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1962 Nr. 4

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 4

30&

Das wichtige 3. Kapitel unternimmt es, Auskunft über die
Umsetzung der biblischen Grundbegriffe in tamulischen Sprachformen
zu geben (Gott, Menschwerdung, Gerechtigkeit, Glaube,
Hoffnung u. a.). Die sodann auf S. 26 angekündigte ,,Untersuchung
" der Übersetzungen westlicher Kirchenlieder ins Tamu-
lische, der dann nur die S. 30 gewidmet ist, ist unbefriedigend
nach Umfang und Inhalt; da wäre mehr zu tun und mehr zu
sagen.

Die eigentlich theologische Arbeit wird S. 31—51 unter der
Übersdirift „Das Zeugnis der tamulischen christlichen Dichtung"
geboten. Man bedauert freilich, daß keine Liste der Namen der
vielen Dichter, ihrer Lebenszeit und ihrer Werke und deren
Druck- oder Fundorte gegeben ist und daß nur zwei von ihnen,
nämlich Vedanayaga Sastriar (ohne Lebensdaten) und Krishna
Pillai (gest. 1900, 73 Jahre alt), genannt werden. Neben relativ
vielen Zitaten aus den Christian Lyrics und von Krishna Pillai
wird Vedanayaga Sastriar nur viermal angezogen. So muß die
Basis als reichlich schmal erscheinen, und es wird sofort deutlich,
daß wir hier nur einen ersten Auswertungsversuch vor uns haben,
für den wir dankbar sind, dem aber eine umfassendere und gut
dokumentierte größere Arbeit folgen sollte.

Im Hauptteil wird an den Namen und Sachbegriffen Gott,
Jesus Christus, Heiliger Geist, Trinität, Mensch, Sünde, Heil,
Früchte des Heils (typischerweise sind die letzten 3 mit zusammen
12 S. die längsten Beiträge) und die letzten Dinge gezeigt, in
welch biblisch gebundener Weise und in welch tamulischer
Spracheinkleidung sie in den Dichtungen der (zumeist) Laien zum
Ausdruck kommen und eine Aufnahme und Ausprägung in der
indischen Denkweise gefunden haben. Im einzelnen muß man das
nachlesen. Erfreulich sind die Beispiele der indischen Bildersprache
(S. 32, 33, 35, 36, 37, 39, 40, 42, 43, 45, 47, 48, 50).
Es muß auffallen, daß nichts von einem notwendigen und als Bedürfnis
empfundenen Dienst des Christen gesagt wird, was wohl
heißt: nicht gesagt werden kann. Diese Tatsache, die uns auch
an einen entsprechenden Mangel in den deutschen Gesangbüchern
erinnern mag, wird einen Schluß auf die Art der Verkündigung
und Arbeitsweise der Missionen zulassen; sie findet auch eine
neuere Bestätigung: „Die Heilsbotschaft ist noch nicht allen
Menschen unserer Generation verkündigt worden. Ohne unsere
Hilfe wird es auch nicht dazu kommen, denn die einheimischen
Kirchen haben nicht die nötige Kraft, es selbst zu tun — und in
vielen Fällen haben sie auch nicht den Willen dazu —, denn die
christliche Missionsbewegung ist vielleicht an keinem andern
Punkt so auffallend gescheitert wie darin, den missionarischen
Eifer, der ihre eigenen Leute auf die Mis6ionsfelder getrieben hat,
weiterzugeben" (Luth. Rundschau, Mai 1961, S. 108/9).

Es ist bekannt, welche Bedeutung die literarischen Arbeiten
überhaupt und besonders heute für das Leben der Jüngeren
Kirchen und für ihre missionarische Aufgabe haben. Leider aber
muß der Verf. S. 54 feststellen: „Es fehlt an Büchern, an Menschen
, die 6ie schreiben können, am Geld, das dafür nötig ist".

An kleinen Aussetzungen und Wünsdien wären noch zu nennen:
Zu den Anm. 4 und 6 wünscht man sich die üblichen Zitationsangaben,
ebenso zu Anm. 12 (Eyre and Spottiswoodc Ltd, London 1953). Die
S. 13 genannteZahl von 12 dravidisdien Sprachen ist auf 19 zu erhöhen
(cf Burrow-Emenau: A Dravidian Etymological Dictionary, Oxford
1961, p. IX). Zur Erwähnung de« Verbotes obszöner Schriften sähe man
gern eine nähere Angabe des Fundortes (S. 15). Ad Tembavani (S. 17):

das ungefähr 500 S. starke Manuskript ist erhalten und befindet sich in
der India Office Library in London; ich selbst besitze das MS als
Photostat. Zu S. 18/19: Im Missionsarchiv der Franckeschen Stiftungen
in Halle/S. befinden sich viele Predigten auf Palmblattstrcifen, aus
denen das Sprachvermögen und die von ihm benutzte tamulische
Begrifflicltkeit Ziegenbalgs u. a. Missionare nachzuprüfen ist. Ebenfalls
S. 19: das Apost. Glaubensbekenntnis wurde in Halle 1712 gedruckt
(cf Arno Lehmann: Es begann in Tranquebar, S. 92). Der interessierte
Leser erführe gern den auf S. 3 5 angedeuteten tamulisdien Ausdruck,
der Gottes Affektfreiheit und seine Erhabenheit über alle Gefühle des
Schmerzes, der Freude, der Feindseligkeit usw. wiedergibt. Die im
Inhaltsverzeichnis angegebenen S. 7. 8 und 52 stimmen nicht.

Halle/Saalo Arno L e h in u n n

Devanandan, PaulD.: Zu Zeugen berufen [Referat in Neu Delhi].

Junge Kirche 22, 1961 S. 749—755.
Gabler, Paul: Zur Frage der missionarischen Verkündigung in Indien.

Evangelische Theologie 21, 1961 S. 505—519.
G r o n d i j s, L. H.: Het vraagstuk der hereniging in de actualiteit.

Nederlands Theologisch Tijdschrift 15, 1961 S. 215—222.
Hoekendijk, Hans: Auf dem Weg in die Welt von Morgen.

Junge Kirche 22, 1961 S. 652—662.
H o 11 i s, Michael: Lesslie Newbigin, ein Mensch an der Grenze.

Evangelische Missionszeitschrift 18, 1961 S. 147—158.
Holsten, Walter: Die Bedeutung des lahres 1836 für die deutsdie

evangelische Mission.

Evangelische Missionszeitschrift 18, 1961 S. 129—139.
Hübner, Friedrich: Diaspora und Ökumene.

Die evangelische Diaspora 32, 1961 S. 139—146.
Ibiam, Sir Francis Akanu: Was ist mit Afrika? [Referat in Neu

Delhi].

Junge Kirche 22, 1961 S. 769—779.
Kraemer, Hendrik: The Significance of the Graduate School for the

Whole Task of the Ecumcnical Institute.

The Ecumenical Review 14, 1961 S. 69—71.
Nikodim, Erzbischof: Ökumene und Orthodoxie.

Stimme der Orthodoxie 1, 1961, Heft 5/6 S. 9—15.
Nissiotis, Nikos: Zeugnis und Dienst der orthodoxen Christenheit
für die Eine, ungeteilte Kirche [Referat in Neu Delhi].

lunge Kirche 22, 1961 S. 76f-769 = Kirche in der Zeit 16. 1961

S. 446—449.

S c h 1 i n k, Edmund: The Graduate School of Ecumenical Studics ancl

the Theological Faculties.

The Ecumenical Review 14, 1961 S. 43—49.
Setiloane, Gabriel M.: The Graduate School of Ecumenical Stu-

dies and the Youngcr Churchcs in Africa.

The Ecumenical Review 14, 1961 S. 65—68.
S i 111 e r, Joseph: Zur Einheit berufen [Referat in Neu Delhi].

Junge Kirche 22, 1961 S. 742—749.
Takenaka, Masao: Zu dienen berufen — Der Dienst der Kirche in

der 6idi wandelnden Welt von heute [Referat in Neu Delhi].

Junge Kirche 22, 1961 S. 755—762.
Vicedom, Georg: Der Angriff des Christentums auf die Religionen.

Deutsches Pfarrerblatt 61, 1961 S. 541—543.
— Die Mission im Blick auf Neu Delhi..

Evangelische Missionszeitschrift 18, 1961 S. 139—147.
Visscr't Hooft, W.: Der Auftrag des ökumenischen Rat« der

Kirchen [Bericht in Neu Delhi].

Junge Kirche 22, 1961 S. 734—742.
Das Wort Gottes und der moderne nichtchristliche Glaube (Bericht

über vier Konsultationen).

Evangelische Missionszeitschrift 18, 1961 S. 159—167.

Am 31. März 1902 wurde Erich Hertzsch in Unterbodnitz als
Sohn des dortigen Pfarrers geboren. Von 1914—1921 besuchte er das
Gymnasium in Rudolstadt. Sein Theologiestudium hat ihn von Tübingen
über Jena wieder nach Tübingen geführt, und er hat von
1921—1924 hier wie dort die alte Theologengeneration zu Lehrern
gehabt, sie haben den Schüler theologisch und menschlich geprägt,
und er ist im Entsdieidenden dieser Tradition treu geblieben. Theologische
Elemente Schlatters, der Geist der Freiheit und Duldsamkeit,
der das damalige Jena besonders auszeichnete, und der Einfluß der
Schweizer Religiös-Sozialen sind die wichtigsten Faktoren seiner theo-

VON PERSONEN
Erich Hertzsch zum 60. Geburtstag

am 31. März 1962

logischen Position geworden. Nach seinem Examen ging Erich Hertzsch
ins kirchliche Amt, zuerst nach Hartroda, dann nach Bucha. Von dort
aus konnte er regelmäßig an Heussis kirchengcschichtlichen Seminaren
teilnehmen, hier lernten wir uns kennen bei ernster Arbeit und bei
der vom Humor unseres Lehrers gewürzten Geselligkeit. So hat er
neben dem Pfarramt seine wissenschaftliche Arbeit ständig fortgesetzt
und konnte 1931 mit einer Arbeit über „Karlstadt und seine Bedeutung
für das Luthertum" promovieren. Ein Pfarramt in Eisenach ermöglichte
ihm eine breitere Wirksamkeit auch im kirchlichen Bereich.
Sein besonderes Interesse galt der katechetischen Arbeit. Der Vater