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Ausgabe:

1962

Spalte:

593-596

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Kaṣ, Yaʿaqov

Titel/Untertitel:

Exclusiveness and tolerance 1962

Rezensent:

Schoeps, Hans-Joachim

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Corrigenda: Auf S. 5 muß es heißen Gen 2—3 statt 33,
auf S. 11 Hupfeld statt Hupfeidt. Seine Untersuchung „Die Quellen
der Genesis und die Art ihrer Zusammensetzung" erschien nicht 183 5
sondern 1 853. Bei dem Werk von H. Beverland werden Titel und Erscheinungsjahr
auf S. 31 und 165 verschieden angegeben. Der Titel der
Untersuchung von J. Astruc auf S. 164 enthält mehrere Fehler. Im Text
heißt es auf S. 134 Leibniz. im Quellenverzeidhnis S. 169 Leibnitz.

Diese kritischen Bemerkungen sollen das Verdienst des
Verfs. in keiner Weise schmälern. Jeder, der an wissenschaftsgeschichtlicher
Forschung interessiert ist, wird ihm für diesen
Ausschnitt aus der Geschichte der Auslegung eines so bedeutsamen
Textes wie der Paradieseserzählung Dank wissen.

Jena Eva Oflwald

Edel, Reiner-Friedemann: Hebräisch-Deutsche Präparation zu den
..Kleinen Propheten" I. (Hosea bis Jona). Marburg/L.: Edel [1962].
71 S. 8". Kart. DM 4.80.

F o h r e r, Georg: Zehn Jahre Literatur zur alttestamentlichen Prophe-
tie (1951—1960).

Theologische Rundschau N. F. 28, 1962 S. 1—75.
Haggenmüller. Odo: Erinnern und Vergessen Gottes und der
Menschen.

Bibel und Leben 3, 1962 S. 1 — 15.
H a r a n, Menahcm: Shiloh and Jerusalem: The Origin of the Pricstly
Tradition in the Pcntateuch.

Journal of Biblical Literature LXXXI, 1962 S. 14—24.
H o g u t h. Annemarie: Probleme der biblischen Urgeschichte (Gen

1 — 11) in der neueren Literatur.

Bibel und Leben 3, 1962 S. 62—69.
H o 11 a d a y. William L.: Style, Irony, and Authenticity in Jeremiah.

Journal of Biblical Literature LXXXI, 1962 S. 44—54.
Krinetzki, Leo: Jahwe ist uns Zuflucht und Wehr. Eine stilistisch-
theologische Auslegung von Psalm 46 (45).

Bibel und Leben 3, 1962 S. 26—42.
— Psalm 5. Eine Untersudiung seiner dichterischen Struktur und seines

theologischen Gehaltes.

Tübinger Theologische Quartalschrift 142, 1962 S. 23—46.

H o u r, J.: L'Alliance de Sichern (a suivre).

Revue Biblique 69, 1962 S. 5—36.
Mo ran. William L.: Moses und der Bundesschluß am Sinai.

Stimmen der Zeit 170 (87. Jg. 1961/62) S. 120—133.
Morgenstern, Julian: „The Oppressor" of Isa 51,13 — Who

was he?

Journal of Biblical Literature LXXXI, 1962 S. 25-34.
0 h I m c y c r. Albert: Elias, Fürst der Propheten. Freiburg - Basel-

Wien: Herder [1962|. 223 S. 8°. Lw. DM 16.80.
Priest, John F.: Mebaqqer, Paqid, and the Messiah.

Journal of Biblical Literature LXXXI, 1962 S. 55—61.
Skehan, Patrick W.: Why Leave Out Judith!

The Catholic Biblical Quarterly XXIV, 1962 S. 147-154.
S m e n d. Rudolf: Universalismus und Partikularismus in der Alt-
testamentlichen Theologie des 19. Jahrhunderts.

Evangelische Theologie 22, 1962 S. 169—179.
Stamm, Johann Jakob: Dreißig Jahre Dekalogforschung (Fortsetzung).

Theologische Rundschau N. F. 27, 1962 S. 281—305.
Thomas, D. Winton: HDL-W in Hebrew.

The Catholic Biblical Quarterly XXIV, 1962 S. 154.

JUDAICA

K * t z, Jacob: Exclusiveness and Tolerance. Studies in Jewish-Gen-
'■le Relations in Medieval and Modern Times. London: Oxford
University Press 1961. XV, 200 S. 8° = Scripta Judaica, ed. by
A. Altmann and J. G. Weiß, III. Lw. 21 s.

Dieses außerordentlich kenntnisreiche und wissenschaftlich
"ach den Quellen gearbeitete Buch des aus Ungarn stammenden
jerusalemer Gelehrten räumt mit vielen Vorstellungen auf, die
durch die jüdisch-apologetische Literatur des 19. Jahrhunderts
verbreitet worden sind. Thema des Buches ist die Frage, wie
6ich auf dem Boden der exklusiven jüdischen Bundes- und Aus-
erwählungsvorsrellung überhaupt Religionstoleranz entwickeln
konnte. Verf. beschränkt sich im wesentlichen auf die aschkena-
sische Judenheit zwischen dem 10. und 18. Jahrhundert, deren
'heorien und vor allem Praktiken untersucht werden. Die
Mendclssohnsche Zeit ist übrigens schon das Thema seiner
wertvollen Dissertation „Die Entstehung der Judenassimilation

in Deutschland und deren Ideologie" gewesen. Noch so spät
wie 1935 hat er mit dieser Arbeit in Frankfurt a. M. promoviert
.

Bis zur Emanzipation war die Gestaltung der Beziehungen
zwischen Juden und Nichtjuden ausschließlich von der religionsgesetzlichen
Tradition her bestimmt und diese war für eine
echte Kommunikation außerordentlich ungünstig. Tatsächlich ist
auch im talmudischen Zeitalter die späterhin geläufige Lösung:
die Christen unter die „Söhne Noahs" einzubeziehen, noch ganz
undiskutabel gewesen (3). Auch Raschi sah noch keine möglichen
Differenzierungen zwischen ihnen und den 'ummoth
ha-'olam oder Heiden (24). Daß es dann im jüdischen Mittelalter
doch dazu kam, ist komplizierter vor sich gegangen, als
meist angenommen wird. Katz sieht die Gründe in der ökonomischen
Lage der Juden, die ein Commercium mit der Umwelt
erzwang und daher die Rabbinen nach halachisch vertretbaren
Lösungen suchen ließ. Eine solche bot die vereinzelte Meinung
des talmudischen R. Jochanan (Chullin 13 b), daß die Heiden
außerhalb des Landes Israel keine Götzendiener seien. Da insbesondere
das Verbot der Eidesabnahme von einem Nichtjuden
vielen Geschäftsabschlüssen im Wege stand, gab im 12. Jahrhundert
der Tosaphist R. Isaak, ein Neffe von Raschbam, die Erlaubnis
mit der Begründung, daß die Christen deshalb keine
Götzendiener seien, weil sie den wahren Gott verehren, freilich
seinen Namen mit dem einer fremden Gottheit verbinden. Jedoch
sei solcher s c h i 11 u f (Beimengung) den Söhnen Noahs
nicht verboten (Rabbenu Jeruchams Sefer'Adam we-Hawwah 17b,
Tos. Bekh. 2 b.; Sanh. 63b-S. 35). Das ist dann der Schlüssel
für eine Theorie der Religionstoleranz geworden, die es den
Juden im 16. bis 18. Jahrhundert — also noch vor der Emanzipation
— theoretisch möglich gemacht hat, auch die christliche
Trinitätslehre als einen nichtjüdischen Glauben zu tolerieren,
da ja der absolute Monotheismus nur für die Juden obligatorisch
sei (163 f.).

Katz legt wohl mit Recht großes Gewicht darauf, daß die
Halacha im Mittelalter deshalb schmiegsam gehandhabt wurde,
weil die realen Lebensbedingungen der Juden eine Angleichung
des ReIigionsgesetze6 an die Sozialverhältnisse notwendig machten
, „The ritual Situation is an accuratc expression of the pre-
valent socio-religious one" (43). Die reale jüdische Situation
aber wird von ihm definiert „as the position of a minority
dependent upon the broader 60ciety of which it formed
Part" (37).

Die juristische Grundlage für das Verhalten der Juden in
der Diaspora gab der bekannte talmudische Rechtssatz „Dina
de malekhutha dina" (Staatsgesetz ist Gottesgesetz), der auf
Mar Samuel, den Akademieleiter im babylonischen Nahardea,
zurückgeht. Damit war die politische Loyalität der Juden gegen
ihr jeweiliges Wohnland sichergestellt, wenn auch die Staatsansprüche
durch die messianische Perspektive immer relativiert
erschienen (51). Da die Juden im Mittelalter in der Regel
eigene Jurisdiktion nach dem talmudischen Recht hatten, lebten
sie unter einer Pluralität von Gesetzessystemen und Rechtsprechungen
(52 f.). Zwischen Juden und Christen standen somit
Schranken, die von den Voraussetzungen beider Seiten aus un-
übersteigbar waren, wenn auch freundschaftliche Beziehungen
weit über Geschäftspartnerschaften hinaus vorgekommen sind
(58 f )- „The Situation itself could be transcended through a
softening of the religiou6 antagonism, by a pereeption that
Jews and Christians held certain religious and human values in
common" (63). Das ist aber erst — von dem Fall des 6ephardi-
schen Juden Menachem Ha - Me'ri im Anfang des 14. Jahrhunderts
abgesehen (cap. X; vgl. unten) — im Aufklärungszeitalter
möglich geworden.

Der zweite Teil des Buches (Some Types and Attitudre in
medieval times) behandelt zunächst die individuellen Grenzfälle
des Apostaten (ha -mehummad) und de6 Proselyten, die numerisch
— von den Marranen abgesehen — niemals zu Buch geschlagen
haben. Schwierig lag auch für die Juden der aus der
alten Kirchengeschichte bekannte Fall der Lapsi reversi, deren
Zulassung zu gottesdienstlichen Funktionen umstritten blieb
(69). Fälle christlicher Konversion zum Judentum blieben selten,
verschiedene Abraham Ger oder Abraham ben Abraham sind je-