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1962 Nr. 8

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Neues Testament

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 8

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bejaht, derzufolge Pilatus die Kreuzigung Jesu in aller Form verfügt
hat.

Hatte die 2. Aufl. den Gang der Passionsgeschichte nur bis
zum Tode Jesu verfolgt, so führt die 3. Aufl. noch einen Schritt
weiter in Gestalt eines neuen Kapitels über „die Grablegung"
(282—299) mit Exkurs XVII über „Die Grabberichte des Markusevangeliums
" (299-308). Dieses Kapitel baut auf einer
sorgfältig dokumentierten rechtsgeschichtlichen Untersuchung
über den Verlust der Totenehren als postmortale Strafe auf, die
das zoXfirjnag Mk. 15,43 erst voll verständlich macht. „Anträge
auf Herausgabe eines wegen Majestätsverbrechens Hingerichteten
.... noch dazu, wenn sie von Nichtverwandten gestellt
waren, verfielen gewöhnlich der Ablehnung" (284). In
«einer gründlichen Darbietung des rechtshistorischen Materials
und in seiner umfassenden Auseinandersetzung mit der Literatur
ist dieses neue Kapitel kennzeichnend für die ganze Arbeit,
auch dann andererseits, daß es eine Neigung zur Harmonisierung
nicht ganz verleugnet, die 6ich z. B. in der Bestreitung der
These von D. Daube zeigt, daß die Berichte über Jesu Begräbnis
die Tendenz haben, das Schimpfliche des Endes Jesu zu mildern
(299 ff.). Hier hätte, wie auch sonst, eine stärkere Unterscheidung
zwischen den verschiedenen Quellenschichten der neutesta-
mentlichen Berichte weitergeführt.

Mit Gewinn legt man das Werk in seiner neuen Gestalt,
die die unermüdliche Weiterarbeit des Verfs. erkennen läßt, aus
der Hand, um es immer wieder zu befragen. Einer besonderen
Empfehlung bedarf diese ausgezeichnete Materialdarbietung
heute nicht mehr.

Göttingen Joodiim Jeremias

Schlatter, Adolf: Jesus und Paulus. Eine Vorlesung und einige
Aufsätze. 3. Aufl. m. einem Geleitwort von Paul Althaus. Stuttgart
: Calwer Verlag [1961]. 142 S. 8° = Kleinere Schriften von
Adolf Schlatter, neu hrsg. v. Theodor Schlatter, Bd. 2. Lw. DM 9.80.
Schlatter las im Sommer 1906 dreizehn Stunden über Jesus
und Paulus; die Frage war damals brennend; das erregende
Paulusbuch von William Wrede war im Jahre vorher erschienen.
Schlatters Sohn Theodor schrieb damals die Vorträge des Vaters
auf, in der Hoffnung, sie könnten baldigst gedruckt werden.
Dazu kam es freilich zunächst nicht, sondern erst nach Schlattere
Heimgang (in der Zeitschrift „Deutsche Theologie" 1939/40;
dann erschien die Vorlesung auch in Buchform: ThLZ 67, 1942,
Sp. 160). Die Fragestellung war wieder zeitgemäß, wenn auch
in anderer Form. Heute liegt die dritte Auflage vor, als zweites
Stück der von Theodor Schlatter herausgegebenen kleinen
Schriften seines Vaters.

Das ist natürlich ein gewisses Wagnis. Das Verhältnis zwischen
Jesus und Paulus beschäftigt die Theologen immer noch,
aber immer wieder in anderer Weise. Es handelt sich nicht nur
darum, daß wir heute die Quellen der Predigt Jesu kritischer
beurteilen (das betont mit Recht Paul Althaus in seinem Geleitwort
). Darüber hinaus ist in Betracht zu ziehen, daß wir alle im
Jahre 1906 die Fragenkreise, um die es sich hier handelt, noch
nicht ganz durchdacht hatten. Wer würde heute so über Jesus
und Paulus als Juden schreiben, wie Schlatter im Jahre 1906?
Hier muß doch vor allem die Feststellung eintreten, daß im
Christentume ein Neues in die Welt eintritt; es wäre zu untersuchen
, wo wir das Neue zuerst finden; die runden Sätze
Schlatters scheinen uns so nicht mehr möglich. Und dann kommt
in Schlatters Buch, um nur noch eines zu nennen, die Sakraments
-Frömmigkeit nicht zur Geltung, da6, was man in der
Religionsgeschichte den MysterienbcTeich nennen würde. Ein
Blick auf das kirchliche Leben unserer Tage lehrt uns, von welcher
Bedeutung das für die Gegenwart ist. Zuletzt wird man
auch an der neuen Fragestellung E. Stauffers nicht vorübergehen
(Jesus, Paulus und wir 1961). Wir treffen damit wieder auf
einen Gesprächsgegenstand, der uns besonders bewegt: wie denken
wir über die Art und Weise, wie Paulus seine Autorität
geltend macht? Hat er nicht das Anathema in die Kirche eingeführt
? Bei all dem handelt es sich um Dinge, zu denen wir
Schlatters Stimme gern hören würden.

Ich glaube das 6agen zu müssen, nicht um auf Schlatters
Grenzen zu verweisen, sondern um klar zu machen, was sich

daraus ergibt, wenn eine Vorlesung gedruckt wird, die vor 5 5
Jahren gehalten wurde. Die Vorlesung hat ihren besonderen
Wert als ein Denkmal aus der Geschichte der biblischen Wissenschaft
. Dabei wird uns das besonnene, reife Urteil Schlatters
auch bei der eigenen Urteilsbildung vielfach helfen. Deshalb
sind wir dankbar, daß auch einige kleinere Arbeiten Schlatters
dieser Auflage beigegeben wurden: Paulus der Jünger Jesu; Paulus
der Apostel der Griechen; Paulus und das Griechentum.

Ahrenshoop Johannes Le i p o 1 d t

Bieder, Werner: Die missionarische Bedeutung der „Oikumene"

und die ihr drohende Verkirchlichung.

Evangelische Theologie 22, 1962 S. 180—194.
C e r o k e, Christian P.: The Divinity of Christ in the Gospels.

The Catholic Biblical Quarterly XXIV. 1962 S. 125—139.
C Oppens, J.: Les affinites qumräniennes de l'epltre aux Hebreux - II.

Nouvelle Revue Theologique 94, 1962 S. 257—282.

Cullmann, Oskar: Neues Testament und Geschichte der Alten
Kirche.

Kirche in der Zeit 17, 1962 S. 184—186.
— The Reply of Professor Cullmann to Roman Catholic Critics

(translated by The Rev. Robert P. Meye).

Scottish Journal of Theology 15, 1962 S. 36—43.
D u p o n t, J.: Les discours missionnaires des Actes des Apötres

d'apres un ouvrage recent.

Revue Biblique 69, 1962 S. 37—60.
Fitzmyer, Joseph A.: Papyrus Bodmer XIV: Some Features of Our

Oldest Text of Luke.

The Catholic Biblical Quarterly XXIV, 1962 S. 170—179.
G i 1 m o u r, S. MacLean: Easter and Pentecost.

Journal of Biblical Literature LXXXI, 1962 S. 62—66.
Haenchen, Ernst: Literatur zum Thomasevangelium (Fortsetzung).

Theologische Rundschau 27, 1962 S. 306—338.
Hebert, Gabriel: The Resurrection-Narrative in St. Mark's Gospel.

Scottish Journal of Theology 15, 1962 S. 66—73.
McKenzie, John L.: The Social Character of Inspiration.

The Catholic Biblical Quarterly XXIV, 1962 S. 115—123.
North. Robert: Chenoboskion and Q.

The Catholic Biblical Quarterly XXIV, 1962 S. 154—170.
Parker, Pierson: John the Son of Zebedee and the Fourth Gospel.

Journal of Biblical Literature LXXXI, 1962 S. 3 5—43.

Q u i n n, Jerome D.: Saint John Chrysostom on History in the Syn-
optics.

The Catholic Biblical Quarterly XXIV, 1962 S. 140—147.
S a n d m e 1, Samuel: Parallelomania.

Journal of Biblical Literature LXXXI, 1962 S. 1—13.
Sc heikle, Karl Hermann: Glaubet ihr nicht, so bleibet ihr nicht.

Glaube und Unglaube im Neuen Testament.

Wissenschaft und Weisheit 25, 1962 S. 3—13.

Schlier, Heinrich: Auslegung des 1. Thessalonichcrbriefes (1,1-10).
(Wird fortgesetzt.)
Bibel und Leben 3, 1962 S. 16—25.

Schwartz, J.: Remarques sur des fragments grecs du Desert de
Juda.

Revue Biblique 69, 1962 S. 61—63.
Trilling, Wolfgang: Das Matthäusevangelium - heute.
Bibel und Leben 3, 1962 S. 42—51.

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

O r i g c n c s : Das Evangelium nach Johannes, übersetzt und eingeführt
von Rolf Gögler. Einsiedeln-Zürich-Köln: Benziger [1959].
407 S. 8° = Menschen der Kirche in Zeugnis und Urkunde, N. F.,
hrsg. von H. U. von Balthasar, 4. Lw. sfr./DM 14.80.

G. bietet — nach einer sehr detaillierten Inhaltsübersicht:
S. 5—12 — in einer ausführlichen Einführung (15—90) dem Leser
Auskunft über 1) „die Voraussetzungen des Werkes", nämlich
die Gnosi6 und deren Auslegung (Herakleon!) des Johannesevangeliums
(15-35), 2) „die Kritik des O. an Herakleons
Johannes-Erklärung und seine Haltung zur Gnosis" (36-40),
3) die „Entwicklung der Theologie des Johanneskommentars aus
der Dialektik mit naiv judaisierenden Christen und spiritualisie-
renden Gnostikern" (40-64), 4) „Offenbarungsbegriff und Exe-