Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1962 Nr. 5

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

373 Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 5

374

haben sollte, ein repräsentatives Werk zu schaffen nur zum
Ruhm eines Fürsten" (S. 10). H. wendet sich nun einer eingehenden
Interpretation des Bildinhaltes der Erasmus-Mauritius-
Tafel zu, wobei er in gleicher Weise der Komposition und der
Charakterschilderung größte Beachtung schenkt. Hierbei kommt
er zu dem Ergebnis, daß Matthias Grünewald „viel in das Bild
hineingeheimnist" hat, „aber er überließ und überläßt es dem
Betrachter, den Schlüssel zur Deutung zu finden" (S. 21). Bei
der Erhellung des „Geheimnisses" geht H. von dem aus, was
allgemein anerkannt ist: von der Identität der Bischofsgestalt
mit dem Erzbischof Albrecht von Mainz. Er kommt zu dem Ergebnis
, daß mit dem Gegenspieler kein anderer gemeint ist als

— Luther. Der Mohr trägt aber nicht die Züge Luthers. Das ist
so, und es kann gar nicht anders sein. Denn es ist undenkbar,
daß der Maler auf seinem in einem bestimmten Auftrag geschaffenen
Bilde den Reformator offen dem Erzbischof hätte gegenüberstellen
können; Luther war seit 1520 im Kirchenbann und
seit 1521 in der Reichsacht. Die Ausführungen des Verfs. sind
aber durchaus überzeugend — sowohl in der Ausdeutung der Personen
und der Gesten der Gestalten im Vordergrunde des Bildes
als auch in der Ausdeutung des Hintergrundes. Die Personen
und das Geschehen im Hintergrund stehen zu dem Vordergrund
in engem Zusammenhang. Furcht und Erschrecken spricht
aus der Miene des Klerikers, und auf den drohenden Bauernkrieg
wird bereits hingewiesen. Auch der Hintergrund ist zeitgeschichtliche
Schau des Künstlers. Wir stimmen dem Verfasser
also durchaus zu, wenn er zu dem Ergebnis kommt: „Eine eindeutige
und ganz persönliche Aussage hat . . . der Künstler in
diesem Bild gemacht und uns hinterlassen: es ist ein Bekenntnis

— es ist das Bekenntnis des Meisters Mathis zu Luther!" In
dem abschließenden Kapitel „Die Mauritiustafel im Gesamtwerk
" zeigt H. endlich, wie sich die von ihm dargebotene Deutung
zwanglos in das Gesamtschaffen des Matthias Grünewald
einordnet, und erweist damit, daß nicht etwa Gedanken hineininterpretiert
worden sind, die dem Wesen des großen Meisters
völlig fremd waren.

Cuxhaven Alfred W eck wert h

Herzog, Bert: Ir kint lag vor ihr ougen val . . . (Das Vesperbild im
14. Jahrhundert).

Wanderwege — Festgabe zum 60. Geburtstag von Ida Friederike
Görres 1961, S. 51—57.
Hirzcl. Stephan: Bibcldruck — Bildcrbibcl - Bibelillustration -
Bilder zur Bibel.

Kunst und Kirdie XXIV. 1961 S. 168-173.
Rietschcl. Christian: Die Weihnachtskrippe.

Kunst und Kirche XXIV, 1961 S. 164—168.
Rotermund, Hans-Martin: Das wiedergewonnene Antlitz des

Menschen. Zu den biblischen „Pastell-Zyklen" von Werner Scholz.

Zeitwende XXXIII, 1962 S. 30-38.
Vogt, Wolfgang: Raumgestaltung und geistliche Konzentration im

evangelischen Kirchenbau.

Kunst und Kirche XXIV, 1961 S. 1 52-1 55.

PHILOSOPHIE UND liEUGlONSPHlLOSOPHIE

Philosophische Bibliothek. Hamburg: Felix Meiner Verlag. 8n.

1) Bd. 211 au. b: Plotins Schriften. Übers, von Richard Härder.
Neubearb. mit griech. Lesetext und Anmerkungen. Bd. I: Die Schriften
1-21 der chronologischen Reihenfolge a) Text und Übersct-
g«g M Anmerkungen 1956. XI, 584 S. Kart. DM 38.-; Lw.
DM 45.-.

2) Bd. 211 a Sonderdruck: Plotin: Ausgewählte Einzclschriften.
Griechischer Lesctcxt und deutsche Übersetzung. Hrsg. v. Richard
Marder. Heft 1: Die Sdiriften 1.9 und II der chronologischen
Reihenfolge. Studicnausgabc. [1956]. 72 S. DM 3.80.

3) Bd. 27: Dcscartcs, Rene: Meditationen über die Grundlagen
der Philosophie mit den sämtlichen Einwänden und Erwiderungen.
ZWH ersten Mal vollständig übers, u. hrsg. v. Artur Buchenau.
Unvcr.md. Neudruck d. 1. deutschen Gesamtausgabc von 1915.
|1954|. XVI, 493 S. DM 18.-; Lw. DM 21.-.

a V] Ka"t. Immanuel: Die Religion innerhalb der Grenzen
5? °loßen Vernunft. Hrsg v Karl Vorländer. Mit Einleitung:
'! Rncll8ionsphilosophic im Gesamtwerk Kants v. Hermann Noack.
• [l*N]. CXII.252 S. Kart. DM 8.50; Lw. DM 10.50.

5) Bd. 242: d'A lern her t: Einleitung zur Enzyklopädie von 1751.

Hrsg. n. eingeleitet von Erich Köhler. Aus dem Französ. übers,
von Annemarie Heins (Französisch-Deutsch). 1955. XXIX, 270 S.
DM 1 1.80; Lw. DM 14.50.

6) Bd. 243: Rousseau, Jean Jacques: Über Kunst und Wissenschaft
. Über den Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen. Mit
Einleitung, Übersetzung und Anmerkungen von Kurt W e i g a n d.
(Französisch und Deutsch). 1955. LXX, 354 S. Kart. DM 17.50;
Lw. DM 19.80.

7) Bd. 244: C o m t e, Auguste: Rede über den Geist des Positivismus
. Übers., eingeleitet und hrsg. v. Iring Fe ts eher (Französisch-
Deutsch). 1956. XLV, 260 S. Kart. DM 12.80; Lw. DM 15.50.

8) Bd. 253: Lcibniz, Gottfried Wilhelm: Vernunftprinzipien der
Natur und der Gnade. Monadologie. Auf Grund der kritischen Ausgabe
von A. Robinet (1954) und der Übersetzung von A. Budienau
mit Einführung und Anmerkungen hrsg. v. H Herring [1956|.
XIV, 73 S. Kart. DM 3.80.

9) Locke, John: Ein Brief über Toleranz. Englisch-Deutsch. Übersetzt
, eingeleitet und in Anmerkungen erläutert von Julius Ebbinghaus
. [1957]. LXI1I, 135 S. 8° = La Philosophie et la Commu-
nautc mondiaie. Schriftenreihe, hrsg. v. Institut international de Philosophie
(Paris). Bd. I.

1) Von der 5-bändigen Plotin-Ausgabe (1930—1937) wird
hier der Band la in einer Neubearbeitung vorgelegt. Die Gesamtausgabe
ist chronologisch geordnet, im Unterschied zu der
Enneaden-Einteilung durch den Plotin-Schüler Porphyrius. Seine
Neuner-Gliederung sollte die „vollkommene Zahl" von 54
Schriften erreichen, wobei aber rücksichtslos zusammengehörige
Werke auseinandergerissen worden waren. In dem vorliegenden
Band sind 21 Schriften vereinigt: u.a. Das Schöne, Das Gute,
Entstehung und Ordnung der Dinge nach dem Ersten, Die beiden
Materien, Berechtigter Freitod?, Das Wesen der Seele, Die
Tugenden.

Zu diesen Schriften ist von Härder gesondert ein sehr
wertvoller Band Ib mit Erläuterungen erschienen, der schon vor
fast 30 Jahren versprochen worden war. Hier wird zu jeder
einzelnen Schrift eine kurze Einführung gegeben und diese in
ihrem Gedankenaufbau dargestellt. Auch die erwählte Textgestalt
wird begründet; besondere Textschwierigkeiten werden
besprochen. Parallelstellen aus dem Gesamtwerk Plotins werden
ebenso erwähnt wie die Literatur zu den einzelnen Problemen.

2) Im Rahmen der Studienausgaben der Philosophischen
Bibliothek sind aus dem ersten Band die zuerst erwähnten drei
Schriften ausgewählt und ebenfalls mit dem griechischen Text
veröffentlicht worden, damit sie in Übungen oder Besprechungen
gut zur Hand seien.

Nach dem Tode von Härder am 4. 9. 57 wird die Gesamtausgabe
fortgeführt von Richard Beutler und Willy Theiler.

3) Diese Ausgabe ist ein unveränderter Neudruck der
Ausgabe von 1915. Diese hatte zum ersten Male zu den 6 Meditationen
auch sämtliche Einwendungen und Erwiderungen in der
Übersetzung mit vorgelegt. Gerade die Auseinandersetzung mit
den sieben Einwänden, die den vierfachen Umfang des eigentlichen
Werkes besitzt, ist ein einzigartiger Kommentar zu dem
Ganzen.

4) Diese 6. Auflage bringt, gegenüber der zuletzt von
Karl Vorländer herausgebrachten Ausgabe (1920), eine wesentlich
neue Einleitung von Hermann Noack. Zwar sind auch in ihr
einige Abschnitte von Vorländer übernommen, besonders diejenigen
historischer und textkritischer Art. Aber vieles ist
völlig neu geschrieben. Bei der kritischen Würdigung der Schrift
hebt Noack die Hauptunterschiede hervor, die zwischen dieser
Religionsphilosophie und dem christlichen Glauben bestehen.
Die „reine Vernunft" ist für Kant Prüfstein, und der moralphilosophische
Gebrauchswert ist der „alleinige Maßstab der
Interpretation" der biblischen Aussagen (LXX).

Der Text ist gegenüber der früheren Auflage unverändert
geblieben, ebenso der Abschnitt über das Textphilologischc.
Neu und sehr wesentlich ist der Abschnitt über „Die letzten
Schriften Kants". Hier wird der Linterschied zwischen einer
Moralphilosophie und einer Religionslehre, die sich auch auf
Geschichts- und Offenbarungslehren gründet, in dem gleichen
Sinne wie in der „Religion innerhalb ..." behandelt: die
Vernunftreligion ist die einzige, authentische Norm für die
Schriftauslcgung.