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Ausgabe:

1962

Spalte:

683

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Klaar, Erich

Titel/Untertitel:

Die Taufe nach paulinischem Verständnis 1962

Rezensent:

Delling, Gerhard

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683

Theologische Literatuizeitung 1962 Nr. 9

684

Kl aar, Erich: Die Taufe nach paulinischem Verständnis. München:
Kaiser 1961. 31 S. gr. 8° = Theologische Existenz heute, hreg. v.
K. G. Steck u. G. Eichholz, N. F. Heft 93. DM 1.90.

P. em. Klaar führt die heute allgemeine sakramentale Auffassung
der Taufaussagen des Corpus Paulinum, die er als neuromantisch
abtut, auf die „Religionsgeschichtliche Schule" zurück
, die das Verständnis besonders von Rom. 6, 2 ff. (z. St.

5. 6—18) von den Mysterien her festgelegt habe. Für Rom.

6, 2 ff. sei diese Deutung dadurch ermöglicht worden, daß man
von den lateinischen Perfecta ausgegangen sei statt von den
griechischen Aoristen, die hier überwiegend intentional zu verstehen
6eien: wir ließen uns taufen (V. 3), mitbegraben (V. 4)
usw.; wir nahmen das Sterben auf uns (V. 2, entsprechend
V. 6). Nach Klaar entlehnt Paulus freilich aus den Mysterienreligionen
den Gedanken des Aufsichnehmens des Todes der
Kultgottheit (S. 13), den er voluntaristisch verwertet: so ergibt
sich „ein völlig unsakramentaler Aspekt" (S. 18). In Kol.
2, 11 f. (z. St. S. 18—22) argumentiert Paulus „nur taktisch und
gar beißend sarkastisch mit einem Mysterien-Wahn, wogegen
die einer Erweckung vom Tode gleichen Gnadenwirkungen aus
der allein realen, allein lebenwirkenden energeia Gottes sich
.durch den Glauben', ohne sakramentale Übermittlung mitteilen
" (S. 22). Auch dem „traditionellen Verständnis" von
Gal. 3, 27 stehen „die Aoriste entgegen" (S. 25). Die Aussagen
des Neuen Testaments, in denen Iovtqov und (äm>)ioveo$ai
begegnen, beziehen sich nach Klaar überhaupt nicht auf die
Taufe (S. 26 f.); in Eph. 5,26 ist mit Iovtqov das „konnup-
tiale Bad am Hochzeitstag" gemeint (S. 26). Die Ausdrücke Salben
(Salbung) und Versiegeln bezeichnen nirgends im Neuen
Testament die Taufe (S. 27); das ist m. E. allerdings richtig.
Klaar schließt mit Sätzen über die Bedeutung seiner Erhebungen
des Paulinischen Taufverständnisses für das der Kirche (S. 29
— 31). „Luthers baptizatus sum hat keinen Rückhalt am Novum
Testamentum graece" (S. 30).

Im vorliegenden Heft ist eine Skizze in ZNW 49 (1958)
S. 278—282 ausgebaut; freilich nur begrenzt. 1. Kor. 10 (V. 2f.)
und 1. Kor. 1, 17a (VV. 13—16 werden nicht genannt) werden
auf zusammen noch nicht drei Zeilen erledigt. Daß es jenseits
der durch Klaar auf die „Religionsgeschichtliche Schule" zurückgeführten
und der von ihm versuchten voluntaristischen Deutung
von Rom. 6 usw. ein spezifisch in der Kreuzestheologie des
Paulus begründetes Verständnis der Paulinischen Taufauffassung
gibt (die übrigens einen straffen Gedankenzug [S. 7] in Rom. 6
aufzuweisen vermag, ohne dem Abschnitt sprachlich Gewalt anzu-
tun), erfährt der Leser nicht. Arbeiten wie die von R. Schnacken-
burg, Das Heilsgeschehen bei der Taufe nach dem Apostel Paulus
(1950)1, O. Cullmann, Die Tauflehre des Neuen Testaments
(1948) oder andererseits M.Barth, Die Taufe — ein Sakrament?
(1951) usw. sind überhaupt nicht zur Kenntnis genommen. Daß
die sakramentale Auffassung von Rom. 6 usw. auf dem lateinischen
Text beruhe, ist angesichts dieser und anderer Literatur
eine — sagen wir: überraschende Behauptung; die weniger
überraschende These: „Aoriste sagen schlechterdings keineswegs
dasselbe wie Perfekta!" (S. 4) stürzt die sakramentale Deutung
von Rom. 6 und Kol. 2 nicht. Dagegen sähe man u. a. die Anwendung
dieses betonten Satzes und überhaupt die Paraphrase
von Rom. 6 (S. 6 f.) mitunter gern genauer begründet {aw/ua
„Zwangskontinuität" S. 7; Liddell - Scott ist dafür keine ausreichende
Stütze, A. 12; hier sagt Verf.: ocoiia ist „eine überindividuelle
Gewalt"). Der Rez. kann nicht finden, daß in dieser
ethisierenden Darstellung die Interpretation der Paulinischen
Taufauffassung im ganzen weitergeführt wird, auch wenn
sie teilweise richtige Beobachtungen enthält.

Halle/Saale Gerhard Delling

*) ThLZ 76 (1951) 608—611 (Johannes Schneider).

Achtemeier, Paul I.: Jesus and the Storm-Tossed Sea.

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Anderson, Hugh: Existential Hermeneutics — Features of the

New Quest.

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Conzelmann, Hans: Randbemerkungen zur Lage im „Neuen
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Novum Testamentum 5, 1962 S. 10—16.
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Legasse, S.: L'.,Homme fort" de Luc 11,21—22.

Novum Testamentum 5, 1962 S. 5—9.
M o e 11 e r, Henry R., u. Arnold K r a m e r : An overlooked struc-

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Ekklesia — Festschrift für Bischof Dr. Matthias Wehr, Trier 1962

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Pokornf, Petr: Die gnostischen Richtungen.

Communio Viatorum 5, 1962 S. 23—27.
Reicke, Bo: Incarnation and Exaltation — The Historie Jesus and

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Robinson, Wm. Childs: The Resurrection as Portrayed in the

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Interpretation 16, 1962 S. 177—180.
Romaniuk, Kazimierz: L'origine des formules pauliniennes „Le
Christ 6'est livre pour nous", „Le Christ nous a aimes et s'est
livre pour nous".

Novum Testamentum 5, 1962 S. 55—76.
Schmidt, Ernst Walter: Sind die Berichte der Evangelien wahr?

Freies Christentum 14, 1962 S. 64—69.
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The Expository Times 73, 1962 S. 263—264.

KIRCHENGESCHICHTE: ALLGEMEINES
UND TERRITORIALKIRCHENGE SCHICHTE

J e d i n, Hubert: Kleine Konziliengeschichte. Die zwanzig ökumenischen
Konzilien im Rahmen der Kirchengeschichte. Basel-Freiburg -
Wien: Herder [1959]. 142 S. kl. 8° = Herder-Bücherei Bd. 51.
DM 2.30.

Angesichts des bevorstehenden zweiten Vaticanum lag es
nahe, einen geschichtlichen Überblick über die bisherigen (nach
römischer Zählung 20) ökumenischen Konzilien zu geben. Eine
derartige Darstellung empfahl sich um 60 mehr, als weitere Kreise
aus gegebenem Anlaß an der Konziliengeschichte Interesse gewinnen
. Für die gestellte Aufgabe war unter den kath. Kirchenhistorikern
niemand besser vorbereitet als der Verfasser der
großen im Erscheinen begriffenen Geschichte des Konzils von
Trient. Die beste Kenntnis der Konzilsüberlieferung hat nun in
diesem schmalen Bändchen ihren Niederschlag gefunden.

Die Konziliengeschichte gehört nicht zu den gut gepflegten
Gebieten der Kirchengeschichte. Von jeher haben sich die
Kirchenhistoriker mehr der Einzelforschung an einem Konzil als
der zusammenfassenden Darstellung einer über 1600-jährigen
Entwicklung zugewandt. Im deutschen Sprachgebiet ist eigentlich
seit Hefele keine Konziliengeschichte mehr erschienen. Auch aus
diesem Grunde werden viele die vorliegende gleichmäßig, ruhig
und gut informierende Darstellung gern zur Hand nehmen. Abgesehen
von den sachlichen Vorzügen wird sie sich dem Studenten
durch ihren Umfang und ihren geringen Preis empfehlen.

Aus der altkirchlichen Zeit wird außer den 7 ökumenischen
Konzilien, die die griechische Kirche anerkennt, nach römischer
Auffassung noch als achtes das von 869 behandelt. Im 2. und
3. Abschnitt folgen die Lateran-, Unions- und Reformkonzilien
des Mittelalters, während der 4. und 5. Abschnitt dem Tridenti-
num und dem Varicanum gewidmet sind. Die Darstellung ist
sachgemäß, kurz und präzise. Der Verf. versteht es, das Konzils-