Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1962

Spalte:

391-392

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Lutherische Generalsynode 1959 1962

Rezensent:

Schanze, Wolfgang

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

392

MISSIONSWISSENSCHAFT

Frey tag, Walter: Reden und Aufsätze. Hrsg. v. Jan Hermelink
und Hans Jochen M a r g u 11. I.Teil. München: Kaiser 1961. 293 S.
8° = Theologische Bücherei. Neudrucke u. Berichte a. d. 20. Jahrhundert
. Bd. 13/1 Missionswissenschaft. Kart. DM 10.—.

Dieser erste Band von Reden und Aufsätzen des verstorbenen
Hamburger Missionswissenschaftlers umfaßt 30 größere
und kleinere Stücke, die mit zwei Ausnahmen an verschiedenen,
zum Teil entlegenen Stellen in den Jahren 1935 bis 1959 erschienen
waren und hier in drei Gruppen zusammengefaßt sind:
„Von den Kirchen", „Vom Wandel der Situation" und „Vom
Wesen missionarischer Verkündigung". Sie zeigen deutlich Freytags
Eigenart; eine Fülle von Beobachtungen und Erlebnissen
wird erzählt, aber diese Erzählungen dienen der Klärung, Entwicklung
und Lösung der grundsätzlichen Fragen, die in strenger
Gliederung behandelt werden. Das bedeutet freilich, daß eine
Auseinandersetzung mit der Forschung nicht vollzogen wird;
auf Literatur zu den betreffenden Fragen wird nicht Bezug genommen
. Jedes einzelne Stück zeichnet sich durch eine schöne
Geschlossenheit aus, die immer wieder Genuß bereitet. Daß
auch die vor dem Ende des zweiten Weltkrieges erschienenen
Beiträge keineswegs überholt wirken, ist ein Zeichen der systematischen
Kraft, mit der FTeytag die Probleme behandelt.

Im Vordergrund seiner Beobachtungen steht deutlich Neuguinea
, dem seine besondere Liebe gilt; immer wieder werden
Einsichten an Geschehnissen aus Neuguinea veranschaulicht.
Der Verdacht, daß dadurch eine gewisse Einseitigkeit in die
Schau der Dinge hineinkommt, wird durch die außerordentlich
beachtliche Darstellung und Beurteilung der Christenheit in
China widerlegt. Ausgezeichnete Analysen der Situation im Bereich
der jungen Staaten und Kirchen bieten eine Reihe der Beiträge
des zweiten Teiles. Daß das Absehen von der (wissenschaftlichen
) Tradition und die Beschränkung auf die induktive
Methode auch für die Klärung und das Verstehen grundlegenden
kirchlichen Geschehens erstaunlich fruchtbar sein kann, zeigen
insbesondere der Aufsatz über „Das Alte Testament und
die junge Kirche", die drei Aufsätze über Taufe und Abendmahl
(„Die Sakramente auf dem Missionsfeld", „Die Taufe in
der Missionserfahrung", ,,Verleiblichung des Lebens aus Christus
") sowie der über „Die Gemeinde und ihre Ämter in der
missionarischen Erfahrung". Immer wieder aber wird, oft unausgesprochen
, deutlich, daß in diesen Beiträgen zur Missionswissenschaft
nicht nur Einsichten in das Missionsgeschehen und
die jungen Kirchen gewonnen und geboten werden, sondern die
Kirche insgesamt betroffen ist.

Mainz Walter Holsten

Lutherische Generalsynode 1959. Bericht über die 5. Tagung
der 2. Generalsynode d. Vereinigten Evang.-Luth. Kirche
Deutschlands vom 5. bis 9. Oktober 1959 in Lübeck. Im Auftr. d.
Kirchenleitung d. Vereinigten Evang.-Luth. Kirche Deutschlands
hrsg. v. Luch. Kirchenamt Hannover. Berlin: Luth. Vcrlagshaus 1961.
306 S. 8° = Darstellungen und Dokumente zur Gesdiichte d. Luth.
Kirchen. Kart. DM 14.50.

Mit der Lübecker Tagung vom 5.-9. Oktober 1959 endete
die sechsjährige Amtstätigkeit der Zweiten Gencralsynode der
Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Die
Tagung stand unter dem Thema „Die Sendung der Kirche in die
Welt der Völker". Wir beschränken uns in diesem Bericht auf
die Beiträge zu diesem Thema. Aus den daneben herlaufenden
Routinearbeiten der Synode sei im Rahmen dieser Zeitschrift nur
hingewiesen auf den umfassenden Tätigkeitsbericht der Kirchenleitung
(S. 214—270) und die grundsätzlichen Bemerkungen, mit
denen der Leitende Bischof D. Hanns Lilje den gedruckten Bericht
einbrachte (S. 29—38). Letztere sind als ein fein reagierendes
Manometer der damaligen kirchlichen und kirchenpolitischen
Situation beachtlich (Obrigkeitsdiskussion, Luthertum und EKD,
Luthertum und Ökumene). Von den Sachgebieten, die die Synode
neben dem Gesamtthema zu behandeln hatte, ist für den Theologen
die Schaffung des gemeinsamen Prediger- und Studien-
eeminars der VELKD in München - Pullach von Interesse
(S. 123 ff. u. ö.).

Das Missionsthema der Synode war fundiert durch 5 Referate
und fand seinen Niederschlag in einer Anzahl von Beschlüssen
(S. 28 5—291), die konkrete Erklärungen und Empfehlungen in
dreifacher Richtung geben: im Blick auf das Weltluthertum, auf
die Landeskirchen und auf die Gemeinden. Das Ziel ist, die Aufgabe
der Mission als opus proprium der Kirche selbst in allen
ihren Gliederungen bewußt zu machen. Damit wird im Räume des
deutschen Luthertums das unterbaut, was im ökumenischen
Rahmen mit der Integration des Internationalen Missionsrates
und des Ökumenischen Rates der Kirchen angestrebt wird.

An der Spitze der Referate standen die Ausführungen des
norwegischen Missionsdirektors (jetzigen Bischofs von Stavanger)
Dr. Fritjof B i r k e 1 i über „Die neue Welt Asiens und Afrikas
als Frage an unsere Kirchen im Abendland" (S. 39—53). Wie die
Diskussionsbeiträge im Plenum (S. 113—118) spüren lassen, war
die unerbittliche 6charfe Diagnose der Missionssituation im nachkolonialen
Zeitalter von erregender Wirkung. Beachtlich an dem
Referat Birkeiis ist, daß es sich der Frage nach der Berechtigung
der lutherischen Mission stellt und sie mit Nachdruck positiv beantwortet
: die Aktualität der reformatorischen Botschaft von
der Rechtfertigung durch Christus ist von revolutionierender
Bedeutung im Blick auf alle inncrweltlichen Heilslehren.

„Die Landeskirchen als Teil der Weltmission" ist das Thema
des zweiten Referates (S. 54—65), in dem der inzwischen uns
durch den Tod entrissene Prof. D. Dr. F r e y t a g die notwendige
neue Sicht der Missionsaufgabe entfaltet. Sie darf nicht mehr ein
Spezialinteresse von Charismatikern und einzelnen Gemeindegruppen
sein, sondern muß von den Landeskirchen als solchen
getragen werden. Man hat den Eindruck, daß die zähflüssige Konsistenz
der Landeskirchen sich nur sehr langsam diesen Notwendigkeiten
erschließt.

Organisch schließt sich das dritte Referat an, in dem Prof.
Dr. Vicedom über die „Erneuerung der Gemeinde durch die
Freude an der Sendung" (S. 66—74) sprach. Die Rückwirkung des
missionarischen Auftrags auf das eigene geistliche Leben der
Gemeinden wird aufgezeigt. Darin liegt ein Stück Diagnose der
Ursachen für die innere Sterilität vieler protestantischer Kirchgemeinden
in Deutschland.

Das vierte Referat von Bischof D. M e y e r (S. 75—88) führt
von dem engsten Kreise des kirchlichen Lebens, der Gemeinde,
in die Weite: „Die gemeinsame Verantwortung der Lutherischen
Kirche für die Weltmission". Bischof Meyer berichtet über die
Aufgaben der „Kommission für Weltmission" des Lutherischen
Weltbundes und gibt Anregungen für die Übernahme bestimmter
missionarischer Projekte durch die deutschen Lutherischen Kirchen
.

Schließlich (fünftens) kennzeichnet Pastor Dr. H e r m e I i n k
— inzwischen ebenfalls durch den Tod aus seiner Arbeit abgerufen
— „Ungekannte Missionsaufgaben in unserer Mitte" (S. 89
-99). Hier werden konkrete Beispiele und Anregungen gegeben
für das menschlich-christliche Verhalten der heimischen Gemeinden
gegenüber den Menschen aus Asien und Afrika, die in ihrer
Mitte leben und eine praktisch gelebte christliche Bruderschaft
erwarten.

Die fünf Referate ergänzen sich gegenseitig in glücklicher
Weise und geben in ihrer Gesamtheit einen deutlichen Einblick
in die moderne Sicht und Aktivität der Mission, die nach dem
Urteil von Bischof Lilje (S. 128) hier „in einer beglückenden,
deutlichen, illusionslosen, vom Glaubenseifer gedrängten Weise
vorgetragen worden ist".

Weimar Wolfgang Schanze

Schlosser, Katesa. Doz. Dr.: Eingeborenenkirchen in Süd- und
Südwestafrika. Ihre Geschichte und Sozialstruktur. Ergebnisse einer
völkerkundlichen Studienreise 1953. Kiel: Mühlau in Komm. 1958.
XV, 3 55 S. m. Abb., 32 Taf. gr. 8° = Arbeiten aus dem Museum f.
Völkerkunde d. Universität Kiel, II. Kart. DM 34.— ; Lw. DM 39.80.

In der Reihe der „Arbeiten aus dem Museum für Völkerkunde
der Universität Kiel" legt die Verfasserin ihre völkerkundliche
Habilitationsschrift vor, die ursprünglich unter dem
Titel „Neue Sozialverbände der Eingeborenen in Süd- und Süd-
westafrika, ihre Entstehung und Struktur" geschrieben wurde.
In einem nur achtmonatigen Aufenthalt in Süd- und Südwest-