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1962 Nr. 8

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 8

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zeigt die Echtheit des Glaubens. So ist es gewiß kein Zufall, daß
viele namhafte treue Diener Jesu Christi krank waren. Der Autor
nennt Paulus, Luther, Johann Heermann.

Die Gnadengabe der Heilung ist an ein solches Verständnis
des leiblichen Geschehens gebunden. Dazu muß das Verkündigen
und Lehren zunächst in den Hintergrund treten zugunsten eines
geduldigen Zuhörens. Es bedarf einer wirklichen Begegnung mit
dem Kranken, eines tathaften Gegenwärtigseins am Orte der Not
und der Krankheit. Die Evangelisten brauchen dafür 6ehr plastisch
das Wort onlayyviCso&ai, wörtlich: „sich vereingewei-
den". Das ist sehr viel mehr als unser Ausdruck „Mitleid haben"
oder „ErbaTmen". Es meint die Auf- und Übernahme der leiblichen
Nöte und Leiden des anderen in die verborgensten Räume der
eigenen leiblich-materiellen Existenz. Der Autor erklärt, daß der
Diener im Amt sogar mit der Möglichkeit rechnen müsse, zur
Errettung fremden Lebens sein eigenes einzusetzen, etwa in
einer Verfolgung.

Es ist dies ein Hinweis auf die wichtige Tatsache, die für
Theologie und Medizin in gleicher Weise neu ist: Eine auf das
verborgene Wesen der Krankheit eingehende pneumatische Therapie
ist nicht nur ein individuelles Ereignis. Kranker und Heilender
entdecken sich in einer Welt, welche an der Krankheit
des Einzelnen beteiligt ist, und die Heilung geht nicht ohne
Krise im engeren und weiteren Sozialgefüge ab. Dabei ist nicht
einfach das Ökonomische, sondern das Anthropologische bestimmend
. Das Sozialgefüge selbst erweist sich heute als erkrankt.
Es gibt eine kranke Wirtschaft, eine kranke Politik, eine kranke
Kirche. Heilung kann demnach nicht heißen, daß der einzelne
Kranke einfach wieder seiner Umgebung eingefügt, „angepaßt"
wird, sondern zielt immer auf Heilung des Sozialgefüges.

Wenn in unserer Zeit solche Heilungen möglich sein sollen,
müssen eine Reihe von Bedingungen erfüllt sein. Es bedarf der
Entwicklung einer umfassenden Therapeutik. Diese hat als
Fundament das allgemeine Priestertum der Gläubigen in der
Kirchengemeinde. Auf diesem Fundament haben die einzelnen
therapeutischen Dienste und Bereiche der Schwester, des Fürsorgers
, des Arztes und des Pfarrers in enger Gemeinschaft aufzubauen
. Zu fordern ist die Umgestaltung der vorfindlichen Krankenhäuser
, ist die Schöpfung eines neuen Krankenhaustyps als
Lebensaufgabe der Mediziner im geistlichen therapeutischen Amt
der Kirche.

Der Autor stützt sich auf eigene Erfahrungen. An Theologen
, die ähnliche Wege gehen, nennt er J. Hempel, D. Hoch.
B. Martin, A. Sanfort. Medizinisch beruft er sich auf die Anthropologie
Viktor von Weizsäckers und die Sozialpathologie
W. Kütemeyers, die das überindividuelle Wesen der Krankheit
betonen.

Der sozialpathologische Gesichtspunkt, das wäre kritisch zu
sagen, wird freilich vom Autor nicht konsequent festgehalten.
Er sagt mehrfach, daß der Mensch krank werde, wenn er sich dem
An- und Zuspruch Gottes weigere, gleich als ob ein einfacher
Zusammenhang zwischen Krankheit und privater Sünde bestehe.
Ein solches Urteil zeigt, wie schwer es fällt, die isolierende Betrachtungsweise
aufzugeben, obwohl sie weder wahr, noch biblisch,
noch heilsam ist. Denn der Satz „Dein Glaube hat dir geholfen
läßt sich nicht umkehren in: „Dein Unglaube hat dich krank gemacht
". Es geht immer auch um die Sünde der Welt, dabei
jedoch nicht gleich um die allgemeine Erbsünde, deren Hervorhebung
nur nivellierend wirken würde, sondern um konkrete
soziale Übel, für die die Krankheit des Einzelnen ein Alarmzeichen
ist.

Man möchte sehr hoffen und wünschen, daß der Autor möglichst
viel Gelegenheit zu weiteren Beobachtungen und Erfahrungen
finden möge. Denn er betritt ein Neuland, welches sehr
fruchtbar zu werden verspricht.

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