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Ausgabe:

1962 Nr. 1

Spalte:

32-39

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Michel, Diethelm

Titel/Untertitel:

Tempora und Satzstellung in den Psalmen 1962

Rezensent:

Mowinckel, Sigmund

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Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 1

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25 : 27 "that were theirs";
27 : 10 "by";

30 : 5 "more than";

31 : 22—25 "for it was 6uch as had need of mercy who were astray

from His face in Error and chains";

33 : 23—30 "He is like an accusation — works for (?) othere";

34 : 33 f. "is due to the perfect";
36 : 18 "with which";

36 : 25 f. "fact that";

36 : 34 "for him" . . . "who";

38 : 7 "His";

38 : 13 "arising from Him";

38 : 25 "was";

39 : 11 "become";
39 : 14 "become";
39 : 15 "becomes";

39 : 22 "became";

40 : 13 "was".

Was die Textauffassung an mehrdeutigen bzw. unklaren Stellen anbelangt
, wo man z. B. die Pronomina auf verschiedene Nomina beziehen
und die einzelnen Satzteile auf verschiedene Weise einander zuordnen
kann, so ist G.s Übersetzung manchmal interessant und weiterführend,
oft aber auch unbefriedigend und nicht recht einleuchtend.

Der Kommentar besteht aus Anmerkungen, die von 1 bis
642 durchgezählt werden. In der formalen Gestaltung dieser Anmerkungen
sind einzelne kleine Fehler passiert. In Anm. 53. 54
stimmt offensichtlich etwas nicht. Vermutlich muß die zweite
Hälfte von Anm. 53 die Anm. 54 sein, und dafür die Anm. 54
zu Anm. 53 gehören. Für die Anm. 473. 510. 559 stehen die
Hochzahlen im Text bei einem falschen Wort. Betrachtet man
den Kommentar als ein Ganzes, so fällt zunächst auf, daß G.
— er ist ja Neutestamentier — den Text weit stärker vom NT als
von der Gnosis aus deutet. Das ist so sicher nicht richtig! Der
Kommentar nimmt zu vielen, oft auch wichtigen Problemen
Stellung und enthält Erklärungen verschiedener Art und von
unterschiedlichem Wert. In Anm. 171 deutet G. z.B. das koptische
Wort tie, das die Hrsg. vermutungsweise mit „Emanation"
übersetzt haben, als feminines Collectivum von taie; eine erwägenswerte
Theorie! Als besonders lehrreich und förderlich 6ind
mir die Anm. 274 und 360 aufgefallen. Die Stelle 36, 17 ff. deutet
G. in Anm. 508 im Prinzip genauso wie Schmidtke und ich2:
es handelt sich um die Verpichung von Gefäßen. Neben einer Anzahl
von Anm., die Klares erklären, gibt es dann auch äußerst
unglückliche Theorien. Das gilt zunächst von G.s Hypothese,
daß die ganze Schrift Spuren der Bearbeitung durch einen Inter-
polator enthält. Daß die Imperative aus einem früheren Sermon
des Autors stammen sollen (Anm. 364) und daß die „Leute der
Mitte" die yjv%ixoi seien (Anm. 44), leuchtet ganz und gar nicht
ein. Die deterministischen Aussagen deutet G. 60 wie Bultmann
die der johanneischen Schriften (Anm. 141. 145). Schließlich
gibt es einige Anm., die von ausgesprochen abwegigem Inhalt
6ind; ich denke dabei an die Anm. 48. 148. 195. 196. 206. 271.
299. 313. 343. 439. 558. 583.

Daß sich eine Reihe von Druckfehlern erhalten hat, kann
passieren; aber auf S. 151 (Mitte) sind auch die Zeilen in Unordnung
! All die kleinen Mängel können jedoch den positiven
Gesamteindruck des Werkes nicht ernsthaft gefährden. Es ist gut,
daß dies Buch geschrieben wurde!

Berlin Hans-Martin Schenke

=) Vgl. Thl.Z i960. Sp. 713 f.

A I f ö I d i, Andrea: II santuario federale latino di Diana sull'Aven-
tino e il tempio di Ceres.

Studi e Materiali di Storia delle Religioni 32, 1961 S. 21—39.
Hoßfeld, Paul: Zum Thema des Religionsvergleichs.

Theologie und Glaube 51, 1961 S. 367—370.
111 u m i n a t i, Augusto: Mamurius Veturius.

Studi c Materiali di Storia delle Religioni 32, 1961 S. 41—80.
Liff hltz, B.: Der Kult des Zeus Akraios und des Zeus Bakchos in

Beisan (Skythopolis).

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 77, 1961 S. 186—190.
Marconi, Momolina: Mito e verita scientifica.

Studi e Materiali di Storia delle Religioni 32, 1961 S. 99—106.
Nishitani, Keiji: Eine buddhistische Stimme zum Thema der Ent-

mythologisierung.

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 13, 1961 S. 244—262

ALTES TESTAMENT

Michel, Diethclm: Tempora und Satzstellung in den Psalmen.

Bonn: Bouvier & Co. 1960. 268 S. 8° ™ Abhandlungen zur evang.
Theologie, Bd. 1. Kart. DM 24.—.

Es ist sehr verdienstvoll, daß Verf. dieses Problem zu einer
planmäßigen und gründlichen Untersuchung aufgenommen hat.
Jeder, der sich mit den P6S beschäftigt hat, kennt das Problem der
hebr. Verbalformen aus eigener Erfahrung und Erwägung. Und
wie die alte Wahnvorstellung von hebräischen „Tempora" immer
noch nachwirkt, kann man neuesten« wieder aus der meistens rein
mechanischen Weise, in der die Übersetzer die Verba in den
Qumrän-Hodajot behandeln, ersehen. Seitdem die Gunkelsche
Gattungsforschung ihre Tragfähigkeit bewiesen hat, ist man sich
wohl darüber klar, daß sowohl ein Impf, als ein Perf. Handlungen
auf jeder Zeitstufe, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
bezeichnen können, und wenn man die Gattung eines
Psalms erkannt hat, z. B. daß man es mit einem Dankpsalm zu
tun hat, 60 weiß man auch, daß in der „Erzählung" über die Erfahrungen
des Danksagenden die Verba mit Vorzeit zu übersetzen
sind, einerlei, ob der Text ein Perf. oder ein Impf. bzw.
Impf. con6. hat. Aber gern wüßte man, warum der Dichter in dem
einzelnen Fall diese oder jene Form benutzt, und welche gedankliche
oder stimmungsmäßige Nuance er damit bezweckt hat —
oder ob überhaupt eine derartige Nuance beabsiditigt ist.

Damit ist das Thema des vorliegenden Buches angedeutet.

Das in den Pss. vorliegende Material hat M. erechöpft. Er
kennt die Begrenzung der Behandlung, die darin liegt, daß er nur
poetische Texte berücksichtigt hat. Andererseits enthalten sowohl
die Dankpsalmen als die mehr ausführlich schildernde Art der
Hymnen nicht wenig erzählenden Stoffes, der gewissermaßen der
Prosa näher 6teht. Und er hätte auch sagen können, daß, wenn
feinere subjektive Nuancierungen beabsichtigt sind, die poetischen
Texte dazu doch wohl größere Veranlassung bieten als
erzählende Prosa — räsonnierende Prosa kommt im AT recht
wenig in Betracht. (Außnahmen wie etwa Gen 18 kommen vor.)

Verf. geht methodisch und schrittweise vor. Gegen die Anlage
und den Gang seiner Untersuchung habe ich wenigstens
nichts einzuwenden. Er ist sich darüber völlig klar, daß die Untersuchung
Hand in Hand mit Gattungsforschung und Exegese gehen
muß, und wo e6 ihm nötig erscheint, gibt er eingehende exegetische
Erwägungen zum Text.

E i n Resultat — freilich kein neues, wenn auch immer
wieder in praxi weniger beachtetes — steht seit seiner Untersuchung
unerschütterlich fest: die Verbalformen in dem Hebr. der
Pss. sind keine „Tempora", sie bezeichnen an 6ich keine bestimmte
Zeitstufe und können alle sowohl auf Vergangenheit,
Gegenwart oder Zukunft gehen. Verf. verhehlt auch nicht, daß
er hier nur eine von älteren Grammatikern ausgedrückte Erkenntnis
sichergestellt hat, s. seine Zitate auf S. 254 f.

In den ersten Kapiteln behandelt VeTf. die Vcrbalfonnen im
Hinblick auf die Handlung. Impf. con6. gibt — einerlei ob es nach
einem Impf, oder einem Perf. 6teht — eine Handlung, die sich
als Folge der vorhergehenden ergibt, an. — Das ist m. A. richtig,
wenn man „Folge" in dem allerweitesten Sinne des Wortes
nimmt. So vermag ich in 66, 12 nicht mehr als ein zeitliches
„danach" zu sehen, und was der Dichter hier hat sagen wollen,
kommt nicht durch die Übersetzung „so führtest du uns zu Fülle"
hervor, sondern durch ein: „dann (zuletzt) aber führtest du uns
doch . . . ". Auch nicht in 90, 2a ist ß als „Folge" von er anzusehen
; daß „Erde und Erdkreis kreißte" (in Geburtswehen war) ß,
geht doch streng genommen dem „Geborenwerden der Berge" a
voraus; was hier vorliegt, ist in der Tat als ein kompletter synonymer
Parallelismus gemeint. — Daß „Jahwe mir eine Burg etc.
wurde" 94, 22 ist doch nicht die kausale Folge daraus, daß die
Frevler „das Leben eines (oder des) Gerechten angegriffen haben"
V. 21, sondern etwas, was in dieser Situation trotzdem erfahren
wurde — ein zeitliches Nacheinander, keine kausale Folge. —
80, 9 ist nach meinem Empfinden nicht „Als du einen Weinstock
aus Ägypten aushobst, vertriebest du Völker und pflanztest ihn
(Josef) ein" sinngemäß zu übersetzen; ß ist auch hier nicht die
kausale Folge, sondern die sachliche und zeitliche Fortsetzung des