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Ausgabe:

1962 Nr. 8

Spalte:

600-602

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Delling, Gerhard

Titel/Untertitel:

Die Zuneigung des Heils in der Taufe 1962

Rezensent:

Michaelis, Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 8

600

erst noch kommen wird, in jener Stunde, da sich der
Anfang verschlingt in das Ende. Hier aber endet auch alles
jüdisch-christliche Gespräch: Im .Dein Reich komme' des Vaterunser
und im ,ER lasse herrschen SEIN Königtum . . . bald, in
kurzer Frist' des täglich dreimaligen Kaddischgebets der Juden
tS. 199).

Diesem eschatologischen positiven Gesprächsabschluß des
siebenundzwanzigjärigen steht (in der Sache: nach wie vor,
vgl. S. 51 die Worte von „der gemäß dem jüdischen Recht
wegen Lästerung nach Mischna Sanhedrin VI, 4 erfolgten Ablehnung
und Verurteilung Jesu") der negative des fünfzigjährigen
Hans Joachim Schoeps gegenüber: „Das am strengen Transzendenzmonotheismus
orientierte Judentum kann niemals zugeben
— weder im Jahre 30, noch im Jahre 1960, noch am
Jüngsten Tag —, daß die Scheidelinie zwischen Gott und Mensch
durchstoßen wird. Da endet jedes Gespräch zwischen Juden und
Christen." (Aus Schoeps' Stellungnahme zur Besprechung seines
Paulus - Buches in Freiburger Rundbrief XII, 1959/60, S. 41,
A. 1.)

Vielleicht ist das der Grund, dessentwegen er eine Neudurcharbeitung
seines Gesprächsberichts und Fortführung bis
heute so überflüssig fand, wie es ein solcher über das ökumenische
zwischen den christlichen Konfessionskirchen — nach Ansicht
derer, die von getrennten Brüdern in nichts belehrt werden
zu können sicher 6ind! — von dem Zeitpunkt an wäre, wo
alle festgestellt hätten, daß man einander das unfehlbare Petrusamt
so wenig andemonstrieren kann wie Christi Gottheit.

Germersheim /Mainz Karl Th i eme

Kanael, Baruch: Die Kunst der antiken Synagoge. München - Frankfurt
/M.: Ner-Tamid-Verlag 1961. 122 S. m. 83 z.T. färb. Abb.
a. Taf. 17,2 : 17,6 cm. Lw. DM 14.80.

Daß es trotz des Bilderverbots im Dekalog eine blühende
jüdische Kunst in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung
gegeben hat, wissen wir erst 6eit etwa 30 Jahren, d. h. seit in
Palästina und in Dura-Europos am Euphrat umfangreiche
Synagogenmalereien und Mosaiken entdeckt wurden. Aber diese
Funde sind, teilweise infolge der Ereignisse seit 1933, in weiteren
Kreisen nicht bekannt geworden, und bisher fehlte in
deutscher Sprache eine Informationsmöglichkeit für diese Funde
völlig. Denn A. Reifenbergs vorzügliches Büchlein „Denkmäler
der jüdischen Antike" (Berlin, 1937) wird kaum in weite Kreise
gedrungen sein, und mein mit Abbildungen versehener Bericht
über die älteste religiöse Kunst der Juden (Judaica 2, 1946, 1 ff.)
ist in Deutschland fast unbekannt geblieben. Zudem ist in den
letzten 15 Jahren mancherlei in Palästina ausgegraben worden.
So ist es außerordentlich verdienstlich, daß der Ner-Tamid-Ver-
lag ein gut ausgestattetes Buch aus der Feder eines israelischen
Fachmannes herausgebracht hat, das diese wirkliche Lücke
schließt.

Das Buch bietet 8 3 Abbildungen, davon 8 farbige, auf ausnahmslos
ausgezeichnet gedruckten Tafeln. Man findet hier
außer dem (nicht-jüdischen) Relief des Titusbogens in Rom Beispiele
aus den Architekturfragmenten der palästinischen Synagogen
des 3./4. Jahrhunderts, aus der bisher in Deutschland
kaum bekannten Gräberstadt von Beth-Sche'arim, aus den Fresken
der Synagoge in Dura-Europos, aus den römischen Katakomben
und aus den Synagogen des 4.-6. Jahrhunderts, vor
allem aus Beth Alpha und den ebenfalls noch unbekannten
Synagogen von Yafia und Ma'on, schließlich ein paar Gegenstände
der jüdischen Kleinkunst. Die Auswahl dürfte im ganzen
als sehr glücklich bezeichnet werden; eine wirkliche Lücke bedeutet
das Fehlen einer Originalaufnahme der wiederaufgebauten
Synagoge von Kapernaum und von Gesamtaufnahmen der
Malereien der Synagoge in Dura-Europos; aus den Wandgemälden
der Torlonia-Katakombe sähe man gerne auch die
Darstellung einer Torarolle und aus Dura-Europos die Auffindung
des Mose im Nil abgebildet, weil die Darstellung der
nackten Pharaotochter ein besonders eindrückliches Beispiel
weitgehender Assimilation bietet. Auch einige weitere Beispiele
der primitiven Darstellungen auf Grabsteinen und von palästinischen
Münzen wären dankenswert.

Der begleitende Text erörtert etwas kurz und ohne Eingehen
auf die wissenschaftliche Diskussion die Stellung der antiken
Synagoge zur bildenden Kunst und bietet im weiteren
eine klare, gut informierende Beschreibung der Architektur und
Ausschmückung der Synagogen, der Sepulkralkunst und der
jüdische Embleme aufweisenden Kleinkunst. Kanael ist in seinen
Deutungen mit Recht sehr vorsichtig, und man wird ihm weitgehend
zustimmen können. Gelegentlich (etwa bei der Gesamtdeutung
'der Dura-Malereien) wäre ein Eingehen auf die z.T.
erheblich abweichenden Deutungen anderer Forscher wünschenswert
gewesen.

Das Buch bietet in Text und Abbildungen eine vorzügliche
Einführung in die jüdische Kunst der ersten Jahrhunderte
nach Christus, und es ist zu hoffen, daß sich viele dieses zuverlässige
Hilfsmittel nicht entgehen lassen, das ein Gebiet
jüdischer Kultur erschließt, dessen Kenntnis für das Verständnis
des antiken Judentums ebenso wichtig ist wie für die Vorgeschichte
der christlichen Kunst.

In der beigefügten Bibliographie vermißt man: E. S u k e n i k,
The Ancient Synagogue of el-Hammeh, 193 5; A. Reifenberg,
Ancient Jewish Coins, 1947; J.-B. Frey, Corpus Inscriptionum Judai-
carum IUI 1936/52; E. D i n k 1 e r, Zum Verhältnis von jüdischer und
christlicher Kunst, Theol. Rdsch. N. F. 21, 1953, 320 ff. — Zu Taf. 47
muß es „Davidide" statt „Dividende" heißen.

Marburg/Lahn Werner Georg Kümmel

Jasper, Gerhard: Deutsches Judentum der Gegenwart.

Deutsches Pfarrerblatt 62, 1962 S. 148—149.
Propper, Felix: Der Antisemitismus, ein christliches Gewächs aus

christlicher Wurzel.

Deutsches Pfarrerblatt 62, 1962 S. 145—148.
Sartory, Thomas: Christliche Schuld an den Juden.
Erbe und Auftrag 3 8, 1962 S. 53—66.

NEUES TESTAMENT

Delling, Gerhard: Die Zueignung des Heils in der Taufe. Eine
Untersuchung zum neutestamentlichen „taufen auf den Namen".
Berlin: Evang. Verlagsanstalt |l96l]. 103 S. 8°. Kart. DM 7.50.

Während der Haupttitel der vorliegenden Arbeit in gewissem
Sinn in mehr allgemeiner Form ihr Ergebnis vorwegnimmt,
gibt der Untertitel genauer an, um was es sich bei ihr handelt,
nämlich um eine Untersuchung der in den neutestamentlichen
Taufaussagen mehrfach begegnenden Wendung „taufen auf den
Namen". Der Verf. geht im einleitenden Abschnitt „Die Aufgabe
" (S. 9—14) davon aus, daß, obwohl die Taufe neuerdings
etwas stärker in das Blickfeld der neutestamentlichen Forschung
gerückt sei, gerade die erwähnte Wendung, ungeachtet der großen
Bedeutung, die ihr doch zukommen müsse, noch längst
nicht bis ins einzelne untersucht sei. Diese Beobachtung trifft
durchaus zu, und so ist es sehr verdienstlich, daß der Verf. es
unternimmt, das bisher Versäumte nachzuholen. Er geht dabei
sehr umsichtig vor, spürt allen Möglichkeiten nach, übersieht
keine Schwierigkeit, ist behutsam in seinem Urteil und vermag
auf diese Weise sein Thema mit vorbildlicher Zuverlässigkeit
zu behandeln.

Die Arbeit zerfällt in 3 etwa gleich umfangreiche Teile.
In Teil 1 (S. 15—42) wird „Der formale Hintergrund der Wendung
" untersucht, nämlich die Verbindung der Präpositionen
elg, ev und int mit ovofia. Mit diesen 3 Präpositionen, vor
allem mit dg, wird ja ovofia in Taufaussagen des NT verbunden
. Doch kommt in Teil I (vom 3. Abschnitt abgesehen) das
nt Material noch nicht zur Sprache, sondern das Material außerhalb
des NT, und hierbei wiederum wird im 1. Abschnitt bei
der Septuaginta eingesetzt, was gerechtfertigt erscheint, auch
wenn gerade etg jo ovofia in ihr nur ein einziges Mal vorkommt
und auch s'g ovofj,a nur an wenigen Stellen. Die Untersuchung
geht sehr ins einzelne und bezieht u. a. die gesamte
Wiedergabe von l' schem und besonders b'schem in LXX ein,
so daß dieser Abschnitt, auch vom eigentlichen Thema abgesehen
, einen wertvollen Beitrag zu den Problemen der Übersetzungstechnik
in LXX darstellt (vgl. etwa die Übersicht über
die Verteilung des beobachteten Sprachgebrauchs auf einzelne
Schriften und Schriftengruppen S. 22-24). Wichtig ist da6 Er-