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Ausgabe:

1962

Spalte:

386

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Dalmais, Irénée Henri

Titel/Untertitel:

Die Liturgie der Ostkirchen 1962

Rezensent:

Onasch, Konrad

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Seite 1

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385

Wanne r, Arnold: Die praktische Bedeutung der neueren evangelischen
Theologie.

Evangelische Theologie 21, 1961 S. 563—575.
Wartenberg, Christoph: Sterben wir dem Herrn?
Pastoralblätter 101, 1961 S. 559—563.

LITÖRGIEWISSEJSSCHAFT

Li e sei, Nikolaus, Pfarrer: Die Liturgien der Ostkirche. Kommentar
mit geschichtlicher Einführung. Freiburg-Basel-Wien: Herder
[i960]. 2 84 S. m. 9 Ktn.-Skizzen, 38 Tab., 12Taf. 8°. Lw. DM 22.80.
D a 1 m a i 9, Irenee-Henri. O. P.: Die Liturgie der Ostkirchen.
Aschaffenburg: Pattloch [i960]. 132 S. 8° = Der Christ in der
Welt, Eine Enzyklopädie, hrsg. v. J. Hirschmann, IX. Reihe: Die
Liturgie der Kirche, 5. Band. Hlw. DM 3.80.

Das Buch von Liesel ist in erster Linie, wie Verf. im Vorwort
und in der Vorbemerkung ausdrücklich betont, ein Hilfsmittel
für Lichtbildreihen über die orthodoxe Liturgie. Hierüber
s. jetzt W. Schulze, Kirchenmusik des christlichen Ostens auf
Schallplatten, in: Ostkirchliche Studien, 9. Bd., 1960, S. 47—50
und, weit kritischer, J. v. Gardner, Diskographie des russischen
Kirchengesanges, in: Ostkirchliche Studien, 9. Bd., 1960, S. 265
-292 I; io. Bd., 1961, S. 136-155. Der Leser des Buches
von L. tut gut daran,, diese beiden Aufsätze, vor allem,
wie gesagt, den von v. Gardner, vorher zu lesen. Die geschichtliche
Einführung L.s ist leider sehr einseitig und deshalb
im Grunde unbrauchbar. Was Verfasser z. B. über
Photios schreibt, ist naiv und tut so, als ob es keine katholische
wissenschaftliche Kontroversliteratur über diesen Patriarchen
gäbe. Die schematischen Übersichten sind sehr geschickt aufgestellt
und dürften auch für den, der sich mit der Materie
dauernd beschäftigt, anregend sein. Das gleiche gilt auch von den
Abbildungen. Aber auch diese Darstellungen stehen unter dem
beherrschenden Gesichtspunkt der mit Rom unierten Kirchen.
Das hat zur Folge, daß (nicht zuletzt im Zusammenhang mit der
früheren Amtsbezeichnung des Verf.s nach dem Vorwort!) z. B.
die Meinung entsteht, als ob die russische Liturgie (S. 173—196)
auch mit Rom uniert sei! So bleibt der Eindruck, den das Buch
hinterläßt, in mehr als einer Hinsicht sehr problematisch.

Dem gegenüber ist die Darstellung von Dalmais wenigstens
teilweise von wissenschaftlicher Verläßlichkeit. Natürlich hat
auch dieser katholische Forscher ein Interesse an den mit Rom
unierten Riten. Aber er bringt zunächst einmal S. 22 — 26 eine
gründliche juristische Definition des Begriffes „Ritus". Sodann
bietet er vorher, S. 14—21, eine kurze geschichtliche Übersicht,
die ausdrücklich den Weg der orthodoxen von den mit Rom
unierten Kirchen unterscheidet. Gewiß, man möchte manches
anders dargestellt wissen. Photios, Kerullarios und Humbert sind
angesichts der Forschungen Anton Michels, der leider nicht genannt
wird, doch allzu summarisch wiedergegeben worden. Daß
gleiche gilt von der russischen Kirche. Die Darstellung der
Slavennüssion von Konstantin und Method S. 41 ist völlig verzerrt
und einseitig und entspricht in dieser Form nicht der geschichtlichen
Wirklichkeit. S. 21 finden wir einen Hinweis auf einen bulgarischen
Erzbischof, der 927 von Rom den Titel Patriarch erhielt. In Wirklichkeit
steht die ganze Angelegenheit im Zusammenhang mit
einem Konflikt Symeons mit den Kroaten, bei dem er den Papst
um Vermittlung anrief. Bei dieser Gelegenheit anerkannte Johannes
X. den bereits vorhandenen Patriarchentitel. Das
Ganze bildete aber nur eine kurze Episode! Was sollen diese mit
Händen zu greifenden offenbaren Verzeichnungen? Warum wird
den Laien nicht in aller Kürze etwas von der wirklich wissenschaftlichen
Arbeit katholischer Gelehrter mitgeteilt? Trotzdem
bleibt für den kritischen Leser eine gute und übersichtliche, sowie
auch genügend wissenschaftlich fundierte Darstellung der
Liturgie und der Sakramente der Ostkirchen. S. 69 „Amt der
Typiken" ist wohl aus dem Französischen ungeschickt übersetzt.
Man sagt besser „Offizium der Typiken" (vgl. a. Mercenier u.
Paris, La priere des eglises de rite byzantin, Chevetogne 1937,
S. 189—198). Zu jedem Abschnitt hätt^- man sich gerne die wichtigste
Literatur gewünscht. So z.B. zur Eheliturgie S. 103—111
die ausgezeichnete Arbeit von R. P. A. Raes, Le mariage. Sa cele-
bration et sa spiritualite dans les eglises d'Orient, Chevetogne

Kirch" 1958-

e ln der Zeit 16, 1962 S. 44-4». Halle/Saale Konrad Onasch

steht die ganze Gnadenwirklichkeit trinitarischer Schöpfungs-,
Erlösungs- und Heiligungswirklichkeit bereit, und wir haben uns
sehr vor dem protestantisch-pietistischen Krampf zu hüten,
als müßten wir in einer (niemals zureichenden!) dauernden
Glaubensentscheidung wie auf einer Nadelspitze balancieren,
immer in der Gefahr verzweifelten Verzagens oder pharisäischen
Selbstbetrugs ob unserer „Glaubensleistung". Diese seelische
Schicht, in die hinein das lösende Gotteswort sprechen will und
in die hinein es den Widerhall säen will, gilt es zunächst einmal
in geduldiger Übung wieder zu erfahren und bereitzumachen
, zu lebendigem Hören und Sehen, durchaus mit schlichten
Anfängen. Der Verf. warnt sehr ernstlich davor, ungeleitet 6ich
an solche Übungen zu machen, auch ungeleitet durch eigenes
Gebet! „Ein Buch, das nicht auch ein Kapitel über die Gefahren
der Innerung besitzt, ist verdächtig." Der 6. Abschnitt warnt
auch den Leiter solcher Übungen vor dem Trugschluß, als
könne es hier irgendeine Form von Routine geben, ohne den
immer wieder neuen, selber sich hingebenden Vollzug mit
ganzem Herzen!

In vier Abschnitten werden nun auf verschiedenen Stufen
charakteristische Übungen vorgelegt und bezeichnende Erfahrungen
der Teilnehmer mitgeteilt, charakteristisch geglückte
oder abgebrochene Versuche gezeigt. Innerungen in der NattiT
(die Gartenpforte, der Weg in einem Park, die Brunnenfigur),
Innerungen heilsamer Bilder (Dürers betende Hände, sein Hieronymus
im Gehäus, Christus mit der Weltkugel in der Hand).
Innerungen heiliger Zeichen (die brennende Kerze, das Kreuz,
und das Kreuz auf der Weltkugel) und schließlich Innerungen
von „Bibel-Herzworten" (Barmherzigkeit, Demut) münden in
die Frage nach Notwendigkeit und Wesen der Predigtmeditation
aus. Ob der Prediger selber etwas in den Weg der Innerung
eindringt oder ob er in dogmatisch-logischer Verhärtung
stecken bleibt, scheint dem Verf. die eigentliche Aufgabe zu
sein, um die unsere Kirche sich mühen muß. Mir scheint, daß
auch der kirchliche Unterricht nicht so weitergeführt werden
kann, ohne daß die Katecheten und bis zu einem gewissen
Maße die Kinder selber fruchtbare Erfahrungen in den jahrhundertelang
selbstverständlichen Andachtserfahrungen machen,
nicht sentimentaler, sondern substantieller Art. Im Westen bedroht
ihn erneut seine Verwechslung mit bloßer Religionskunde
. Im Osten bedarf der kirchliche Unterricht weiterer tiefer
Einbettung ins gemeinsame gottesdienstliche Leben mit Eltern
"nd Gemeinde. Ich darf auf meinen Beitrag in der Sommerlath-
Fcstschrift „Bekenntnis zur Kirche" EVA Berlin 1960 verweisen
: „Sprache als meditative Hilfe im Katechumenat der
Kirche".

Der Verf. hält seine Sprache frei von bloßer theologischer
Gelehrsamkeit. Ihm kommt es darauf an, praktischen seelsorger-
lichcn Dienst wirken zu können. Seine Sprache ist meisterhaft
schlicht und durchsichtig. Die Anmerkungen ermöglichen es
dem Benutzer, auch in die schwierigeren theologischen und
Psychologischen Probleme einzudringen und sich in sie zu vertiefen
. — Unter der neuesten Literatur sei das inzwischen erschienene
Büchlein von Karl Bernhard Ritter genannt: „Die Vorhalle
. Geistliche Betrachtungen und Gebete zur eucharistischen
Feier", Staudaverlag Kassel 1959, in ihrer Kürze die beste Einleitung
in den evangelischen Gottesdienst. Daß die betrachtenden
und meditierenden Gebete freilich auf dem Wege der Inne-
j"ung vollzogen und verstanden sein wollen, ist durch ihre bloße
literarische Mitteilung nicht zu erreichen. Aber Bücher wie
• Anleitung zur Meditation" sind ein Zeichen dafür, daß empfangende
Kräfte gerade in der gefährdeten Kirche uns zuwachsen
und Erneuerung wirken, und wir sind Friso Melzer sehr
dankbar für seine geistlichen Hilfen.

Pönitz bei Leipzig Friedrich Haufe

Hk-riErt' Karl: Kritiscf,e Theologie und Glaubende Gemeinde.
K-Tcnc in der Zeit 16, 1962 S. 17-21.

ch'uckcbier, F W.: Unser Handeln am kranken Menschen.
s storalblättcr ,0]- 1961 S- 563-568.

meindn°WSki' Horst' u' Horst Krockcrt: Erneuerung der Oe-