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1962 Nr. 6

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 6

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beide den Wortschatz der Hs. erschließen. Die Verfasserin hat
ihre Ausgabe praktisch eingerichtet (Seitenzahl der Hs), so daß
jede Orientierung leicht möglich ist. Erst damit konnte dieses
Sprachdenkmal allgemein erschlossen werden, so daß nun ebenso
allgemein das Werden unserer Sprache gerade im durch die Regel
S. Benedikts bezeichneten Rahmen nachgefühlt werden kann.
Dafür ist der Herausgeberin 6ehr zu danken.

Beiiron Ursmar E n ge 1 u n n

E ß e r, Kajetan: Ordo fratrum minorum. Über seine Anfänge und

ursprünglichen Zielsetzungen.

Franziskanische Studien 43, 1961 S. 309—347.
F ä h, Hans Louis: Johannes Duns Scotus: Ist Gottes Dasein durch

sich bekannt? Ordinatio I, d. 2, q. 2 übersetzt und erklärt.

Franziskanische Studien 43, 1961 S. 348—373.
H oer es, Walter: Zur Ontologie von Petrus Thomae OFM.

Franziskanische Studien 43, 1961 S. 374—379.
Laurent, V.: Les dates du patriarcat d'Euthyme II de Constanti-

nople (26 octobre 1410 — 29 mars 1416).

Byzantinische Zeitschrift 54, 1961 S. 329—332.
Sproemberg, Heinrich: Contribution ä l'histoire de l'idee d'Em-

pire au moyen äge.

Revue beige de Philologie et d'Histoire XXXIX, 1961 S. 309—333.
Wirth, P.: Der Patriarchat des Gerasimos und der zweite Patriarchat
des Lazaros von Jerusalem.
Byzantinische Zeitschrift 54, 1961 S. 319—323.

KIRCHEN GESCHICHTE: REFORMATIONSZEIT

Denck, Hans: Schriften. 3. Teil: Exegetische Schriften, Gedichte n.
Briefe. Hrsg. v. W. Fell mann. Gütersloh: Gerd Mohn 1960.
148 S. gr. 8° = Quellen und Forschungen z. Reformationsgeschichte,
hrsg. v. Verein f. Reformationsgeschichte, Bd. XXIV: Quellen z. Geschichte
d. Täufer, VI, 3. Teil. Kart. DM 14.—.

Mit dem Erscheinen des 3. Teiles ist die neue Ausgabe der
Denck-Schriften zum Abschluß gekommen (vgl. ThLZ 1957,
Nr. 8, Sp. 605). Dieser Schlußteil enthält neben Dencks Gespräch
mit J. Bader über die Kindertaufe, seiner Niederschrift über die
Taufe, einigen Gedichten und Briefen und einem Gutachten der
Nürnberger Prediger über ihn in der Hauptsache den posthum
1532 erschienenen Micha-Kommentar (S. 16-98). Dieser Kommentar
, deT fraglos mit der Wormser Propheten-Übersetzung
zusammenhängt, erregte bei den Zeitgenossen Aufsehen. Simon
Grynäus fragte sogleich bei Bucer an, was er von Dencks Sünden-
und Erlösungslehre halte. Obwohl die Frage, in welchem Maße
diese Auslegung auf Hans Denck zurückgeht, offen bleibt und mit
einer Bearbeitung durch den Herausgeber, J. Vielfeld, gerechnet
werden muß, wird dieser Text zu den wichtigsten Quellen des
oberdeutschen spiritualistischen Täufertums zu Technen sein.
Seine Anschauungen über Gottesfreundschaft und Gottesgericht,
über Mensch, Welt und Obrigkeit werden noch untersucht werden
müssen, um ein deutliches Bild von Dencks Stellung innerhalb
der Gedankenwelt 6einer Zeit zu erhalten. Da diese Schriften
in Einzelheften erschienen sind, sind sie auch für Seminarübungen
geeignet. Die Beschäftigung mit ihnen vermittelt manche
Anregungen und läßt auch Beziehungen zu theologischen
fragen der Gegenwart deutlich werden.

Münster/Westf. Robert S t u p p e r i c h

Schering, Ernst, Dr. theol. habil.: Mystik und Tat. Therese von
Jesu, Johannes vom Kreuz und die Selbstbehauptung der Mystik.
München-Basel: E. Reinhardt 1959. 356 S. 8°. Kart. DM 16.-;
Lw. DM 19.—.

Ein Werk, das die Hauptvertreter der spanischen Mystik in
"l"01"' aucn dem deutschen Leser zugänglicher Darstellung er-
FHr S , zweife'sohne mit dankbarer Aufnahme rechnen.
hriAZ* u°r,leSende Buch gilt das um so mehr, als Schering die
PeistiL rPtgestaIten des -Karmel" sowohl hinsichtlich ihrer
in einer «, ?mei.r1Samkeiten als auch ihrer polaren Spannungen
mit iL • gTC Tden Sicht und unter reger Auseinandersetzung

^M^S^S^s-hS06"1^'aus,ändisd,en Literatur

Dabei ergeben sich mannigfache neue Beobachtungen. Wäh-

rend Therese von Jesu als mystische Visionärin erscheint, für die
die Einheit von kontemplativer Versenkung und ethischer Tat
geradezu charakteristisch ist, wird Johannes vom Kreuz als
spiritualistischer Dichter gezeichnet, der die „dunkle Nacht" zum
umfassenden Symbol erhebt, dem zugleich aber Kirche und
Sakrament fast bedeutungslos werden. So beruhen die Reformen
des „Karmel" in Therese und Johannes letztlich auf zwei verschiedenen
Typen von Mystik, einem optimistisch-voluntaristi-
schen und einem skeptisch-spiritualistischen, für deren Verständnis
auch die psychologische Differenzierung von eidetischem
und konstruktivem Typus herangezogen wird.

Eine Fülle aufschlußreicher kirchen- und geistesgeschichtlicher
Einzeluntersuchungen ergänzt die gebotene Gesamtschau.
Einen besonderen Hinweis verdienen wohl Scherings Nachweise
über die Einströmungen der deutschen und niederländischen
Mystik in Spanien, die dann im 16. und 17. Jahrhundert nach
Frankreich und Deutschland in Gestalt einer neuen „Invasion der
Mystik" zurückfluten. Vor allem aber sei auf die interessanten
Ausführungen des Verfs. über das Verhältnis Thereses zu den
„Alumbrados", den spanischen Spiritualisten, aufmerksam gemacht
. Darüber hinaus dürfen Scherings Erörterungen über Thereses
Abgrenzung gegenüber den spanischen Lutheranern allgemeinere
kirchengeschichtliche Beachtung beanspruchen.

Man würde jedoch die Bedeutung des vorliegenden Buches
verkennen, wenn man nicht die dieser Arbeit zugrunde liegende
Gesamtkonzeption berücksichtigen würde, entgegen jeglichen
psychologisierenden oder romantisierenden Interpretationen zu
einem dringend gebotenen weiteren Verständnis von „Mystik"
überhaupt vorzustoßen: „Die Mystik ist nicht bloß seelisch,
sondern auch geistig zu deuten"! Für die Erfassung des „Geistes
der Mystik" aber ist das doppelte Streben sowohl nach Ver-
innerlichung wie ebenso auch nach Verpersönlichurag von ausschlaggebender
Bedeutung. Mit tiefem Recht wendet sich Schering
gegen all jene Vereinfachungen, die Mystik entweder mit dem
dogmatischen Begriff der „unio mystica" ineinssetzen oder sie
historisch allein auf Neupiaronismus reduzieren. Die stets aktuelle
Frage nach der „Einswerdung des Menschen mit sich selbst"
begründet schließlich jenen ganzheitlichen Charakter der Mystik,
der vor allem in ihrem voluntaristischen Grundzug zur Geltung
gelangt und aus dem die unauflösliche „Zusammengehörigkeit
von Mystik und Ethik", von Mystik und Tat herfließt. Hinter
allen psychologischen Typen und historischen Erscheinungsformen
gilt es jenen „einheitlichen Geist der Mystik" zu begreifen, der
hier sowohl in der grundlegenden Auseinandersetzung mit der
bisherigen Mystikforschung wie gleichfalls in der Untersuchung
der Probleme der spanischen Hauptmystiker herauszuheben versucht
wurde.

Marburg/Lahn Winfried Zell e r

B o i s s e t, Jean, Dr.: Sagesse et Saintete dans Ia Pensee de Jean Calvin.

Essai sur l'Humanisme du Reformateur Francais. Paris: Presses Universitäres
de France 1959. III, 454 S. 4° = Bibliotheque de l'Ecole
des Hautes Etudes, Section des Sciences Religieuses, Vol. LXXI.
NF. 24.-.

Der Verf. dieses gelehrten, auf gründlicher Quellenkenntnis
beruhenden Buches hat sich eine doppelte Aufgabe gestellt: die
systematische, die Zusammenhänge von Weisheit und
Heiligkeit im Ganzen der Theologie C.s aufzuzeigen, und die
historische, den Einfluß des französischen Humanismus,
namentlich des im 16. Jhdt. zu neuer Blüte gelangten Piatonismus,
auf C.s Denken zu untersuchen. Die den Schlußteil des Buches
ausmachende Untersuchung dieser historischen Frage (S. 221
— 326) ist ein in sich abgeschlossenes Ganzes, das freilich mit
dem — ebenfalls in sich abgeschlossenen — systematischen Hauptteil
sachlich insofern eng zusammenhängt, als die Frage nach den
Beziehungen zwischen „Weisheit" und „Heiligkeit" — zwischen
der Erkenntnis der Wahrheit und dem Tun des Guten — nicht
nur ein Problem calvinischer Theologie, sondern zugleich ein
zentrales Thema eines auf diristlichem Boden erwachsenen
Humanismus ist. Auf dem Grund des systematischen Befundes
geht der Verf. an die Klärung der ihn eigentlich bewegenden
historischen Frage nach C.s Humanismus. In dem, was er dabei in
Weiterführung der Arbeit Bohatecs (Bude und C.) an Zusammen-