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1962 Nr. 5

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Religionspädagogik, Katechetik

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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389 Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 5 390

tigen Sachbezügen. Die Sorgfalt in den Bemühungen, auch über
die jüngsten Problemerörterungen in der Erziehungswissenschaft
— z. B. zur Didaktik — und die allerjüngsre Problemlitcratur zu
informieren, verdient besondere Anerkennung. DeT Anhang zur
Geschichte der Pädagogik entlastet den Hauptteil vom Ballast
verstreuter Datierungen und erfreut durch die Einheitlichkeit der
Gesamtführung am bewährten Zügel des Pädagogikhistorikers
Albert Reble. Auch die folgende Orientierung über das Bildungswesen
der verschiedenen Länder ist eine willkommene Beigabe.
Es ist zu hoffen, daß in absehbarer Zeit eine 2. Auflage fällig
wird, in der die Mängel dieser ersten ausgeglichen und das jetzt
Fehlende nachgeholt werden.

Wuppertal - Barmen Oskar llnmmelsbeck

Timm, Marianne: Lektüre des Johanncscvangcliums. München: Evang.
Presseverband für Bayern [i960]. 303 S. gr. 8° = Der Kirchliche
Unterricht an höheren Lehranstalten. Ein Vorbereitungswerk, hrsg.
v. K. Fror u. H. Angermeyer, Bd. III. Hlw. DM 15. 80.

Schon der Titel zeigt an, wie die Vfn. im Unterricht arbeiten
will. Das vierte Evangelium, in den meisten Lehrplänen für
die abschließende Klasse der höheren Schule vorgesehen, soll
gelesen werden. Die Vfn. möchte dem Unterrichtenden für
die Lektüre johanneischcr Texte im Unterricht Auslegungshilfen
geben: ,,Die Vorbereitung auf den Unterricht hat ihr Schwergewicht
in der exegetischen Erarbeitung des Textes und wird
methodisch von vornherein mehrere Wcs^c als möglich ins Auge
fassen müssen" (S. 16). Dieser Satz schließt den Zugang zum
Buch von M. Timm auf.

Gedankengang und Inhalt des Werkes sind klar gegliedert
und leicht überschaubar: Im Mittelpunkt steht die Behandlung
der Perikopcn des vierten Evangeliums (S. 31—297). Begrüßenswert ist
die liebevolle und ausführliche Besprechung der Passions- und Oster-
geschichten, S. 230 ff. Zu den einzelnen Pcrikopen gibt T. immer eine
Auslegung und methodische Hinweise, gelegentlich auch Stundenskizzen,
letztere für den Lehrer überaus anregend. Einige eingestreute Exkurse,
z. B. über Krankcnhcilungcn im Joh.-Evang.. S. 84—86, die Abschiedsreden
Jesu, S. 205 f., Passion und Auferstehung, S. 230 f.. die Gemeinde
in der Verfolgung, S. 234—238. und das Gespräch mit der Literatur
zum vierten Evang., begleiten die Auslegung und die methodischen
Überlegungen, so daß der Leser am biblischen Text entlanggeführt
wird und sich, wie die Schüler, mit ihm auseinandersetzen kann.
In diesem Verfahren liegt wohl die fruchtbarste Anregung, die das
Buch vermittelt. Ein Beispiel für viele: In den Vorerwägungen zu den
Krankenheilungen im Joh.-Evang. macht Vfn. darauf aufmerksam, daß
unsere Schüler sich der gleichen Situation gegenübersehen wie die ersten
Leser des vierten Evang. Sie kennen, wie jene, die synoptischen
Heilungsberidite. ,.Dic6c synoptischen Berichte aber waren einem
volkstümlichen Mißverständnis ausgesetzt, das in unserer Zeit nodi
durch ungelöste Probleme des Rationalismus verstärkt und verschärft
ist" (S. 84). Hier liegt in der Tat ein fruchtbarer Ansatz für die Behandlung
im Unterricht.

Da es sich um ein religionspädagogisches Werk handelt,
fragen wir. welche methodischen Wege für die Behandlung
des vierten Evang. in der Prima empfohlen werden.

Von einer ..Faustregel" ausgehend, derzufolgc ..die unternchtlichc
Behandlung gerade dieses Evangeliums straff und zügig erfolgt" (S. 14).
soll der Unterrichtende sich für eine „Auswahlkombination
entscheiden, auf alle Fälle aber den Prolog als „zusammenfassenden
Abschluß" behandeln. ..wenn die in ihm enthaltenen Begriffe sich aus
«em übrigen Evang. mit konkretem Inhalt gefüllt haben" (S. 14). An
dieser Stelle wird die exegetische Position der Vfn. deutlich. Die Frage.
ob man den Prolog als eine 6olche Zusammenfassung verstehen darf,
so'ltc der Rcligionslchrcr selbst nachprüfen. Aber auch dann, wenn er
'y-Timm hier nicht zu folgen vermag, bietet ihm das Buch, das ja nicht
«klavisch nachgeahmt sein will, wertvolle Hilfen zu eigener Besinnung
«nd Standortbestimmung Dafür ist man dem Buch sehr dankbar.
. Die Vfn. legt insgesamt vier Wege der methodischen Behandlung
vor: a) eine Auswahl für arbeitsfähige Klassen (eingehende Behandlung
der Kpp. 1-6, 11 u. 12, Kpp. 7-10 in Auswahl, längere
Ha"se nach Kp. 12, - ein beachtlicher und guter Vorschlag, der vor
Langeweile und Überfütterung bewahren kann, - Sonderstellung für
3~I7 mit einzelnen Schwerpunkten. Kp. 18-21 eventuell im Dctem-
P°re). b) Kurzauswahl für schwerfälligere Klassen und bei geringerer
3 " f"r die Behandlung: Einstieg bei Kpp. 5 und 9, Gespräche aus dem
Kon?4' Kp" KP' 11 aIs Überleitung zur Passionsgeschichte, bei dieser
Bcha''"trati°n auf Fußwaschung und Verhör bei Pilatus, ausführliche
A,,kU„ e der beiden Osterkapitel. c) Lektüre des vierten Evang. ..im

an8 an das Kirchenjahr", d) Personen des Joh.-Evang. (nach einem

Vorschlag von Eva Krafft, Evang. Theologie 19 56, S. 18 ff.), daneben
..ergänzende Themen", z. B. Jesus und der Tempel, Jesus und der
Sabbath, Jesus und das Passah.

Angesichts dieser reichen methodischen Vorschläge, die der
Rez. begrüßt und für einen Gewinn bei der Vorbereitung auf
den Unterricht in der Prima hält, stellt er z w e i Fragen, die
ihm die Lektüre des Buches gebracht hat: a) ob man nicht, gerade
in der Prima und gerade bei der Behandlung des Joh.-
Evang., die Fragen, die im Verlauf des Religionsunterrichts der
Oberstufe zur Sprache gekommen sind, als Hinführung zu den
Aussagen des vierten Evang. nutzen sollte? Ein Lehrer, der
seine Schüler in der Oberstufe begleitet und beobachtet hat,
wird wissen, von welchen Fragekomplexen aus er mit ihnen da«
vierte Evang. aufschlagen wird, und welche Auswahl aus den
Perikopen er dann vornehmen muß. Das Buch von Timm steuert
zwar das „Klassengespräch" beharrlich an; es bleibt aber die
Frage, ob man nicht konventionelle Bahnen verlassen muß, wenn
man mit den Schülern an den Punkt gelangen möchte, an denen
sie Verständnis- und Lebenshilfe erwarten. Von dieser Position
aus würde es dann auch gelingen, das Zeugnis des vierten Evang.
im Gesamtzusammenhang der Schrift und einer ..Laiendogmatik"
zu behandeln. Die Auswahl der Texte würde dann freilich anders
aussehen. Vielleicht müßte man dann auch zwischen den
Abschnitten differenzieren, die einen besonderen Bildungs- und
Glaubensbezug haben, b) Die Behandlung des Joh.-Evang. bietet
in der Oberstufe die Möglichkeit, Assoziationen zu anderen
Fächern herzustellen, etwa zu den historischen, philosophischen
und naturwissenschaftlichen Materialien, die an den Schüler
herangetragen werden. Vielleicht sollte man auch diesen Aspekt
nicht ganz aus dem Auge lassen. Er bietet fruchtbare Ansätze für
Behandlung und Gespräche.

Die exegetische Position des Buches hat zwar nicht
so erhebliches Gewicht wie die methodischen Hinweise. Vfn. schreibt
im Vorwort: „Im gegenwärtigen Zeitpunkt erscheint es . . . nötig,
die Herkunft der johanneischen Spradie und Begriffswelt nicht so sehr
aus dem Hellenismus abzuleiten, als seine Verwurzelung im alttesta-
mentlich-biblischen Denken aufzuzeigen." In den Unterabschnitten II,
S. 16 ff., und III, S. 18 ff., die dem Hauptteil des Buches vorangestellt
sind, finden sich grundsätzliche Ausführungen über die „Besonderheit
des joh. Christuszeugnisses" und die „Qumranbewegung und ihre Auswirkung
auf die Umwelt des Evangelisten". Hier erhebt sich die Frage,
ob diese exegetische Fundamentierung dem komplexen Gebilde der
joh. Theologie ganz gerecht zu werden vermag.

Neben der Besprechung der einzelnen Perikopen (s. o.) sind die
Hinweise auf Bildmaterial oder „auf gelegentliche Aussagen aus
<kr zeitgenössischen Literatur, die mit der Textaussage
konfrontiert werden könnte", besonders wertvoll, Beiträge, die einem
modernen Unterricht zugute kommen. M. Timm erweist sich hier, wie
in ihren voraufgegangenen Arbeiten, als zuverlässige Interpretin von
Literatur und Bildmaterial.

Aus eigener Erfahrung, vor allem in religionspädagogischen Arbeitsgemeinschaften
, füge ich noch eine Bitte an, die an den überforderten
Lehrer denkt: die Vfn. möchte in einer späteren Auflage die abschließenden
Literaturhinweise (vgl. S. 302 f.) so liebevoll behandeln
wie den Bildnachweis. Der Benutzer würde es begrüßen, wenn ihm zu
den aufgeführten Titeln jeweils ein kurzer Hinweis auf Inhalt, theologischen
Standort und Schwerpunkt der exegetischen Aussage gegeben
werden könnte. Er wird sich dann leichter zurechtfinden und beurteilen
können, welche Literatur er sich für seine eigene Unterrichtsvorbereitung
beschaffen müßte. Auch zur Methodik der Gesprächsführung, die
im Oberstufenunterricht eine beherrschende Rolle spielt, wünschte man
sich einige literarische Hinweise.

Der Wert des Buches erschließt sich dem Leser sicher erst
nach fleißiger Benutzung, und ein religionspädagogisches Werk,
wie das vorliegende, will erprobt sein. Dieser Erprobung,
die sich aus vielen Detail-Unternehmungen zusammensetzen
wird, dürfte das Buch von Marianne Timm gewachsen sein. Es
sei den Religionslehrern mit der Bitte empfohlen, seinen reichen
Inhalt den Schülern der Prima darzubieten und im Gespräch zu
erhärten.

Preetz/Holstein Walter Tebbe

Liege, A., O. P.: Mündig in Christus. Psychologische und theologische
Grundlagen der religiösen Erwachsenenbildung. Mit einem Vorwort
von Adolf Exeler. Ins Deutsche Übertrag, v. W. Repges u. A.
Exeler. Frciburg-Basel-Wien: Herder [1961]. 111 S. kl. 8°.