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Ausgabe:

1962 Nr. 7

Spalte:

525

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Clemens Alexandrinus, Stromata Buch I - VI 1962

Rezensent:

Leipoldt, Johannes

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525

Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 7

526

Clemens Alexandrinus. II. Bd.: Stromata Budi I—VI, hrsg.
v. O. S t ä h 1 i n. 3. Aufl., neu hrsg. v. Ludwig Früchte]. Berlin:
Akademie-Verlag 1960. XIX. 540 S., 3 Taf. gr. 8° = Die Griechischen
Christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte, Bd. 52 (15).
DM 65.— ; geb. DM 68.—.

Otto Stählin brachte den zweiten Band 6einer musterhaften
Clemens-Ausgabe 1906, in zweiter Auflage berichtigt
und ergänzt 1939 heraus. 1943 gingen die noch vorhandenen
Bestände des Werkes bei dem ersten großen Luftangriff auf
Leipzig (4. Dezember) verloren. Da Stählin unterdessen verstarb
(1949), übernahm Ludwig Früchtel die Aufgabe, eine
dritte Auflage zu bearbeiten. Er machte sich die Sache niicht
leicht; er konnte, auch auf Grund neuer Funde, wieder mancherlei
bessern und ergänzen.

Zunächst ist eine kurze Einleitung vorangeschickt, die von
der Überlieferung und den Ausgaben handelt. Die ausführliche
Einleitung des ersten Bandes (1905, 21936) darf nicht in den
Händen aller Käufer des neuen Werkes vorausgesetzt werden.
Außerdem hat 6ich inzwischen der Quellenbestand vergrößert,
der dem Texte zugrunde gelegt werden muß. In den Catenen
sind mehr Clemens-Stücke enthalten, als man früher annahm;
reichen Stoff lieferte besonders der von Erich Klostermann entdeckte
codex Athous Lawra B 113; außerdem erhielten sich
einige Clcmenstexte in einer arabischen Catcne. Dazu konnte
bei späteren Schriftstellern in manchen noch nicht beachteten
Fällen nachgewiesen werden, daß 6ie Clemens benutzten. Was
die Textgestaltung betrifft, so kehrte Früchtel verschiedenfach
zur Überlieferung zurück; für verderbte Stellen macht er wohl
mit Recht geltend, daß oft ,,die Heilung eher duTch Ergänzung
als durch Streichung zu suchen ist" (S. XIV f.). S. 519-540 sind
in Kleindruck „Nachträge und Berichtigungen" angefügt; ein
guter Teil von ihnen ist Früchtel zu danken; wir haben hier den
Anfang eines Kommentars zu Clemens vor uns. Auch Frau
Ursula Treu sind Verbesserungen und Berichtigunigen zu danken.
Wertvoll sind drei Tafeln mit Abbildungen aus der Hs. Lawra
B 113.

In der nächsten Auflage bitte ich, bei der Erwähnung des
Ägypter-Evangeliums auch das Thomas-Evangelium anzumerken
fS. 217. 6 ff. USW.).

Ahrenshoop Johannes Lei pol <l t

Augustinus, Aurelius: Der christliche Kampf und Die christliche
Lebensweise. Übertragen v. P. Andreas Habitzky, OESA, eingel. u.
"laut. v. P. DDr. Adolar Zumkeller. OESA. Würzburg: Augustinus-
Verlag 1961. XXIX, 85 S. 8° = Sankt Augustinus - Der Seelsorger.
Deutsche Gesamtausgabe seiner moraltheol. Schriften, hrsg. v.
A. Kunzelmann u. A. Zumkeller. Hlw. DM 12.—.

In der seit geraumer Zeit aufgenommenen Reihe der Deutschen
Gesamtausgabe der moraltheologischen Schriften Augustins
wird nun dieser Band vorgelegt, der die beiden sachlich eng
zusammengehörigen Werke ,,De agone christiano" (396/397) und
• •De diseiplina christiana" (im vorliegenden Band undatiert; nach
Marrou 398) — letzteres erstmalig in deutsdier Übersetzung —
enthält. Die sorgfältig in Einführungs- und Textteil untergliederte
Arbeit, die auch zwei kommentierende Kapitel (S. 52-82)
«owie ein knappes Literaturverzeichnis (S. 8 3-84) und einen
Schriftstellenindex aufweist, wendet sich trotz der wissenschaftlichen
„Erläuterungen" vor allem an Laienleser, denen das
^oraltheologischc Geistesgut des Kirchenvaters leichter zugäng-
Jjöl gemacht werden soll. Dem trägt die Übersetzung hinreichend
Rechnung, aber auch Einführungs- und Anmerkungsteil führen
roit ihren teilweise sehr erbaulichen Tendenzen darauf hin.

Natürlich garantiert der Name des Autors, der für die
Kommentierung verantwortlich zeichnet, eine gewissenhafte und
fundierte Arbeit. Jedoch sind manche Darlegungen - so die
"ber die Donatisten und Circumccllionen (XIII) oder über den
Be?riff „diseiplina" bei Augustin (XX1V-XXIX) - dem neueren
Forschungsstand noch nicht angepaßt worden. Es geht doch
^eute nicht mehr an, die juristisch innerhalb der spätrömischen
^escllschaftspyramide fest verankerten Angehörigen des ordo
circumccllionum nur als Terroristen und extreme donatistische
ichwarmer anzusehen, wie es manche Augustin- oder Possidius-
WeUen bei oberflächlicher Quellenkritik nahelegen. Durch solche
Läuterungen kommt eine gewisse Unausgcglichenheit zum

Tragen, die dem hauptsächlich angesprochenen Leserkreis vielleicht
gleichgültig sein kann, dem Mitforscher jedoch nicht.

Über Abfassungszeit, Echtheit und Überlieferung der beiden
behandelten Schriften berichtet Zumkeller recht anschaulich;
auch manches inhaltliche Problem wird kenntnisreich abgehandelt
, so das der sobria ebrietas (S. 56 f.).

Was für die Kommentierung gilt, ist cum grano salis auch
für die Übersetzung zutreffend, die A. Habitzky mit viel Sorgfalt
vorgenommen hat, ohne jedoch dem Text immer gerecht zu
werden. S. 2 wird die Stelle aus De agone christiano 11,2: sed
habemus magistrum, qui nobis demonstrare dignatus est (quo-
modo invisibiles hostes vincantur), übersetzt mit: Nun, wir haben
doch einen Meister, der uns liebevoll gezeigt hat, ... An
solchen Stellen scheint mir der Nachvollzug einer „christlichen
Sondersprache" (oder wie wir hierzu sonst 6agen wollen) doch
entschieden zu weit getrieben zu sein. Ist doch die aus Augustins
Theologie und Anthropologie heraus bedingte Distanz
zwischen Gott und Mensch, die sich in dem „dignatus est"
widerspiegelt, in der Übersetzung zu Unrecht mit einem erbaulichen
Terminus .überwunden' worden. Auf etwa derselben
Ebene liegen Wendungen wie: der gottbegeisterte Apostel (S. 8
für: ille vir spiritalis . . . apostolus (De ag. ehr., VII, 8)), jede
Würdenstellung dieser Welt (S. 14 für: . . . omnis huius saeculi
dignitas (De ag. ehr., XII, 13)). Im letzteren Falle ist die Übersetzung
jedenfalls auch nicht adäquat.

Eine angemessene Verdeutschung, die höchstens einmal um
der Plastizität willen von der wörtlich-sachgemäßen Übertragung
abweicht, konnte infolgedessen nicht überall erreicht werden.
Trotzdem wird diese deutsche Ausgabe der beiden Augustinschriften
sicher ihren Zweck erfüllen.

Halle/Saale Hans-Joachim D i es n c r

Boezio: Opuscoli Teologici. Testo con introduzione e traduzione
di Emanuele Rapisarda. See. Ed. riv. Catania: Centro di Studi
sull'Antico Cristianesimo, Universitä 1960. XI, 89 S., davon 80
Doppelseiten (zweisprach.), 8°. Lire 1.200.—.

Cren, P.-R.: Concilium episcoporum est. Note sur l'histoire dune
citation des Actes du concile de Chalcedoine.

Revue des Sciences Philosophiques et Theologiques 46, 1962
S. 45—62.

Froidevaux, Leon-Marie: Les .Questions et Reponses sur la Sainte

Trinitc' attribuees ä Hippolyte, eveque de Bostra.

Recherches de Science Religieu6e L, 1962 S. 32—73.
Hübner, Siegfried: Kirchenbuße und Exkommunikation bei Cyprian.

Zeitschrift für katholische Theologie 84, 1962 S. 49-84.
Jans. H.: De praktijk van de geloofsdwang volgens Augustinus'

correspondentie.

Bijdragen 22, 1961 S. 247-265.
Konidaris, Ger.: Warum die Urkirche von Antiochia den
.jigosoiwia notaßvzenov" der Ortsgemeinde als „ho Epi6kopos"
bezeichnete.

Münchener Theologische Zeitschrift 12. 1961 S. 269-284.

Lamotte, Jean: But et adversaires de Saint Augustin dans le
„De Civitate Dei".
Augustiniana XI, 1961 S. 434—469.

O r i e n z i o : Carme esortativo (commonitorium). Testo con Introduzione
e traduzione di Carmelo A. Rapisarda. Catania: Centro di
Studi sull'Antico Cristianesimo, Universitä 1960. XII, 3 S. u. 32
Doppelseiten (zweisprach.), gr. 8°. Lire 1.000.—.

KIRCHEN GESCHICHTE: MITTELALTER

Pfürtner, Stephanus, O. P.: Luther und Thomas im Gespräch.

Unser Heil zwischen Gewißheit und Gefährdung. Heidelberg: Kerle
[ 1961]. 183 S. 8° = Thomas im Gespräch, 5. Kart. DM 5.80; Lw.
DM 8.80.

Der Dominikanerpater will das Streitgespräch zwischen den
Konfessionen aus festgefahrenen Bahnen herausholen und neue
Möglichkeiten für eine ersprießlichere Begegnung schaffen. Er
wählt dazu die Frage nach der Heilsgewißheit in evangelischer
und katholischer Sicht. Gerade dieses Lehrstück hat bislang als
unüberbrückbarer Gegensatz zwischen den Konfessionen gegolten
. Darum ist es zu begrüßen, daß der Dialog hier einsetzt.

Luthers Lehre von der Heilsgewißheit wird zutreffend in
engster Verknüpfung mit seiner Rechtfertigungstheologie ent-