Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1962 Nr. 4

Spalte:

284

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Blanke, Fritz

Titel/Untertitel:

Kirchen und Sekten 1962

Rezensent:

Schott, Erdmann

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

283

Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 4

284

schließt diesen Teil. Schrift und kirchliche Tradition, beide sorgsam
abgestimmt auf das kirchliche Lehramt, dessen „providen-
tielle" Entscheidungen in der Theologiegeschichte öfters hervorgehoben
werden (z.B. S. 851), werden als die Grundpfeiler der
katholischen Theologie mit großer Klarheit herausgearbeitet. Bei
dem katholischen Glaubensbegriff wird seine Grundlage in der
„begründeten Fremdeinsicht" (S. 92) und das theologische Glauben
als „ein Fürwahrhalten auf Grund der Rede Gottes" (S. 94)
betont. Da es dabei immer um das gläubige Fürwahrhalten übernatürlicher
Wirklichkeiten und Wahrheiten geht, bekommt die
Feststellung, daß dieses Glauben ein Werk des Hl. Geistes ist,
Nachdruck. Eine Konfrontation dieses Glaubens mit der Wirklichkeit
des Glaubens, von welcher die Schrift, namentlich das
NT (Paulus) redet, wird nicht versucht. Damit hängt es wohl zusammen
, daß Verf. die „spekulative Aufgabe der Theologie"
stark hervorhebt und diese mit einem Satz des Vaticanums so
umschreibt: „mit Hilfe Gottes eine gewisse Einsicht in die
Glaubensmysterien zu gewinnen" (S. 122). Damit tritt aber der
im 1. Teil klar herausgearbeitete Geschichtscharakter der Offenbarung
unmerklich in den Hintergrund, und diese erscheint wieder
eigentlich als übernatürlich mitgeteilte göttliche Wahrheit
und Weisheit. Besonders tritt dann diese Eigenart der katholischen
Theologie im Überblick über die wissenschaftliche Theologie
hervor. Im eigentlichen Sinn wird die Systematik, namentlich
die Dogmatik, als Theologie gewertet: Fundamentaltheologie,
Dogmatik im engsten Sinn, sodann Moraltheologie bilden den
„Kern" der Theologie. Von ihrer Anwendung im seelsorgerlichen
Dienst der kirchlichen Praxis handelt die „Pastoraltheologie":
diese Bezeichnung faßt jene Disziplinen zusammen, welche bei
uns den Namen „praktische Theologie" tragen. Bibelwissenschaften
und Kirchengeschichte erhalten den Rang „vorbereitender
Fächer" (S. 155). Einige unter ihnen, z.B. biblische Philologie,
Edition theologischer Texte, gelten geradezu als „Hilfswissenschaften
" (S. 126).

Im 3. Teil wird das Studium der katholischen Theologie mit
vielen, von großer praktischer Erfahrung zeugenden Ratschlägen
behandelt. Auch Reformvorschläge, die der tatsächlichen Situation
des gegenwärtigen kirchlichen Nachwuchses Rechnung tragen,
werden mit großer Offenheit und klarer Situationserkenntnis
dargelegt. In einem Anhang gibt Prof. Dr. Stegmüller - Frei-
burg/Br. Anweisungen zur Seminararbeit. Mit ihrer von jahrelanger
pädagogischer Erfahrung zeugenden Klarheit und methodischen
Schulung sollten diese Richtlinien, den Anforderungen der
protestantischen Theologie angepaßt, auch von evangelischen
Studenten der Theologie beachtet und befolgt werden.

Dieser kurze Überblick zeigt trotz vieler Gemeinsamkeiten
auch den Abstand der katholischen Theologie von dem, was wir
unter Theologie verstehen. Doch wenn wir auch dem Verf. in
vielem nicht zu folgen vermögen, schulden wir ihm für seine
Einführung Dank, denn sie ist gerade in ihrem Abstand für uns
lehrreich und wertvoll.

Sopron/Ungarn Karl Karner

Kirchliches Jahrbuch für die deutschen AH-Katholiken 1961 mit

Jahresweiser und kirchlichem Behördenverzeichnis der Alt-Katholischen
Kirchen. Im Auftrag des katholischen Bistums Bonn der Alt-
Katholiken in Deutschland hrsg. v. Benno Schöke, Karlsruhe;
60. Jahrgang. Bonn, Gregor-Mendel-Str. 25: Verlag des Bistums Bonn
[i960]. 95 S. m. Abb. gr. 8°. Kart. DM 2.50.

Deutlicher noch als bisher trägt der vorliegende Band das
Gepräge eines Rechenschaftsberichtes und stellt den eigenen
Standpunkt der Kirche sowie ihre Hinordnung auf die Gemeinschaft
des Ökumenischen Rates in den Mittelpunkt der Darstellung
. Diesmal wird vor allem das Kirchenverständnis der Alt-
Katholiken, gemessen an den Neuerungen des Vatikanischen
Konzils von 1870, am Begriffe der früh-christlichen Katholizität
und schließlich an der Ökumene dargestellt, der sich der Alt-
Katholizismus seit je verbunden weiß. — Neben ein paar Erzählungen
und Anekdoten bilden Kalendarium, Jahresbericht und
das Verzeichnis der Pfarreien und Behörden den jährlich wiederkehrenden
Teil dieser Veröffentlichung.

Hamburg Bertold Spuler

Blanke, Fritz, Prof. Dr.: Kirchen und Sekten. Führer durch die religiösen
Gruppen der Gegenwart. 3., überarb. Aufl. Zürich-Stuttgart:
Zwingli-Verlag [1959]. 115 S. 8°. Kart. 6fr. 8.50.

Die 1. Auflage dieser Schrift wurde in ThLZ 1955, 12 besprochen
. Das dort Gesagte gilt im ganzen auch für die vorliegende
3. Auflage. Der kompefldienartige Aufriß und die Verteilung
des Stoffes auf zwölf Abteilungen ist unverändert beibehalten
. 58 Gruppen sind neu eingefügt worden. Zwei Gruppen, die
früher den Sekten (Abt. IX) zugeteilt waren, sind jetzt unter die
„umstrittenen Gemeinschaften" (Abt. VIII) aufgenommen: die
„Namenlosen" und die Swedenborgianer. Eine Sekte ist nach B.
„eine religiöse Gemeinschaft, wo man dem Herrn Christus und
zugleich menschlichen Meistern Gefolgschaft leisten . . . muß"
(78). Die Zahl der wirklich echten Sekten ist gering. B. führt
hier nur Christengemeinschaft, Christliche Wissenschaft, Jehovahs
Zeugen, Menschenfreundliche Versammlung, Mormonen, Neuapostolische
Gemeinde und Neusalembund auf. Zahlreicher sind
die „umstrittenen Gemeinschaften", die wohl in der Gefahr
sektenhafter Ausschließlichkeit stehen, in ihren eigenen Reihen
aber dagegen ankämpfen. So neigen etwa die Swedenborgianer
dazu, „Swedenborgs Deutung der Bibel als die einziggültige anzusehen
und seine Schriften als der Bibel gleichrangig zu erachten
" (67), erkennen aber ausdrücklich an, daß auch außerhalb
ihrer eigenen Reihen Wahrheit zu finden ist, und haben darum an
der Weltkirchenkonferenz in Evanston 1954 teilgenommen. Auch
die Adventisten, die in Europa (nicht in Nordamerika) im allgemeinen
zu den Sekten gezählt werden, rechnet B. unter die umstrittenen
Gemeinschaften.

Halle/Saale Erdmann Schott

Lecler, Joseph: A propos d'une maxime citee par Jean XXIII: In

necessariis unitas, in dubiis Iibertas, in Omnibus Caritas.

Recherches de science religieuse XLIX, 1961 S. 549—560.
Schaeder, Hildegard: Rhodos.

Kirche in der Zeit 16, 1961 S. 419—422.
Wulf, Hans: Die Enzyklika „Mater et Magistra" im Kreuzfeuer der

Kritik.

Stimmen der Zeit 169 (Jg. 87, 1961/62) S. 254—264.

GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Rice, DavidTalbot: Kunst aus Byzanz. Aufnahmen v. Max Hirmer.
jwAus dem Englischen übers, von Gertrud G a 11. München: Hirmer
11959]. 91 S. m. 17 Abb., 196 Taf., 44 Farbtaf. 4°. Lw. DM 68.—.

Dieser große Kunstband enthält zunächst, von D. Talbot
Rice geschrieben, auf 22 Seiten eine allgemeinverständliche Einführung
, der ein Verzeichnis der wichtigsten Literatur folgt
(S. 29). Es schließt sich der sehr umfängliche Tafelteil an. S. 35
—88 gibt Verf. für jede Tafel eine kurze Beschreibung einschließlich
der Datierung, der Maße und des Materials. Jeder Beschreibung
ist die wichtigste Spezialliteratur beigegeben. S. 89—91 geben
ein alphabetisches Verzeichnis der Kunstwerke nach Orten
und Museen. Im Gegensatz zur allgemeinverständlichen Einführung
findet der wissenschaftlich interessierte Leser im 2. Teil
wichtige Hinweise auf die Forschungsdiskussionen einzelner
Denkmäler. Grundrisse der bedeutendsten Kirchen ergänzen hier
die ausgezeichneten Aufnahmen des Bildteiles. D. Talbot Rice,
eine anerkannte internationale Kapazität, schrieb einen klaren
Text im 1. und im 2. Teil, wobei er den Hauptlinien seiner Auffassungen
folgte, die er bereits 1948 in Byzantine painting and
developments in the west before A. D. 1200 entwickelt hat.
Sie kommen zum Ausdruck z. B. an 6einer Darstellung des Deesis-
Mosaiks der Hagia Sophia aus dem 13. und der Ikone der Gottesmutter
von Vladimir aus dem 12. Jhdt. (XXV-XXVII, 171.
S. 26, 78—79). Beide Denkmäler zeigen, daß lange vor den bedeutsamen
Änderungen der italienischen Kunst in der von vielen
immer noch als steril verkannten byzantinischen der Durchbruch
einer intimeren und sozusagen psychologischen Grundauffassung
begann. Was die Vladimirskaja anbetrifft, so wird
man wohl die Restaurationsergebnisse an der Bogoljubskaja abwarten
müssen, ehe 6ich Endgültiges wird sagen lassen. Mit dem
Begriff der „paläologi6chen Renaissance" geht R. zurückhaltend