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Ausgabe:

1962

Spalte:

561-574

Autor/Hrsg.:

Herrmann, Siegfried

Titel/Untertitel:

Das Werden Israels 1962

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iH&onatsfdirift ffir öas» gefamte (Btbitt Der Cijeolooje und töeliaionisfoWenfrJjaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
HERAUSGEBER: PROFESSOR D.ERNST SOMMERLATH, LEIPZIG

NUMMER 8 87. JAHRGANG AUGUST UKW

Spalte

Das Werden Israels. Von S.He r r in a n n . . 561

Zur Frage nach dem historischen Jesus.

Von W. Marxseil............. 575

Die neue Bucer-Ausgabe. Von J.Pollet . 579

A Ith aus, P.: Der gegenwärtige Stand der
Frage nach dem historischen Jesus
(W. Marxsen)................ 575

Blinzler, J.: Der Prozeß Jesu. 3. Aufl.
(J.Jeremias)................ 602

Bucer, M.: Deutsche Schriften. I.: Frühschriften
1520-1524, hrsg. v. R. Stupperich (J. Pollet) 579

Bultmann, R.: Das Verhältnis der urchrist-
lichen Christusbotschaft zum historischenjesus
(W. Marxsen)................ 576

Congress Volume. Oxford 1959.
(K.-H. Bernhardt).............. 588

Delling, O.: Die Zueignung des Heils in der
Taufe (W. Michaelis)............ 600

Doebert, H.: Das Charisma der Krankenheilung
(H. Huebschmann).......... 628

Ellwein, E.: Summus Evangelista (O.Voigt) 609

Fleisch, P.: Victor von Strauß und Torney
an August von Arnswaldt (W. Dclius). . . . 612

Qögler, R., s. Origenes........... 604

Oolega, J.: Der Homerische Psalter
(H.M. Werhahn).............. 605

Oonda, J.: Die Religionen Indiens. I.
(A. Lehmann)................ 587

Spalte

Hromädka, J.: Evangelium für Atheisten

(H. E. Eisenhuth).............. 625

Hutter, L.: Compendium Locorum Theologi-

corum, hrsg. v. W. Trillhaas (E. Kähler). . . 612
Jakobs, H.: Die Hirsauer (O. Haendler). . . 607
Kaiser, O.: Pietismus und Patriotismus im

literarischen Deutschland (E. Beyreuther) . . 613
Kanael, B.: Die Kunst der antiken Synagoge

(W. O. Kümmel).............. 599

Katz, J.: Exclusiveness and Tolerance

(H.-J. Schoeps)............... 593

Lacroix, J.: Wege des heutigen Atheismus,

übers, v. H. Vorgrimler (H. Benckert). ... 624
Lanczkowski, O.: Altägyptischer Prophetismus
(H. Brunner).............. 585

Lindner, R.: Orundlegung; einer Theologie

der Oesellschaft (H.-O. Fntzsche)...... 622

Maritain, J.: Wahrheit und Toleranz (E. Schott) 618
Metzger, M.: Die Paradieseserzählung

(E.Oßwald)................ 591

Monnerjahn, E.: Oiovanni Pico della Miran-

dola (R. Bäumer).............. 609

Müller, N.: Die liturgische Vergegenwärtigung

der Psalmen (S. Amsler).......... 631

Nilsson, M. P.: Oeschichte der griechischen

Religion. Bd. I. 2. Aufl. (H. Herter)..... 583

Origenes: Das Evangelium nach Johannes,

übers, v. R. Oögler (E. Haenchen)...... 604

Spalte

Ott, H.: Die Frage nach dem historischen Jesus
und die Ontologie der Oeschichte (W. Marxsen) 575

Schilling, W.: Olaube und Illusion (U.Mann) 619

Schlatter, A.: Jesus und Paulus. 3. Aufl.
(J. Leipoldt)................ 603

Schoeps, H.-J.: Israel und Christenheit
(K. Thieme)................. 596

Schrey, H.-H.: Christliche Daseinsgestaltung
2. Aufl. (N. H. See)............. 621

Schwarz, R.: Kirchenbau. Welt vor der
Schwelle (A. Weckwerth).......... 615

Schwcgler, Th.: Die biblische Urgeschichte
im Lichte der Forschung (J. Hempel) .... 590

Steck, K. O.: Kirche und Öffentlichkeit
(H.-D. Wendland).............. 627

Stupperich, R., s. Bucer, M......... 579

Trillhaas, W., s. Hutter, L......... 612

Vorgrimler, H., s. Lacroix, J........ 624

Von den Theologischen Fakultäten . . 633

Zeitschriftenschau:

Reformätus Egyhäz 1960 (P. Ziehe)..... 635

Theologiai Szemle 1961 (P. Ziehe)..... 637

Das Werden Israels

Von Siegfried Herrmann, Berlin n. , ,

fc ' Derlm Martin Noth zum 60. Geburtstag

Die „Geschichte Israels" von Martin Noth darf gegenwärtig I Zeit mehr und mehr der Revision bedurfte'1. Noth vermochte
zu den in beiden Teilen Deutschlands am meisten verbreiteten | deshalb durch sein Werk zwei wesentlichen Bedürfnissen ent-
und gelesenen historisch-theologischen Lehrbüchern zählen1, j gegenzukommen: Er schrieb eine sehr knappe Darstellung, die
Noth füllte mit diesem Buch eine Lücke aus, die nicht nur im I zugleich als Lehrbuch möglich war, die aber auch den neuesten
Zuge'eines allgemeinen Büchcrmangels nach dem letzten Kriege 1 Stand alttestamentlicher Wissenschaft in Deutschland widerentstanden
war, sondern die sich durch den Lauf der alttesta- spiegelte. Nicht jedem Leser freilich mag es dabei sogleich be-
mentlichen Wissenschaft der letzten dreißig Jahre zwangsläufig 1 wüßt geworden sein, daß Noths Buch noch ein Drittes eingeben
hatte. Der Vorgänger des Nothschen Buches auf deut- «™t: Es repräsentiert im wesentlichen das Endstadium einer
schem Boden, Rudolf Kittels großangelegtes Werk, hatte im Reihe von Untersuchungen, die Noth selbst vorlegte und aus
Jahre 1929 seinen Abschluß gefunden1, bildete aber in seiner f"™ er nun in konsequenter Weise sein Bild vom Verlaufe
Weise die Zusammenfassung einer Forschungs- und Betrachtungs- der Geschichte entworfen hat. Das gilt in erster Linie für die
weise, deren Wurzeln in das ausgehende 19. Jahrhundert zurück- ^nfan^ Israels und seine Entwicklung bis zur Komgszeit. Noth
—i« i i. j Ii j r> ^ ii j», beginnt nicht mit den ..Anfängen eines ,, Volkes Israel , son-
felchten, und die damit — vor allem in der Darstellung der , * mul1 11111 UL11 , . , , ,,
r ... j . , . , , £ i i j. j . i dem setzt mit seiner Darste lung anscheinend mitten im Ver-
Fruhgeschichtc Israels - auf Voraussetzungen beruhte, die das JÜ! „____,± .;„. U~±~t* ,„„„,. Ai.

Ergebnis damals erarbeiteter Qucllcnanalysen waren und von
Kittel in seiner Gcschichtsdaistcllung nutzbar gemacht sein
Wollten. Was für Kittel gilt, ist in noch höherem Grade für
Hermann Guthes ,.Geschichte des Volkes Israel" zutreffend, die
zwar bedeutend kürzer als Kittels Werk und im Stile eines Lehrbuchs
geschrieben war, aber selbst in ihrer 3. Auflage vom
Jahre 1914 in vieler Hinsicht ein Bild entwarf, das im Laufe der

') M. Noth. Geschichte Israels. I.Aufl. (1950), jetzt vorliegend
'n J. Aufl. (1961).

2) Rudolf Kittel, Geschichte des Volkes Israel, 1. Bd.. 6. Aufl.
f*Ma)j 2. Bd., 6. und 7. Aufl. (1925); 3. Bd., 1. Hälfte (1927).
2- Hälfte (1929). Kittels Werk ist insofern reichhaltiger und umfassender
als Noths knappe Darstellung, weil Kittel auch der kulturgeschichtlichen
und religiösen Entwicklung Israels breiten Raum ein-
BVluM hat, worauf Noth weitgehend verzichtet. Zu kulturgeschichtlichen
und archäologischen Einzelheiten vgl. Noth, Die Welt de«
Alten Testaments. 3. Aufl. (1957).

561 562

lauf eines geschichtlichen Prozesses ein; er beschreibt zuerst die
Wohnsitze der einzelnen Stämme im palästinischen Kulturland,
schildert den Vorgang ihrer Landnahme und umreißt schließlich
das Funktionieren dieses „Bundes der zwölf Stämme", der einer
deutlich erkennbaren zentralen Regierungsbehörde nicht unterstand
, sondern aus anderen eigenen Voraussetzungen sakraler
Natur sein Zusammenleben regelte. Von da aus schaut Noth in
die Frühzeit der Geschichte Israels zurück, indem er die Befreiung
aus Ägypten, die Erzväter und den Bund vom Sinai als
..Traditionen des sakralen Zwölfstämmebundes" versteht und
darstellt. Daran schließt er die weiteren Schicksale ,,des alten
Israel in der palästinisch-syrischen Welt" an, nun aber dem
Verlauf der Ereignisse in chronologisch exakter Reihenfolge
nachgehend.

In dieser Darstellung der Frühgeschichte Israels, deren
Quellen als Traditionen des Zwölfstämmebundes beurteilt und

*) H. Guthe. Geschichte des Volkes Israel, 3. vielfach verbesserte
Auflage (1914).

II. B.TOB.