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Ausgabe:

1962 Nr. 7

Spalte:

542-544

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Neumann, Helga

Titel/Untertitel:

Die Johanniskirche zu Saalfeld 1962

Rezensent:

Weckwerth, Alfred

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541

Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 7

542

Mosconas, Theodor: Das griechisch-orthodoxe Patriarchat von
Alexandrien.

Kyrios 1, 1960/61 S. 129—139.

Obermüller, Rudolf: Kirche im Säkularismus. Aufgaben und
Möglichkeiten der Christen in Südamerika.
Die evangelische Diaspora 32, 1962 S. 221—226.

Quinn, Kevin: Trade Unions in ,,Mater et Magistra".
Gregorianum XLIII, 1962 S. 268—294.

Schmidt, Hugo Karl: Das Amt des Kantors in Wolhynien.
Die evangelische Diaspora 32, 1962 S. 213—220.

Stephan, Gerhard: Die griechisch-orthodoxe Kirche und ihre theologische
Arbeit in der Gegenwart.
Deutsches Pfarrerblatt 62, 1962 S. 28—34.

Thomas, M. M.: Die Aufgaben der Kirchen in Asien und Afrika.
Junge Kirche 23, 1962 S. 3—14.

Tromp, Sebastianus: De futuro Concilio Vaticano II.
Gregorianum XLIII, 1962 S. 5—11.

Z a n k o w, Stefan: Beziehungen zwischen Altkatholiken und Orthodoxen
Kirchen.

Internationale Kirchliche Zeitschrift 52, 1962 S. 25—37.

GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Kallcnscc, Kurt: Die Liebe des Vaters. Das Gleichnis vom verlorenen
Sohn in der christlichen Dichtung und bildenden Kunst.
Berlin: Evangelische Verlagsanstalt [i960]. 160 S. m. 66 Taf. gr. 8°.
Lw. DM 10.50.

Die Monographie über da6 Gleichnis vom verlorenen Sohn
in der christlichen Dichtung und bildenden Kunst macht den
Versuch, der Entwicklungsgeschichte des Gleichnisses in beiden
Kunstgattungen nachzugehen. Es geht dem Verf. dabei um den
Verkündigungsgehalt des Gleichnisses. Vollständigkeit des Materials
ist weder erstrebt noch erreichbar.

Das Ergebnis der Untersuchung ist der Nachweis, daß das
Verständnis des Gleichnisses im Mittelalter die typologische
Deutung der Kirchenväter beibehält und heilsgeschichtlichen
Charakter hat, in der Reformationszeit hingegen der Verkündigung
der lutherischen Lehre von der Rechtfertigung dienstbar
gemacht wird, im 17. Jahrhundert, besonders in den Niederlanden
, der mittlere Teil des Gleichnisses als Genrebild Verwendung
findet, während eigentlich nur Rembrandt die Liebe
de6 Vaters evangeliumsgemäß zu schildern weiß. Die Bildaussagen
des 18. und 19. Jahrhunderts in ihrer individuellen Erfassung
des Gegenstandes werden gering bewertet, während die
..Wir-Aussagen" unseres Jahrhunderts für den Verf. erst wieder
-.Zeugniskraft" haben.

Der Überblick, der auf zwei Dissertationen aus den dreißiger
Jahren aufbaut (vgl. Anm. 113), ist für die weitere Arbeit
an dem Gegenstand von Nutzen und bietet eine Fülle von
sonst nicht leicht zugänglichem Anschauungsmaterial in leicht
faßlichem Stil.

Leider ist weder die Logik des Aufbaus, noch die seltsame
Anordnung der Bilder (teils im Text, teils als Anhang) durch-
schaubar. Die Bilddeutungen tragen nicht selten rein erbaulichen
Charakter und erregen an etlichen Stellen den Widerspruch des
Lesers. Am stärksten aber ist die einseitig kirchliche Bewertung
der Bild- und Textaussagen der Kritik ausgesetzt. Der Maßstab
der Kritik ist von einer bedrückenden Enge. Eine Bildaussage
•st nicht schon deshalb wertvoll, weil sie die heilsgeschichtlichc
Deutung des Mittelalters wieder aufnimmt, die übrigens weithin
eine sehr rationale Angelegenheit ist. Das Tiefste, was der
Verf. kennt, 6ind die Aussagen der Gegenwart (S. 78). Wenn
man die vom Verf. gewählte Auswahl betrachtet, so werden
doch nur wenige bereit sein, dieser Absolutsetzung deß eigenen
Erlebens zu folgen. Das Bemühen um eine christologische Deutung
des Gleichnisses wird zwar in der gegenwärtigen Theologie
manche Zustimmung finden, ist aber im schlichten Gleichnis
Jesu nicht zu finden. Die Hochschätzung des „Wir-Verständnisses
" scheint mir auch im kirchlichen Bereich nach dem, was
Politisch hinter uns liegt, nicht ohne Widerspruch hingenommen
Verden zu können. Vielleicht kann das gut ausgestattete Buch
gerade auch in der Auseinandersetzung mit der Methode des
Verfassers seinen Dienst tun.

Jena Hanna Ju r»ch

Skrobucha, Heinz: Von Geist und Gestalt der Ikonen. Recklinghausen
: Bongers [1961]. 80 S. m. 39 Abb. i. Text u. a. Taf., davon
5 färb. kl. 8°. Lw. DM 6.80.

Dieses kleine Bändchen gehört zu der von uns in dieser
Zeitschrift bereits angekündigten Reihe (vgl. ThLZ 1959,
Sp. 692-693). Es ist eine gediegene Darstellung der Theologie,
Geschichte und — diesmal dankenswerterweise etwas ausführlicher
— der Technik der Ikonenmalerei. Der Verf. hat auf den
letzten 10 Seiten seines Textes eine Übersicht gegeben über die
Gründe des Nachlassens der Qualität der klassischen russischen
Ikonenmalerei. Er hat damit ein Problem angerührt, dem nachzugehen
nur zu wünschen ist. Der Verlag hat den Band mit im
Durchschnitt guten Bunttafeln (die Wiedergabe der Vladimirs-
Kaja ist allerdings ausgesprochen scheußlich!) und Zeichnungen
im Text ausgestattet. An Literatur wäre vielleicht noch nach-
Z"tragen k Öuspensky, Essai sur la theologie de l'icone dans
l'eglise orthodoxe, I, Paris 1960. Dieser kleine Band ist eine
gute Ergänzung der ganzen Reihe und darf von keinem übersehen
werden, der sie besitzt.

Halle/Saale Konrad Onasch

Das christliche Denkmal. Ein Sammelwerk in Einzelheften
über kirchliche Baukunst, hrsg. v. Fritz L ö f f 1 e r. Berlin: Union
Verlag [1959/60]. Je 32 S. m. ca. 15 Abb. kl. 8°. Kart, je DM 1.50.

Heft 30: Die Johanniskirche zu Saalfeld. Von Helga Neu mann.

Heft 38: Stadtkirchc St. Michael zu Jena. Von Friedridi Möbius.

Heft 44/45: Der Dom zu Merseburg. Von Helga Möbius.

Heft 46: Die Liebfrauenkirche zu Arnstadt. Von Helga Möbius.

Heft 48: Die Doppelkapclle zu Landsberg. Von Heinrich L. Nickel.

Die obengenannten Hefte setzen die Tradition der von
F. Löffler herausgegebenen Schriftenreihe in bester Weise fort.
Bebilderung und Text vermitteln ein gutes Bild des betreffenden
Baudenkmals, weisen auf wissenschaftliche Fragestellungen hin
und lassen die Vielschichtigkeit der Vorstellungen erahnen, aus
denen heraus die Gebäude errichtet wurden.

Die Johanniskirche in Saalfeld ist wiederholt umgebaut
worden. Es ist in der Beschreibung Helga Neumanns reizvoll zu
lesen, wie verschiedenartig die Planung des Gesamtprogramms
der Kirche im Laufe der Zeiten gewesen ist. Besondere Aufmerksamkeit
schenkt die Verfasserin der Außenemporc über dem
Haupteingang im Westen des Gebäudes und der Außenkanzel.
H. Neumann nennt in dankenswerter Weise Parallelbeispiele.
So verweist sie auf die Außenempore über dem Haupteingang der
Marienkirche in Mühlhausen i. Thür, und erwähnt, in welcher
Weise einst in Nürnberg eine ähnliche Anlage benutzt worden
ist. Der Verwendungszweck der Saalfelder Außenempore ist bislang
ungeklärt. Ungewöhnlich ist auch die Außenkanzel; man
findet sie heute meist nur an großen Wallfahrtskirchen. Das
Vorhandensein der Außenemporc und der Außenkanzel an der
Johanniskirche in Saalfeld zeigt uns, daß trotz der sehr eingehenden
liturgischen Forschung unserer Tage noch menche Frage in
den kirchlichen Bräuchen unbeantwortet ist.

Das Heft über die Stadtkirche St. Michael zu Jena bietet
— wie auch die anderen obengenannten Hefte — außer der klaren
Raubeschreibung einen Abriß über die Entstehung der Kirche und
über ihre Baugeschichte mit vielen wertvollen kulturhistorischen
Hinweisen. Gegen die kultur- und religionsgeschichtlichen Ausführungen
dieses Heftes sind jedoch manche Bedenken vorzubringen
. Unklar bleibt, was F. Möbius unter dem „Apsissaal der
Siedlungslandschaft" versteht, von dem er annimmt, daß dieser
auch schon dem Erzengel Michael geweiht gewesen sei. — M.
meint im Hinblick auf die Erzengelplastik an der Kirche: ,,Für
das Denken der germanischen Völker war der Erzengel Michael an
die Stelle des durch die Lüfte brausenden Wodan getreten,
Michaelspatrozinien finden sich deshalb oftmals auf ehemaligen
Wodanskultstätten. . . Das gewaltige Schwert, die kühne, aufrechte
, kämpferische Haltung und das Unterworfensein des Feindes
, dem die Lanze durch den Rachen fuhr, schien ihnen als ein
Sinnbild ihres eigenen Lebens willkommen" (S. 2 ff.). Dem ist
folgendes zu erwidern: Das Michaelspatrozinium braucht durchaus
nicht als eine Verchristlichung der Wodansverehrung gedeutet
zu werden; es ist recht fraglich, ob man mit diesem Vergleich
dem christlichen Denken des Mittelalters überhaupt gerecht wird.