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Ausgabe:

1962 Nr. 5

Spalte:

345

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Leeuw, Gerardus van der

Titel/Untertitel:

Einführung in die Phänomenologie der Religion 1962

Rezensent:

Mensching, Gustav

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Seite 1

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345 Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 5 346
tont B. aber die strenge Unterscheidung zwischen ..monistischer"

und ,.schöpferischer" (creazonistica) Konzeption der Theo- und ALTES TES l AMENT
Kosmogonie (166 ff.). Die Vernachlässigung dieser zwei Haupttypen
mit ihren unterschiedlichen Aspekten muß Mircea Eliade K n ' g h t, George A. F.: A Christian Theology of the Old Testament,
vorgeworfen werden, der die monistische coincidentia opposi- RlAmond/Virginia: John Knox Press und London: SCM Press Ltd.
forum des Einen und Absoluten für alles nimmt. Dafür ist nach 19">9' 383 8 ■ '-w- * 5 —•

B. Eliades Position ,,di certo spiritualismo irrazionalistico, Man muß, um dieser Theologie des Alten Testaments voll

indianeggiantc, teosofica" verantwortlich (166). gerecht zu werden, genau darauf achten, was sie geben will:

Diese Auseinandersetzung mit Eliade, die audi seine Mythos- , »icht eine Darstellung der religiösen Ideen Altisraels — dafür

auffassung (der Mythos als absolute, außerzeitliche Wahrheit?) be- gibt es nach der Meinung des Verfassers bereits eine Anzahl

trifft (153 ff.), ist von besonderem Wert, da sie die antihistorischen trefflicher Werke —, sondern, wie der Titel ausdrücklich ankün-

und philosophisch - theologischen Voraussetzungen des rumänischen det: eine christliche, ja das Vorwort präzisiert noch:

Religionshistorikers bloßlegt'. Es ist interessant zu beobachten, welche eine kirchliche Theologie des Alten Testaments. Voraus-

Berührungen sich zwischen seiner ahistorischen, spiritualistisch-symbo- 6etzung der Darstellung ist für Kn., daß das AT genau so wie

.sehen Konzeption und der Dehistorifikation eines Ernesto de Mar- , das m Wor(. Gotfes mi ak christjan Scri

uno^ ergeben, trotz versehener und entgegengesetzter Intention ^ <ej (g ?) Das Bu(Jl ^ unter Smöglichster Vermeidung

T-i t-,. , • i r, i ■ . technischer Begriffe bewußt in einer Sprache geschrieben, die dem

n nEfbfenSOu "** ™ E1:adc ß'Ten2t S1* auch w,,eder V°" . gewöhnlichen Kirchenglied zugänglich ist. Das heißt „icht, daß

R. Otto ab (150 ff.), dessen Irrationalismus nur relativ zum der Verf_ dje wissensdiaWiche /rbeit am AT n,At kennt und

Rationalismus zu verstehen sei (die irrationale Erkenntnisfunk- ihre Ergebnisse njcht vorausset2t) aber er vermddet es, die Pro.

tum) und der das Mysterium tremendum als Ursprung des blematik jn ^ Brdte darzul dig dem Nichtfachmann

Seins mit Attributen historischer Wirklichkeit versieht.

B. endet mit den Worten: ,, . . . der Historiker muß schließen
, daß man auch in Religion — und vor allem in Religion —
nicht der gewissen konkreten Bestimmtheit des Denkens ent

schwer verständlich wäre oder die er als uninteressant empfinden
müßte.

Das Buch ist in vier Hauptteile gegliedert:
Der erste redet von „Gott". Hier kommen aufs Ganze gesehen die

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behren kann, was übrigens nicht bedeutet, das Mysterium der ' Themata zur Sprache, die auch in anderen systematischen Darstellungen
Religion zwischen den inadäquaten Schemen eines .cartesiani- j der alttestamentlichen Theologie Gegenstand der Gotteslehre sind:

sehen' Rationalismus zu töten" (171).

Druckfehler: S. 95 1. Shahrastani: S. 151 L Rudolf Otto.

Leipzig Kurt R u ilol ph

) Ich verweise dazu besonders auf die nachgelassenen Notizen
p,0" Pettazzoni, die eine beachtenswerte und notwendige Kritik an
'ades Position zum Ausdruck bringen, abgedruckt in SMSR 31, 1960,
• 31—55 Vgl. ferner Tadeusz Margiii, Mircea Eliade jako teoretyk
swKjtosci i mitu (M. E. als Theoretiker des Heiligen und des Mythus),
EUHEMER l (20). Rok V. Warschau 1961, S. 36-52.
.. Vfc"l- dessen Aufsätze über ..Rcligionsethnologie und Historizis-
mus ■ in Paidcuma 2, 1942, S. 178-196, und „Fenomcnologia reli-
giosa c storicismo assoluto". in SMSR 24/25, 1953/54, S. 1— 2$.
) Vgl. ThLZ 1962, Sp. 199.

Leeuw. Gerardu« van der: Einführung in die Phänomenologie der
Religion. 2., durchges. u. erweit. Aufl., besorgt v. H.-Chr. Piper.
Gütersloh: Gerd Mohn [I9t>l]. VIII, 220 S. 8°. Lw. DM 12.80.

Das umfassende und tiefgründige, für die vergleichende
Religionsforschung schlechthin grundlegende Werk „Phaeno-
menologie der Religion" (1. Aufl. 1933; 2. Aufl. 1956) wird
durch diese Neuauflage der 1924, also vor dem Erscheinen der
..Phaenomenologic" vom Verfasser erstmalig veröffentlichten
..Einführung" natürlich nicht ersetzt, zumal sie weder Quellennachweise
noch Literaturangaben enthält. Aber das mit gewohnter
Meisterschaft geschriebene Buch kann dem Leser, der sich
über das weite Gebiet der Erscheinungsformen der Religion informieren
will, als zuverlässiger Wegweiser wärmstens empfohlen
werden.

Das Buch ist, abgesehen von der Einleitung, die von Methode
»nd Geschiduc der Religionsphänomcnologie handelt, in fünf große
Abschnitte eingeteilt, die folgende Themen erörtern: „Gott" (u.a.
Macht, mächtige Dinge, hl. Tiere, Wille und Gestalt, Dämonen und
Engel, Polytheismus. Theismus, Pantheismus), „Mensch" (u.a. hl. Menschen
, hl. Gemeinschaften), „Gott und Mensch" (u.a. Opfer, Sakramente
, religiöse Erfahrung). „Gott und Welt" (Magie und Kultus,
Jh,eo,ogic)- ..Historische Formen und Personen" (u.a. Dyna-
miK der Religion, Stifter und Reformator, Lehrer und Mittler).

Ronn

Clustav Mensching

V Koptisch' l' begrip "■*•> bestaan" in het Egyptisch en het

Tüdschrift voor Phi,osoPhie 23. ,M] S. 302-309.

Gottes Offenbarung und Selbstbezeugung, die Einheit Gottes und die
göttlichen Wesen neben ihm, seine Heiligkeit und Herrlichkeit und
schließlich, wenn auch in größter Kürze und im Bewußtsein, daß das
eigentlich dem AT unangemessen ist, die sog. göttlichen Attribute wie
Ewigkeit, Unveränderlichkeit, Allwissenheit und Allmacht. Für das
Vorgehen Kn.s charakteristisch scheint mir vor allem der zweite Abschnitt
dieses ersten Hauptteils zu sein: „God Known from His Image".
Ausgehend von Gen. 1, 26 entfaltet Kn. hier die alttestamentliche Anthropologie
, aber nicht um ihrer selbst willen, sondern um vom gewonnenen
Menschenbild her Rückschlüsse auf die Gottesvorstellung zu
ziehen.

Der zweite Hauptteil, der mit „Gott und Schöpfung" überschrieben
ist, redet vom uranfänglichen Chaos und seiner Überwindung, vom
Menschen und von Gottes Zorn. Der Vorstellung vom Chaos ist der
Verf. mit großem Interesse und einer gewissen Ausführlichkeit nachgegangen
. Dabei wird besonders Gewicht auf die Identifikation des
Cha os mit Ägypten gelegt — aber auch mit der Unterwelt, in die sich
der Beter des Klageliedes geworfen sieht. Dabei müßte allerdings gezeigt
werden, daß es sich bei der Gleichsetzung mit Ägypten um eine
erst sekundäre „Vergesdiichtlichung" ursprünglich mythischer Vorstellungen
handelt. Da schon im ersten Teil über den Menschen als
Gottes Geschöpf gehandelt worden war, wird in diesem Kapitel vor
allem von der Sünde des Menschen gesprochen. Sünde ist nicht zuerst
ein Übertreten des Moralgesetzes, sondern vielmehr „ein Abbrudi der
Beziehungen mit dem lebendigen Gott" (S. 126). Unter dem Titel „Der
Zorn Gottes" ist audi vom Satan und vom Fluch, der über der ganzen
Erde liegt, die Rede. Beide finden darum in Gottes Schöpfung Raum,
denn das Chaos blieb Teil der Schöpfung, da es immer noch für Gottes
Absichten und seinen Plan nötig ist (S. 144).

Der Schwerpunkt des ganzen Buches liegt für den Verf. offensichtlich
beim dritten Teil, „Gott und Israel", er ist ihm auch besonders
gut gelungen. In einem einführenden Abschnitt, überschrieben
„Israel and Revelation", werden grundsätzliche Überlegungen zum
Thema Offenbarung und Geschichte angestellt. Offenbarung heißt für
den Verf.: Offenbarung in der Geschichte des Gottesvolkcs. Er glaubt
aber, daß es faktisch unmöglich sei, der nackten historischen Ereignisse
hinter ihrer jeweiligen Interpretation durch die biblischen Erzähler habhaft
zu werden. In Wirklichkeit werde die Deutung ebensosehr Teil des
göttlichen Ereignisses, wie die ursprüngliche göttliche Begebenheit
selbst. Hier wäre zweifellos weiterzudenken. So gewiß man bei der
Frage nach der göttlichen Offenbarung im AT vom Zeugnis der Zeugen
nicht absehen kann, und so sehr Kn. zuzugestehen ist, daß der Historiker
oft genug nicht in der Lage ist, das historische Ereignis noch mit
Sicherheit zu fassen, so unmöglich ist es, zur Ausflucht zu greifen, der
sog. historische Kern der alttestamentlichen Erzählungen sei eben
paradoxerweise kein historischer Kern im modernen Sinn, sondern vielmehr
ein „supra-historischer" (S. 158). Sehr gern liest man den Abschnitt
über das Sclbstverständnis Israels; er spricht von einer Reihe
von Bildern (figures), unter denen Israel sein Verhältnis zu Gott zur
Darstellung bringt: Es versteht sich als Weinstock, als Gottessohn, als
Menschensohn, als Braut, als Fels (obwohl Kn. natürlich weiß, daß für
das AT zunächst Jahwe der Fels ist). Man sieht, wie dabei dem