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Ausgabe:

1962 Nr. 4

Spalte:

276-277

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Haendler, Gert

Titel/Untertitel:

Wulfila und Ambrosius 1962

Rezensent:

Ludolphy, Ingetraut

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275

Theologische Literaturzeitung 1962 Nr. 4

276

Hebert, Gabriel: The Problem of the Gospel According to Matthew.
Scottish Journal of Theology 14, 1961 S. 403—413.

H u n t e r, A. M.: P. T. Forsyth Neutestamentler.
The Expository Times 73, 1962 S. 100—106.

H y g e n, Johan B.: Avmytologisering og forkynnelse.
Norsk Teologisk Tidsskrift 62, 1961 S. 177—194.

Jervell, Jacob: Skilsmisse og gjengifte etter Det nye testamente.
Norsk Teologisk Tidsskrift 62, 1961 S. 195—210.

Karnetzki, Manfred: Die Galiläische Redaktion im Markusevangelium
.

ZNW 52, 1961 S. 238—273.

Kraft, Heinrich: Die Anfänge der christlichen Taufe.
Theologische Zeitschrift 17, 1961 S. 399—412.

Mead, Richard T.: The Healing of the Paralytic — a Unit?
Journal of Biblical Literature LXXX, 1961 S. 348—3 54.

Mitton, C. Leslie: A. M. Hunter's Theology of the New Testament
.

The Expository Times 73, 1961 S. 77—80.
Nishitani, Keiji: Eine buddhistische Stimme zum Thema der Ent-
mythologisierung. (Schluß)

Zeitschrift für Religions- u. Geistesgeschichte XIII, 1961 S. 345—3 56.
Priiram, Karl: Dynamis in griechisch - hellenistischer Religion und
Philosophie als Vergleichsbild zu göttlicher Dynamis im Offenbarungsraum
.

Zeitschrift für katholische Theologie 83, 1961 S. 393—430.
Taylor, Vincent: Does the New Testament Call Jesus God?

The Expository Times 73, 1962 S. 116—118.
Treu, Kurt: Zur vermeintlichen Kontraktion von 'IEPOSOAYMA

in 0188, Berlin P. 13416.

ZNW 52, 1961 S. 278—280.
V ö g 11 e, Anton: Jesu Wunder einst und heute.

Bibel und Leben 2, 1961 S. 234—254.
Wickert, Ulrich: Der Philemonbrief — Privatbrief oder Apostolisches
Schreiben?

ZNW 52, 1961 S. 230—238.

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Bender, Wolfgang: Die Lehre über den Heiligen Geist bei Ter-
tullian. München: Hueber 1961. XVI, 182 S. gr. 8° = Münchener
Theologische Studien, hrsg. v. J. Pascher, K. Mörsdorf, H. Tüchle,
11. Systematische Abteilung, 18. Bd. Kart. DM 18.—.

Tertullians Geistlehre ist schon oft in größerem Zusammenhang
, aber kaum jemals ex professo behandelt worden, und
wenn ich auch nicht finden kann, daß gerade sie bisher „besonders
vernachlässigt worden ist", so ist eine vollständige Aufarbeitung
des Materials doch willkommen. Die vorliegende
Dissertation der Gregoriana in Rom läßt an Vollständigkeit
nichts zu wünschen übrig, sowohl was die angeführten Texte
wie die Literatur anlangt. Dazu kommen gute Register, die das
Nachschlagen jeder gesuchten Einzelheit ermöglichen.

Der Verfasser geht so vor, daß er in einem ersten Teil
den allgemeinen trinitarischen Rahmen behandelt und daran die
Geistlehre im besonderen schließt; als dritter Teil erscheint „die
Gegenwart und das Wirken des Hfciligen Geistes in der Welt",
und ein kurzer vierter Teil stellt zum Schluß mit Recht heraus,
daß „der Montanismus in Tertullians Lehre über den Heiligen
Geist" kaum einen wesentlichen Einschnitt bedeute. Der Verfasser
nennt hier nur die Vorstellung von der „amentia" der
Propheten. (Die interessanten Fragen des heilsge6chichtlichen
Aufrisses werden kaum erörtert, da sie nach dem Schematismus
der befolgten Fragestellung wohl nicht mehr als zugehörig
gelten.)

Auch sonst wird die innere Einheit von Tertullians Denken betont
, besonders hinsichtlich der Personalität des Geistes als dritter
trinitarischer Größe; aber die flüchtige Ablehnung der Thesen von
Loofs, Kretschmar (S. 10) oder Harnack (S. 92) ist nicht
recht überzeugend. Es handelt 6ich nicht um die Frage, ob von Tertullians
Glaubens-Voraussetzungen her der Begriff eines personhaften
Geistes vielleicht von Anfang an möglich war, sondern welche
Denkformen ihm neben den „dynamisch-substantiellen Vorstellungen
vom göttlichen Geist" in seiner Frühzeit hierfür tatsächlich zur Verfügung
standen. Mit der allgemeinen Behauptung, daß Tertullian die
Pereonhaftigkeit des Geistes in der Schrift- und Taufformel bereits
gegeben war, ist wirklich nichts gesagt. Wie kompliziert die Dinge —
bei einer historischen Betrachtung der Entwicklungszusammenhänge —
in Wirklichkeit liegen, mag man dem großen Aufsatz von C. Andre-

sen, ZNW 52 (1961) 1 ff. entnehmen. Interessanter ist eine (z.T.
gegen G r i 11 m e i e r gerichtete) Bemerkung über die tertullianische
Lösung des Problems der Einheit und Dreiheit in Gott. „Die Verschiedenheit
der göttlichen Namen wird letztlich nicht durch persönliche
Beziehungen, sondern durch Modifikationen der göttlichen Substanz
erklärt", d. h. die Antwort ergibt sich „nicht eigentlich in der
Gegenüberstellung von Substanz und Person, sondern von der ,sub-
stantia' und .forma', d. h. von der Substanz her gesehen" (S. 54 f.).

Leider treten kritische Auseinandersetzungen mit der fortlaufend
zitierten älteren Forschung im allgemeinen sehr zurück.
Der Verfasser konzentriert sich auf die exakte Behandlung der
Texte und läßt sich auf weiter greifende Probleme kaum jemals
ein. Die tertullianischen Anschauungen werden durch
Zusammenstellung der einschlägigen Zitate (im Urtext) förmlich
durchgepaust. „Auf eine Einreihung Tertullians in die dogmengeschichtliche
Entwicklung" ist bewußt verzichtet, mit der Begründung
, die Forschung über die Gnosis, Irenäus, Hippolyt
usw. sei dafür noch nicht weit genug ((). Es versteht sich, daß
besonders der dritte Teil, der den Geist, in 6eincm Verhältnis
zu Christus, zur Kirche, zur Schrift, zur Taufe und zum sittlichen
Leben behandeln soll, unter diesen Umständen nicht gerade
aufregend geraten konnte. Das ganze Buch hat kaum etwas
Neues an Thesen oder Erkenntnissen gebracht, sondern stellt
im wesentlichen eine geordnete Stoffsammlung dar, die nur
dort, wo es ganz unumgänglich war, zu älteren Streitfragen
Stellung nimmt.

Heidelberg Hans v. Ca rap en ha u s e o

Ha endler, Gert: Wulfila und Ambrosius. Berlin: Evang. Verlags-
anstalt [1961]. 32 S. gr. 8° = Aufsätze und Vorträge z. Theologie
u. Religionswissenschaft, hrsg. v. E. Schott u. H. Urner, H. 15, und
Stuttgart: Calwer Verlag [1961] = Arbeiten z. Theologie, hrsg. m.
A. Jepsen u. O. Michel von Th. Schlatter, H. 4.

Der erstmalig vor der Lutherakademie gehaltene Vortrag
6tellt Wulfila und Ambrosius, die wohl Zeitgenossen waren, sich
aber persönlich nie begegnet sind, einander ak zwei Typen des
Christentums gegenüber, von denen der Wulfilas der ansprechendere
sei.

Zunächst wird der traditionellen Auffassung zugestimmt,
daß Wulfila in seiner theologischen Stellung zu einer heterodoxen
Richtung gehörte und Ambrosius der rechtgläubige Kirchenvater
war. Sonst aber sei die bisherige Verteilung von Licht und
Schatten auf Ambrosius und Wulfila zu korrigieren, und zwar
auf Grund ihrer Stellung zur Völkerwanderung und ihrer Position
im Verhältnis von Staat und Kirche. Wulfila 6tehe uns näher
als Ambrosius, weil dessen Verhalten nicht immer christlich gewesen
sei. Das zeige sich bei seiner Gleichsetzung der die römischen
Reichsgrenzen bedrohenden Westgoten mit Gog (Ez 38), in
der Ausnutzung seiner Machtstellung, auß der heraus er den Kaiser
Theodosius zur Kirchenbuße zwang, Valentinian II. an der
Wiederaufstellung des Altars der Viktoria im römischen Senat
hinderte, seine intolerante Haltung gegenüber den Homöern, die
einen eigenen Kirchenraum wünschten, durchsetzen konnte und
die Bestrafung der Synagogenbrandstifter von Kallinikum verhinderte
. Wulfila dagegen habe bei seiner Bibelübersetzung die
König6bücher weggelassen, um den kriegerischen Sinn seiner Goten
nicht zu reizen. Der gotischen Übersetzung de6 griechischen
Wortes Soter legte er den Stamm für „genesen" zugrunde, wonach
Christus also der Helfende, Heilende sei und nicht der germanische
Recke, als der er später im Heliand gedeutet wurde.
Durch 6eine Art der Verkündigung habe Wulfila bewirkt, daß die
Kleingoten 6eßhaft wurden und ein unkriegerisches Volk. Bereitwillig
habe er sich einer Delegation an den Kaiser angeschlossen
in der Hoffnung, damit zu helfen, den permanenten Kleinkrieg
zwischen Goten und römischem Reich zu beenden. Daß er bei
dieser Mitarbeit im politischen Raum 6eine Selbständigkeit zu
wahren gewußt hätte, wird dadurch unterstrichen, daß er bei
diesem Anlaß vom oströmisdien Hofbischof die Bischofsweihe
annahm.

Trotzdem habe in den folgenden Jahrhunderten allein Ambrosius
' Erbe gegolten, selbst in der Kirche der Reformation.
Dabei habe Wulfila 6olche unbestreitbaren Verdienste wie die
Bibelübersetzung und den Anstoß einer bis nach Thüringen, ja,