Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1962 Nr. 4

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

301

Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 4

302

selbst dem neutestamentlichen Ursprung des Wortes Erbauung
näher, der u. E. allein in der Lage wäre, der Erbauungsliteratur
heute wirklich ein neues Lebensrecht zu verleihen. Entscheidend
ist dabei die Beziehung zu Christus und zur Ekklesia. Jeder
noch so ernsthafte religiöse Individualismus muß hinter der
Fülle und Fruchtbarkeit des von daher zu gewinnenden Verständnisses
von Erbauung zurückbleiben. Im Zusammenhang damit
meinen wir ein Zweites zu sehen. Hirsch verficht entschieden
die Unabhängigkeit der persönlichen Glaubensentscheidung von
vermittelnden, zumal kirchlichen Instanzen. Aber personale
Aktualität und Kontinuität der Überlieferung sind in Wahrheit
für den Glauben nicht Gegensätze, sondern die zwei Aspekte
seiner geschichtlichen Wirklichkeit. Es wäre gut, wenn diese Erkenntnis
auch dem Verhältnis zum Alten Testament zugute käme.
Jedenfalls müssen wir fragen, ob es wohlgetan ist, wenn Hirsch
allzu einschränkungslos nur den „Widerstreit Jesu gegen den
alttestamentlichen Glauben und Dienst" (S. 135), den Abstand
des Christentums zur „alttestamentlichen Religion" (S. 168, vgl.
S. 192) zum Gegenstand der Erörterung macht, wenn er nur bedauert
, daß „der Psalter mit seinem verkehrten Vorsehungsglauben
eines der heiligen Büdier der Christenheit geworden" ist,
ja, von seinen „schrecklichen Lügen'-' (S. 203) spricht, wenn er
sogar in Meyfarts Lied von der hochgebauten Stadt den ersten
Vers ändert, um das Wort Jerusalem zu vermeiden (S. 65). Hier
sind wir in bedrängender Weise mit dem Problem des Kanons
konfrontriert. Es geht ja im übrigen bei solchen Urteilen nie
nur um das Verhältnis religiöser Autonomie zu den Traditionen,
sondern immer auch um die Gefahr geheimer Nachbarschaft zu
zeitgenössischen Irrtümern. Jedenfalls besteht gerade dem Leser
eines Erbauungsbuches gegenüber auch in dieser Hinsicht eine
besondere Verantwortlichkeit.

Leipzig Norbert M 111 c r

Asmusscn. Hans: Die Predigt.

Wanderwepe — Festgabe zum 60. Geburtstag von Ida Friederike
Görres 1961, S. 67—71.

Beckmann, Heinz: Kirche und geistiges Leben.
Lutherische Nachrichten 1, 1962 S. 26—33.

Bolkestein. M. H.: Het terrein der praktische theologie.
Nederlands Theologisch Tijdschrift 15, 1961 S. 282-294.

Carre, A.-M.: Ehelosigkeit, Berufung oder Schicksal? Aus dem Französischen
übers, v. H. Herrmann. Mainz: Matthias-Grünewald -
Verlag [1961]. 139 S. 8°. Lw. DM 7.80.

Foehn, Helge: Konfirmasjonsordningene i de lutherske kirker i dag. j Stelle werden die Elemente als Zeichen der göttlichen Liebe zum

LITURGIEWISSENSCHAFT
UND KIRCHENMUSIK

K r a m e r, Paul: Das Heilige Amt. Eine Handreichung für den Gottesdienst
der Kirche bearb. u. erläutert. Mit einer Beilage: Liturgische
Gesänge von Christian Lahusen. Bern: Haller [i960]. 60 S. 4°
~ Leibhaftiges Christentum, hrsg. v. M. Schoch u. W. Grimmer.
Kart. sfr. 15.—.

Die vorliegende Gottesdienstordnung, deren Bezeichnung
aus den Worten des Kirchenliedes „Gott loben, das ist unser
Amt" genommen ist, unternimmt den Versuch, der reformierten
Gemeinde deutscher Zunge eine Liturgie für den Predigt-Abendmahl
-Gottesdienst anzubieten. Veranlassung dazu ist die Erkenntnis
, daß die ökumenische Begegnung immer wieder auf eine
Grundstruktur des christlichen Gottesdienstes hinweist, in welcher
Wortverkündigung und Mahlfeier gleichermaßen zu ihrem
Recht kommen. In dieser Ordnung greift man im wesentlichen
auf die altkirchlidie Eucharistie zurück, weil man in ihr die ursprüngliche
Ganzheit und Fülle des christlichen Gottesdienstes am
umfassendsten verwirklicht glaubt. Hinter dieser Neugestaltung
steht vor allem jene liturgische Arbeit, wie sie auf dem Boden
der Berneuchener Bewegung und ihrer Michaelsbruderschaft geleistet
worden ist. Nicht ohne Bedeutung für das Wagnis, die
evangelische Messe auf reformierten Boden zu überpflanzen, mag
die Tatsache sein, daß die reformierte Kirche Frankreichs durch
ihren Entwurf für den sonntäglichen Gottesdienst „Liturgie du
Culte Dominical" (Paris 1948) das Gleidie unternommen hat und
die Brüder von Taize den Sonntagsgottesdienst ebenfalls in der
Meßform halten.

Der Gang des Gottesdienstes gestaltet sich in folgender Weise:
Dem Rüstakt der Gemeinde folgen Eingangslied, Kyrie, Gloria, Kollekte
und Lesungen; das Graduallied bildet den Übergang zur Predigt,
der sich freies Gebet und Predigtlied anschließen. Entsprechend dem
reformierten Abendmahlsverständnis, das in der aktiven Teilnahme der
ganzen Gemeinde an der Mahlfeier zugleich einen Bekenntnisakt sieht,
ist nach dem Prcdigtlied eine Entlassung der Nichtkommunikanten vorgesehen
. Die „Missa Fidelium" beginnt mit der Mahnung zu echter
innerer Haltung der Kommunikanten. Fürbittgebet und Glaubensbekenntnis
leiten zum Opfergang über. In der Fassung des Apostolikum
ist (mit spezieller Begründung in den Erläuterungen) „Auferstehung
des Fleisches" durch „Auferstehung des Leibes" ersetzt. Der
Opfergang umfaßt die Einsammlung der Kollekte und ein kurzes Gebet
über dem Geldopfer. Im Gebet über Brot und Wein an dieser

Norek Teologisk Tidsskrift 62, 1961 S. 211—222. Gleichnis unserer eigenen Hingabe im Dankopfer an den Vater. Nun

Fror, Kurt: Internationales Seminar über Fragen der Konfirmation.

Monatschrift für Pastoraltheologie 50, 1961 S. 494—503.
Höh ler. Heinrich: Die Gestalt der Evangelischen Gemeinde heute.

Kirche in der Zeit 16, 1961 S. 409—412.
K o I p i n g, Adolf: Eine psychologische Untersuchung über die wissenschaftlich
-theologische Ausbildung des katholischen Seelsorgeklerus

und kritische Folgerungen hierzu.

Theologische Revue 57, 1961 Sp. 145—154.
Krimm, Herbert: Diakonie unter Urheberschutz.

Deutsches Pfarrcrblatt 61, 1961 S. 426—429.
Ludwig, M.: Lebensordnung im Raum der Kirche.

Pastoralblätter 101, 1961 S. 675—695.
Mole, John: Laymanship.

Scottish Journal of Theology 14, 1961 S. 380-389.
M ü 1 h a u p t, Erwin: Reformationspredigt und Reformationsfeier.

Luther — Mitteilungen der Luthcrgcsellschaft 1961 S. 121—131.
Rahner, Karl: Die Messe und das Fernsehen.

Universitas 16, 1961 S. 1195—1204.
Schenk, Wolf gang: Zum Gebraudi von 1. Kor. 11,29 in der

Konfirmationsdebatte.

Evangelische Theologie 21. 1961 S. 520—526.
Schultz, Hans Jürgen: Tatsachen und Probleme der kirchlichen
Rundfunkarbeit.

Kirche in der Zeit 16, 1961 S. 412—415.
sPener, Philipp Jakob: Wenn du könntest glauben. Ausschnitte aus

«einen Briefen. Ausgewählt und eingeleitet von Hans-Georg Feiler.

Berlin: Union Verlag [1961]. 115 S. 8°. Lw. DM 5.-.
Strijd, Kr.: Dimcnsies der leertudit

NÄS!Ti;Ä4^W^.S. .»6. S. 434-454. Neugestaltung auf reformiertem Boden zu erweisen. Ahe

folgt das Hochgebet. Es setzt sich zusammen aus dem Sursum corda,
dem Dankgebet mit dem Dreimal Heilig und dem Bcnedictus. Nicht
in dies Gebet eingegliedert, statt dessen eingeleitet mit dem Ruf
„Der Herr ist in seinem Heiligtum. Es sei stille vor ihm alle Welt!"
und ihm folgender Stille, werden die Vcrba Testamenti rezitiert. Dem
schließen sich Anamnese und Epiklese an. Die aus der Didache bekannte
Bitte um Vereinigung und Vollendung der Kirche leitet zum Marana-
tha, dem Vaterunser und Agnus Dei über. Dann wird das Brotbrechen
als besonderer liturgischer Akt vollzogen. Nun erfolgt die Kommunion.
Die Feier schließt mit Dankgebet, Worten der Sendung, wofür ein
Stüde aus Joh. 1 oder die Seligpreisungen angeboten werden, Sdilußlied
und Segen. Ein Anhang enthält Wechselstücke für das Sündenbekenntnis
und die Gebete vor der Schriftlesung, außerdem die Kyrielitanci,
eine Umschreibung des Glaubensbekenntnisses aus der Feder des Verfs.,
Dank- und Schlußgebete und das Schlußevangelium aus Joh. 1, beginnend
mit den Worten „Von Ur an war das Wort. .. ". Zur Auswahl
der Lieder werden ausführliche Hinweise gegeben. Von besonderer Bedeutung
sind die Erläuterungen und Quellenhinweise am Schluß des
Buches.

Der Verf. betont im Vorwort, daß er und seine Mitarbeiter
sich „bei dieser Bearbeitung von ihrer reformierten Erfahrung und
Empfindung haben leiten lassen". Sie 6elber scheinen dabei
empfunden zu haben, daß die Vertreter einer streng reformierten
Abendmahlsauffassung ernste Fragen an diese Neugestaltung
zu stellen haben werden. Ich könnte mir denken, daß 6ich solche
vor allem gegenüber dem Opfergang und der Anamnese sowie
der Epiklese ergeben werden. Der Herausgeber bemüht sich deshalb
auch in den Erläuterungen durch häufige Zitierung von
Calvin, gelegentlich auch von Bullinger, die Rechtmäßigkeit dieser

r es