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Ausgabe:

1962 Nr. 5

Spalte:

381-383

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Delahaye, Karl

Titel/Untertitel:

Erneuerung der Seelsorgsformen aus der Sicht der frühen Patristik 1962

Rezensent:

Urner, Hans

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381 Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 5

382

BeJ,ckeit'( H(einrj,d,: Di.e.Prfdi8t als Problem der Dogmatik. afrikanischen und alexandrinischen Theologie um die Wende des

Monatschrift für Pastoraltheo ogic 51, 1962 S. 4—13. 3 U,rU„„aar+* fQ ,, j • cj.i n t 7 *

b lu _ , ■ , ' « . , , »i,, janrhunderts (b. 42—77) und weist zum Schluß auf das Svm-

beumer, Johannes: Der Traditionsbegnff bei Josef K eutgen j0„ w ... j- i t c j r ..i ■

Theologie und Glaube 52, 1962 S. 1—11
B o s c, Jean: Ministere et sacerdoce universel cn doctrinc reformee.

Verbum Caro No. 60, (1961) S. 372—377.
E b e 1 i n g, Gerhard: Das Grund-Geschehen von Kirche.

Monatschrift für Pastoraltheologie 51, 1962 S. 1—4.
Fransen, P.: De gave van de geest.

Bijdragen 21, 1960 S. 404—424.
Fuchs, Emil: Glaube und philosophisches Denken.

Communio Viatorum 4, 1961 S. 242—261.
Honings. Bonifacius: Caritas en zonde bij Sint Thomas.

Bijdragen 21, 1960 S. 281—303; 386—403.
Koch, Gerhard: Predigt und Heüsgcschehen — Von der Theologie
der Existenz zur kirchlichen Predigt.
Monatsdirift für Pastoraltheologie 51, 1962 S. 13—25.
La je, E.: Libertad. impecabilidad y merito en la obediencia de Cristo.

Ciencia y Fe XVII, 1961 S. 43—56.
Warmcrs, Erich: Information über den Glauben. München: Kaiser

1961. 173 S. 8°. Kart. DM 7.80.
Winklhofcr, Alois: Theologie und modernes Weltbild.
Trierer Theologische Zeitschrift 70, 1961 S. 321—335.

PRAKTISCHE THEOLOGIE: ALLGEMEINES

Delahayc, Karl, Prof. Dr. phil. Dr. theol.: Erneuerung der Seel-
sorgsformen aus der Sicht der frühen Patristik. Ein Beitrag zur theologischen
Grundlegung kirchlicher Seelsorge. Freiburg/Br.: Herder
11958]. XII, 196 S. gr. 8°= Untersuchungen zur Theologie der Seelsorge
, hrsg. v. F. X. Arnold. Bd. XIII. Kart. DM 15.30.

Das pastoraltheologische Problem des Titels als Ziel der
Untersuchung liegt faktisch bereits jenseits dieser sorgfältigen

historischen Arbeit, einer Tübinger Dissertation von 1952. In den Einzelnen" betont. D. folgert: ,,Es scheint uns für die Ver

der Einleiung wird festgestellt: „Die Bibelbewegung, die liturgische
Bewegung und die Jugendbewegung innerhalb der Kirche
haben zu einem guten Teil den Boden für die Erneuerung der
kirchlichen Scelsorgc bereitet. Die Seelsorge wird seither wieder
vom Wesen der Kirche her als Vermittlung des Heils verstanden
" (S. 1). Von dieser Position aus wird „eine erste Deutung
des theologisdien Selbstverständnisses der seelsorgerlich handelnden
Kirche an Hand des frühpatristischen Schrifttums" unternommen
(S. 3). Die Untersuchung ist nicht dogmenhistorisch im
engeren Sinn, sondern geht von „Studien zur frühchristlichen
Bildtheologie" aus (S. 3), bei denen sich D. in der Methode den
Arbeiten von Franz Joseph Dölger (z.B. Sol salutis, 1925) und
Hugo Rahncr (z. B. Griechische Mythen in christlicher Deutung,
1947) verpflichtet weiß. Es gibt zwar schon eine gründliche
amerikanische Arbeit von Joseph C. Plumpe (Mater Ecclesia.
An Inquiry into the Concept of the Church as Mother in Early
Christianity, 1943), der besondere pastoralgeschichtliche Gesichts-
Punkt nötigt aber D. zu neuer eindringender Arbeit an den
Quellen. Nach einer Erörterung über „Die Erkenntnis im Bild'
<S. 9-1 g) und die biblischen Wurzeln (S. 18-30) wird kurz
••Das Bild der Frau in den Umweltrcligionen" und „in der Patristik
" entworfen (S. 30 34). Zusammenfassend zitiert D. das
Urteil Maura Bockelers, im Denken der frühen Patristik seien
••Jungfrau, Braut und Mutter keine Gegensätze, sondern Teil-
Erstellungen, die sich erst in der Zusammenschau zum vollen
Gehalt des Weiblichen ergänzen und die durchaus in einem Subjekt
vereinbar sind" (Das große Zeichen 1949, S. 23). D. findet
das Bild der Mater Ecclesia zunächst in den „unmittelbar secl-
s°rgcrlich bestimmten Sdiriften" des 2. Jhdts., nicht in den
• apologetisdicn und antihäretischen Werken" (S. 35). Das Interesse
richtet sich besonders auf die „Anschauung des Hermas von
der lehrenden Kirche in der Gestalt der Sibylle" (S. 39). Für die
Grabschrift des Abercius lehnt D. die Deutung der „reinen
Jungfrau", die den „großen und reinen Fisch aus der Quelle
|angt und „ihren Freunden zur Speise" gibt, auf Maria ab
.,• 4'. gegen F. J. Dölger, Ichthys II, 1922, 454-507), wie er
überhaupt jede Beziehung zur Mariologie von seinen Untersuchungen
ausschließt und dafür auf Alois Müller (Ecclesia -
Ma"a 195 5) verweist.

M,f Derrerste Hauptteil entfaltet dann die Anschauung von der
arer Ecclesia in den Schriften der kleinasiatischen, nord-

posion des Methodius „als Zusammenfassung der frühpatristischen
Anschauung von der Mutterkirche" (S. 78—84). Die „Übersicht
" erweist u. a. folgendes: „Für Irenaus und Hippolyt genauso
wie für Clemens und Origenes ist die mütterliche Funktion der
Kirche primär Ausdruck ihres mütterlichen Lebens. Darum
wird sie im Bild des Gebärens und Ernährens dargestellt. Für
Tertullian und auch für Cyprian ist die mütterliche Funktion der
Kirche dagegen primär Ausdruck ihres mütterlichen Handelns,
ihrer fürsorgenden Liebe und Verantwortung. Daher wird sie
häufiger durch Worte wie Erziehen, Umsorgen und Führen bezeichnet
. . . Während in der aus dem griechischen Denken kommenden
Theologie die mütterliche Funktion als geheimnisvolles,
inneres Geschehen verstanden wird, ist sie in der aus der
lateinischen Sprache geformten Theologie mehr eine juridische
und institutionelle Aufgabe" (S. 79).

Der zweite Hauptteil behandelt „Die Kirche als Vermittlerin
des Heiles im Bilde der Mutter" (S. 87—187). Da hier ein
zweites Mal der ganze Schriftenkreis der Frühpatristik durchschritten
werden muß, sind Wiederholungen nicht ganz zu vermeiden
. Nur der Gesichtswinkel der Betrachtung ist enger. Ehe
„Die vermittelnde Aufgabe der Kirche innerhalb des göttlichen
Heilswirkens" zur Darstellung kommt (S. 110—141), wird „Die
frühkirchliche Anschauung vom Heilswirken Gottes" 6elbst als
notwendige Voraussetzung beschrieben (S. 89—109). Dabei fällt
zum ersten Mal im Laufe der historischen Darstellung der Blick
auf die jetzige Verkündigung und Unterweisung der Kirche.
Die frühkirchliche Bezeichnung Heil meint „mehr das Handeln
Gottes an der Gesamtheit der Mensdien", während der heute
allgemein gebräuchliche Begriff Gnade „mehr die Gottesgabe an

kündigung und Unterweisung dodi nicht unwichtig, in der Lehre
von der Gnade jenen gemeinschaftlich-sozialen Charakter vom
göttlichen Heilswirken wieder stärker zur Geltung zu bringen"
(S. 107). Weiter zeigt D., daß der Mensdi „nicht über Gottes
Heilswirken verfügen" kann, wie die jetzige Vorstellung von
der Gnade vielfach meint, sondern sich nur „hineinheben oder,
wie Ircnäus sagt, hineinerben lassen" kann (S. 108), und warnt
schließlich vor einem dinglichen Verständnis der Gnade (S. 109).

Der Satz aus Irenäus (adv. haer. V. 9, 4) wird bald darauf
noch einmal zitiert und der Sachverhalt der Heilsvermittlung
dementsprechend prägnant formuliert: „Die Kirche besitzt nichts
aus sich, sie besitzt aber ebensowenig für sich". Die „rezeptive
Rolle der Frau in ihrem Verhältnis zum Manne" wird im
Bilde so erfaßt: „Die Kirche empfängt aus ihrer bräutlichen bzw.
ehelichen Verbindung mit Christus den Geist Gottes als semen
spirituale und reicht ihn an ihre Kinder weiter" (S. 121). Dies
geschieht nicht nur in partu, z.B. nach Methodius: „Bis die Fülle
der Völker heimgekehrt ist, liegt die Kirdie in mütterlichen
Wehen und bildet gebärend die Psychiker um zu Pneumatikcrn.
Aus diesem Grunde ist sie eine wahre Mutter" (Sympos. VIII, 6).
Es geschieht auch post partum, z. B. nach Clemens von Alexandrien
: „Sie lockt die Kinder zu sich, die ihr eigen, und nährt
sie aus geheimnisvollen Brüsten mit einer Milch, dem Logos,
der Kind ward... Sie beut als Muttertrank das Logoskind, das
ihr eigen ist, und nährt mit der Kraft des Wortes den Leib des
Christus, das neugeborene Volk" (S. 123-124. Paidag. I, 6,42).
Nach diesem Bilde versteht, wie D. meint, die Frühpatristik
„den Dienst der Kirche als eine wahre und eigentliche Mitwirkung
" (S. 121), „eine aktive Teilnahme am Heilswirken Gottes"
(S. 122). Die Kirche ist „wahrhaft Mitwirkende und Mitgcstal-
tende in rezeptiver, jedoch nicht passiver Weise. Ihr Dienst. . .
ist aufgenommen in Gottes Wirken zum Heil der Menschen"
(S. 125). Mit dieser letzten Formulierung scheint mir die All-
genugsamkeit des göttlichen Heilswirkens eher gewahrt, während
der Begriff der Kooperation die Vorstellung eines eigenständigen
Wirkens der Kirche neben oder nach dem Wirken Gottes nahelegt
. Ein Verfügenkönnen über die Gnade Gottes wollte D. aber
gerade ausgeschlossen wissen (S. 108).

Wenn D. in den letzten beiden Abschnitten von den Trägern
und den Wirkformen der kirchlichen Hcilsvennittlung nach der
Anschauung der Frühpatristik handelt, zeichnen sich die prakti-