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1962 Nr. 4

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 4

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gibt zumindest zu denken, wenn der Verf. die Wendung der
Anamnese ,, (wir) nahen dem Thron deiner Gnade dank dieses
einen, vollkommenen, allgenugsamen Opfers" in den Erläuterungen
„besser und theologisch unanfechtbar" mit den Worten
ausgedrückt sieht: .....mit diesem einen, vollkommenen, allgenugsamen
Opfer". Er sagt dazu: „Dieses Opfer halten wir,
ohne durch Raum und Zeit getrennt zu sein, Gott vor Augen,
wir erinnern ihn daran, bringen es ihm dar, .offerieren' (offere),
,opfern' es." Ebenfalls wird wohl der Satz der Epiklese „mit ihm
segne und heilige diese deine Gaben (P. hält die Hände segnend
über Brot und Wein) zum Brot des Lebens und zum Kelch des
Heils" die Frage wecken, ob hier nicht ein mit reformierter Lehre
unvereinbares Handeln an den Elementen in Erscheinung tritt.
An derartige Wendungen wird sich wohl die Diskussion anzuschließen
haben, die der Herausgeber selbst bereits ins Auge
faßt, wenn er der oben zitierten Berufung auf „reformierte Erfahrung
und Empfindung" im Blick auf seine Neugestaltung den
Satz folgen läßt: „Wie weit man dabei gehen darf, ohne Wesentliches
und Unaufgebbares preiszugeben, darüber läßt sich reden,
nicht aber streiten."

Ein besonderer Vorzug dieser Gottesdienstordnung ist die
Sprache ihrer Gebete, die ganz gegenwartsnah ist, nur hie und da
einmal ins Gefühlige abgleitet. Häufige Vorschläge für eine
sachgemäße Kürzung der Ordnung kommen der liturgischen
Kargheit der reformierten Tradition entgegen. Da keine Bindungen
durch eine Tradition hinsichtlich des liturgischen Gesangs
vorliegen, konnte man es wagen, durch Christian Lahusen das
Kyrie, Gloria, Sanctus und Benedictus, sowie das Agnus Dei völlig
neu komponieren zu lassen. Die Kompositionen erscheinen
recht brauchbar, aber vielleicht gerade dadurch, daß ihre innere
Haltung in einer überraschenden Nähe zu der des überkommenen
lutherischen Melodiengutes bleibt. Der von Frere Marc aus Taize
geschaffene Einband und die drucktechnische Gestaltung, die von
der Communaute de Taize vorgenommen ist, machen das Buch zu
einem auch in dieser Hinsicht bemerkenswerten Erzeugnis.

Greifswald William Nagel

Monumenta Musicae Byzantinae. Transcripta, ed. C.
Heeg. O. Strunk, H. J. W. Tillyard, E. Wellesz. Vol. VII: The
Hymns of the Pentecostarium, transcr. by H. J. W. T i 11 y a r d.
XXXVI, 174 S. Dan. Kr. 35.-.

Lectionaria. Vol. I, Fase. IV: Prophetologium, ed. C. Weeg et
G. Z u n t z. Fase. Quartus: Lectiones Hebdomadae 5ac Quadrage-
simae et Hebdomadae in Palmis et Maioris. IV S., S. 269 — 410.
Dan. Kr. 30.—.

Sdbsidi», ed. C. Heeg, O. Strunk, H. J. W. Tillyard, E. Wellesz.
Vol. IV: Studies on the Fragmenta Chiliandarica Palacoslavica I:
Byzanrine Elements in Early Slavic Charit: The Hirmologion. Main
Vol. and Vol. of Appendices by Milos M. Velimirovic. XII,
140 S. u. 10, LXXVS., l2Taf. Dan. Kr. 50.-.

Kopenhagen: Munksgaard 1960. 4° = Union Academique Internationale
.

Daß die Geschichte des byzantinischen Kirchengesangs heute
nicht mehr als ein abseitiges, nur wenigen Spezialisten zugängliches
Sondergebiet, sondern als eine wichtige, im großen Zusammenhang
der Kirchenmusik und der Liturgie nicht mehr
übergehbare Komponente betrachtet wird, ist in erster Linie dem
Herausgeberkollegium der seit 1935 erscheinenden Monumenta
Musicae Byzantinae zu verdanken. Auch die im Jahre 1960 erschienenen
, hier zur Besprechung vorliegenden Einzelhefte zeigen
wieder eindrucksvoll, mit wieviel Energie und organisatorischer
Umsicht dort gearbeitet wird.

Bei den von Tillyard in moderner Notenschrift herausgegebenen
Gesängen handelt es 6ich um einen Teil des Stichera-
rion, und zwar um die stichera idiomcla (etwa den lateinischen
Antiphonen vergleichbar) von Ostersonntag bis zum Sonntag
nach Pfingsten. Der Wert solcher Transkriptionen liegt nicht nur
auf musikalischem Gebiet. Im Gegenteil! Während die Übertragung
der Gesänge aus der byzantinischen Gesangsschrift in
unsere Notenschrift große Probleme aufwirft und eine klingende
Realisierung der Gesänge durch westeuropäische Sänger fast unmöglich
erscheint, bieten die philologisch eindeutigen Texte der

Stichera keine derartigen Schwierigkeiten. Diese Texte eröffnen
viele, noch kaum beachtete Möglichkeiten für die theologische,
liturgiegeschichtliche und philologische Forschung. Ein Teil der
Stichera liegt schon in deutscher Übersetzung vor (K. Kirchhoff,
Osterjubel der Ostkirche, Münster 1940), wodurch der Zugang
zu der Materie für viele- erleichtert wird.

In der Serie Lectionaria, in der die Lesungen der byzantinischen
Kirche nicht nur als Text, sondern in der ursprünglichen
Aufzeichnungsweise mit Lektionszeichen ediert werden, erschien
ein weiterer Faszikel des Prophetologion. An diesen Lektionen
wird klar, was früher liturgische Sprache und liturgisches Sprechen
bedeuteten. Das bloß gesprochene, gleichsam natürliche
Wort konnte keine liturgische Funktion erfüllen. Es bedurfte
erst des Mediums einer eigenen, fixierten Vortragsweise, um
dem Wort liturgische Würde und Kraft zu verleihen. In den
Lektionszeichen hat sich diese Vortragsweise schriftlich manifestiert
. Von den Lektionen her kann man auch verstehen, daß'
es bei den ausgeprägten Gesängen der byzantinischen Kirche
(Hirmoi, Stichera, Koinonika etc.) nicht um eigenständige Mu6ik
im späteren Sinn gehen kann. Der Gesang ist ebenso wie der
Lektionsvortrag nur eine bestimmte Erscheinungsweise liturgischer
Sprache.

Den Zusammenhängen von byzantinischem und slavischcn»
Kirchengesang geht Vclimirovit nach. Dabei ist die Herkunft
des slavischen vom byzantinischen Gesang klar, schwieriger ist
die Frage, in welchem Stadium der byzantinische Gesang übernommen
wurde, an welche Tradition im einzelnen angeknüpft
wurde und wie sich slavische Elemente in dem übernommenen
Gut durchsetzten. Die Hauptschwierigkeit liegt aber darin, daß
der frühe slavische Gesang in seiner schriftlichen Aufzeichnung
noch nicht eindeutig entziffert werden kann. Dementsprechend
werden in der vorliegenden Abhandlung mehr Probleme herausgestellt
als gelöst. Aber eine solche Darstellung, die auf einer
umfassenden Kenntnis des neuesten Standes der Forschung fußt,
ist wichtiger als vorschnelle Lösungen. Fraglich bleibt nur die
vom Verfasser eretmalig behandelte Theorie von der formalen
Anlage der byzantinischen Gesänge. Es wird auf Formen wie.
AABC oder auch Stollen - Stollen-Abgesang verwiesen. Ob hier
nicht gänzlich verschiedene Phänomene aus der Blickrichtung,
einer schulmäßigen Formenlehre gedeutet werden? — Ein Supplementband
bietet reichhaltiges Vergleichsmaterial byzantinischer
und slavischer neumierter Gesänge und eine Anzahl von wertvollen
Handschriftenfacsimiles.

Mündien R. SchlöttCret

Blankenburg. Walter: Zum Verständnis von Heinrich Schiit;:.
Musik und Kirche 31, 1961 S. 226—231.

Brodde, Otto: Vom „Hamburger Motettenbuch".
Musik und Kirche 31, 1961 S. 272—276.

Eh mann, Wilhelm: Noch einmal zum Problem „Conccrtistcn-
Ripienisten".

Musik und Kirche 31, 1961 S. 267—271.
C a m b e r, Klaus: Das Tassilo-Sakramentar. Das älteste vollständig
erhaltene Regensburger Meßbuch.

Münchener Theologische Zeitschrift 12, 1961 S. 204—209.
Geck, Martin: J.S.Bachs Weihnachts - Magnificat und sein Traditionszusammenhang
.

Musik und Kirche 31, 1961 S. 257—266.

Goltcrman, W. F.: Groet en zegen.

Ncderlands Theologisch Tijdschrift 16, 1961 S. 35—46.
Haag, Herbert: Die Musik im Gottesdienst der Ökumene.

Deutsches Pfarrerblatt 61, 1961 S. 449—453.
Jungermann, Dietrich: Fortuna und Vanitas — Andreas Gryphius

und Johann Franck als Zeugen barocker Dichtung und Frömmigkeit.

Monatschrift für Pastoraltheologie 50, 1961 S. 477—486.
Stevenson, F. R.: Architecture and Liturgy.

Scottish Journal of Theology 14, 1961 S. 390—402.
Vis eher, Lukas: Ihr seid getauft. Eine Untersuchung über Taufund
Konfirmationsliturgien verschiedener Kirchen. Zürich: EVZ-

Verlag [1961]. 67 S. 8". Kart. DM 4.80.