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Ausgabe:

1962 Nr. 6

Spalte:

422

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Emerton, John Adney

Titel/Untertitel:

The Peshitta of the wisdom of Solomon 1962

Rezensent:

Leipoldt, Johannes

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Seite 1

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421 Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 6 422

immer neue Zukünftigkeit in einer bestimmten Weise welthaften
Handelns einfangen wollten. Alle konkreten Verheißungen
des Alten Testaments scheinen mir daher eher denn als typolo-
gische Hinweise auf Jesus Christus, als ideologische Konkretionen
der Grundverheißung angeschen werden zu müssen, die
dem Menschen mit seiner geschöpflichen Existenz selbst gegeben
ist, mit seiner Lebenserwartung, die sich nur in einer ihm
immer erneut entzogenen Zukunft erfüllen kann, deren Herrn
er sich vertrauensvoll übergeben muß''. In diesem Sinne bezeugen
beide Testamente das „Ich bin der Herr dein Gott!" — Das
Alte gebrochen, das Neue in seinem, im Lichte der Verkündigung
Jesu stehenden, Zentrum von Karfreitag und Ostern ungebrochen
. Verstehen wir von diesem einen Wort Gottes her,
das auf 6ein immerergehendes hinweist, die Gebete der alttesta-
mentlichen Frommen so, daß wir ihre Anliegen entideologisieren
und entschränken, so können wir darin auf ihrer Seite keine
geheimnisvollen Vorbedeutungen sehen, sondern eine Folge
ihres Vernehmens von Gottes immerergehendem Reden und eine
Folge des aller Kreatur immanenten fecisti nos ad te. Die absolute
Beziehung zwischen alt- und neutestamentlicher Zeit ist
uns ebenso entzogen wie die Geschichte im ganzen. Sofern wir
glauben, daß der Eine von Gott gesandt war, glauben wir
darin auch an den Sinn der ganzen Geschichte, aus der er herkommt
. Sie aber läßt sich nicht auf Israel beschränken". Eine
typologische Betrachtung, wie sie im Hintergrund mancher
Zielangaben von Kraus steht, scheint m. E., so sehr sie sich um
die Geschichte bemüht, nicht geeignet, die echte Geschichtlichkeit
menschlicher Existenz zu bewahren, wie sie andererseits zu
unmöglichen Konsequenzen für das Gottesbild führt7. — Trotz
dieser Einwände wird der Prediger für die reichen Angaben
neutestamentlicher Parallelstellen dankbar sein, weil sie ihm,
unbeschadet der von Kraus bezogenen systematischen Position,
den Weg zu einem Bedenken der Aussagen des Psalters im
Lichte der Offenbarung in Jesus Christus zeigen.

Wehrdab. Marburg / I.ahn Otto Kaiser

") Vgl. auch F. Baumgärtcl, Verheißung. Gütersloh 1952, S. 36ff.

") Vgl. dazu auch E. Benz. Ideen zu einer Theologie der Rcligions-
geschichtc. Akademie d. Wiss. u. Lit. Mainz 1960/5. Wiesbaden 1961,
S. 468 f.; W. Pannenberg, Offenbarung als Geschichte, Göttingen 1961,
S. 97 f.

') Ich bin mir bewußt, daß mit diesen Zeilen nicht alles gesagt
worden ist, was zu dem Problem der Typologie zu sagen ist. Die Ausführungen
Gerhard von Rads im 2. Band seiner Theologie werden z.B.
von den hier geäußerten Bedenken nur an der Peripherie berührt.

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NEUES TESTAMENT

E m e r t o n, J. A.: The Peshitta of the Wisdom of Solomon ed. Leiden:
t Brill 1959. CIL 38 S. gr. 8° = Studia Post - Biblica, ed. PAH.
de Boer, Vol. IL Lw. hfl. 18.-.

Der Verfasser hat eine entsagungsvolle, aber nützliche Arbeit
geleistet. Er nahm sich vor, alle erreichbaren Zeugen der syrischen
Weisheit Salomos in der Peschitta zu vergleichen, selbst die
jüngsten Handschriften des 19. Jahrhunderts: er kann in der Tat
zeigen, daß auch in den spätesten Texten manche alten Überlieferungen
bewahrt werden. Die große Masse der Lesarten ist, wie
immer in solchen Fällen, mehr oder minder bedeutungslos; etwa
wenn es sich um Setzung oder Streichung eines waw oder
daleth handelt. In jedem Falle ist es wertvoll, einmal eine derartige
Überlieferung genau kennen zu lernen. Der westliche Text
tritt ebenso deutlich hervor wie der nestorianischc. Auch Beziehungen
zu den Maroniren werden sichtbar. Wir danken dem
Verf. für 6eine sorgfältige Arbeit.

Ahrenshoop Johannes Le i p ol d t

KallaS, James: The Significancc of the Synoptic Miracles. London:
S. P. C. P. Press 1961. VIII, 118 S. 8° = Biblical Monographs 2.
Kart. 12 s. 6 d.

K. will Jesu Wunder in ihren Zusammenhang innerhalb des Wirkens
Jesu überhaupt hineinstellen, als für Jesus selbst entscheidendes
Geschehen desselben. Vorbereitend redet er in Kap. 1 von der zentralen
Bedeutung des Kingdom of God innerhalb der Verkündigung Jesu,
skizziert in Kap. 2 die beiden Möglichkeiten der Auffassung dieses
Begriffs innerhalb des Judentums in der irdisch-politischen (.davidischen
') und der übernatürlich-übernationalen (.danielischen') Erwartung
und zeigt in Kap. 3, daß der letztgenannten Jesu Verständnis der
Gottesherrschaft entspricht. Vorbereitend stellt K. sodann in Kap. 4
The Demonic-Cosmic Background of this Concept im Judentum dar:
die Welt steht nicht mehr unter der Herrschaft Gottes, sondern unter
der (ursprünglich von Gott abgefallener) widergöttlichcr Mächte; aus
diesem Weltverständnis erwächst die eschatologische (.danielische')
Hoffnung.

In Kap. 5 geht K. nun dem .dämonisch-kosmischen Motiv' insbesondere
im Verständnis des Wirkens Jesu nach und erklärt in Kap. 6
die Wunder Jesu als Teilgeschehen der Überwindung der Satansherrschaft
und des Durchsetzens der Gottesherrschaft. .Die Wunder
haben genau die gleiche Botschaft wie die Worte Jesu' (77). Auch die
(sog.) Naturwunder sind Zeichen des Sieges über die widergöttlichen
Mächte. Der Tod Jesu war ,das Mittel des Endsieges über die Macht
Satans' (100), und die Auferstehung Jesu vollendet die lange Reihe
seiner Siege über ihn; deshalb ist sie die Mitte der urchristlichen Botschaft
. Abschließend zeigt K. den Ort seiner Interpretation des Werkes
Jesu innerhalb der theologischen Deutung desselben im 20. Jhdt.
auf; er setzt seine Interpretation kritisch besonders von den bei
A. Schweitzer, C. H. Dodd, R. Otto, R. Bultmann vorliegenden ab
und versteht sie als Weiterführung bestimmter Auffassungen englischer
Forscher1. K. betont hier nochmals die grundlegende Bedeutung der

*) Dabei hat K. das Buch von James M. Robinson, The Problem
of History in Marc (1957), übersehen, das offenbar zumindest inhaltlich
weitgehend dem mir zugänglichen Werk des gleichen Verf.s: Das
Geschichtsverständnis des Markus-Evangeliums (1956) entspricht, in
dem er (freilich speziell für dieses Evangelium) den Gedanken des kosmischen
Kampfes Jesu gegen den Satan als grundlegend aufzuweisen
sucht.