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Ausgabe:

1962

Spalte:

430-432

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Stengel, Edmund Ernst

Titel/Untertitel:

Abhandlungen und Untersuchungen zur mittelalterlichen Geschichte 1962

Rezensent:

Sproemberg, Heinrich

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429

eine Übersicht über die verschiedenen Übersetzungen der Pege, aus
denen die slavischen und lateinischen hervorragen. Kap. VII
umfaßt einen Katalog aller Gesamt- und Teileditionen der
Pege und ihrer Übersetzungen.

Die Arbeit schließt mit Kap. VIII, das die Ergebnisse
nochmals zusammenfaßt, einem Register (Personen und Sachen;
Kodikologisches) und einem Nachtrag, der einige Angaben des
Hss.-Verzeichnisses ergänzt bzw. berichtigt

Angesichts der bemerkenswerten Breite des Überlieferungsstromes
, geht der Verf. sidier nicht zu weit, wenn er von der
überragenden Hochschätzung der Pege durch die griechisch
sprediende Christenheit des MA. spricht (S. 236). Im Rahmen
seiner Untersuchung ist er auch nicht gehalten, mehr über die
Bedeutung des JD für die Nachwelt auszusagen. Im Hinblick auf
die noch immer bestehenden Divergenzen in der Beurteilung
dieses Kirchenvaters (vgl. LThK 5, 1025) sei indes eine Ergänzung
gestattet. Wenn sich von der Fülle der handschriftlichen
Überlieferung und der großen Zahl von Übersetzungen und Editionen
die Hochschätzung einer Epoche für einen Autor ablesen
läßt, ist dabei noch nichts Näheres über seine Bedeutung für die
Geschichte der Theologie gesagt. Ein Autor kann viel für die
Verbreitung von Ideen beigetragen haben, ohne selbst Urheber
neuer Fragen und Antworten zu sein. Andererseits kann ein
Autor einen entscheidenden Beitrag für die Entwicklung der
Theologie geleistet und dabei das Unglück gehabt haben, einer
zu strengen Zensur orthodoxer Kreise zum Opfer zu fallen.
Denken wir an Origenes oder an Severus von Antiochien. Ebenso
ist es gut möglich, daß ein Autor in einem gewissen Leserkreis
großes Ansehen erlangt, ohne daß man deswegen sagen wird, er
habe maßgebend die Entwicklung der theologischen Methode beeinflußt
. Nehmen wir als Beispiel Gregor den Großen und Boe-
thius. Der erste war im lateinischen MA. eine hervorragende
Autorität, und seine Schriften wurden sicher mehr abgeschrieben
als jene des zweiten. Und doch kommt diesem in bezug auf die
theologische Erkenntnislehrc die größere Bedeutung zu. Wenn
man in dieser Weise die verschiedenen Ebenen unterscheidet, auf
denen ein kirchlicher Autor zu Ansehen kommen kann, wird
man sich eher in der Beurteilung des JD einigen können. Der
Rückgriff auf die Unterschiede der westlichen und östlichen
Theologie hingegen dürfte da wenig helfen. Denn in der Theologie
gibt es Maßstäbe, die sowohl für den Osten wie den Westen
in gleicher Weise gelten. Beispielsweise kann immer gefragt werden
, wie ein Autor die Bibel benützt, und stets wird man dem
den Vorrang geben, der sie selbst zu erklären sucht und nicht
bloß die Erklärungen der andern auszieht und weitergibt.

Mit dem Dank für seine vorzügliche Arbeit seien noch zwei
Wünsche an den Verf. gerichtet. Einmal hoffen wir, daß er uns
recht bald mit der Veröffentlichung der kritischen Ausgabe der
Pege beglücken wird. Dann möchten wir wünschen, daß nach der
Edition der Pege gleich jene des Barlaam-Roman in Angriff genommen
werde. Trotz seines erbaulichen Charakters, oder vielleicht
gerade deswegen, führt dieses Werk mehr als alle andern
in die Gedankenwelt des JD ein. Es läßt erkennen, - was leider
auch in der neuesten Würdigung nicht berücksichtigt wird, — daß
für den Mönch von Mar Saba alle Theologie, auch die etwas
trocken anmutende Aufzählung der orthodoxen Wahrheiten, in
der Beschauung der Dreifaltigkeit enden soll.

Otele (Kamtrun) Basilius Studer

Campenhausen, Hans von: Die Jungfrauengeburt in der Theo-

£g'e der alten Kirche.

Kerygma und Dogma 8, 1962 S. 1-26.
'nstinsky. Hans Ulrich:. Zwei Bischofsnamen konstantinischer

int [Miltiades von Rom, Agroecius-Agricius von Trier].

Komische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchen-

gcsch.chte 5 5, i960 S. 203-21 1.

Z„ R„: Textkritische Bemerkungen zur Psalmcnmctaphrase
ps.-Apollinaris.

KleyinntWSf;C Ziits*rift 54, 1961 S. 286-290.
A„Ä C :. ^he Church and its Prophe.s.

Künz Pa ° TCa'LRcVicW 44' 1962 S-»-17-

Liberii ; Zur basilica Liberiana: basilica Sicinini = baiihca

g«StCe STJÄfflJS d,ri6t'idl£ A,tcrtUmsku"de " Kirdie"'

Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 6 430

R i g n e 11, L. G.: Drei Traktate von Johannes dem Einsiedler
'Johannes von Apameia) hrsg. Lund: Gleerup [i960]. 5 5 S., 40" S.
syr. Text, 1 Taf. gr. 8° = Lunds Universitet6 Arsskrift, N. F. avd. I,
Bd. 54, Nr. 4. Schwed. Kr. 16.—.
Ruef, John S.: The Continuation of the Word and Sacrament
through Ordination.

Anglican Theological Review 44, 1962 S. 8 5—90.

KIRCHEN GESCHICHTE: MITTELALTER

Stengel, Edmund E.: Abhandlungen und Untersuchungen zur mittelalterlichen
Geschichte. Köln-Graz: Böhlau 1960. XI, 392 S. m. 1 Ktn.-
Skizze, 6 Taf. gr. 8°. Lw. DM 3 5.-.

Zum achtzigsten Geburtstag (24. 12. 1959) wurde, einem
schönen Brauch folgend, eine Anzahl der besten Arbeiten dieses
ausgezeichneten Kenners der mittelalterlichen Geschichte durch
seinen Nachfolger H. Büttner herausgegeben. Gerade in
dieser Zusammenfassung wird das Lebenswerk dieses Gelehrten
lebendig, der auf dem Gebiete der Verfassungsgeschichte ebenso
Bedeutendes geleistet hat wie auf dem der Landesgeschichte und
insbesondere in der Diplomatik und Quellenkunde. Ausgeschlossen
wurden von dieser Sammlung seine Arbeiten zur
Geschichte des mittelalterlichen Kaisergedankens, die ein so viel
diskutiertes Problem behandeln und hoffentlich bald gesondert
erscheinen werden. Die Landesgeschichtlichcn Arbeiten, insbesondere
zur Geschichte Fuldas, sind in einem zweiten Band enthalten
, der von der hessischen historischen Kommission, für die
Stengel 60 Hervorragendes geleistet hat, veröffentlicht worden
ist. Es ist sehr zu begrüßen, daß der Verfasser auch zu der
neuesten Literatur Stellung genommen hat, wodurch der Wert
der Sammlung sehr gesteigert worden ist1.

Büttner bemerkt, daß es das Verdienst Stengels ist, nachgewiesen
zu haben, wie sehr die allgemeine Geschichte des
Mittelalters sich im Rahmen der Landesgeschichte abgespielt hat.
Mit Recht wird großer Nachdruck auf die Neubewertung der
Begriffe „Allgemeine Geschichte des Mittelalters" und „Landesgeschichte
" gelegt. Hierbei kommt der Ertrag der Arbeit der
letzten Generationen zum Ausdruck, die sich bemüht haben,
weiter und tiefer in das mittelalterliche Geschehen einzudringen
, was nicht zuletzt auch für die Kirchengeschichte von Belang
ist.

Es handelt sich um zwanzig Aufsätze aus den Jahren
1904 bis 1958, von denen die ersten zehn verfassungsgeschichtliche
und politische Fragen behandeln, während die
zweiten zehn Urkunden- und Quellen-Untersuchungen enthalten
, die das besondere Arbeitsgebiet Stengels darstellen.

Eröffnet wird die eTSte Reihe durch einen Aufsatz „Die
Kirchenverfassung Westeuropas im Mittelalter". Es ist dies eine
wertvolle Übersicht, die in knapper Form über Mctropolitan-
verfassung, Bistum, Klöster und Orden, das Papsttum und zum
Schluß über die landeskirchlichen Bestrebungen unterrichtet.
Nicht ganz zutreffend ist im Titel die Begrenzung auf Westeuropa
, denn tatsächlich wird das ganze Gebiet der katholischen
Kirche behandelt, besonders geht er auch auf die deutschen
Verhältnisse ein. Von Interesse ist namentlich der letzte Abschnitt
, wobei auf die Bedeutung der Reformkonzilien für die
Entstehung eines landeskirchlichen Regiments hingewiesen wird.
Es folgt eine Übersicht über „die Immunität im Mittelalter."
Hier steht der Verfasser auf dem Grund umfassender eigener
Forschung. Es geht um das Verhältnis zwischen Grundherrschaft
und Immunität. Dabei kommt klar zum Ausdruck, welcher
Wandel sich auch bei der Immunität im Verlauf des Mittelalters
vollzogen hat. Die Immunitätsherren erreichten zeitweise
eine grafengleiche Stellung. Später aber wurden sie durch die
landesherrlichen Gewalten wieder herabgedrückt. Eine wichtige
sozialgeschichtliche Frage wird mit dem Aufsatz über den
„Ursprung der Ministerialrat" angeschnitten. Dabei beschränkt
sich der Verfasser auf das sächsische Gebiet und die Zeit bis
zum Ende des 11. Jahrhunderts. Nach seiner Ansicht haben sowohl
Amt wie Militärdienst bei der Entstehung der Ministeriali-

') Abhandlungen u. Untersuchungen zur hessischen Geschichte.
Marburg 1960. VIII, 544 S. m. 4 Textabb., 11 Taf. gr. 8° (Veröffentlichungen
der Historischen Kommission für Hessen. 26).