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1962 Nr. 7

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Kirchengeschichte: Reformationszeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 7

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des bedarf längerer Verarbeiten und ist ein finanzielles Problem
, das erst noch gelöst werden muß. Die Bundesabschiede
geben natürlich jeweils ein Resümee der Verhandlungen auf
den Bundestagen und damit im gewissen Sinne eine Geschichte
des Schmalkaldischen Bundes überhaupt. Es ist schade, daß die
Grundsätze, nach denen in den beiden Heften gearbeitet worden
ist, nicht ganz die gleichen sind. Für 1530—1532 sind einfach
die Texte der Abschiede abgedruckt, dazu aber noch einige
Dokumente, die als Abschiede von Zusammenkünften bezeichnet
werden, die man schwerlich als allgemeine schmalkaldische
Bundestage ansehen kann. Es geht um solche Zusammenkünfte,
bei denen vor allem die oberdeutschen Städte nicht beteiligt
waren. Umgekehrt werden Versammlungen lediglich der dem
Bund zugehörenden oberdeutschen Städte grundsätzlich nicht
mit berücksichtigt. Aus den gebotenen Texten über die kleinen
Versammlungen wird zum Teil gar nicht kenntlich, auf welche
Versammlung sie sich beziehen. Unter Nr. 19 erscheint z. .B
lediglich ein Brief der Bundesstädte Göttingen und Einbeck, und
für eine Versammlung in Hildesheim, bei der dieser zur Kenntnis
genommen worden sein soll (von wem?), wird ein Datum
lediglich vermutet. In dem Bändchen 1533 bis 1536 sind nur
vier Bundestage behandelt, aber außer den Abschieden werden
noch andere Aktenstücke abgedruckt, vor allem Briefe, durch
die die Bundestage vorbereitet worden sind. Die in dem zweiten
Heft getroffene Auswahl überzeugt wesentlich stärker als
die im ersten Heft vorgenommene.

Man kann dem Verfasser nur wünschen, daß es ihm gegeben
werde, möglichst viel noch für die Brück-Forschung und die
Erforschung der Geschichte des Schmalkaldischen Bundes schaffen
zu können. Er ist ein wenig in Gefahr, Brück zu überwerten,
und er nehme es bitte freundlich auf, daß er sich gegen diese
Gefahr wehren möge. Ohne eine kritische Auseinandersetzung
mit der Persönlichkeit Brücks wird es bei einer neuen Brück-
Biographie nicht abgehen. Daß der Schmalkaldische Bund von
kaum überschätzbarer Bedeutung für die Geschichte der deutschen
Reformation gewesen ist, bedarf keiner Begründung. In
der herkömmlichen evangelischen Darstellung der Reformationsgeschichte
ist er in seinem Willen und Tun unbedingt positiv
bewertet worden, abgesehen natürlich von der Zeit, in der
Philipp von Hessen nicht mehr wirklicher Bundesführer sein
konnte und Belastung für den Bund wurde. Es könnte aber sehr
wohl sein, daß auch einmal eine kritische Auseinandersetzung
mit dem Schmalkaldischen Bund notwendig wird. Jedenfalls ist
es wünschenswert, daß eine Aktensammlung zum Schmalkaldischen
Bund sine ira et studio gegen oder für den Bund erstellt
wird, so daß sie eine Grundlage sein kann für eine geschichtliche
Darstellung des evangelischen Zusammenschlusses zwischen
dem Augsburger Bekenntnisreichstag und dem anderen Augsburger
Reichstag, der gehalten wurde, als die evangelische Sache
äußerlich und politisch zusammengebrochen war.

Markkleeberg/Leipzig Franz Lau

Delius, Hans-Ulrich, Dr. theol. (Bearb.): Der Briefwechsel des Friedrich
Mykonius (1524—1546). Ein Beitrag zur allgemeinen Reformationsgeschichte
und zur Biographie eines mitteldeutschen Reformators
bearb. Mit einem Geleitwort v. R. Stupperich. Tübingen 1060 (zu
beziehen durch: Osiandersche Buchhand!., Tübingen, Wilhclmstr. 12).
210 S. 8" = Schriften z. Kirchen- u. Rechtsgeschichte. Darstellungen
u. Quellen, hrsg. v. E.Fabian, 18/19. Kart. DM 16.80.

In mühevoller Kleinarbeit hat H. U. Delius den Briefwechsel
des Mykonius zusammengetragen. Eine kurze Inhaltsangabe
orientiert jeweils über den Gegenstand sowohl der bereits
anderswo gedruckten als auch der hier erstmals vorliegenden
bisher ungedruckten Briefe. Viele Hauptgestalten des Reformationszeitalters
, besonders oft Melanchthon, tauchen als
Absender auf und bereichern das Bild. Wenn auch die meisten
Aussagen für das damalige Gesamtgeschehen von peripherischer
Bedeutung sind, so bleibt der Leser doch nicht unbeeindruckt
von den Schicksalen eines Mannes, der seine Kräfte im Dienst
für die Sache der Reformation, in der Sorge um seine Gothaer
Gemeinde und um das Schulwesen verzehrt hat. Seine mannigfachen
Reisen legen Zeugnis ab von dem Wert, den man auf
seine Mitarbeit allenthalben legte. Für eine Mykoniusbiographie

und für künftige Darstellungen der Mitarbeiter Luthers wird die
Monographie ihren besonderen Dienst tun. Robert Stupperich
schrieb das Geleitwort, Reinhold Jauernig wird als Förderer der
Arbeit dankbar genannt.

/ Jena Hunna J u rsch

Lau, Franz: Paulus — Augustin — Luther. Rechtfertigung nicht aus
dem Werk, sondern aus dem Glauben. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
[1961]. 36 S. gr. 8° = Aufsätze u. Vorträge z. Theologie u. Religionswissenschaft
, hrsg. v. E.Schott u. H. Urner, H. 17. Kart. DM 2.10.

Bei dem vorliegenden Heft handelt es sich um den Druck
eines Vortrags vor der Evang. Akademie in Meißen. Was Rechtfertigung
aus dem Glauben bedeuten kann, wird an Paulus, Augustin
und Luther dargestellt. Paulus vollzieht den Bruch mit der
Gesetzesfrömmigkeit, weil Christus ihm die Gerechtigkeit schenkt.
Augustin vertritt eine effektive, sanatorische Rechtfertigung.
Luther ist ohne Paulus und Augustin nicht denkbar. Aber sein
Erleben ist völlig anders als das Augustins. Seine Anfechtungen
haben nichts mit Sexualität zu tun. Er versteht die Rechtfertigung
forensisch. Der Schritt zur Ethik ist frei von Synergismus, er geschieht
im Rahmen der Spannung von Gesetz und Evangelium
und führt zum Berufsetho6. Das alles wird knapp, anschaulich und
mit gelegentlichen Seitenblicken auf die innertheologische Diskussion
ausgeführt. Ein tieferes Eingehen auf sie ist in einem
solchen Vortrag nicht möglich. Zur Verbreitung in weiteren
interessierten Kreisen kann er sehr empfohlen werden.

Erlangen Walther t. Loewenich

Ebneter, Albert: Luther und das Konzil.

Zeitschrift für katholische Theologie 84, 1962 S. 1—48.
Görnandt, Werner: Luther und Dänemark.

Luther — Zeitschrift der Luther-Gesellschaft 33, 1962 S. 18—24.
Mainka, Rudolf M.: Zwischen Tod und Auferstehung. Die Lehre

des Zinovij von Oten' über das Los der Verstorbenen.

Münchener Theologische Zeitschrift 12, 1961 S. 241—251.

Mülhaupt, Erwin: Luther und Melanchthon — Die Geschichte
einer Freundschaft.

Luther — Zeitschrift der Luther-Gesellschaft 33, 1962 S. 1 — 17.

P ä 1 t z, Eberhard: Zum Problem Glaube und Geschichte bei Jacob
Boehme.

Evangelische Theologie 22, 1962 S. 156—160.
Schulze, Wilhelm: Ein neues katholisches Staupitz-Bild?
Luther — Zeitschrift der Luther-Gesell6chaft 33, 1962 S. 31—32.

KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT

Hornig, Gottfried: Die Anfänge der historisch - kritischen Theologie
. Johann Salomo Senders Schriftverständnis und seine Stellung
zu Luther. Göttingen: Vandcnhoeck & Ruprecht 1961. 287 S. gr. 8"
= Forschungen z. Systematischen Theologie u. Religionsphilosophic,
Bd. 8. Kart. DM 28.—.

Diese Arbeit, mit der sich der Verfasser die venia legendi
an der Theologischen Fakultät der Universität Lund erwarb, bedeutet
einen wesentlichen Fortschritt in der Semlerforschung.
Die bisher zugrunde liegende Bibliographie von Eichhorn von
1793 wies 171 Titel auf; Hornig hat sie auf 250 Nummern erweitert
. Durch Befragung mehrerer deutscher und skandinavischer
Bibliotheken konnte eine ganze Reihe von kleineren Schriften
und Aufsätzen hinzugewonnen werden. Gesondert aufgeführt
sind die unter Semlers Aufsicht gearbeiteten und unter seinem
Versitz verteidigten Disputationen. Wenn auch die Grundzüge
von Semlers Theologie seinen großen, schon bisher bekannten
Schriften entnommen werden müssen, so ist doch die Erweiterung
der quellenmäßigen Grundlage jedenfalls eine wertvolle Bereicherung
. Das 1. Kapitel berichtet über Geschichte und Stand der
Semlerforschung. Der zeitgenössischen Semlerliteratur, vor allem
dem Göttinger Eichhorn, erschien Semler wegen seiner historischkritischen
Methode als theologischer Reformator; nur bedauerte
man teilweise seine Frontstellung gegen den Wolfenbüttclcr
Fragmentisren; man sah darin einen Abfall Semlers von seinen
eigenen wissenschaftlichen Idealen. Trotzdem schrieb man ihm
den entscheidenden Fortschritt in der theologischen Situation des