle Menschlichkeit sind eine unlösliche Gemeinschaft

her betont und das vom spirituali6tischen Gedankengut her ab
lehnt. Wenn auch ein großer Einfluß dieser mystischen Gedanken
nicht zu leugnen ist, so ist doch Zinzendorf in jedem Fall ein
Schüler Luthers — wenn auch einer seiner eigenwilligsten.

eingegangen: nur so war sein Erlösungswerk möglich. Jede der beiden
Naturen hat vom ersten Augenblick der Inkarnation an teil an den
Eigenschaften der anderen (communicatio idiomatum). Audi seine
menschliche Natur hat teil an der Königsherrschaft, wenngleich in einer

' Il .il' '' — wenn auui tlllVI IVI1IVI : ,» ,...,'.., * ..

P. Althaus steuert zwei Aufsätze bei. Während der erste i verborgenen Weise. In und durch Christus herrscht also der dreieinige
iiVior j; dj j tu i • t .i £•. j. .1 i . t «Ott se bst über uns. Im Stande seiner Erniedrigung hat Christus seine
utJcr ,.die Bedeutung der Theologie Luthers für die theologische ; ... „ ', , ... K ,5. _ . , . ,
Ark,;>" • ii u r* ^ 1 i ganze Herrschaft dazu eingesetzt, uns zu erlösen. Die Erniedrigung beArbeit
(13-29) aus einer Marburger Gastvorlesung erwachsen steht in dem Hcim,ich.Halten seiner Herrschaft. Auch die Erweise der
ist, beschäftigt sich der zweite mit der „Rechtfertigung allein aus Herrschaft Christi in den Wundern durchbrechen nicht das Incognito
dem Glauben in Thesen Martin Luthers" (30—51). Nach einem I seiner Knechtsgestalt. Nur die Gläubigen fassen sie als Zeichen götthistorischen
Rückblick gibt A. aus den fünf Thesenreihen, die ! Iichcr Kraft auf. Eben die Knechtsgestalt ist ein Ausdruck seiner zu unLuther
über Rom. 3, 28 für die Doktor-Disputationen seiner screr Erlösung eingesetzten HerrschergewaIt. Dies gilt auch für seine
Schüler verfaßte, zwei Reihen lateinisch/deutsch wieder und ver- ! ,icfste Erniedrigung: auch im Tode und in der Gefangenschaft der Hölle
sieht sie mit Kommentar. Die zahlreichen Bibelstellen, die hinteT lst 6ci"e königliche Macht wirksam, um die Vcrderbcnsmächte zu un-

f,c). ■ j__-ru ii. j u • j kt Li.- serem Nutzen zu überwinden. Seine geist ldie Herrschalt durch das

fast eder These stehen, werden bei der Neubearbeitung von c~_ ,. 17™ ^ ■ j t * c,j„„i.k„„.
WA m I n i_ -j -j...- j tvangelium übt Christus schon in den Tagen seines fcrdcnlcbens aus,
WA 39». berücksichtigt werden müssen. | da sejne Vcrkündigung die Verheißung des Vollzuges des schon im
..Glaube und Handeln nach Luthers Verständnis des Römer- j Gange befindlichen Erlösungswerkes enthält. Diese geistliche Herr-
briefcs" (52—85) behandelt H. Beintker und greift damit j schaft ist damals den gleichen Bedingungen unterworfen wie jetzt, nach
an Hand des für Luther theologisch so bedeutsam gewordenen ■ seiner Erhöhung, d. h. sie ist den Augen der Welt verborgen.
Römerbriefes sein umstrittenes Paulus-Verständnis wieder auf. I Christi Verherrlichung besteht nun in der Kundmachung seiner
Da B. besonders auf den bisher noch nicht untersuchten Zu- ! Gottheit und Macht. Mit seiner Erhöhung zur Rechten Gottes ist Chrisammenhang
zwischen Luthers Römerbriefvorlesung von 1515/16 ' s!us in dic alleinwirksame Herrschaft Gottes zur Erhaltung der Welt

*'-------*- j----C-L^l—--p .In u/i,» Ate I-rniprlrialinc» im

und der Vorrede zum Römerbrief in der Übersetzung des Septembertestamentes
von 1 522 eingeht, liefert er einen wesentlichen
Beitrag zur Debatte von Luthers Paulusverständnis und zu
den ethischen Grundfragen des Gesetzes.

„Luthers Geschichtsverständnis" (86—103) ist der Titel eines

eingesetzt. Aber auch diese Erhöhung steht wie die Erniedrigung im
Dienste unserer Erlösung: Gottes Alleinwirksamkcit ist von Anfang an
in allem auf unsere Erlösung ausgerichtet, ist also „christozentrisch"
(gegen Deutclmoser. S. 41). Die Herrschaft Christi ist somit auf den
ganzen Bereidi der Schöpfung und Erlösung erstreckt und geht also über
beide Reiche: das weltliche und das geistliche. Doch ist die Herrschaft

Vortrages von H. D ö r r i e s, dem er zwei kurze Stellen aus i bl« *» seiner Wiederkehr eine verborgene: auf die Vollendung der Er

1 lösung in sichtbarer Herrlichkeit bei Christi Wiederkehr ist alles hnal
ausgerichtet.

,De votis monasticis' und ,De servo arbitrio' zugrunde legt.

Das Lutherwort, daß der „Teufel ein Affe Gottes" (104—
109) sei, untersucht A. Adam. Dieses von Luther gern ge

Die zwei letzten Kapitel des Buches behandeln die beiden verschiedenen
Arten der Herrschaft Christi in dem Zeitraum zwischen

i ovincuenen nnen aer ntanmii wu»m „■ — —-, _ ..

brauchte Sprichwort wird von A. bis zu seinem Ursprung in der Himmelsfahrt und Jüngstem Tag. Zunächst wird in Kap. 4 Gottes aii-
Zisterzienser-Predigt des 13. Jahrhunderts zurückverfolgt. j gemeines verborgenes Regiment behandelt. Die Welt ist von Gott ge-

Wie bereit« im Luther-Jahrbuch 1960 befaßt sich sein schaffen, aber vom Teufel verdorben. Der Mens*, von Gott g«s^wn
Herausgeber F. L a u in diesem Jahr wieder mit einer katholischen « in der Zuversicht des Glaubens und in de.; »™| &
Luther^ntersudiung (1,0-116) Von L. durchaus positiv auf- Gott« — iJJ-J- £-£ -« JkWSSftC
genommen, setzt sich Albert Brandenburg in seinem Buch ,Ge- , orjcntjertc Vemunft und damit eine gewisse Fähigkeit, sein

rieht und Evangelium' an Hand von Luthers erster Psalmen- j zcitiiclles Dasejn zu orunen. Dieser Umstand wird von Gott dazu be-
vorlesung mit der theologischen Problematik auseinander und ; nutzt jn d^.r Welt cin gewisses Maß von Ordnung aufrcchtzuerhalteiv
kommt entgegen der Bizcrschen Auffassung zu der Ansicht, daß ! Durch die Einsetzung weltlicher Obrigkeit erhält Gott die Welt durch
hier schon die frühe lutherische Theologie enthalten ist. ' Recht und Schwertgewalt vermittelst der UMtdttn »U^cooperatores Der

„ ,„ ,. Besondere Werkzeuge zur Aufrediterhaltung menschlicher Ordnung und

Berlin H.n.-Ulr.d. Del.... natürlichen Rechtes sind „die Wunderleute . Zuweilen übt Gott seine

Herrschaft auch direkt aus: durch den Dienst der heiligen Engel und
audl durch das Wüten des Satans. Diese Herrsdiaft Gottes in Erhaltung
frei, Gottfried: Die Königsherrschaft Jesu Christi bei Luther. Ber- d er inwe.Aer Christus aU ^^eieiruge Gott voriEwigkeit er

^ Evangelische Verlagsanstal«:„,„,. 2,0 £ - Theologische -* cd « gesdneht ^desjv j, ^

Arbeiten, hrsg. v. H. Umer, Bd. XII. Hlw. DM 10.80. ^ allmächtige Weltregiment Christi ist nun die Voraussetzung

Die vorliegende Arbeit ist als ein Beitrag zu einer gegen- ; seiner besonderen Herrschaft durch das Evangelium. Dieses geistliche
wärtig geführten Debatte anzusehen, in der es um Luthers Auffas- Regiment hat durch den Akt der Verkündigung eine unbegrenzte zett-
sung von der sozialen Verantwortung der Kirche und des cin- liehe und räumliche Reichweite und hat eigentlich eine größere Macht
■7»ln»n rv.,;,.* • ii . . .7 • n • i t l nt,A <.„;~n, »in-r, Wsrren Sieg a s jede leibliche Herrschaft, denn es

zelnen Christen im allgemeinen und seine Zwei-Reiche-Lehre im >nd erringt einen besseren aie* > chTi.te„ alfi Werkzeuge

besonderen geht Anserert wurde diese Debatte ja teils durch ! kann aus Gottlosen Fromme machen. Our* die Christen als Werkzeuge
l. n ,V ftnsercgt wurae diese vcDauc ja ic.is u" „„icliri,,,, Horr'jdiaft Christi reicht diese auch in die weltlichen

eine bewußte Kritik des Standpunktes Luthers von einem an- , ^^^SJ^Sl <" «»« ElttUong des Doppelgebotes der
gebheh stärker biblischen Ausgangspunkt her, teils aber auch durch n,ne,n' und zw

gewisse Entgleisungen der ursprünglichen Konzeption Luthers. 'c c- wünschellswert gewesen, daß Forck in seiner Darpas
Interesse an der Königsherrschaft esu Christi ist offensicht- & *are wunsen s . hätte Sein Kern.

u^dGLtchtf;St0l0giSChl^t0kratiSChe,i ApUffr-ng V0" Stwtef i Ätl i* dfete& A

-tnKn'U oder noch präziser ausgedrückt: das Verhältnis