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Ausgabe:

1962

Spalte:

511

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Rendtorff, Rolf

Titel/Untertitel:

Das Werden des Alten Testaments 1962

Rezensent:

Jepsen, Alfred

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Regierungszeit des H. mit etwa 1700 v. Chr. angegeben. S. 35
heißt es, daß die Pottaschefabrik am Südendc des Toten Meeres
seit 1948 nicht mehr in Betrieb ist. Das galt für 1953, aber
nicht für 1961. Seit Jahren arbeitet diese Fabrik südlich von
Sedom, und ihre Fabrikate werden auf großen LKW nach Elath
zum Export gefahren. S. 128 Giboa statt Gilboa, wohl Versehen
, auch wenn Giboa das Wurzelwort zu Gilboa gewesen ist.
S. 244 wird summarisch geurteilt, daß Jeremia in der endlosen
Steppe zwischen Juda und Ägypten verschwindet. Aber Jer
43, 8 ff. und 44, 1 ff. erscheint die Gestalt des Jeremia noch einmal
6ehr konturiert — in Ägypten. Zu S. 100 hätte bei dem
Beispiel Davids noch darauf hingewiesen werden können, daß
die Art solcher Schutzverträge noch bis Anfang dieses Jahrhunderts
im edomitischen und moabitischen Gebiet zu finden war.

Leipzig Hans Bardtke

Rendtorff, Rolf: Das Werden des Alten Testaments. Neukirchen/
Moers: Neukirchener Verlag der Buchhandlung des Erziehung6vereins
11959]. 52 S. 8° = Biblische Studien, H. 26. Kart. DM 2.85.
(Lizenzausgabe für die DDR: Berlin: Evang. Verlagsanstalt 1960.)

Artikel, die 1955 im „Sonntagsblatt" erschienen, sind hier
zu einem Heft zusammengefaßt. Sie haben das Ziel, einem weiteren
Leserkreis die Entstehungsgeschichte des Alten Testaments
zu verdeutlichen. Der Verf. bringt zunächst eine Übersicht über
die literarischen Formen und behandelt dann nacheinander Pen-
tateuch, das deuteronomistische Geschichtswerk, Propheten, Psalmen
und die übrigen Schriften. Er weiß anschaulich und knapp
das darzustellen, was heute in der alttestamentlichen Wissenschaft
Deutschlands weithin vertreten wird. Wenn ich noch einen
Wunsch für die zweite Auflage hätte (über Einzelheiten zu diskutieren
hat wenig Sinn), wäre es der, daß das „Nachwort" über
die Bedeutung des Alten Testaments noch etwas ausführlicher
würde; die knappen Ausführungen werden den meisten Lesern zu
wenig sagen.

Groifswald Alfred Je p s e n

Keßler, Werner: Gott geht es um das Ganze. Jesaja 56 — 66 und
Jesaja 24—27 übersetzt u. ausgelegt. Stuttgart: Calwer Verlag [i960].
176 S. 8° = Die Botschaft des Alten Testaments. Erläuterungen alt-
testamentlicher Schriften, 19. Lw. DM 9.80.

Der Verf. hatte für die Calwer Sammlung bereits die Auslegung
des Buches Daniel beigesteuert (vgl. ThLZ 81, 1956,
S. 536 f.). Wie jene, 6tellt auch die jetzt vorgelegte Erklärung zu
Jes. 56—66 und 24—27 eine solide, gut fundierte Leistung dar.
Was Tritojesaja anbetrifft, so hält der Verf. es für wahrscheinlich
, daß es sich um einen Propheten handelt. Auch
63,7 — 64,11 gehöre diesem Propheten an und sei als ein
„prophetisch erneuertes Gebetsformular für einen kultischen
Trauer- und Fasttag" anzusehen (81). Mehrere Stücke betrachtet
er indessen als später hinzugekommen, 60 56,2—7; 59,21;
66, 16—24. „Man wird sie als .Klammern' verstehen können, die
helfen sollen, die prophetischen Zeugnisse in die Welt strenger
Gesetzlichkeit einzubeziehen" (17; vgl. 102). Gelegentlich empfiehlt
er Umstellungen innerhalb des Textes oder eine „Textverbesserung
. . . , um einen zusammenhängenden Sinn zu gewinnen
" (154). Dazu gibt er sich allerdings 6elbst den sehr
hörenswerten Satz zu bedenken: Es „bleibt immer fraglich, ob
unser logisches Bedürfnis zum Maßstab für die ursprüngliche
Ordnung eines Textes gemacht werden darf" (97)! Die Auslegung
im einzelnen, bei der die formgeschichtlichen Gesichtspunkte
berücksichtigt werden, stellt besonnen und gehaltvoll das
Wesentliche heraus. Beachtenswert ist der Abschnitt S. 106—126
„Vom Zusammenhang und den Wandlungen der Verkündigung
im .Buch Jesaja' ". Hier wird zu einzelnen Sachverhalten — der
Heilige Israels, die Hoheit des Herrn und die Niedrigkeit des
Menschen, die Erwählung Israels, Gottes Botschaft für „Zion" —
im Längsschnitt der theologische Weg vom Ersten über den Zweiten
zum Dritten Jesaja aufgezeigt. Daß das geschah, ist ein
grundsätzliches Meritum dieses Buches.

Ohne besonderen Grund, wohl nur im Rahmen der technischen
Aufordnung des Jesajabuches wird die Apokalypse
dem Tritojesaja beigegeben. Von der Durchführung der Exegese

gilt dasselbe wie vom ersten Teil des Buches. Eine Lösung des
Problems, welches die zerstörte Stadt sei, wird 60 versucht, daß
je nach der zeitlichen Ansetzung des betr. Passus Babel, dessen
Zerstörung im Jahre 48 5 als „gewiesene Grundlage" (130) angesehen
wird, die moabitische Hauptstadt (148. 150) oder auch
Samaria (168) gemeint sei. Die jeweiligen politischen Ereignisse
müssen dann „dazu dienen, die Verheißungen Gottes für Jerusalem
. /. neu zu verkündigen" (130). Der apokalyptische Charakter
wird überall stark betont, während die Probleme des formalen
Aufbaus hier mehr zurücktreten. — Der dem Buch gegebene
Titel erscheint etwas künstlich; am ehesten paßt er noch
für die Apokalypse.

Kiel Hans Wilhelm H e r t zbe r g

G erlern an, Gillis: Ruth. Neukirchen/Moers: Neukirchener Verlag
d. Buchhandlg. d. Erziehungsvereins [i960]. 39 S. gr. 8° = Biblischer
Kommentar, Altes Testament, XVIII, 1. DM 3.50.

In der der Auslegung des Textes vorangestellten Einleitung
geht der Verf. zunächst auf die Stellung des Buches Ruth in Kanon
und Kultus, auf Sprache und Stil, die Übersetzungen der
Septuaginta und Peschitta sowie auf den Inhalt ein. Besondere
Bedeutung kommt dem Abschnitt über Sinn und Zweck des Buches
zu, in dem er sich kurz mit früheren Versuchen, die Intention
des Büchleins zu bestimmen, auseinandersetzt. Im Gegensatz zu
einigen anderen Forschern hält er die Notiz über die Abstammung
Davids in Rt 4, 17 für ursprünglich und betrachtet sie als
Schlüssel für das Verständnis des ganzen Buches, dessen Hauptziel
es ist, den Anstoß an einer alten Tradition über einen
moabitischen Einschlag in Davids Abstammung zu beseitigen. Es
will zeigen, daß die Judaisierung der Moabiterin Ruth durch
Jahwes planvolle Führung geschah und somit „der moabitische
Einschlag in der Abstammung Davids von Jahwe selbst gewollt
und bewirkt ist" (S. 10). Da man in exilischer oder nachexilischcr
Zeit sicher nicht so unbefangen von Davids fremder Herkunft
geredet hätte, hält der Verf. eine Spätdatierung des Buches für
unsachgemäß. Mit ausführlichen Literaturangaben, die durch den
Hinweis auf Spezialliteratur vor Kap. 4 ergänzt werden, schließt
dieser Teil ab.

Die Einzelauslegung erfolgt nach dem für den Biblischen
Kommentar charakteristischen Schema: Text (Übersetzung sowie
ausführliche textkritische und grammatische Bemerkungen), Form.
Ort, Wort und Ziel. Dabei ist zu begrüßen, daß auch die rabbi-
nische und targumische Überlieferung berücksichtigt wird. Im
Gegensatz zu einigen anderen Exegeten ist von einem mythologischen
Hintergrund der Ruth-Erzählung nicht die Rede und
wohl mit gutem Grund. Es ist das besondere Anliegen der Erklärung
herauszuarbeiten, daß es sich um eine Führungsgeschichte
handelt. „Der profan-irdische Kausalzusammenhang ist ein Ausdruck
göttlicher Lenkung" (S. 38). Hier sind starke Einflüsse der
Arbeit von L. Rost, Die Überlieferung von der Thronnachfolge
Davids, 1926, nicht zu verkennen.

Die Hauptthese, daß Rt 4, 17 b als Kern der Ruth-Erzählung
zu betrachten sei, ist m. E. nicht überzeugend. Daß es eine
Tradition über die Beziehung von Davids Geschlecht zu Moab
gab, kann wohl nicht bezweifelt werden, aber auch wenn man
Rt 4, 17 b als primär zum Buche Ruth gehörig betrachtet, zielt
die Ruth-Geschichte sicher nicht darauf ab. Mit Recht bemerkt
H. W. Hertzberg, daß diese Bemerkung dafür zu unbetont ist und
daß sie nicht wie ein Endpunkt, sondern wie ein letztes Ausrufungszeichen
erscheint (Die Bücher Josua, Richter, Ruth =
ATD, Bd. 9, Berlin 1957, S. 257).

So begrüßenswert es an und für sich ist, daß stets versucht
wird, das Ziel der Texte herauszustellen, was für die praktische
Verwertung sicher eine gute Hilfe bedeutet, so ist doch das, was
in den betreffenden Abschnitten ausgeführt wird, m. E. nicht
immer ganz befriedigend.

Gelegentlich sind gewisse Unausgeglichenheiten stehen geblieben
. So spricht der Verf. auf S. 7 mit deutlicher Bezugnahme
auf 4, 17 und 4, 18 — 22 von „angeblichen Zusätzen ", während er
den Ausführungen auf S. 38 zufolge den Stammbaum in 4, 18-22
als sekundäre Zufügung betrachtet. Ruths Handlung auf der
Tenne soll den Sinn haben, daß sie sich als Bittstellerin in den