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1962 Nr. 1

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Altes Testament

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 1

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jährlich gefeierten Thronbesteigungsfest Jahwes (— ein besonderer
Aspekt des Herbst- und Neujahrsfestes) ab und begnügt
sich, wie auch Westermann, mit dem Krausischen Surrogat eines
jerusakmischen Königsfestes. Als Grund gibt er an, daß die genannten
Psalmen nur Jahwes Heilstaten in der Geschichte als
Grundlage seines (dauernden) Regierens als König nennen. — Wie
dann aber den Universalismus dieser Psalmen erklären? das würde
höchstens Jahwes Königstum über Israel begründen. Es ist aber
nicht richtig, daß nur die Geschichtstaten gefeiert werden. In
Ps 93 ist so deutlich wie nur möglich gesagt, daß Jahwe König geworden
ist, weil er die Chaosmächte besiegt und den Kosmos
wieder sichergestellt hat, und diese mythischen Züge klingen
auch sonst nach (95, 3—5 [von M. allerdings nicht mitgerechnet];
96,4—6; 97,3—5). Und wenn man hier von „Themapsalmen"
sprechen will, wie erklärt man das unleugbare Gepräge von soeben
erlebter Aktualität, das für diese Psalmen charakteristisch
ist?

Der Hauptfehler ist aber, daß M. sich hier mit Krauss und
Westermann u. a. in der Gunkelschen Sackgasse befindet. Wenn
man die Gattungen rein formalistisch nach nur formellen Kriterien
abgrenzt, so kann man sagen, daß die „Thronbesteigungspsalmen
" im allerengsten Sinne nur die genannte kleine Gruppe
umfassen. Wenn man aber auch nach den tragenden Ideen fragt,
so sieht man schnell, daß die Hauptideen: Königsherrschaft,
Chaosbesiegung, Schöpfung, Weltherrschaft verbunden mit geschichtlichen
Heilstaten aus der Gründungsgeschichte des Volkes
Israel jene kleinere Gruppe mit vielen anderen Psalmen verbinden
. Und dann wird man auch dessen eingedenk werden, daß bei
einem Feste, bei dem jene grundlegenden Heilstatsachen gefeiert
— und wiedererlebt! — werden, nicht nur Psalmen einer bestimmten
formalen literarischen Gattung anklingen; dort klingen alle
Saiten der Religion in allen Tonarten mit. Wenn man Ps. 99
isoliert betrachtet, so mag Westermann recht haben mit seinem
von M. zitierten Spruch: „An die Thronbesteigung Jahwes erinnert
außer Vers 1 kein Satz". Der Irrtum ist aber die isolierte
Betrachtung eine6 Gedichts, das durch das Hauptmotiv in v 1 mit
so vielen anderen Psalmen verbunden ist.

Ohne den kultfunktionellen Gesichtspunkt anzulegen —
wenn auch manchmal tastend und die Lakunen des Materials durch
kombinierende Hypothesen ausfüllend —, kann man keine Kultdichtung
verstehen. Will man die Osterlieder eines christlichen
Gesangbuches wirklich verstehen, muß man nicht nur wissen, daß
es ein Osterfest gibt, man muß den ganzen Komplex von Ideen,
die sich an die im Feste gefeierte und wicdererlebte Heilstatsache
anschließen, kennen. — So muß ich konkludieren, daß M.s Exkursionen
in das Gebiet der „Gattungsforschung" recht unglücklich
gewesen sind.

Trotzdem muß ich aber auch zum Schluß wiederholen, daß
er eine sehr verdienstvolle Untersuchung vorgenommen und uns
ein sehr nützliches Buch gegeben hat.

Oslo Sigmund Mo w i n ck el

Alonso-Schökel, L: Erzählkunst im Buche der Richter.

Biblica 42, 1961 S. 143-172.
B a i 11 e t, Maurice: Un recueil liturgique de Qumran, Grotte 4: „Les

paroles des luminaires" (Planches XXIV ä XXVIII).

Revue Biblique 67, 1961 S. 195—250.
Blank, Sheldon H.: II Profeta e Dio.

Studi e Materiali di Storia delle Religioni 32, 1961 S. 3—20.
Boecker, Hans Jochen: Erwägungen zum Amt des Mazkir.

Theologische Zeitschrift 17, 1961 S. 212—216.
Dumermuth, Fritz: Moses strahlendes Gesicht.

Theologische Zeitschrift 17, 1961 S. 240—248.
Fohrer, Georg: Eisenzeitliche Anlagen im Räume südlich von nä'ür

und die Südwestgrenze von Amnion.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 77, 1961 S. 56—71.
Galling, Kurt: Ein Ostrakon aus Samaria als Rechtsurkunde. Erwägungen
zu C 1101.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 77, 1961 S. 173—185.
Grintz, Jehoshua M.: "'Ai which is beside Beth-Aven". A re-exa-

mination of the identity of 'Ai.

Biblica 42, 1961 S. 201— 216.
Haspecker, Josef, u. Norbert Lohfink: Gn 3,15: „weil du ihm

nach der Ferse schnappst".

Scholastik 36, 1961 S. 357—372.

Huppenbauer, Hans Walter: Gerichtshaus und Gerichtstag im

Habakuk-Kommentar von Qumran.

Theologische Zeitschrift 17, 1961 S. 281—282.
Koch, Klaus: Spätisraelitisches Geschichtsdenken am Beispiel des

Buches Daniel.

Historische Zeitschrift Heft 193/1, 1961 S. 1—32.
Krinetzki, Leo: Jeremias als Beter.

Bibel und Kirche 16, 1961 S. 74—80.
Kuschice, Arnulf: Das Deutsche Evangelische Institut für Altertumswissenschaft
des Heiligen Landes. Lehrkursus 1960.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 77, 1961 S. 1—37.
Loretz, Oswald: HBR in Jb 16,4.

The Catholic Biblical Quarterly 23, 1961 S. 293—294.
— The Peifectum Copulativum in 2 Sm 7, 9—11.

The Catholic Biblical Quarterly 23, 1961 S. 294—296.
L o s s, Nicold M.: La partecipazione dci laici al rito dell' olocausto

secondo Lv 1, 3—13.

Salesianum 23, 1961 S. 353—362.
Müller, Hans-Peter: Uns ist ein Kind geboren . . . Jes. 9, 1—6 in

traditionsgeschichtlicher Sicht.

Evangelische Theologie 21, 1961 S. 408—419.
Nötscher, Friedrich: Sakrale Mahlzeiten vor Qumran.

In: Lex tua veritas, Festschrift H. Junker, Trier: Paulinus - Verlag

1961, S. 145—174.

N o t h, Martin: Der historische Hintergrund der Inschriften von
sefire.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 77, 1961 S. 118—172.

R eitler, Rudolf: Kleinfunde aus Gaza.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 77, 1961 S. 87—92.

Schmidt, Werner: Zwei Untersuchungen im wädi nä'ür.
Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 77, 1961 S. 46—55.

Schreiner, Joseph: Textformen und Urtext des Deboraliedes in
der Septuaginta.
Biblica 42, 1961 S. 173—200.

U n g e r, Eckhard: Die Erde als Stern des Kosmos im vierten Jahrtausend
am Toten Meer (telelät ghassül).

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 77, 1961 S. 72—86.

Wallis, Gerhard: Thaanath-Silo.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 77, 1961 S. 38—45.

W e i p p e r t, Manfred: Gott und Stier. Bemerkungen zu einer Terrakotte
aus jäla.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 77, 1961 S. 93—117.

NEUES TESTAMENT

Frisque, Jean: Oscar Cullmann. Unc theologie de l'histoire du salut.
K Tournni: Casterman 1960. 279 S. 8° = Cahiers de l'actualit£ reli-
gieuse, Collection dirigee par le College dominicain de theologie a
La Sarte-Huy, 11. Kart. NF 13.50.

Der weitaus größte Raum des Buches (rund dreiviertel) ist der Darstellung
der charakteristischen Linien der Arbeiten C.s gewidmet. In
einem ersten Teil (S. 15—63) werden die exegetischen Prinzipien C.s
skizziert; hier zeigt Fr. eine (von C.s Erstlingsarbeiten an) zunehmende
Lösung von der Handhabung und den Konsequenzen der Formgeschichte1
in der liberalen' Schule, besonders bei Bultmann, und eine wachsende
Trennung von K. Barth auf. Beiden gegenüber betont C, daß die Offenbarung
nicht metahistorisch, nicht transzendent zur Geschichte ist,
sondern in der Geschichte, in der Zeit geschieht (besonders natürlich in
„Christus und die Zeit" [1946]). Die Norm eines Gesamtverständnisses
dieser Offenbarung geben für C. die zentralen Aussagen der im Neuen
Testament enthaltenen urchristlichen Glaubensbekenntnisse ab.

Der mehr als die Hälfte des Buches füllende zweite Teil (S. 67—199)
ist überschrieben: .Die Theologie der Heilsgcschichte nach C. Im
Grunde ist das Thema von Teil II als ganzem, so betont Fr. (S. 69), die
Beziehung zwischen Gott und Zeit; speziell ist von ihr in einem einleitenden
Kapitel die Rede. Die Heilsgeschichte (die eich nicht in einer
fortlaufenden Linie ereignet, sondern in einer Reihe von kairol) ist
Gottes Handeln in der Zeit. Die Ewigkeit ist nach C. im Neuen Testament
, im Gegensatz zu philosophischer Begrifflichkeit, nicht als zeitlos
verstanden, sondern als unbegrenzte Zeit, als die Gott eigene Zeit, die
dem Menschen unzugänglich ist. Nach Kap. I erscheint bei C. Christus in
seinem Werk, das von seinen Titeln her zu interpretieren ist, als die
Mitte der Heilsgcschichte, sowohl im Sinn der Periodisierung der Zeit
durch sein Werk, wie der Sache nach: Kreuz und Auferstehung sind das

') Von seinem ersten Aufsatz dazu (RHPhR 1925) grenzt sich C.
jetzt in bestimmtem Sinn ab in seinem Beitrag zu dem Sammelband
„Der historische Jesus und der kerygmatische Christin' '(i960), S. 267,
A. 2.