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1962

Kategorie:

Religionswissenschaft

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Neuerscheinungen

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Stufe der Geschöpflidikeit zu halten, damit Allahs Einzigkeit Interessant, freilich auch höchst fragwürdig, ist die Aufglie

nicht Schaden leide, und deshalb sein leidenschaftlicher Kampf
gegen Gottessohnschaft und Trinität. So gibt das Büchlein über
die Themafrage zutreffende Belehrung.

Einzelnes. Die unmittelbare Entrückung nach dem Tode ist
kein Privileg Jesu (S. 73). sie ist auch sonst einzelnen Bevorzugten vergönnt
(Sure 36, 25 f.), besonders denen, die im Heiligen Krieg gefallen
sind (Sure 2, 149.3, 152 u.a.). — Bei der Geburtsgeschichte Jesu
(S. 24 ff.) ist die Frage offenzuhalten, ob hier nicht auch der Einfluß von
Wundergeschichtcn vorliegt, die sich ursprünglich auf Buddha bezogen
(vgl. W. Printz in ZDMG 1925, 129 f.). — In Sure 3,43 ist trotz
der islamisdien Tradition wohl nicht zu übersetzen: ..ich will euch verkündigen
, was ihr esset und was ihr in euren Häusern aufspeichert",
als ob sich Jesus damit die Fähigkeit zuschriebe, durch die Hauswände
zu schauen (gegen S. 31). sondern die Übersetzung lautet richtiger:

.....was ihr essen und . . . aufspeichern sollt", d. h. Jesus wird sie

über die Speisegesetze und (Mt 6, 19 f.) das Schätzesammcln belehren. —
Die merkwürdige Aussage Muhammeds, Jesus habe einen Gesandten
namens Achmed verkündigt, der nach Jesus kommen werde (Sure 61,6),
erklärt Michaud (36 f.) wie üblich mit der Verwechslung des johanne-
ischen Ttagaxlr/to; mit 7tt.nixi.vtog.. Gegen diese Auffassung macht
immer wieder bedenklich, daß dabei griechische Kenntnisse bei arabischen
Christen vor Muhammcd oder gar eine arabische Übersetzung
der Evangelien vor Muhammed vorausgesetzt werden müßte, was trotz
Baumstark äußerst unwahrscheinlich ist. — Die Erklärung des koranischen
Namens Jesu, 'isä, als Analogiebildung zu müsä = Mose erscheint
mir durchaus befriedigend (gegen Michaud 15 f.), da Muhammed
es liebt, fremde Namen, die sachlich zusammengehören, auch äußerlich
aneinander anklingen zu lassen. Es handelt sich also primär nicht einfach
um eine — unerklärliche — Umdrehung der Konsonanten 0's' —
•/), sondern nachdem zur Herstellung des Glcichklangs mit müsä sj an
den Sdiluß treten mußte, blieb für den Restkonsonanten ' nur die erste
Stelle übrig. — Die Ableitung des Namens des „Propheten" Idri6 ist
so dunkel, daß es allzu gewagt ist. ihn mit der arabischen Wurzel
drs zusammenzubringen und in Idris eine Anspielung auf den qumrani-
schen ..Lehrer der Gerechtigkeit" zu sehen (gegen S. 735). Das ist
Aktualität am falschen Platz.

Münster/Weslf. Wilhelm Rudolph

Scheele, Paul-Werner (Hrsg.): Opfer des Wortes. Gebete der Heiden
aus fünf Jahrtausenden. Paderborn: Schöningh i960. IV. 288 S.
8°. Lw. DM 12.50.

Diese mit dem Imprimatur versehene Sammlung läßt nicht

derung des Stoffes. Der Verf. folgt Augustin und Simone Weil:
das Vaterunser enthalte und schließe ein „alle möglichen Bitten;
man kann kein Gebet ersinnen, das nicht schon darin beschlossen
wäre" (73). „Im echten christlichen Beten lebt das Beste
des heidnischen Betens fort, weil Christus in ihm lebt" (77),
wobei unklar bleibt, ob sich das „in ihm" auf das christliche oder
auf das heidnische Beten beziehen soll. S. 80 wird versichert,
daß „das Beten der Heiden Theologie, Leben und Beten der
Christen in wichtigen Dingen bereichern kann". Auf die Problematik
des Betens „in meinem Namen" wird nicht eingegangen.
Die Gebete werden alle unter alttestamentliche Worte und unter
die Anrede und die Bitten des Vaterunsers aufgegliedert. Das
soll „kein bloßes Einteilungsschema" sein, denn die ganze betende
Menschheit stehe ja in inniger Kommunion und es gelte
das Wort des P. Teilhard de Chardin: „Alles was aufsteigt,
strebt zusammen" (2). Hier soll sich zeigen eine „Theologie des
Herzens", die das Einssein der religiösen Menschen über alle
Verschiedenheiten hinweg bezeuge. Vom katholischen Ansatz
her wird in all den Gebeten ein „Sprechen des Gottesgeistes
selbst in uns" gesehen (2. LImschlagseite).

Auch bei möglichster Aufgeschlossenheit für jeden Versuch
und jeden neuen Weg merkt der Leser auf jeder Seite, daß es so
kaum gehen, daß man so nicht systematisieren kann. Das wird in
jedem Teil klar, von der Anrede an den „Vater" ab und erst
recht, wo es um die Heiligung seines Namens, um das Kommen
seines (!) Reiches, um das Tun seines (!) Willens oder um die
Vergebung der Schuld geht. Man müßte viele Stellen anführen.
Es genüge die Nennung der Gebctsstücke 108, 1 12, 156, 158,
171.

S. 222 f. finden sich in den Texten die Wörter „Sünder",
..Sündentilgerin", „Seligkeit", „Gnadensee", „gnädiger Gott",
„Gnade" u. a. Man fragt sich, wie da wohl übersetzt worden
sein mag, so daß es zu solchen quasi-christlichen Gebeten (der
Heiden!) kommen kann. Bei meinen eigenen Übersetzungen aus
dem Tamil erschien es mir als ein Gebot der wissenschaftlichen
Sauberkeit, daß gewisse religiöse Termini unübersetzt zu bleiben
haben, weil z. B. die indische „Arul" und die biblische „Gnade"
nicht dasselbe sind und meinen. Erst recht gilt das. wenn „Sünde"
zu übersetzen wäre: wo gäbe es in den nichtchristlichen Religionen
das, was das NT Sünde nennt, wo gäbe es die terrores con-
scientiae? Jedes der religiösen Wörter trägt Farbe und Geruch

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erkennen, ob und wieso sie „Das Gebet" von Fr. Heiler ergänzen der hinter der Sprache stehenden besonderen und religiös be-

oder ersetzen will. Die Arbeit ist zu begrüßen, weil es nach
A. Deißmann in der Rcligionswelt keine lehrreicheren Que I en
als die Gebete und die Zeugnisse über das Beten der Volker
gibt.

Der Buchtitel wurde hergenommen aus einer gnostischen
Gebctswendung (Ägypten) „Nimm hin das Opfer des Wortes
aus dem 2. Jhdt. S. 7-85 bringen eine Einführung über: das Gebet
, das Gebet der Heiden, des Volkes Israel, Christi und der
Christen. Darin wird mit Recht beklagt, daß manche Abhandlungen
über Sitten und religiöses Leben der Völker die Gebctswelt
völlig übergehen (9), und daß „die besten Gebete nie zu
Papier gebracht wurden" (ll). Es werden alle Gebetsarten besprochen
, auch die interessanten „Fehlformen" der Beschwörung,
des Egoismus, des Betruges, des Mißbrauchs und der Selbstbefriedigung
. Es können „glänzendste Gebete große Schritte ab-
«eits vom Wege sein" (58).

Der Hauptteil bringt auf den S. 87-270 im ganzen 376
Gebete, deren Quellen anschließend S. 270-288 angegeben werden
. Die Gebete sind genommen aus allen Teilen der Welt, aus
Stämmen und aus den großen Kulturvölkern, wobei Indien am
meisten zu Worte kommt und das einseitige Übergewicht
Mänikka-Väsagas für Südindien zu bedauern ist. Die Herkunft
der Texte wird optisch auch auf einer Erdkarte dargestellt, bs
sind Gebete aller Zeiten, aller Kulturstufen, aller Religionen,
auch aller sprachlichen Gestalten und aller Lebenslagen. Da wird
n JJUau* b"ichtct, „daß bei einem Luftangriff Buddhisten ein
Buddha-Bild an die Brust preßten und unaufhörlich beteten, um
vor den Bomben beschützt zu werden; nach ihrer Weltanschauung
ein unsinniges Unterfangen" (15) Natürlich stellen die 376
Texte eine Auswahl dar

stimmten Geistesart. Wir freuen uns an der Vorlage dieser Texte,
bedauern aber, daß durch die christliche Aufteilung die Klangreinheit
gestört ist.

Um die einzelnen Stücke leichter aufzufinden und verwerten
zu können, wäre ein geographisches Register wünschenswert gewesen
. Bei Nr. 23 auf S. 271 muß die Jahreszahl 1935 (nicht:
1933) heißen.

Halle/Saale

Arno Lehmann

Brunner, Helmut: Echnaton und sein Versuch einer religiösen
Reform.

Universitas 17, 1962 S. 149—162.
D a a b, Ursula: Die Geburt des Kindes — Die Weihnachtsgeschichte

in religionsgeschichtlicher Bedeutung.

Freies Christentum 13, 1961 S. 134-140.
Gallini, Clara: La follia panica.

Studi e Materiali di Storia delle Religioni XXXII, 1961 S. 205—236.
Jasper, Gerhard: Gedanken über die ur-monotheistische Schicht in

der religiösen Welt der Primitiven.

Pastoralblätter 102, 1962 S. 131-134.
Lanternari, Vittorio: Movimenti profetico-salvifici a livello

ethologico.

Studi e Materiali di Storia delle Religioni XXXII. 1961 S. 247—308.

Mara, Maria Grazia: Un culto di Mithra in Sabina?

Studi e Materiali di Storia delle Religioni XXXII, 1961 S. 237—245.

Martine Ernesto de: Tarantismo e Coribantismo.

Studi e Materiali di Storia delle Religioni XXXII, 1961 S. 187—203.

Rudolph. Kurt: ZarathuStra — Priester und Prophet (Neue Aspekte
der ZarathuStra- bzw. Gäthä-Forschung).
Numen 8, 1961 S. 81—116.