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Ausgabe:

1962 Nr. 5

Spalte:

349-351

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Bright, John

Titel/Untertitel:

A History of Israel 1962

Rezensent:

Bertram, Georg

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349 Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 5 350

Jean, Charles-F.." et Jacob Hoftijzer: Dictionnaire des inscrip-
tions semitiques de l'ouest. Livraisons 1 u. IL M — 2nr. Leiden:
Brill 1960. XV, 128 S. 4° hfl. 36.-.

1954 hatte Charles-F. Jean von seinem „Dictionnaire des
Inscriptions Semitiques de l'Ouest" die beiden ersten der für das
Werk vorgesehenen sechs Lieferungen zu je 64 Seiten vorgelegt.
Bald danach wurde er leider durch den Tod aus seiner Arbeit abberufen
. So mußte ein anderer seine Arbeit weiterführen. Jacob
Hoftijzer fand sich dazu bereit. Da aber in den inzwischen
verflossenen Jahren sehr viel neues Material bekannt geworden
ist und außerdem auch Änderungen in der Anlage des Werkes
empfehlenswert schienen, so die Äuseinanderlegung der einzelnen
Artikel in zwei Abteilungen, legt Hoftijzer die 1954 erschienenen
beiden Lieferungen in neuer Gestalt noch einmal vor,
so daß das Gesanitwerk ein einheitliches Gepräge haben wird.
Einen Eindruck von der mühsamen und sorgfältigen Arbeit, die
hier geleistet worden ist, vermag schon ein bloßer Blick auf das
12 große Quartseiten in Anspruch nehmende vorläufige Verzeichnis
der Abkürzungen (S. III—XIV) zu vermitteln, das die auszuschöpfenden
Quellen und Quellen-Untersuchungen nennt, und
das Studium der einzelnen Artikel des Lexikons verstärkt diesen
Eindruck. Diese führen in ihrer ersten Abteilung die Formen der
einzelnen Vokabeln in den jeweilig in Betracht kommenden
Sprachen oder Dialekten — C a n. A n c, P h c n., P u n., M o a b.,
H e b r., Y a o d., A r a m. A n c, A r a m. E m p., N a b., Pal m.,
Hatra, J U d. A r a m. oder einige davon — vor und buchen
dann in Zahlenreihen — 1, 2, 3 usw. die Bedeutungen, die das betreffende
Wort aufweist. Stichproben haben gezeigt, daß die Angaben
verläßlich sind. So gebührt dem Bearbeiter wie dem Verlag
der aufrichtige Dank aller derer, die es mit den semitischen, besonders
mit den westsemitischen Sprachen zu tun haben, nicht
zum wenigsten der Alttestamcntlcr, die aus dem hier bequem zugänglich
gemachten sprachlichen Material viele Hilfsmittel zu
schärferer Bestimmung hebräischer und aramäischer Worte des
Alten Testaments entnehmen können. Nur eine kritische Frage
sei erlaubt. Ug. = Ugaritiquc kommt zwar im Verzeichnis der
Abkürzungen vor, aber berücksichtigt ist das Ugaritische kaum,
obwohl das etwa bei TW schon darum geboten ist, weil für das
Wort auch dort die beiden Bedeutungen „Würdenträger" und
• •Tenne" vorzukommen scheinen, die Hoftijzer unter TW||
»nd TWU1 bucht. Vor allem hätten der Mitteilung der kanaanäi-
schen Glossen aus den Amarna-Briefen (= Can. Anc.) wie
o-na-ji bei ^M„ und h,a-ia-ma bei Tl, die ugaritischen Entsprechungen
hinzugefügt werden sollen. Ob diese für das Supplement
vorgesehen sind, das H o f t i j z e r in seinem Vorwort ankündigt
? Das Buch ist sehr sorgfältig gedruckt. Die Stichproben haben
nur einen Druckfehler ergeben, S. XII, Z. 19 v. U., wo es statt
Byblosi heißen muß: Byblos 1.

Halle/Saale OltoEißfeldt

Bright, John: A Hisrory of Israel. With: Westminster Hisrorical
Maps 0f Bible Lands, cd. by G. E. W r i g h t and F. V. F i 1 s o n.

Philadelphia: Westminster Press [1959]. 500 S. u. 8 S., 16 färb. Ktn.
gr. 8°. Lw. $ 7.50.

Darstellungen der Geschichte Israels, die einen weiteren
Leserkreis ansprechen und dabei den Forderungen der kritischen
Wissenschaft genügen, sind nicht häufig. Für das englische Sprachgebiet
, vor allem für Amerika liegt mit dem Werk des Professors
für Hebräisch und für die Auslegung des Alten Testaments
am Union Thcological Seminary in Richmond, John Bright, eine
Arbeit vor, die nach Stil, Stoffverteilung und Abgcwogenhcit des
Urteils nicht leicht ihresgleichen fände. Sie ist in der Reihe der
Westminster Aids for the Study of the Scriptures erschienen und
teilt mit diesen Handbüchern die reichliche Ausstattung im Satz
und in den Anhängen durch Sach- und Stellen -Register, gut
ubers.chtliche Zeittafeln und eine Auswahl von 16 Karten der
^Crm,ü!tir nistorical maps. die die geografische Übersicht für
enc Ycscn,cnt.c Palästinas und des Alten Orients vom Anfa

inas und des Alten Orients vom Anfang des
Apostel« P " 'ichen ,ahrtausends bis zur Mittelmeerwelt des
schlössen sind C" lmd durch ein Ortsnamen-Register er-

Iiter^nrl, ParstelIunS >st durch gelehrte Anmerkungen, die I Gesetzesforderung vom Sinai und klassisch geprägt in dem durdi"
urneiege sow,e kritische und weiterführende Bemerkungen I die Reform Esras bestimmten Judentum. Das Gesetz scheint zu

enthalten, unterbaut. Der Verfasser steht im Strome der internationalen
, modernen Bibelwissenschaft, auch der deutschen
(A. Alt, M. Noth); er kennt und verarbeitet die Ergebnisse der
neuesten Forschung auf archäologischem, chronologischem, historischem
und nicht zuletzt theologischem Gebiet. In seiner zugleich
kritischen und konservativen Haltung folgt er häufig W. F.
Albright, weist aber auch den weniger selbständigen Leser in
einem englischen Literaturverzeichnis, in dem auch deutsche
Werke in englischer Übersetzung (Noth, Geschichte Israels) genannt
sind, auf die Breite der Forschung hin. An zwei Stellen
führt er den Leser in Exkursen auch unmittelbar in die Problematik
der wissenschaftlichen Arbeit ein.

In dem ersten Exkurs geht es um den oder die Feldzüge Sanheribs
nach Palästina. Der Verfasser rechnet damit, daß 2 Reg 18, 13—16,
Verse, die in Js 36 fehlen, aber durch die eigene Darstellung Sanheribs
(vgl. Greßmann, AOTAT 353 f.) in ihrem Inhalt gestützt und wohl
auch bestätigt werden, sich auf die Ereignisse des Jahres 701 beziehen,
die übrigen Verse 2 Reg 18, 17 bis 19,37 und der Parallelbericht bei
Js 36—37, die Erzählung von der wunderbaren Errettung Jerusalems zu
einem späteren Feldzug Sanheribs gehören, der etwa 688 anzusetzen
wäre. Weiteren Maßnahmen, erneuten Repressalien Sanheribs wäre
Hiskia durch den Tod entgangen. Aber von den Taten Sanheribs in
diesen Jahren wissen wir. wie Verfasser ausdrücklich zugibt, in Wirklichkeit
nichts. In dem Für und Wider, an dem er den Leser teilnehmen
läßt, entscheidet sich der Verfasser für die Theorie der zwei Feldzüge.

Ein zweiter Exkurs behandelt das ja ebenfalls bekannte Problem
des Datums der Mission Esras in Jerusalem. Auch hier werden die verschiedenen
Thesen mit Gründen und Folgerungen übcrsichtlidi dargestellt
. Die Untersuchung geht von der Annahme aus, daß die von
Nchemia selbst verfaßten Memoiren später in das Werk des Chronisten
, das ja auch Esras Erinnerungen im Ich-Stil enthält, eingefügt
wurden. Es erscheint durchaus als möglich, daß der Chronist, der jüdischen
Tradition gemäß, mit Esra (oder einem seiner Schüler) zu identifizieren
wäre. Beide haben bei Nehemias zweitem Aufenthalt in Jerusalem
nebeneinander gewirkt. Nehemias frühere Reformversuche blieben
in Einzelmaßnahmen stecken. Esra hat unter der Autorität der persischen
Regierung den Pentateudi gewissermaßen als das jüdische Grundgesetz
eingeführt und damit die Reform auf eine feste Grundlage gestellt
. So gebührt ihm der Ruhm, die Reform zum Ziel geführt zu
haben. Darin hat der Chronist recht. Die Ansprüche, die Nehemia in
seinen Memoiren erhebt, haben demgegenüber nur subjektive Bedeutung
. In der Hauptsache der Ansetzung Esras nach Nehemia unterstützt
der Verfasser diese moderne, sich wohl allmählich durchsetzende Meinung
, vgl. W. Rudolph, Esra und Nehemia 1949, 65 ff. und M. Noth,
Geschichte Israels 1954, 289 f., der sich mehr zurückhaltend äußert. In
Einzelheiten geht der Verfasser eigene Wege. Die nüchterne Aufzählung
der verschiedenen Thesen mit ihren Vorzügen und Schwierigkeiten
ist sein besonderes Verdienst.

Der gesamte Stoff der Geschichte Israels wird in 6 Teilen
mit 12 Kapiteln behandelt. Ein Prolog soll dem Leser die richtige
Perspektive geben, ihm nämlich die Erkenntnis von der außerbiblischen
Vorgeschichte des Alten Orients seit der ältesten
Steinzeit (vielleicht 100 000 Jahre vor Christus!) vermitteln. Im
einzelnen folgen in jedem Abschnitt allgemeine geschichtliche
Übersichten, quellenkundliche Ausführungen und die äußere und
innere Geschichte Israels. Denn es geht schließlich um die Geschichte
der biblischen Religion, wobei in steigendem Maße von
den in der israelitisch-jüdischen Geschichte enthaltenen Spannungen
gesprochen wird. Da sind die nicht überwundenen Gegensätze
zwischen dem aus der Richterzeit stammenden charismatischen
Führertum, das zum mindesten bei Saul noch sich auswirkt,
und der entstehenden dynastisch gebundenen Monarchie. Diesem
Problem hat neuerdings Giorgio Buccellati in Bibbia e Oriente
h- 1. 1959, 99—128 unter dem Titel: Da Saul a David, Le origini
della monarchia israelitica alla luce della storiografia contempo-
ranea, eine besondere Untersuchung gewidmet, in der er besonders
in Auseinandersetzung mit Alt unter Ablehnung des charismatischen
Königtums schon für Saul und Ischbaal die Geltung des
dynastischen Prinzips nachzuweisen versucht. Aber das Ringen
zwischen charismatischem und dynastischem Prinzip bleibt auch
später von Einfluß in der Geschichte von Nordreich und Südreich
. Und auch sonst weist Bright mit Recht auf die Fruchtbarkeit
solcher Spannungen in der Geschichte hin. Sie münden schließlich
in die Spannung von Gesetz und Gnade, vorgebildet 6chon in der
gnadenvollen Rettungstat am Schilfmeer und der harten